Ngente

Ngente

Die Personennamen in Gambia werden im westafrikanischen Staat Gambia wie im westlichen Kulturkreis nach der Form Vorname und Familienname aufgebaut.

Inhaltsverzeichnis

Namensgebung

Die Zeremonie der Namensgebung in der gambischen muslimischen Gesellschaft findet genau eine Woche nach der Geburt des Kindes statt. Bis zur Niederkunft der Mutter gilt, dass es Unglück bringt, wenn man etwas für das Ungeborene kauft oder über Hoffnungen oder Wünsche für die Zukunft spricht.

Die Zeremonie ist unter dem Namen „Ngente“ (in der Sprache der Wolof) oder „Kulliyo“ (in der Sprache der Mandinka, bedeutet „den Kopf rasieren“) bekannt und wird als größeres Familienfest gefeiert. Die Zeremonie, zu der neben der Familie auch Freunde geladen sind, findet meistens morgens gegen 10:00 Uhr statt. Bei Angehörigen aus dem Volk der Serahule kann die Zeremonie am achten Tag schon bei Tagesanbruch (Fadschr) stattfinden.

In der Regel findet die Feier vor dem Haus der Familie unter freiem Himmel statt. Neben den zahlreichen Sitzgelegenheiten, die dazu herbeigeholt werden, wird gelegentlich für Gäste ein Sonnensegel aufgespannt. Die neue Mutter trägt ihr schönstes Kleid. Die eigentliche Zeremonie nimmt ein Imam, eine andere respektierte Persönlichkeit oder der Kindsvater vor. Er schneidet mit einer Klinge, beispielsweise einer Rasierklinge, eine Locke vom Haar des Babys ab und begießt den Kopf mit ein wenig Wasser. Der Imam rezitiert einige Verse aus dem Koran und flüstert des Babys Namen in sein Ohr. Für alle Anwesenden wird danach der Name noch laut verkündet. Dies kann durch einen Jali, einen Lobsänger, geschehen. Bis zu dieser Zeremonie wird gewöhnlich der Name, der vom Vater ausgesucht wird, geheim gehalten. Die Feierlichkeiten dauern noch den ganzen Tag bis in den Abend hinein an. Dazu wird ein Rind, ein Schaf oder ein Huhn für geschlachtet und den Gästen als Mittagsmahl zubereitet. Weiter werden oft Kolanüsse angeboten.[1]

Die Zeremonie der Namensgebung wurde auch in der Fernsehserie Roots thematisiert, als der Protagonist Kunta Kinte seiner neugeborenen Tochter nach traditioneller Weise, gegen den Willen der Kindsmutter, den Namen „Kizzy“ gab.

Geburtstage einer Person zu feiern ist in Gambia nicht üblich.

Namen

Schreibweise

Gegenüberstellung der Schreibweisen
Familiennamen in Senegambia[2]
anglophon frankophon Ethnische
Herkunft
Badjan Badiani Jola
Cham Thiam Fulbe
Fye Faye Serer
Jallow Diallo Fulbe
Jammeh Diame Jola
Jawara Diaouara Mandinka
Jobarteh Diabaté Mandinka
Jah Dia Fulbe
Joof Diouf Serer
Konteh Kanoutè, Kanté Mandinka
Kuyateh Kouyaté Mandinka
Leigh Ly Mandinka
Mbye Mbaye Wolof
Nije Ndiaye Wolof

Die Schreibweise der Namen kann aus mehreren Gründen unterschiedlich gehandhabt werden. Zum einen ist der Alphabetisierungsgrad nicht hoch, zum anderen sind Druckerzeugnisse wenig verbreitet. Verbreitet sind Zeitungen beispielsweise lediglich in der Küstenregion um die Hauptstadt Banjul sowie der größten gambischen Stadt Serekunda.

Zudem leben in Gambia fünf größere Ethnien und mehrere kleinere, die alle ihre eigene Sprache haben. Die aus unterschiedlichen Sprachfamilien stammenden Sprachen haben unterschiedliche Notationen. Dazu kommt noch, dass Familiennamen im anglophonen Gambia (in Gambia ist Englisch die Amtssprache) zum Teil anders geschrieben werden als Namen gleicher Familien im frankophonen Senegal, Guinea oder Mali (in diesen Ländern ist Französisch die Amtssprache). Durch Emigration aus den anderen Ländern sind beide (oder mehrere) Schreibweisen verbreitet – zum Teil werden sie beispielsweise in der Presse für ein und dieselbe Person angewandt. Die Gründe mögen in einer unzureichenden Sprachregelung zu finden sein.

Vornamen

Meistens werden in Gambia den Kindern traditionelle Namen vergeben. Vereinzelt werden aber auch Vornamen gewählt, die aus dem anglophonen Kulturkreis stammen. So findet man auch Namen wie John, Raymond, Susan oder Angela.

Durch den überwiegenden moslemischen Glauben in Gambia sind der Name Mohammed und weitere populäre Namen aus dem Koran verbreitet. Ein häufiger Name, der in der Regel dem erstgeborenen Sohn gegeben wird, ist Lamin. Dieser ist die Abwandlung von al-Amin, einem Titel des Propheten Mohammed, der so viel bedeutet wie „der Vertrauenswürdige“. Ein anderes Beispiel aus dem Koran ist der Name Fatima, aus der in Gambia Fatou wird. Aus Mohammed wird die lokale Variante Momodou oder Modou und aus Aboubacarr wird Bocar.[3]

Auch die gelegentliche Vergabe und Nutzung zweier (oder mehrere) Vornamen ist gelebte Praxis. Diese werden typografisch in der Regel nicht durch einen Bindestrich verbunden. Diese werden teils dann mit den Anfangsbuchstaben abgekürzt.

Wird Lamin bei den Mandinka häufig dem erstgeborenen Sohn gegeben wird, so wird Fatou oder Fatu wird oft einem erstgeborenen Mädchen vergeben. Bei den Fula wird häufig der erstgeborene Sohn Sara und der zweitgeborene Samba genannt.[4]

Verbreitete Vornamen

Afrikanisierte arabische Vornamen
afrikanisiert arabisch
Abdelahi, Abdu Abdullah m
Abdoulie, Abdou Abdullah m
Bocar Aboubacarr m
Fatou, Fatu Fatima w
Fatty Fathi w
Isatou, Issatou Isaa w
Lamin al-Amin (Titel) m
Mamudu Mohammed m
Momodou, Modou Mohammed m
Ousman Othman m

Hier eine Auswahl an verbreiteten Vornamen (Spitznamen, im Sinne einer Kurzform, sind in Klammern geschrieben):[5]

Knaben
  • Abdoulaye, Ablanjaye, Alaji, Alason, Alieu, Amat, Baboucar, Bai, Bakary, Bala, Baturu, Boro, Boubacar (Bouba), Chenor, Cyper, Demba, Ebrima, Ediresa (Edi), Foday, Gereh, Hassan, Hatabu, Isa, Jabril, Kairaba, Kamara, Karamo, Kawsu, Kebba, Lamin, Malik, Masane, Mohammed, Momodu (Modu), Musa, Mustafa, Omar, Ousmane, Paoboy, Sainey, Samba, Seedy, Sheriff, Suma, Sutay, Tairu, Tijan, Yankubah, Yaya/Yahya, Yoro
Mädchen
  • Adama, Aminata (Ami), Awa, Binta, Channeh, Fatoumata (Fatou), Isatou/ Aisatou, Jeneba (Jay), Kaddyatou (Kady), Kenenjaye, Kutu, Loli, Mama, Mandiki, Mariama, Musakuta, Nene, Oumil, Pahali, Piretta, Ramatoulaye (Ramou), Saijo, Seerha, Sona, Tida, Yahar

Familiennamen

Familiennamen werden vom Vater auf die Kinder übergeben. Bei Eheschließung behalten die Ehepartner ihren eigenen Namen.[6] Doppelnamen sind möglich, werden dann meist von verheirateten Frauen benutzt. Es gibt aber auch Männer, die einen Doppel-Familiennamen benutzten.

Anhand des Namens kann man erkennen, aus welcher Ethnie die Person stammt. So sind Jawara und Jobateh typische Namen für Mandinka und Mboge und Njie typische Namen der Wolof.[2]

Berufsnamen und Kasten der Mandinka kann man Anhand des Familiennamen erkennen: Die Tradition der Griot (Jali in Gambia) wird in der Regel vom Vater auf den Sohn übertragen. Große Familien der Jalis sind: Jobarteh, Kuyateh, Sissoko/Cissoko, Konteh und Suso/Susso. Familien aus denen früher die Könige (Mansa) stammen lauten: Keita oder Konateh. Ceesay oder Touray deutet den Ursprung auf einen Marabout, einem islamischen Würdenträger, hin. Die Kanteh waren Schmiede, die Karankee Schuster und die Wali Sklaven.[6]

Verbreitete Familiennamen

Hier eine Auswahl an verbreiteten Familiennamen:[5]

  • Badjie, Bah, Baldeg, Ceesay, Colley, Danzo, Darbo, Fatty, Gaye, Guissé, Hairte, Jaiteh, Jallow, Jammeh, Jarju, Jassey, Jawara, Jobateh, Jobe, Kah, Manneh, Marenah, Mboge, Mendy, Njie, Saidykahn, Sanneh, Sanyang, Sarr, Secka, Senghore, Sidibeh, Sohna, Sonko, Suso, Taal, Touray

Ehrentitel

Der Ehrentitel Alhaji (selten auch Hajji) wird in der Regel bei der Nennung der Person mit genannt und führt gelegentlich zu fälschlichen Einträgen in Datenbanken und entsprechenden Eingruppierungen beim Vornamen. Alhaji, eigentlich al-Hajj, bezeichnet einen muslimischen Mann, der die Haddsch auf sich genommen hat (die Pilgerfahrt nach Mekka). Der Titel wird in der Presse gelegentlich als Alh abgekürzt. Die Nennung der weiblichen Form des Titels Alhajia (auch Haja) ist in Gambia nicht stark verbreitet.

Oft werden die Griots mit den Titel „Jali“ genannt, so dass dieser Titel als missgedeuteter Vorname in Musikerverzeichnisse und Musik-Online-Shops Einzug gefunden hat.

Bei dem Namen „Sheikh“, der eigentlich aus dem englischen übersetzt Scheich bedeutet, handelt es sich um einen verbreiteten Vornamen, er ist also hier kein Ehrentitel.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Naming Ceremony in Gambia Zugriff August 2008
  2. a b edited by A. I. Asiwaju: Partitioned Africans: ethnic relations across Africa's international boundaries, 1884–1984 c1985., London: C. Hurst ISBN 0905838912
  3. Mandinkas – Cultural Anthropology vom 7. Dezember 2005
  4. Michael Tomkinson: Gambia, ein Fremdenführer Tomkinson, London [u.a.] 1983, ISBN 0-905500-13-x
  5. a b Names of People in Gambia Zugriff September 2008
  6. a b John Mandeville: Mandinka für Gambia, Wort für Wort. Kauderwelsch. Reise Know-How Rump GmbH, 2002, ISBN 3-89416-286-4

Weblinks


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