Merlene Ottey

Merlene Ottey
Merlene Ottey beim ASV-Sportfest in Köln 1997

Merlene Ottey (Merlene Joyce Ottey, während ihrer Ehe Ottey-Page; * 10. Mai 1960 in Cold Spring, Hanover Parish) ist eine jamaikanische Leichtathletin, die 2002 die slowenische Staatsbürgerschaft angenommen hat und seither für Slowenien startet.

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Ottey ist eine der erfolgreichsten Sprinterinnen in der Geschichte der Leichtathletik, obwohl sie nie Olympiasiegerin wurde. Als sie 1993 auch bei den Weltmeisterschaften in Stuttgart im Finale des 100-Meter-Laufs den Sieg um weniger als eine Nasenlänge verpasst hatte, drohte sie als „Ewige Zweite“ in die Sportgeschichte einzugehen. Über 200 m holte sie jedoch damals endlich Gold, was das Publikum mit einer minutenlangen Standing Ovation feierte.

1999 geriet sie unter Doping-Verdacht, als ein Labor bei einem Dopingtest Spuren von Nandrolon entdeckte.[1] Ottey und ihr Verband legten Einspruch gegen die vom IAAF empfohlene Sperre ein, dem vom IAAF-Schiedsgericht wegen mutmaßlicher Mängel bei der Arbeit des Labors stattgegeben wurde.[2]

Bis 2000 startete sie bei Sportwettkämpfen für ihr Heimatland Jamaika, wo jüngere Konkurrentinnen der 40-jährigen aber allmählich den Rang abliefen. 2002 nahm die seit 1998 in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana lebende Sportlerin die Staatsbürgerschaft Sloweniens an und startete für ihre Wahlheimat 2004 zum siebten Mal in Folge bei den Olympischen Spielen in Athen. Über 100 m erreichte die damals 44-jährige das Halbfinale und scheiterte knapp als Fünfte am Erreichen des Finales. Sie startete außerdem über 200 m, erreichte auch in diesem Bewerb überraschend das Halbfinale, zog sich jedoch unmittelbar nach dem Start eine Verletzung zu. Es war ihr zweiundfünfzigstes Olympisches Rennen.

Mitte Juli 2006 lief sie die 100 m in Maribor in 11,45 s. Damit erzielte sie einen Masters-Weltrekord in der Klasse über 45 Jahre. Bei einer zu den "Austrian Top 4" zählenden Leichtathletik-Veranstaltung, die am 28. Juli 2006 in Wolfsberg (Kärnten, Österreich) abgehalten wurde, verbesserte Ottey bei regulären Bedingungen ihren Masters-Weltrekord auf 11,41 s.

Merlene Ottey startete am 8. August 2006 bei der Europameisterschaft in Göteborg. Dort erreichte sie als Dritte im 100 m Vorlauf der Frauen in 11,41 s als Gesamtzwölfte aller Vorläuferinnen das Halbfinale. Das Finale am 9. August verpasste sie mit 11,44 s als Zehnte aller Halbfinalistinnen knapp.

Bei den Weltmeisterschaften 2007 in Ōsaka startete sie - mittlerweils 47-jährig - erneut auf der 100-m-Strecke. Sie wurde jedoch mit 11,64 s nur Vierte in ihrem Vorlauf und gehörte auch nicht zu denjenigen, die sich über die Zeit weiter qualifizieren konnten. 2008 verpasste Ottey die slowenische Olympianorm und wurde nicht für die Olympischen Spiele in Peking nominiert.

2010 stellte sie in Nove Mesto mit 11,67 s einen neuen Weltrekord über 100 m in der Altersklasse Ü50 auf. Im gleichen Jahr nahm sie noch als älteste Teilnehmerin mit der slowenischen 4 x 100 m-Staffel der Damen an der Leichtathletik-Europameisterschaft teil, scheiterte jedoch als 7. ihres Vorlaufes. Als nächstes Ziel setzt sie sich die Teilnahme an der Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2011.[3]

Persönliches

Die 1,73 große und 59 kg schwere Athletin ist das vierte von sieben Geschwistern. Sie schloss ein Studium an der University of Nebraska als Bachelor of Arts ab. Am 3. Februar 1984 heiratete sie den Hürdenläufer Nat Page; die Ehe war jedoch nur von kurzer Dauer.

Olympische Erfolge

  • 1980 in Moskau: Bronze über 200 m in 22,20 s
  • 1984 in Los Angeles: Bronze über 100 m in 11,16  s und Bronze über 200 m in 22,09 s
  • 1992 in Barcelona: Bronze über 200 m in 22,09 s
  • 1996 in Atlanta: Silber über 100 m in 10,94 s und Silber über 200 m in 22,24 s sowie Bronze über 4 x 100 m mit der jamaikanischen Staffel
  • 2000 in Sydney: Silber über 4 x 100 m mit der jamaikanischen Staffel (sie war damit mit 40 Jahren die älteste Medaillengewinnerin bei Olympischen Laufwettbewerben) und Bronze über 100 m in 11,19 s[4]

Erfolge bei Weltmeisterschaften

Erfolge bei Hallenweltmeisterschaften

  • 1987 in Indianapolis: Silber über 200 m
  • 1989 in Budapest: Gold über 200 m und Bronze über 60 m
  • 1991 in Sevilla: Gold über 200 m und Silber über 60 m
  • 1995 in Barcelona: Gold über 60 m

Bestleistungen

  • 100 m: 10,74 s ( 7.Sept. 1996)
  • 200 m: 21,64 s (13.Sept. 1991)

Hallenbestleistungen

  • 60 m: 6,96 s (14.Feb. 1992) = ehem. WR
  • 200 m: 21,87 s (13.Feb. 1993) = WR

Literatur

  • Ekkehard zur Megede: The Modern Olympic Century 1896-1996. Track and Field Athletics. Berlin 1999 (publiziert über Deutsche Gesellschaft für Leichtathletik-Dokumentation e.V.)

Weblinks

Fußnoten

  1. Spiegel Online: Doping: Merlene Otteys Karriere vor dem Ende, 16. September 1999
  2. Spiegel Online: Doping: Sperre gegen Merlene Ottey aufgehoben, 4. Juli 2000
  3. Michael Reinsch: Fünfzig und kein bisschen müde. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. August 2010, S. 21
  4. Die Bronzemedaille wurde ihr 2009 wegen der Disqualifikation von Marion Jones von IOC zuerkannt; siehe: IOC-Entscheidung: Olympisches Gold mit neun Jahren Verspätung. In: Spiegel-Online. 9. Dezember 2009, abgerufen am 9. Dezember 2009.

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