Neuwerk (Mönchengladbach)

Neuwerk (Mönchengladbach)

Neuwerk war bis zum 22. Oktober 2009 ein Stadtbezirk der Stadt Mönchengladbach. Zu diesem Bezirk gehörten die Stadtteile Bettrath-Hoven, Flughafen, Neuwerk-Mitte und Uedding, die inzwischen zum Stadtbezirk Ost gehören.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Neuwerk grenzt im Osten an die Stadt Korschenbroich und an die Niers, im Süden an den Mönchengladbacher Stadtteil Eicken, im Westen an die Stadt Viersen und im Norden an die Stadt Willich.

Gliederung

Der ehemalige Stadtbezirk Neuwerk besteht aus den Honschaften Damm, Donk, Dünn, Engelbleck, Neersbroich, Lockhütte, Bettrath, Hoven, Eicken (teilweise), Uedding (seit 1836), Lürrip (teilweise, seit 1836).

Geschichte

Luftaufnahme von Neuwerk vor 1921. In der Mitte Kirche und Kloster, am oberen linken Bildrand der Bahnhof Neuwerk. Über der Kirche ist das Rathaus zu sehen.

Um 1130 entstand auf einem im Nordosten der Gladbacher Benediktinerabtei gelegenen Gutshof eine Hofkapelle, die in einer Urkunde vom 5. Dezember 1135 erstmals als novum oratorium erwähnt wird. Diese Hofkapelle wurde ab etwa 1160 zur dreischiffigen Kirche ausgebaut und durch entsprechende Wohn- und Wirtschaftsgebäude zum Kloster erweitert. Bis zur Aufhebung des Klosters im Jahr 1802 wirkten hier adlige Benediktinerinnen aus bekannten rheinischen Geschlechtern. Das aus verstreut liegenden Hofanlagen bestehende Siedlungsgebiet gehörte zu Niedergeburth, einem im Nordosten des Unteramtes Gladbach gelegenen Steuerbezirk. Seit dem Mittelalter gehörte Neuwerk zum Amt Grevenbroich im Herzogtum Jülich. 1794 besetzten französische Revolutionstruppen das Gebiet. Erste politische Selbständigkeit erlangte der heutige Stadtteil 1798 als Munizipalagentur, später Mairie Unterniedergeburth, als das Unteramt Gladbach von der französischen Besatzung zerschlagen wurde und an seine Stelle eine Verwaltung nach französischem Muster entstand. So gehörte die Mairie Unterniedergeburt zum Kanton Neersen im Arrondissement Krefeld im Département de la Roer. Die Benennung Unterniedergeburth blieb zunächst auch unter der preußischen Herrschaft ab 1815 bestehen. 1836 wurde die Bürgermeisterei Unterniedergeburth bei einer kommunalen Neuordnung des Gladbacher Gebietes um die Honschaft Uedding und einem Teil der Honschaft Lürrip, bis dahin Teil des benachbarten Oberniedergeburth, erweitert und trug von da an den Namen Bürgermeisterei Neuwerk. Der Name Neuwerk leitet sich ab vom lateinischen novum opus, bezeichnete aber ursprünglich lediglich das Kloster selber. Die direkte Umgebung, in der das Kloster errichtet war, trug den Namen Kranendonk, der weitere Bereich wurde Niedergeburth genannt. Seit 1921 gehört Neuwerk zur Stadt M.-Gladbach im Kreis Gladbach. Nach dessen Auflösung 1929 war Neuwerk Stadtteil der bis 1931 bestehenden Stadt Gladbach-Rheydt, nach der Trennung von Rheydt und Gladbach Stadtteil von M.Gladbach. Eine Einwohnerzählung am 1. Januar 2000 ergab eine Bevölkerungszahl von 20.962 Einwohnern.

Religion

Die Gemeinde Unterniedergeburth gehörte zur katholischen Pfarre St. Mariä Himmelfahrt in Gladbach. In der seit 1135 nachgewiesenen Klosterkirche in Neuwerk selber wurde anfangs nur für die Nonnen des Benediktinerinnenstifts die Messe gehalten, seit 1466 konnten auch die Bewohner der umliegenden Höfe dort dem Gottesdienst beiwohnen. Zur eigentlichen Pfarrgründung kam es allerdings erst mit der Pfarrerhebung am 17. Mai 1804. Bereits 1802 war das Benediktinerinnenkloster aufgelöst worden und die Kirche dem ehemaligen Karmelitermönch Michael Giesen überlassen worden, um dort die Messe zu halten. Die Kirche wurde unter das Patronat St. Mariä Himmelfahrt gestellt, zweite Pfarrpatronin ist die Hl. Barbara. Der Pfarrbezirk umfasste neben dem politischen Gemeindebezirk Unterniedergeburth auch die Honschaft Uedding, was bei der kommunalen Neuordnung 1836 eine Angleichung von Pfarr- und Gemeindegrenzen zur Folge hatte. 1890–1891 wurde aus durch das Kapital der Stiftung des bereits 1872 verstorbenen Johann Matthias Dohr in der Honschaft Bettrath eine zweite Kirche errichtet, die anfangs als Rektorat, seit 1899 als selbständige Pfarre unter dem Patronat des Hl. Herzen Jesu die Honschaft Bettrath und Hoven betreut. 1957 kam es schließlich zur Gründung der Pfarrvikarie in der südlichen Honschaft Uedding, die unter das Patronat des Hl. Pius X. gestellt wurde. 2004 wurde im Zuge der Umstrukturierungen im Bistum Aachen die Gemeinschaft der Gemeinden Neuwerk mit den Pfarren Bettrath, Uedding und Neuwerk gegründet, die von einem Pastoralteam geleitet wurde. Nach dem Weggang der beiden katholischen Pfarrer wurde die Gemeinde kurzzeitig vom Pfarrer der benachbarten Gemeinde Lürrip mit betraut, derzeit (Juni 2010) ist, bis auf weiteres, der Regionaldekan Pfarradministrator, da mit einer Neubesetzung der Pfarrstelle vorerst nicht zu rechnen ist.

Ein geringerer Bevölkerungsanteil gehört dem evangelischen Glauben an. Die evangelische Gemeinde, ehemals nach Mönchengladbach gehörend, unterhält heute mit dem Karl-Immer-Haus im Ortsteil Bettrath ein eigenes Gemeindezentrum und pflegt mit den katholischen Nachbarn ein enges, freundschaftliches Verhältnis.

Verwaltung

Selbständige Gemeinde

Die Bürgermeisterei Neuwerk, 1836 aus der Gemeinde Unterniedergeburth hervorgegangen, wurde von einem Bürgermeister geleitet, dem ein Beigeordneter sowie der Gemeinderat zur Seite stand. Mit Anwachsen der Bevölkerungszahl wuchs auch die Zahl der Beigeordneten auf bis zu drei im Jahre 1917, sowie die Zahl der Gemeindeverordneten.

Die Gemeinde mietete 1836 einen Raum nahe der Kirche als Gemeindebüro an, erst 1858 wurde an der heutigen Dammer Straße ein, 1884 und 1894 erweiterter, Rathausneubau errichtet. Nachdem dieser den Anforderungen nicht mehr genügte wurde 1905-1907 an der Liebfrauenstraße ein neues Rathaus gebaut, das noch heute als Verwaltungsstelle dient.

Sieben Bürgermeister leiteten zwischen 1836 und 1921 die Gemeinde:

  • Jacob Kühnhaus
  • Anton Heinrich Compes
  • Heinrich Speckmann
  • Wilhelm Collrep
  • Wilhelm Holl
  • Werner Breuer
  • Everhard von Groote

Stadtbezirk

Nach der Eingemeindung in die Stadt Mönchengladbach im April 1921 wurde in Neuwerk eine Verwaltungsnebenstelle eingerichtet, die anfangs von einem Beigeordneten der Stadt M.Gladbach geleitet wurde, nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Bezirksräte, heute Bezirksvertretungen, eingerichtet, an deren Spitze ein Bezirksvorsteher steht.

Bezirksvorsteher von Neuwerk seit 1945 waren

  • Johann Gerichhausen
  • Peter Schumacher
  • Otto Plum
  • Peter Hüttemann
  • Peter Schumacher
  • Elisabeth Heitzer
  • Norbert Post

Sehenswürdigkeiten und Freizeit

Kloster Neuwerk

Das Kloster Neuwerk der Salvatorianerinnen mit der zwischen 1965 und 1974 restaurierten Kirche bildet den kulturellen und historischen Ortsmittelpunkt. Neben der Nutzung als Klosterkirche werden hier mehrmals im Jahr kulturelle Veranstaltungen und Konzerte abgehalten. Als historisches Kleinod ist die Klosterkirche Neuwerk auch überregional bekannt.

Heimatmuseum/Bruderschaftsmuseum

Der Verein Neuwerker Heimatfreunde e.V. unterhält unweit der Klosterkirche ein kleines Heimatmuseum, das die Geschichte des Stadtteils behandelt und nach Absprache besichtigt werden kann. 2010 eröffnete die St. Barbara-Bruderschaft im ehemaligen Bunker unweit der Pfarrkirche ein Bruderschaftsmuseum, das Exponate der Neuwerker Bruderschaften archiviert und ausstellt.

Rathaus

Das 1907 eingeweihte Rathaus, heute Bezirksverwaltungsstelle Mönchengladbach-Ost, beherbergte die Gemeindeverwaltung bis zur Eingemeindung 1921 und diente auch danach als städtische Verwaltungs-Nebenstelle. Der denkmalgeschützte Bau dient als Beispiel eines mit einfachen Mitteln repräsentativ gestalteten Jugendstil-Gebäudes.

Huppertzhof

Im Ortsteil Uedding ist der aufwändig restaurierte Huppertzhof, eine ehemals durch Wall und Graben eingefriedete Hofanlage, erhalten, die heute dem Künstler Heinz Mack als Wohnung und Atelier dient.

Rheinufer

In der Neuwerker Donk ist im Gelände noch der Verlauf des in der Römerzeit durch einen Rheindurchstich bei Neuss trocken gelegten Rheinarmes zu erkennen.

Veranstaltungen und Jubiläen

Im Stadtteil Neuwerk wurde 1985 das 850. Jubiläum der Ersterwähnung des Klosters 1135 mit einem großen historischen Jahrmarkt gefeiert. 1997 folgte das Fest zum 500. Bestehen der Neuwerker St. Barbara-Bruderschaft als ältester der Neuwerker Bruderschaften. Das 200. Jubiläum der katholischen Pfarrgemeinde wurde 2004 mit einem Ritterlager im Schatten des Klosters gefeiert, 2010 schließt sich das 875. Jubiläum des Stadtteils mit einem großen historischen Markt rund ums Kloster an.

Alljährlich wird seit 1966 auf dem zentral gelegenen Peter-Schumacher-Platz am letzten Sonntag im Juli das Jakob-Brunnen-Fest gefeiert, bei dem am gleichnamigen Brunnen einige Stunden lang Freibier ausgeschenkt wird. Unmittelbar daran anschließend findet das Sommerfest des Heimatvereins statt, der gleichzeitig ein großes Treffen historischer Landmaschinen und Traktoren veranstaltet. Der Neuwerker Ortsteil Uedding feiert in den Huppertz-KJuhlen einige Wochen später das "Kuhlenfest".

Vereinsleben

Der Stadtteil Neuwerk pflegt ein reges Vereinsleben. Die Bewohner sind derzeit (Stand: 2009) in ca. 60 Vereinen und Vereinigungen organisiert, die ein breites Interessenspektrum abdecken. Die Karnevalsgesellschaft Uehllöeker, hervorgegangen aus der 1936 gegründeten KG "d'r ewige Talp", widmet sich dem Winterbrauchtum und zeichnet im Jahr 2010 erstmals als Veranstalter des traditionellen Rosenmontagszuges im Stadtteil Neuwerk verantwortlich. Im sportlichen Bereich ist vor allem der "Radfahrverein Adler", 1901 gegründet, zu nennen, der eine Vielzahl Deutscher und internationaler Titel einfahren konnte. Der Verein Neuwerker Heimatfreunde e.V., 1936 gegründet, beschäftigt sich darüber hinaus mit der Erforschung und Dokumentation der Neuwerker Geschichte.

Bruderschaften

Es gibt insgesamt vier Bruderschaften in Neuwerk, die sich aufteilen in Neuwerk-Kloster und Hoven-Bettrath-Lockhütte. Als erstes sei die St.-Barbara-Bruderschaft Neuwerk e.V. genannt. Sie ist über 500 Jahre alt (erste bekannte Erwähnung 1497) und die Wurzel der drei anderen Bruderschaften. Als zweite große Bruderschaft in Neuwerk (Kloster) gibt es die [St.-Maria-Junggesellen-Bruderschaft Neuwerk-Kloster e.V.], die im Jahre 1755 nachweislich gegründet wurde, aber auch wohl vorher schon bestand. Schon früh gab es die Überlegung, in Bettrath ein eigenes Bruderschaftsleben aufblühen zu lassen, worauf sich schon vor über 200 Jahren die St.-Johannes-Junggesellenbruderschaft Hoven-Bettrath-Lockhütte und die St.-Maria-Männerbruderschaft gründeten. Die Frühkirmes (Schützenfest) feiern diese 4 Bruderschaften immer an dem Wochenenden nach Christi Himmelfahrt. Ein ganz besonderer Höhepunkt sind die gemeinsamen Paraden und Prunkumzüge aller vier Bruderschaften am Kirmessonntag. Alle vier Bruderschaften haben ihren Sitz in der jeweiligen Pfarrgemeinde. Als weitere Bruderschaft, die in ganz Neuwerk ihren Sitz hat, sei die St.-Matthias-Bruderschaft genannt. Sie ist eine Gebetsbruderschaft, die zwei Mal im Jahr eine Wallfahrt nach Trier zum Grab des Apostel Matthias unternimmt.

Sagen und Geschichten

Neuwerker Heimatlied

Um 1918 dichtete der Neuwerker Volksschullehrer Johannes Maria Giesen das Neuwerker Heimatlied, das auch heute noch gern und oft zu Gehör gebracht wird.

Schloss Krahnendonk

Der Neuwerker Sagenschatz berichtet von einem Schloss Krahnendonk, das nahe dem später dort errichteten Kloster gestanden habe. Man berichtet von seinem Besitzer, dass er dem Volke gegenüber hart und ungerecht gewesen sein soll. Nach einem frühsommerlichen Ausritt, bei dem er einen Bauer sehr gepeinigt haben soll, sei das Schloss nach seiner Rückkehr mit großem Getöse in sich zusammengefallen und im Erdboden versunken. Davon berichtet auch die dritte Strophe des Neuwerker Heimatlieds. In der Veröffentlichung Unsere Heimat des Kommissionsverlags Fritz Kerle (M.Gladbach, 1926) heißt es dazu: „Von allen Seiten drangen Wasserfluten hinein und bedeckten die versunkene Herrlichkeit mit einem tiefen, dunklen See. Alte Leute, besonders die in der St.-Barbara-Nacht geboren wurden, wollen in stillen Frühlingsnächten aus der Tiefe des Wassers das Klagen der unglücklichen Schlossbewohner und das Brüllen der Tiere gehört haben.“

Der historische Kern dieser Sage kann in der belegten Brandschatzung eines abteilichen Gutshofs vermutet werden, im Zuge dessen Wiederaufbau auch das Hofkapellchen entstand, aus dem später das Kloster Neuwerk hervorging.

Verkehr

Straßenverkehr

Neuwerk ist über drei Autobahnanschlussstellen an das Autobahnnetz angebunden: Die Anschlussstelle Mönchengladbach-Nord an der A 52 liegt am Stadtteil Bettrath-Hoven, über die ebenfalls an der A 52 gelegene Anschlussstelle Mönchengladbach-Neuwerk erreicht man Neuwerk-Mitte, die Anschlussstelle Mönchengladbach-Ost an der A 44 sorgt für die Anbindung der Stadtteile Neuwerk-Mitte, Flughafen und Uedding.

Luftverkehr

Der Verkehrslandeplatz Mönchengladbach (auch als Flughafen Mönchengladbach oder Flughafen Düsseldorf Mönchengladbach bezeichnet) liegt im Nordosten des Stadtbezirks. Ab September 2011 fliegt mit City Flight Germany wieder eine Fluggesellschaft in Mönchengladbach-Neuwerk. Mit zwei Personenmaschinen sollen ca. 6-10 Personen befördert werden. Die Reiseziele sind noch unbekannt.

Schienenverkehr

Der Bahnhof Mönchengladbach-Neuwerk befand sich zentral im Stadtbezirk gelegen an der Bahnstrecke Krefeld–Rheydt, die die Trennlinie zwischen Bettrath-Hoven und Neuwerk-Mitte bildet. Von dort fuhren Personenzüge nach Krefeld Hauptbahnhof und Mönchengladbach Hauptbahnhof. Die Verbindung von Neuwerk zum Hauptbahnhof Mönchengladbach wurde im Krieg zerstört. Bis 1982 bestand ein Schienenbusverkehr zwischen Neuwerk und Krefeld Hbf. Das Empfangsgebäude des Neuwerker Bahnhofs ist heute noch gut erhalten und dient als Wohnhaus.

Ebenfalls teilweise auf Neuwerker Gebiet lag der ehemalige Bahnhof Neersen. Dieser befand sich an der Kreuzung der Bahnstrecke Krefeld–Rheydt mit der Bahnstrecke Neuss–Viersen, welche heute bis auf das Teilstück NeussKaarst stillgelegt und demontiert ist.

Literatur

  • Nolden: Unsere Heimat - Eine Heimatkunde des M.Gladbach-Rheydter Industriebezirks und dessen nächster Umgebung, Mönchengladbach 1926
  • Mackes, Karl L.: Aus dem alten Neuwerk, Bd. 2, Mönchengladbach 1972
  • Bilder aus dem alten Neuwerk, 1. Auflage 1997, Neuwerker Heimatfreunde
  • Bilder aus dem alten Neuwerk, 1. Auflage 2002, Neuwerker Heimatfreunde
  • Schallenburger [Hrsg.]: Gegen die Gladbacherischen Einwendungen. Geschichte der Pfarre St. Mariä Himmelfahrt, Neuwerk, Mönchengladbach 2004

Weblinks

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