Ardorf

Ardorf
Ardorf
Stadt Wittmund
Koordinaten: 53° 32′ N, 7° 41′ O53.53587.68894Koordinaten: 53° 32′ 9″ N, 7° 41′ 20″ O
Höhe: 4 m ü. NN
Einwohner: 1.500
Eingemeindung: 1972
Postleitzahl: 26409
Vorwahl: 04466

Ardorf ist seit der Verwaltungs- und Gebietsreform in Niedersachsen 1973 eine Ortschaft der Stadt Wittmund und zählt etwa 1500 Einwohner. Derzeit ist Ardorf mit vier Ratsmitgliedern im Wittmunder Stadtrat vertreten (Stand: 2007).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Ardorf liegt im Harlingerland, etwa 10 km von Wittmund und 20 km von Aurich entfernt. Neben dem Ortskern gliedert sich Ardorf noch in die folgenden acht Ortsteile: Heglitz, Wehle, Webershausen, Utarp, Borgholt, Collrunge, Hohebarg und Domhusen.

Geografisch (geologisch) befindet sich Ardorf auf der oldenburgisch-ostfriesischen Geestplatte. Die eiszeitlichen Ablagerungen in Form von Sanden, Lehme, Mergel und Geröllmaterialien bilden den Untergrund. Besonders im Ortsteil Utarp sind an der Oberfläche noch Geschiebelehme und Mergel anzutreffen. Nacheiszeitliche Moorbildungen sind im Ortsteil Collrunge zu erkunden. Vereinzelt sind im Ortsbereich auch noch Plaggeneschböden auszumachen. Dieser Bodentyp ist durch die frühere landwirtschaftliche Nutzung (Plaggendüngung) entstanden.

Geschichte

Urkundlich erwähnt wird Ardorf erstmals 1514 mit der Bezeichnung „na Aerdorpe“. Die Benennung „tho Ahrdorpe“ ist ab 1575 nachzuweisen. Ab 1645 ist die Ortsbezeichnung Ardorp amtlich festgehalten. Der Ort ist aber wesentlich älter, erste Besiedlungen sind schon im frühen Mittelalter nachzuweisen. Im Mittelalter gehört Ardorf in Ostfriesland zu den „Hooge Loogen“.[1]

Ardorf war nicht Teil des ursprünglichen Harlingerlandes. Erst 1817 wurde es aus dem Amt Aurich herausgelöst und dem Amt Wittmund zugeschlagen.

Durch die Grenzlage des Ortes im äußersten Nordosten des Amtes Aurich, im Schnittpunkt der Ämter Aurich, Wittmund, Friedeburg und Esens, gab es eine Vielzahl von Wechselbeziehungen mit teilweise wechselnden Zugehörigkeiten. In einem Kirchendokument aus dem Jahr 1431 über die Kirchspiele des Auricher Einflussgebietes fehlt Ardorf allerdings. Im Zusammenhang der Auseinandersetzungen des Harlingerlandes mit den ostfriesischen Grafen beklagte sich Junker Balthasar von Esens im Jahr 1529, dass ihm die ostfriesischen Grafen die Kirchspiele Ardorf und Middels vorenthalten würden.

Die mittelalterliche Bauerngenossenschaft besiedelte und gestaltete planmäßig. Nördlich der Kirche befand sich der Theeplatz mit den beiden Besiedlungslinien Oster- und Westerriege. Die zentralen Bewirtschaftungsflächen in den alten Geestdörfern waren die in Privatbesitz befindlichen Gasten (streifenartige Ackerflur). In Ardorf waren die Gasten im Westen und Osten angelegt. Die gemeinschaftlich genutzten Flächen (Gemeine Weide) wurden in Ardorf erst 1868 aufgeteilt. Mit der Gemeinheitsteilung entstand auch die kleinparzellierte, typische ostfriesische Wallheckenlandschaft.

Kirchengeschichte

Bis zum Jahr 800 ist die Christianisierung des friesischen Küstenstreifens durch die Bistümer Bremen und Münster zunächst abgeschlossen. Das Harlingerland stand unter der Zuständigkeit Bremens. Dieser Teil und das Auricherland und Norderland waren kirchlich im Archidiakonat des Bremer Domscholasters organisiert. Das Archidiakonat war in sechs Dekanate aufgeteilt. Wittmund, Ochtersum, Stedesdorf, Arle, Norden und Aurich bildeten hier die kirchlichen Zentren. Von diesen Sendbezirken ging der weitere kirchliche Einfluss in die ländlichen Gebiete aus. Diese Sendkirchen in den benannten „zentralen“ Orten hatten unter anderem die Funktion einer regionalen Ecclesia Matrix (Mutterkirche). Dem Sendkirchenbereich Wittmund unterstanden die Kirchspiele Middels, Blersum, Funnix, Berdum, Eggelingen, Asel, Berum und Isebenysze. Leerhafe und Ardorf finden hier keine Erwähnung. Kirchengeschichtliche Quellen gehen davon aus, dass beide Kirchspiele dem Kloster Burmönken in dieser Zeit zugeordnet waren. Urkundlich erwähnt wird das Kloster zu Bure (Burmönken) bereits 1319 im Zusammenhang mit den Tyüchermönken (Tychen bei Burmönken).

Anders als in der Grafschaft Ostfriesland vollzog sich 1538/39 die Reformation im damals noch eigenständigen Harlingerland. Die konfessionelle Richtung bestimmte der Landesherr und das war zu jener Zeit Balthasar von Esens. Das Land wurde rein lutherisch. Radikale Strömungen wie Ansätze des Täufertums gab es nicht. Im Gegenteil, als der Ardorfer Pastor Mamme Folkerts Kirchenreliquien auf dem Kirchhof verbrennen wollte, hinderten ihn die Dorfbewohner dies zu tun. Noch heute ist das Harlingerland vorherrschend lutherisch. Das westliche Ostfriesland ist dagegen überwiegend reformierten Glaubens.

Die Ardorfer Kirche

Ardorfer Kirche

Die Ardorfer Kirche ist ein im 13. Jahrhundert entstandener Backsteinbau mit Walmdach. Die unterste Schicht des Bauwerks besteht noch aus dem ursprünglichen Granitmauerwerk. 1844 erfolgte der Abtrag der ehemaligen Ostapsis. Auffallend sind die gegliederte Nord- und Südfassade. Die Längsseiten sind im oberen Teil durch Lisenen geteilt und beinhalten je Feld ein Rundbogenfenster. Baugeschichtlich interessant sind die Sichelbögen, die oberhalb die Fensterabschlüsse bilden. Zu ihren Sehenswürdigkeiten zählen die schmuckvolle Kanzel aus dem Jahre 1600, die Orgel aus dem Jahre 1847 von Arnold Rohlfs, ein romanischer Taufstein und ein zeitgenössisches Altarbild.

Hilgensteen

Der Hilgensteen

Der Hilgensteen („heiliger Stein“) und die Hilgensteener Mühle sind historisch gesehen ein fester Bestandteil der Ardorfer Dorfgeschichte. In der Gemarkung Webershausen auf dem heutigen Flugplatzgelände lagerte einst der eiszeitliche Hilgensteen. Der Hilgensteen könnte als germanischer Opferstein oder als Landmarkierung gedient haben. Bereits 1806 wurde in der Nähe des Hilgensteens eine Mühle errichtet. Der Ort wurde nun als Hilgensteen oder später auch als Altheiligenstein bezeichnet. 1878 erfolgte der Abbau der Mühle in Altheiligenstein und der Wiederaufbau in Ardorf (nördlicher Ortseingang), jetzt als Neuheiligenstein bezeichnet. 1953 wird auch der Hilgensteen nach Ardorf zum Mühlenstandort nach Neuheiligenstein umgelagert. Noch heute ist der Hilgensteen dort in der Nähe des Mühlenstumpfes zu sehen.

Bildung

Ardorf verfügt über eine Grundschule mit etwa 85 Kindern und vier Lehrern. Diese bildet zusammen mit der Grundschule in Leerhafe die Grundschule Leerhafe/Ardorf. Weiterhin besteht ein Kindergarten mit etwa 50 Betreuungsplätzen. Er wurde Ende 2006 mit dem Titel „Mehrsprachiger Kindergarten“ der Ostfriesischen Landschaft ausgezeichnet. Kinder lernen in diesem Kindergarten neben der hochdeutschen auch die plattdeutsche Sprache und bekommen darüber hinaus erste Kenntnisse der englischen Sprache vermittelt.

Ferner verfügt Ardorf über ein Freibad auf dem Schulgelände, wo während den Sommermonaten Schwimmabzeichen abgenommen werden. Um den Fortbestand des Schwimmbades zu sichern, bildeten einige engagierte Ardorfer Bürger im Jahr 2005 den „Förderverein Schwimmbad Ardorf“ mit dem Ziel, notwendige Reparatur- und Verschönerungsarbeiten auf den Weg bringen oder selbstständig durchzuführen.

Entwicklung

Seit einigen Jahren hat sich Ardorf, bedingt durch neu ausgewiesene Baugebiete, vergrößert. Derzeit wird wieder ein Baugebiet mit 25 Bauplätzen im Ortsteil Collrunge realisiert, um jungen Familien die Möglichkeit zu geben, sich in Ardorf anzusiedeln. Durch die Ansiedlung einer Biokraftanlage beschreitet Ardorf auch im Energiesektor neue Wege. Schule und Lehrschwimmbecken beziehen bereits diese Nahwärme aus dem neuen Energienetz, über 80 weitere Haushalte im Ort beabsichtigen, mittelfristig diese Energie zu nutzen. Als problematisch gilt die Lärmbelästigung durch den nahen Militärflugplatz.

Referenzen

  1. Dettmar Coldewey: Frisia Orientalis – Daten zur Geschichte des Landes zwischen Ems und Jade

Weblinks


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