Mohorn

Mohorn
Mohorn
Stadt Wilsdruff
Ehemaliges Gemeindewappen von Mohorn
Koordinaten: 51° 0′ N, 13° 28′ O5113.466666666667Koordinaten: 51° 0′ 0″ N, 13° 28′ 0″ O
Einwohner: 1.300
Eingemeindung: 1. Aug. 2000
Postleitzahl: 01723
Vorwahl: 035209
Karte

Lage von Mohorn in Wilsdruff

Mohorn ist ein Ortsteil der sächsischen Kleinstadt Wilsdruff mit etwa 1300 Einwohnern am nördlichen Rand des Tharandter Waldes.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Mohorn ist entlang eines Baches angelegt worden, dessen Name nicht überliefert ist. Links und rechts des etwa 500 m breiten Tales steigt das Gelände teils stark an und es ergeben sich Hanglagen mit Neigungen bis 20 % (stärkste Straßenneigung 15 %). Entlang des Baches wurde schon frühzeitig eine befestigte Straße gebaut, die heute Teil der Bundesstraße 173 ist. Eine weitere wichtige Straßenverbindung stellt die Staatsstraße S 195 nach Siebenlehn dar. Nur nach und nach wurden auch die Hänge und die sich anschließenden Plateaus mit Gehöften besiedelt, deswegen nimmt auch heute noch die Bebauung mit zunehmendem Abstand zur Hauptstraße stark ab.

Geschichte

historische Ansichtskarte von Mohorn

Schon früh wurde Mohorn in Verbindung mit dem Bistum Meißen genannt, als es Markgraf Heinrich der Erlauchte im Jahre 1267 dem Domstift zu Meißen unter dem Namen Ohorne zum Geschenk machte. Der sorbische Name Ohorne bedeutet hier Das um den Berg Liegende.

Seit 1578 existierte in Mohorn die berühmte Erziehungsanstalt des Pfarrers und Buchautors Michael Bapst.

Bahnhof Mohorn 1905

Bis in das 19. Jahrhundert wurde in geringem Umfang Silberbergbau betrieben. Schon früh nutzte man die umliegenden Ebenen für die Getreide- und Viehwirtschaft, welche noch bis heute einen großen Anteil des dörflichen Lebens ausmacht. Nach Lehmfunden im Untergrund wurde im 19. Jahrhundert am westlichen Rand von Mohorn eine Ziegelei angelegt, von der heute nur noch der als Angelgewässer genutzte Teich existiert. Starken Aufschwung erhielt die lokale Wirtschaft durch den Bau der Schmalspurbahn Freital-Potschappel–Nossen des Wilsdruffer Netzes am 31. Januar 1899. Über viele Jahre hinweg beförderte die Bahn täglich Güter und Personen, bis am 27. Mai 1972 der letzte Personenzug fuhr. Im Jahr darauf wurde auch der Güterverkehr eingestellt.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges zog durch den Ort ein Todesmarsch von weiblichen KZ-Häftlingen, von denen eine 20-jährige jüdische Frau fliehen und sich in einer Scheune verstecken konnte. Von einem Hitlerjungen entdeckt, wurde sie auf Geheiß des Bürgermeisters totgeschlagen. Ein Gedenkstein an der B 173 zwischen Mohorn und Herzogswalde an der Einmündung der Triebischtalstraße erinnert an dieses Verbrechen.

Der gesellschaftliche Wandel nach 1945 veränderte im Dorf auch die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse. Nach 1960 entwickelten sich die LPGs. Damit entstanden die Großfelderwirtschaft und die sogenannten Großanlagen der Tierproduktion. Heute werden die Felder größtenteils von der Agrar GmbH bewirtschaftet. Sie betreibt auch den Milchhof mit ca. 650 Rindern.

40 Jahre Sozialismus bewirkten eine starke Beeinträchtigung des privaten Gewerbes. Nach der politischen Wende 1989 wagten viele Gewerbetreibende und Händler den Neuanfang und beleben so wieder das Ortsbild. Am Ortsausgang in Richtung Freiberg entstand ein Gewerbegebiet, das aufgrund des allgemeinen Rückgangs von Gewerbetreibenden in Ostdeutschland nur durch ein bereits im Ort ansässiges Unternehmen "bevölkert" wird.

In den letzten Jahren kam es zur Erschließung neuer Wohngebiete, wie Zum Erzengel Michael, welches an das wenige Kilometer entfernte Silberbergwerk Zum Erzengel Michael erinnert. Auch eine neue Reihenhaussiedlung Am altem Bahnhof ist entstanden. An den nördlichen Hängen von Mohorn wird gerade das Siedlungsgebiet Kastanienhöhe gebaut.

Verwaltungsgeschichte

Die Gemeinde Mohorn bestand zunächst aus den beiden Ortsteilen Mohorn und Grund und gehörte bis zur DDR-Kreisreform im Juli 1952 zum Landkreis Dresden. Danach wurde Mohorn kurzzeitig Teil des verkleinerten Kreises Freiberg (Bezirk Karl-Marx-Stadt), jedoch wenige Monate später zum 4. Dezember 1952 in den Kreis Freital umgegliedert, in dem es bis 1994 verblieb. 1994 wurde Mohorn Teil des neuen Weißeritzkreises.

Herzogswalde wurde am 1. Juli 1950 aus dem Kreis Meißen in den Landkreis Dresden umgegliedert, war ab 1952 im Kreis Freital und wurde innerhalb dessen am 1. Januar 1974 nach Mohorn eingemeindet.[1]

Am 1. August 2000 wurde Mohorn zusammen mit seinen Ortsteilen nach Wilsdruff eingemeindet.[2]

Bildung

Für die Bildung der 6- bis 11-jährigen wurde im Jahr 1970 eine neues Schulgebäude auf den Schulberg errichtet, dass auch heute noch eine Grundschule beherbergt. Eine Kindertagesstätte befindet sich direkt gegenüber der Schule.

Kultur und Sehenswertes

Aufgrund der seit Jahrhunderten gemeinsamen Verwaltung der Ortschaften Mohorn und Grund befinden sich die meisten Einrichtungen für Erholung und Freizeit im näher zum Tharandter Wald gelegenen Grund (Klein-Tirol). Dort befindet sich neben dem Waldbad eine Kegelbahn, zwei Sportplätze und mehrere Gaststätten. Für Freunde der Geologie ist der Mohorner Porphyrfächer von besonderem Interesse. Der Ort hat mehrere Gaststätten.

Zu den Wahrzeichen von Mohorn zählt zum einen das 1926 errichtete Rathaus im ländlichen Jugendstil, das (heute Sitz des Bürgerbüros für Mohorn, Grund und Herzogswalde sowie des Ortschaftrats ist und zum anderen die 1496 errichtete Kirche samt Pfarrhaus.

Eine besonderen Attraktion ist der Ultraleicht-Flugplatz an der alten Bahntrasse in Richtung Nossen, der durch seinen Hangar weithin zu sehen ist.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Cornelius Gurlitt: Mohorn. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 24. Heft: Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt (Land). C. C. Meinhold, Dresden 1904, S. 80.

Weblinks

 Commons: Mohorn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2000

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