- Seerenbach
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Der Tharandter Wald ist eine Landschaft im Mittelpunkt von Sachsen und liegt südwestlich der Forststadt Tharandt, südlich der Stadt Wilsdruff, grob betrachtet zwischen Freiberg und Dresden. Administrativ zählt er heute vollständig zu Tharandt und trägt die markenrechtlich geschützte Bezeichnung Tharandter Wald – schönster Wald Sachsens, die aus der touristischen Werbung in den 1920ger Jahren hervorging.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Landschaftlich ist der Tharandter Wald nicht eindeutig zuzuordnen. Nach einigen Auffassungen wird er zum sich südlich anschließenden Osterzgebirge gezählt, kann jedoch auf Grund seiner Höhenlage von rund 220 m ü. NN im Tal der Wilden Weißeritz bis zu einem Punkt 359 m NN nordwestlich von Klingenberg und Colmnitz zum nordöstlichen Teil des Erzgebirgsvorlandes gerechnet werden. Höchste Erhebungen sind der Tännicht im Südwesten mit 461 m NN und der Landberg am Nordrand mit 426 m NN.
Im Nordosten, am Zusammenfluss von Wilder Weißeritz und Schloitzbach, liegt die Stadt Tharandt. Zu ihr gehört auch der Kurort Hartha nördlich des Waldes. Im Nordwesten liegt der Ort Mohorn (Stadt Wilsdruff) mit dem Ortsteil Grund (am Fuße des Landberges), wo Räucherkerzen produziert werden. Durch diesen Ortsteil fließt die im Tharandter Wald entspringende Triebisch, die bei Meißen in die Elbe mündet. Im Südwesten liegt Niederschöna (Gemeinde Halsbrücke) und weiter südlich schließt sich am Rande des Waldes das zu Bobritzsch (Gemeinde) gehörende Naundorf an. Die weiter südöstlich gelegene Bahnhofssiedlung am Bahnhof Klingenberg-Colmnitz der Sachsen-Franken-Magistrale gehört zur Gemeinde Pretzschendorf. Der Bahnhof war einst wichtiger Knotenpunkt von Schmalspurbahnen. Südöstlich befindet sich eine Trinkwassertalsperre, die Talsperre Klingenberg, die unter anderem Dresden versorgt. Dorfhain und Höckendorf mit dem Ortsteil Edle Krone sind altes Bergbaugebiet. Kurz vor Edle Krone führt die Sachsen-Franken-Magistrale der Bahn aus dem Seerenbachtal in das Weißeritztal, die Strecke und der Ort wurden vom Elbehochwasser 2002 schwer betroffen. Diese Magistrale ist fast vollständig mit der südlichen Begrenzung des Tharandter Waldes identisch und zählt zu den steilsten Normalspurbahnstrecken Europas.
Geschichte
Im 12. Jahrhundert bestand für kurze Zeit im Zentrum des Waldes der Ort Warnsdorf an der wasserreichen Warnsdorfer Quelle der Triebisch. Im benachbarten, nach wie vor völlig von dem Wald umgebenen Ort Grillenburg wurden die Grundmauern eines vermuteten Pilgerhospizes aus der gleichen Zeit gefunden. Durch den Tharandter Wald führte ein alter Pilgerweg (Teil des Jakobswegs und des Heiligen Wegs), der spätere Fürsten- oder Herrenweg. Während der Frühen Neuzeit diente der Wald der Jagd des Fürsten (Jagdschloss Grillenburg) und der Holz- und Holzkohlegewinnung für den Bergbau(Köhlerei) und die Residenzstadt Dresden (Flößerei). Auch Waldglashütten sind bei Hetzdorf nachweisbar. Die in Fördergersdorf und Hartha angesiedelten Zeidler (Bienenzüchter und Waldaufseher) lieferten zudem Wachs und Honig. Kunstteiche im Wald dienen bis heute der Fischzucht.
Anfang des 18. Jahrhunderts befand sich im Tharandter Wald, im Tännichtgrund bei Naundorf, der Unterschlupf des in ganz Sachsen berüchtigten Räubers Lips Tullian und seiner Schwarzen Garde. An seinen Aufenthaltsort erinnert der nach ihm benannte Lips-Tullian-Felsen und die noch ältere Diebskammer.
Um 1800 war das Waldgebiet völlig heruntergewirtschaftet und wurde von Johann Heinrich Cotta nach wissenschaftlichen Grundsätzen wiederhergestellt. Dabei diente der Tharandter Wald als Modellfall der durch die Holznot geborenen nachhaltigen Forstwirtschaft. Daraufhin erfolgte die Gründung der Forsthochschule und des Forstbotanischen Gartens in Tharandt.
Vom 18. Jahrhundert an diente er der Erholung bürgerlicher Familien, vor allem aus Dresden, darunter zuletzt so bekannter Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kunst wie Heinrich Ernemann und Eva von der Osten. Zur Zeit des Nationalsozialismus wählte Sachsens Gauleiter und Landesjägermeister Martin Mutschmann das Jagdschloss Grillenburg zum Sitz des Sächsischen Jägerhofes. Dessen Gästehaus Neues Jägerhaus wurde von ihm auch selbst genutzt und diente in der DDR-Zeit als Genesungsheim für Opfer des Faschismus. Der gesamte Wald war ein Naherholungsgebiet und wurde von vielen Helfern des Kulturbunds mit Wegweisern ausgeschildert, außerdem wurde ein Naturlehrpfad angelegt. Heute wird versucht, neben den Wanderern aus Dresden auch verstärkt auswärtige Gäste zu gewinnen. Dazu laden unter anderem der Flößerpfad mit Meilerplatz, das Walderlebnis Grillenburg oder Postkutschen- und Postschlittenfahrten ein.
Naturraum Tharandter Wald
Der Tharandter Wald, der in einem alten vulkanischen Kessel – einer Caldera - liegt, hat eine submontane Höhenlage mit starken Klimaunterschieden und größtenteils kargen, sauren Böden. Er ist daher nur für die Forstwirtschaft nutzbar, wobei der Fichtenwald überwiegt, ein Mischwald jedoch zum Beispiel durch Unterbau der Fichtenbestände mit Eichen- und Buchensetzlingen angestrebt wird. Für die Tharandter Forststudenten dient der Wald als grüner Hörsaal mit zahlreichen forstbotanischen Reizen und guten Wandermöglichkeiten, welche ihn auch als Naherholungsgebiet des gesamten mittelsächsischen Raumes auszeichnen. Er dient für die Studenten der nahen Bergakademie Freiberg und der TU Dresden als ein beliebtes Exkursionsziel. Einen besonderen Ruf hat der Tharandter Wald als Quadratmeile der Geologen, da sich hier im unmittelbarer Umgebung gute Aufschlüsse aller Hauptgesteinstypen finden lassen. Im südöstlichen Teil des Waldes nördlich des Markgrafensteines befindet sich für Forschungszwecke ein immisionsökologisches Prüffeld, dessen Entstehen auf das Auftreten von Rauchschäden insbesondere durch die Rauchgasemission des Freiberger Bergbau- und Hüttenreviers und durch die Inbetriebnahme der Halsbrücker Esse zurückzuführen ist. Etwa 1,5 km östlich von Naundorf und etwa 4,5 km südwestlich von Grillenburg befindet sich der geografische Mittelpunkt von Sachsen an der so genannten Diebskammer, im Tännichtgrund, auf der Gemarkung Grillenburg des Kurortes Hartha. Zu erwähnen ist ferner der Seerenteich am südlichen Rand des Tharandter Walds, ein ehem. Floßteich, welcher durch seine türkisfarbene Färbung beeindruckt.
Geologie
Der Tharandter Wald ist in vereinfachter Form durch drei Komponenten geprägt. Am Anfang stand der Einbruch eines vorzeitlichen Vulkans und somit die Bildung einer Caldera. Hierauf folgte eine lange Zeit sedimentärer Ablagerungen und schließlich ein junger Vulkanismus.
Der Porphyrfächer bei Mohorn-Grund ist ein interessanter geologischer Aufschluss. Niederschöna ist für seine Niederschönaer Schichten bekannt, die sich bis zum Grillenburger Dünensandstein im Zentrum des Tharandter Waldes hinziehen, aus dessen Material die Goldene Pforte des Freiberger Domes und zuletzt Mühlsteine entstanden.
An der Westwand des Ascherhübels, am so genannten Hexenhäusl, zeigen sich imposante Säulen aus Nephelinit (Phänobasalt), welche von einer vertikalen Lagerung nach außen hin langsam in eine horizontale Lagerung übergehen. Es handelt sich hierbei um einen Magmendom aus der Zeit des Jungtertiärs vor etwa 14 Ma (Miozän), wobei sich die Lagerung senkrecht zu den Abkühlungsflächen des Magmas zeigt, die vertikalen Säulen der Aufschlusswand als zum direkten Magmaschlot gehören. Der Nephilinit zeigt ein im Grunde sehr feinkörniges und dichtes Gefüge, erfuhr jedoch durch Wasseraufnahme an der Oberfläche eine Umwandlung und Volumenzunahme, was die dort letztendlich körnig-blasige Struktur bedingt (Sonnenbrennerbasalt).
Eine Besonderheit ist der so genannte Kugelpechstein von Spechtshausen. Das Naturdenkmal rund 300 Meter südlich der Ortschaft Spechtshausen, etwas nordwestlich von Kurort Hartha, stellt ein durch vulkanische Extrusion im Oberkarbon (vor 250 bis 300 Millionen Jahren) erstarrtes Porphyrgestein dar. Bemerkenswert ist dies dahingehend, dass der Aufschluss des tiefreichenden Lavadoms sich nur über wenige Quadratmeter erstreckt und das vulkanische Glas trotz seines Alters keine Entglasungserscheinungen zeigt.
Das Geologische Freilichtmuseum mit dem Geologischen Wanderweg verbindet diese Aufschlüsse zwischen Tharandt und Mohorn-Grund.
Siehe auch
Literatur
- Topografische Karte TK 25, Blätter 4946 Mohorn, 4947 Wilsdruff, 5046 Freiberg und 5047 Freital sowie die Geologische Karte GK 25, Blätter 4946 Tanneberg, 4947 Wilsdruff, 5046 Freiberg und 5047 Tharandt
- Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen, Wanderkarte Tharandter Wald, Blatt 31 (Topographische Karte, Ausgabe mit Wanderwegen, 1:25 000) 3. Auflage, August 2008, ISBN 978-3-86170-082-1
- Rolf Böhm: Wanderkarte Tharandter Wald. Der erste Forst Sachsens. (1:20 000) 1. Aufl. Bad Schandau 2004. ISBN 3-910181-19-8
- Ulrich Sebastian: Mittelsachsen. Geologische Exkursionen. Justus Perthes Verlag. Gotha, 2001.
- Herbert Wotte, Joris Wotte: Tharandter Wald. Wanderheft, Nr. 17. 12. Auflage. Tourist-Verlag, Berlin und Leipzig 1990
- Kulturbund der DDR, Ortsgruppe Tharandt (Hrsg.): Der Tharandter Wald, Forststadt Tharandt, Beiträge zur Heimatgeschichte, Heft 7, Tharandt 1982
Weblinks
- Der Kohlenmeiler in Tharandt. Homepage der Stadt Tharandt
- Heimatgeschichtliche Beiträge. Homepage der Stadt Tharandt
- Tharandter Wald. Homepage Kurort Hartha
- Lutz Geißler: Geologische Aufschlüsse im Tharandter Wald.
50.95888888888913.497222222222Koordinaten: 50° 57′ 32″ N, 13° 29′ 50″ O
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