Margot Feist

Margot Feist
Margot Honecker, 1981

Margot Honecker (geb. Feist; * 17. April 1927 in Halle (Saale)) war von 1963 bis 1989 Ministerin für Volksbildung der DDR. Sie war die Ehefrau des Vorsitzenden des Staatsrates der DDR und Generalsekretär des Zentralkomitees der SED, Erich Honecker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Margot Feist wurde als Tochter eines Schuhmachers und einer Fabrikarbeiterin geboren. Ihre Mutter starb 1940, als Margot gerade 13 Jahre alt war. Margot absolvierte die Volksschule und war von 1938 bis 1945 Mitglied des Bundes Deutscher Mädel (BDM).[1] Vor ihrer politischen Laufbahn war sie als kaufmännische Angestellte und danach als Telefonistin tätig. Ihr Bruder Manfred Feist war Leiter der Abteilung für Auslandsinformation beim Zentralkomitee der SED.

1945 trat Margot Feist der KPD bei. Dadurch wurde sie 1946 Mitglied der SED und arbeitete als Stenotypistin beim FDGB-Landesvorstand Sachsen-Anhalt. 1946 wurde sie Mitglied des Sekretariats des FDJ-Kreisvorstandes Halle, 1947 Leiterin der Abteilung Kultur und Erziehung im FDJ-Landesvorstand und 1948 Sekretärin des Zentralrates der FDJ und Vorsitzende der Pionierorganisation Ernst Thälmann. 1949/1950 wurde Margot Feist Abgeordnete der provisorischen Volkskammer der DDR und 1950 mit 22 Jahren jüngste Abgeordnete der Volkskammer.

1953 heiratete Margot Feist den späteren Staatsratsvorsitzenden der DDR, Erich Honecker. Er leitete damals den Zentralrat der FDJ. Die gemeinsame Tochter Sonja wurde bereits am 1. Dezember 1952 geboren, was den damaligen SED-Generalsekretär Walter Ulbricht veranlasste, Honecker zur Scheidung von seiner ersten (bzw. nach anderen Quellen bereits zweiten) Ehefrau zu bewegen.

1963 wurde Margot Honecker Volksbildungsministerin der DDR, nachdem sie schon zuvor als stellvertretende Ministerin tätig war. Sie wirkte maßgeblich am „Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem“ vom 25. Februar 1965[2] mit. 1978 führte sie gegen den Widerstand der Kirchen und vieler Eltern den Wehrunterricht (mit Waffenausbildung an Luftgewehren und der KK-MPi 69) für Schüler ab der 9. und 10. Klassen ein.

Margot Honecker und Samora Moisés Machel, Präsident der VR Mocambique im Jahr 1983
Honecker während einer Festrede im Jahr 1988

In der Wendezeit 1989 wurde Helga Labs nach dem Rücktritt des Ministerrats unter Willi Stoph kurzzeitig ihre Nachfolgerin im Ministeramt.

Nach der Wende gab es Strafanträge gegen sie im Zusammenhang mit Vorwürfen, sie habe in Fällen von Inhaftierung politisch Unliebsamer oder bei Republikflucht Zwangsadoptionen von Kindern der Betroffenen angeordnet, die Kinder gegen deren Willen von ihren Eltern getrennt und zur Adoption an Fremde weitergegeben. Direkte Anweisungen von ihr an die Jugendhilfen ließen sich jedoch nicht nachweisen.

Um sich einer möglichen strafrechtlichen Verfolgung zu entziehen, zog das Ehepaar Honecker zunächst im Jahre 1991 nach Moskau. Nach der Auflösung der Sowjetunion und der ersten freien Präsidentschaftswahl in Russland verließen sie das Land wieder.

Margot Honecker lebt seit 1992 zurückgezogen in Santiago de Chile bei der Familie ihrer Tochter Sonja Yánez Betancourt, geb. Honecker, die dort mit ihrem chilenischen Ehemann Leo Yánez Betancourt und ihrem Sohn Roberto Yánez wohnt. Ihr Ehemann Erich Honecker starb im Alter von 81 Jahren am 29. Mai 1994 in Santiago de Chile an Leberkrebs. Wenig später wurde der Leichnam Honeckers in Santiago de Chile eingeäschert. Die Urne ihres Mannes soll sich im Haus von Margot Honecker befinden. Den Prozess gegen die Bundesrepublik Deutschland um das beschlagnahmte Vermögen der Eheleute Honecker in Höhe von umgerechnet etwa 60.300 Euro hat sie 1999 verloren. Margot Honecker bezieht eine Hinterbliebenen- und Altersrente. Im Jahr 2000 veröffentlichte Luis Corvalán, der frühere Generalsekretär der KP Chiles, das Buch Gespräche mit Margot Honecker über das andere Deutschland, in dem sie über die Geschichte der DDR aus ihrer Sicht spricht.

Am 19. Juli 2008 erhielt Margot Honecker anlässlich des 29. Jahrestages der sandinistischen Revolution in Nicaragua von Staatspräsident Daniel Ortega den Orden für kulturelle Unabhängigkeit „Ruben Dario“. Laut Nicaraguas First Lady, Rosario Murillo, werde damit Honeckers unermüdliche Unterstützung der landesweiten Kampagne gegen Analphabetismus gewürdigt. Diese Ehrung war der erste öffentliche Auftritt Margot Honeckers nach dem Fall der Mauer. Frau Honecker bedankte sich für die Ehrung, ergriff aber nicht öffentlich das Wort. An den Feiern in Managua nahmen auch die linksgerichteten Staatschefs von Paraguay und Venezuela, Fernando Lugo und Hugo Chávez, teil.[3]

Einzelnachweise

  1. Biografie von Margot Honecker bei der Bundesstiftung Aufarbeitung
  2. Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem vom 25. Februar 1965; aus: Gesetzesblatt der Deutschen Demokratischen Republik 1965, Bd. 1, S. 83 ff.
  3. http://www.tagesspiegel.de/politik/international/Margot-Honecker-Nicaragua-DDR;art123,2576042

Literatur

  • Luis Corvalán: Gespräche mit Margot Honecker über das andere Deutschland. Übersetzung aus dem Spanischen: Sabine Schell. Berlin: Das Neue Berlin, 2001, 219 S., ISBN 3-360-00950-9
  • Ed Stuhler: Margot Honecker. Eine Biographie. Wien: Ueberreuter, 2003, 223 S., ISBN 3-8000-3871-4
  • Jörn Kalkbrenner: Margot Honecker gegen Ossietzky-Schüler. Urteil ohne Prozess. Berlin, Dietz Verlag, 1990, 117 S., ISBN 3-320-01682-2

Weblinks


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