Das 1. Evangelium – Matthäus

Das 1. Evangelium – Matthäus
Filmdaten
Deutscher Titel: Das 1. Evangelium – Matthäus (wörtl. Übersetzung: Das Matthäus-Evangelium)
Originaltitel: Il Vangelo secondo Matteo
Produktionsland: Italien,
Frankreich
Erscheinungsjahr: 1964
Länge: 131 Minuten
Originalsprache: Italienisch
Altersfreigabe: FSK 12
Stab
Regie: Pier Paolo Pasolini
Drehbuch: Pier Paolo Pasolini
Produktion: Alfredo Bini
Musik: Luis E. Bacalov
Kamera: Tonino Delli Colli
Schnitt: Nino Baragli
Besetzung

Enrique Irazoqui: Jesus Christus
Margherita Caruso: Die junge Maria
Susanna Pasolini: Die alte Maria
Marcello Morante: Josef
Rossana di Rocco: Der Engel des Herrn (Gabriel)
Mario Socrate: Johannes der Täufer
Rodolfo Wilcock: Kaiphas
Alessandro Clerici: Pontius Pilatus
Settimio Di Porto: Simon Petrus
Alfonso Gatto: Andreas
Luigi Barbini: Jakobus Zebedäus
Giacomo Morante: Johannes
Giorgio Agamben: Philippus
Guido Cerretani: Bartholomäus
Rosario Migale: Thomas
Ferruccio Nuzzo: Matthäus
Marcello Galdini: Jakobus Alphäus
Elio Spaziani: Judas Thaddäus
Enzo Siciliano: Simon Zelotes
Otello Sestili: Judas Ischariot
Amerigo Bevilacqua: Herodes der Große
Francesco Leonetti: Herodes Antipas
Franca Cupane: Herodias
Paola Tedesco: Salome
Renato Terra: Satan
Eliseo Boschi: Joseph von Arimathäa
Natalia Ginzburg: Maria von Bethanien
Ninetto Davoli: Hirte

Das 1. Evangelium – Matthäus (orig.: Il Vangelo secondo Matteo) ist ein Spielfilm des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1964.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Jesus wird als kompromissloser und mit dem damaligen jüdischen Establishment als solchem unversöhnlichen Prediger und Sohn Gottes dargestellt. Den einzelnen Menschen fordert er auf, den guten Weg Gottes zu beschreiten. Das heißt: sanft zu Kindern, Unterprivilegierten und umkehrwilligen Sündern, aber zornig auf die Händler und das religiöse Establishment, v.a. die Pharisäer.

Hintergrund

In dem in Schwarz-Weiß gedrehten Film zeichnet Pasolini das Leben des Jesus von Nazaret, wortgetreu auf dem Matthäus-Evangelium der Bibel basierend nach. Er stellt Jesus, anders als dies in vergleichbaren Werken geschieht, als realistische und menschliche Figur dar. Das Werk überrascht durch die extrem kompromisslose Umsetzung der biblischen Vorlage, ohne zusätzlich erdachte Personen, Handlungsstränge oder Dialoge, die nicht in der Bibel überliefert sind. Dies gilt umso mehr, wenn Pasolinis Einstellung als Homosexueller, Kommunist und Atheist berücksichtigt wird.

Der Charakter Jesus Christus passt jedoch zum sozialkritischen Stil Pasolinis und seiner Vorliebe für unbequeme Charaktere abseits des Establishments. Ein solcher Charakter war er selbst auch: Als unbequemer und beliebter politischer Aktivist der Kommunisten wurde sein Ruf vom politischen Gegner ruiniert (Anlass: seine Homosexualität, was im damaligen katholischen Italien inakzeptabel war). Dies könnte als Parallele zur Geschichte Jesus im Matthäus-Evangelium gesehen werden: Jesus war ebenfalls revolutionär, unbequem und beim Volk sehr beliebt - eine Konkurrenz zu den etablierten Religiösen. Schließlich wurde ihm auf Druck des religiösen jüdischen Establishments beim römischen Statthalter Pilatus der Prozess gemacht.

In einer Notiz schrieb Pasolini: „Nichts scheint mir gegensätzlicher zur modernen Welt als jene Christusfigur: sanft im Herzen, aber nie im Denken“.

Pasolini benutzt das Evangelium nach Matthäus aus der Bibel als Drehbuch und nur wörtliche Zitate, verzichtete vollständig auf professionelle Darsteller, alle Mitwirkenden waren Laiendarsteller. Pasolinis Mutter Susanna spielt die alte Maria.

Die Filmmusik wirkt expressionistisch. Es wird ein für die damalige Zeit (1964) ungewöhnlich innovativer Mix verschiedener Stile präsentiert, welcher heute in Großproduktionen üblich ist. Sie ersetzt jedoch nicht, wie in vielen modernen Filmstoffen, Lücken in der Handlungsdramaturgie, sondern ergänzt wirkungsvoll die unspektakuläre Optik und die zumeist sehr sparsame Mimik der (Laien)darsteller.

Der Soundtrack reicht von der Feierlichkeit der Freimaurer-Messe Mozarts (für die Erscheinung Christi am Jordan) über russische Volkslieder (für die Szenen der Bergpredigt), das von Odetta Holmes gesungene Spiritual Sometimes I feel like a Motherless Child bis zu den kongolesischen Rhythmen der Missa Luba für die Wunder-Szenen und den Kreuzweg.

Auszeichnungen

Der Film nahm 1964 beim Filmfestival in Venedig am Wettbewerb um den Goldenen Löwen teil. Für seine Regieleistung wurde Pasolini mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet.

Eine besondere Auszeichnung für den bekennenden Atheisten Pasolini war auch ein etwa 40 Minuten anhaltender Applaus des vornehmlich aus Bischöfen und anderen katholischen Würdenträgern bestehenden Publikums bei einer Aufführung im Vatikan 1964.

Bei der Oscar-Verleihung 1967 war der Film in drei Kategorien nominiert, ging jedoch leer aus.

  • Beste Ausstattung
  • Bestes Kostümdesign
  • Beste Musik

Kritiken

  • Lexikon des internationalen Films: Leben, Sterben und Auferstehung Jesu Christi in dem berühmten Film von Pasolini. Dem Matthäus-Evangelium folgend, entwirft er ein individuell getöntes Bild der Heilsgeschichte, in dem besonders der soziale Aspekt der Botschaft Jesu herausgearbeitet wird.

Weblinks


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