Arnicin

Arnicin
Dieser Artikel beschreibt die Art Arnika (Arnica montana); zur gleichnamigen biologische Gattung Arnika (Arnica) siehe Arnika (Gattung).
Arnika oder Berg-Wohlverleih
Arnika (Arnica montana)

Arnika (Arnica montana)

Systematik
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Madieae
Gattung: Arnika (Arnica)
Art: Arnika oder Berg-Wohlverleih
Wissenschaftlicher Name
Arnica montana
L.
Arnika am Standort im Schwäbisch-Fränkischen Wald, zusammen mit Fuchs' Knabenkraut.

Die Arnika (Arnica montana), auch Berg-Wohlverleih genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Korbblütler (Asteraceae) und steht unter Naturschutz.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die aromatisch duftende, mehrjährige krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von etwa 20 bis 60 cm. Der drüsenhaarige Stängel ist mit ein bis drei gegenständigen Laubblättern beblättert. Dies ist eine Ausnahme innerhalb der Korbblütengewächse. Die Grundblätter sind in Rosetten angeordnet und eiförmig bis lanzettlich und ganzrandig. Die Blätter sind vier- bis siebennervig und behaart.

Die meist einzelstehenden orangegelben körbchenförmige Blütenstände bekommen einen Durchmesser von etwa 4,5 bis 6 cm. Sie besitzen dottergelbe Röhrenblüten und vielnervige Zungenblüten.

Vorkommen

Borstgrasrasen mit Arnika.

Das Verbreitungsgebiet umfasst die Alpen, Pyrenäen bis zum Balkan sowie eine nördliche Verbreitung bis Südskandinavien und ins Baltikum. Die Blütezeit dauert in Mitteleuropa von Mai bis August. Arnika bevorzugt saure und magere Wiesen und ist kalkmeidend. Man findet sie auch in lichten Wäldern. Sie ist von der Tallage bis in Höhenlagen von 2800 m anzutreffen.

Gefährdung/Schutz

In Deutschland gilt die Art als gefährdet und steht auf der Roten Liste gefährdeter Arten auf Stufe 3.

Durch züchterische Bemühungen ist es inzwischen gelungen, eine Sorte mit dem Namen 'Arbo' von Arnika montana zu entwickeln, die für den Feldanbau geeignet ist, so dass die Wildvorkommen geschont werden können.

Arnika als Heilpflanze

Inhaltsstoffe

Strukturformel von 11α,13-Dihydrohelenalin. Als Inhaltsstoff in Arnikablüten ist dieses an der OH-Gruppe verestert.

Arnikablüten enthalten ätherisches Öl, Flavonoide und Sesquiterpenlactone, die entzündungshemmend und antiseptisch wirken. Hierbei sind als Hauptwirkstoffe insbesondere Helenalin- und Dihydrohelenalin[1]-Ester bekannt. Pflanzen im mitteleuropäischen Gebieten enthalten mehr Helenaline, im spanischem Raum dominieren Dihydrohelenaline. Darüber hinaus wurden in Arnikablüten u. a. noch Thymol (im Form von Estern und Ethern), Hydroxycumarine, Phenylacrylsäuren und immunstimulatorisch wirkende Polysaccharide identifiziert.

Wegen der Toxizität Helenalins sollte Tinkturen und Auszüge aus Arnikablüten nicht als Selbstmedikation innerlich angewendet werden. Arnikablüten im Tee können auch zu Vergiftungen führen. Überdies ist eine innere Anwendung wegen der geringen therapeutischen Breite nicht ratsam. Bei äußerer Anwendung können allergische Reaktionen hervorgerufen werden (Juckreiz, Hautausschläge, Blasenbildung, allergisches Kontaktekzeme, Kontakdermatitis). Das Laub kann aufgrund des Arnicin genannten Extrakts Hautreizungen hervorrufen.[2]

Verwendung

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Den antiken Schriftstellern war Arnika als Heilpflanze nicht bekannt. Die wohl früheste Erwähnung findet sich bei Hildegard von Bingen. Bei der von ihr als „Wolfsgelegena“ bezeichneten Pflanze könnte es sich um die Arnika handeln. Ende des Mittelalters war sie dann eine bekannte Wundheilpflanze.

Umschläge mit Arnikatinktur sollen bei Zerrungen von Muskeln und Sehnen, bei Faserrissen und Quetschungen helfen. Blutergüsse sollen mit Hilfe von Arnika-Umschlägen schneller abklingen, da die Resorption verbessert werde. Diese Wirkung könnte auf den Wirkstoff Helenalin zurückzuführen sein. Wissenschaftliche Studien zu diesen Wirkungen liegen nicht vor.

Bei zu hoher Konzentration von Arnika-Tinktur kann es allerdings zu Reizungen und Schädigungen der Haut kommen, eine Einnahme kann sogar zu Atemlähmung und Herzstillstand führen.

Auszüge aus Arnikablüten werden äußerlich bei stumpfen Verletzungen, z. B. Prellungen, Blutergüssen und Verstauchungen, oberflächlichen Venenentzündungen, Entzündungen im Mund- und Rachenraum, rheumatischen Beschwerden und zur Behandlung von Entzündungen nach Insektenstichen angewandt. Aufgrund der z. T. toxisch wirkenden Inhaltsstoffe, muss von einer innerlichen Anwendung abgeraten werden. Insbesondere bei längerer Anwendung oder bei entsprechend sensibilisierten Personen können durch Arnika selbst Hautausschläge hervorgerufen werden. Auszüge aus Arnika finden sich auch als Zusatz in Haarwässern, Zahncremes und anderen kosmetischen Produkten.

Arnika-Blütenstände.

Arnika war in manchen Herz- und Kreislaufmitteln enthalten. Schon Johann Wolfgang von Goethe soll sein flatterndes Herz mit Arnikatropfen beruhigt haben. Moderne experimentelle Untersuchungen bestätigten die volksmedizinische Verwendung bei Herzschwäche. Die in der Arnika enthaltenen Flavonoide steigern die Durchblutung der Herzkranzgefäße, wodurch es zu einer verbesserten Leistung der Herzmuskulatur kommt. Allerdings kann es bei der innerlichen Einnahme bei zu hoher Dosierung zu gefährlichen Nebenwirkungen wie Schwindel, Durchfall, Herzrhythmusstörungen und Muskelzittern kommen, weshalb nur auf die exakt dosierten Fertigpräparate zurückgegriffen werden sollte.

Eine Arnika-Blüte.

Besonders in der Homöopathie werden Arnika-Potenzen häufig bei Blessuren eingesetzt. Zahlreiche wissenschaftliche Studien konnten keinen Nutzeffekt dieser Präparate feststellen[3].

Als Droge werden folgende Bestandteile genutzt:

  • Arnica-montana-Blüten (Syn. Arnicae flos, Flores Arnicae, Flores Calendulae alpinae, Flores Plantagines montanae, Flores Ptarmicae, Flores Alismae, Flos Arnicae); Arnikablüten (syn. Bergwurzblumen, Bergwurzelblumen, Blutblumen, Engelblumen, Engelkraut, Gamsblumen, Fallkrautblumen, Wohlverleihblüten, Wolfsblüten), die getrockneten, ganzen oder teilweise zerfallenen Blütenstände bzw. Blütenkörbchen.
  • Arnicae herba (syn. Arnicae folium, Folia Arnicae, Herba Arnicae, Herba Doronicae germanici); Arnikakraut (Syn. Arnikablätter, Engelskraut, Fallkraut, Gamskraut, Wohlverleihkraut), im Mai vor der Blüte gesammelte, getrocknete grundständige Blätter, die fast stängelfrei in den Handel kommen.
  • Arnicae radix (Syn. Arnicae rhizoma, Radix Arnicae, Radix Doronici germanici, Rhizoma Arnicae); Arnikawurzel (Syn. Bergwohlverleihwurzel, Mutterwurz, Stichwurz, Wohlverleihwurzel), der getrocknete Wurzelstock mit den Wurzeln.

Da es schwierig ist, Arnika in größeren Mengen für die Heilmittelherstellung anzubauen, werden für die Herstellung etwa von Arnikaölen von Naturheilmittelherstellern wild gesammelte Blüten in größeren Mengen verwendet. Die Firma Weleda etwa bezieht einen großen Teil ihres Jahresbedarfes von 1300 kg getrockneten Arnikablüten aus den rumänischen Karpaten.[4]

Arnika im Aberglauben

Arnika, Illustration

Hildegard von Bingen mag eine der Ersten gewesen sein, die die heilende Wirkung dieser Pflanze erkannt hat. Sie schrieb ihr jedoch auch beachtliche magische Kräfte zu:
Wenn ein Mann oder eine Frau in Liebe erglüht, dann wird, wenn jemand sie oder ihn auf der Haut mit Wolfesgelena (= Arnika) berührt, der Berührte in der Liebe zum anderen verbrennen, und wenn das Kraut vertrocknet ist, dann werden Mann oder Frau durch die Liebesglut fast rasend, so dass sie schließlich unsinnig werden.

Die Arnika zählt zu den alten Zauberpflanzen, worauf einige volkstümliche Namen hindeuten, z. B. Donnerwurz, Wolfsbanner, Johannisblume. Als leuchtend gelb blühende Pflanze spielte sie früher im Kult der Sommersonnenwende eine Rolle. Viele dieser heidnischen Bräuche gingen dann ins volkstümliche Brauchtum über. So galten z. B. die am Johannistag, also dem 24. Juni, dem Tag der Sonnenwende, gesammelten Blüten als besonders heilkräftig.

Am Vorabend des Johannistags steckten Bauern Arnikasträuße an die Ecken ihrer Getreidefelder. Dies sollte den „Bilmesschnitter“ davon abhalten, das Getreide zu vernichten. Dieser war ein Korndämon und ging besonders gerne um die Zeit der Sommersonnenwende über die Getreidefelder und legte dort die Halme um. Dieser Aberglaube beruht aber wahrscheinlich auf guter Beobachtungsgabe, denn auf Arnikapflanzen legt die Arnikafliege (Trypeta arnica), ein Getreidenützling, die Eier ab.

In einigen Gegenden zählt Arnika auch zu den Blumen, die in den Strauß der Kräuterweihe an Maria Himmelfahrt, dem 15. August, gehörte. Damit zählt Arnika zu den Marienpflanzen. Möglicherweise war sie schon in vorchristlicher Zeit der Muttergöttin Freyja (oder Freia) zugeordnet.

Besonderheiten

Arnika wurde früher dem Schnupftabak zugesetzt, denn die getrockneten Blätter reizten die Nasenschleimhäute. Gemeinsam mit Huflattich und Königskerzenblüten wurde Arnika auch als Kräutertabak geraucht.

Die Arnika ist Hauptbestandteil der Bildmarke des Naturparks Thüringer Wald. Hier kommt die Arnika auf den Bergwiesen besonders häufig vor.

Am 15. Oktober 1975 erschien im Rahmen der jährlichen ausgegebenen Wohlfahrtsmarken eine Abbildung der Arnika als Motiv (Michel-Nr. 511).

Die Arnika wurde zur Blume des Jahres 1986 und zur Arzneipflanze des Jahres 2001 gewählt.

Andere Trivialnamen

Bergdotterblume, Bergwohlverleih, Engelkraut, Fallkraut, Johannisblume, Kraftrose, Kraftwurz, St-Luzianskraut, Stichwurzel, Wohlverleih, Wundkraut, Wolferley, Wolffelei, Wolfsblume, Wolfsbann, Wolfsdistel, Bergwurz, Gemswurz, Kraftwurzel, Bergwegebreit, Leopardenwürger, Bluttrieb, Mönchskappe, Christwurz, Stichkraut, Verfangkraut, Donnerblume, Engelblume, Mitterwurz, Färberblume, Bergwohlsein.

Einzelnachweise

  1. PubChem 3032910
  2. Final report on the safety assessment of Arnica montana extract and Arnica montana. Int J Toxicol. 20, Suppl 2 (2001):1−11; PMID 11558636
  3. Ernst E, Pittler MH: Efficacy of homeopathic arnica: a systematic review of placebo-controlled clinical trials. Arch Surg. 1998 Nov;133(11):1187-90. PMID 9820349
  4. taz-Artikel "Die störrische Arnika"

Literatur

  • Hartwig Abraham, Inge Thinnes: Hexenkraut und Zaubertrank. Unsere Heilpflanzen in Sagen, Aberglauben und Legenden. Greifsberg 1995
  • Detlef Arens: Sechzig einheimische Wildpflanzen in lebendigen Porträts. Köln 1991
  • Gertrud Scherf: Zauberpflanzen, Hexenkräuter - Magie und Mythos heimischer Wild- und Kulturpflanzen. München 2002
  • Matthias Melzig, Eberhard Teuscher und Ulrike Lindequist: Biogene Arzneimittel: Ein Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 6. völlig neu bearb. Auflage 2004; ISBN 3-8047-2073-0; S. 192–198

Weblinks


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