Niederdielfen

Niederdielfen
Niederdielfen
Gemeinde Wilnsdorf
Koordinaten: 50° 51′ N, 8° 5′ O50.8511111111118.0905555555556270Koordinaten: 50° 51′ 4″ N, 8° 5′ 26″ O
Höhe: 270–370 m ü. NN
Fläche: 5,84 km²
Einwohner: 2.787 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. Jan. 1969
Postleitzahl: 57234
Vorwahl: 0271
Karte

Lage des Ortes Niederdielfen innerhalb der Gemeinde Wilnsdorf.

Niederdielfen ist ein Ortsteil der Gemeinde Wilnsdorf im Kreis Siegen-Wittgenstein, Nordrhein-Westfalen mit fast 3000 Einwohnern.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Ortskern Niederdielfen im März 2009

Niederdielfen liegt etwa sechs Kilometer ost-südöstlich von Siegen bzw. rund zwei Kilometer südöstlich von dessen Stadtteil Kaan-Marienborn (je Luftlinie) und hat eine Fläche von 5,84 km². Der Ort befindet sich an der Einmündung der drei Kilometer langen Dielfe in die Weiß. Die Dielfe, die Namensgeber für Nieder- und Oberdielfen ist, entspringt am Fuß des Höhwäldchens, einem Ausläufer des Hoheroth (451 m ü. NN). Niederdielfen liegt zwischen 290 m (Ortsausgang Niederdielfen, Kläranlage) und 350 m ü. NN im Mittel.

Nachbarorte

Nachbarorte von Niederdielfen sind Flammersbach im Nordosten, Anzhausen im Osten, Rudersdorf im Südosten, Oberdielfen im Süden, Obersdorf im Südwesten, Siegen im Westen und Nordwesten und Kaan-Marienborn im Nordwesten.

Geschichte

Niederdielfen auf einer Postkarte um 1890
Die „Mittelecke“, hier um 1900, musste dem Brückenbau der Dillstrecke weichen

Von einer Besiedlung des Gebietes um die Dielfe kann ab der La-Tène-Zeit um 500 v. Chr. gesprochen werden. Die ersten Ansiedler waren vom Rhein her in das Siegerland vorgedrungen, um Erz und Eisen zu finden. Der Eisenstein konnte an der Erdoberfläche abgebaut werden; der dichte Urwald lieferte die Holzkohle für die Verhüttung. An vielen Stellen sind heute noch die Schlackenhalden der ersten Eisengewinnungsstätten zu finden.

Die erste urkundliche Erwähnung von Niederdielfen war 1330 als „Dyspe“. Damals ein Ort, haben sich Ober- und Niederdielfen gesplittet und sind seit 1408, der ersten urkundlichen Erwähnung von Oberdielfen zwei getrennte Orte. 1461 schließlich wird „Nydern Dilphe“ erstmals erwähnt und ist somit knapp 550 Jahre alt. 1599 wurden bei einer Steuerschätzung 31 Häuser im Ort gezählt.

Vermutlich 1659 wurde die erste Schule im Ort gebaut. Von 1794 bis 1910 war die Grube Grimberg in Betrieb. Neben ihr gab es die Grube Morgenglück bis 1902. Diese hatte einen Schacht mit den Maßen 2,50 x 3,25 m, er wurde verfüllt. Der ursprüngliche Förderturm der Grube Grimberg in Niederdielfen wurde im Jahre 1911, als der Betrieb eingestellt wurde, abgerissen.

1816 wurde der Ort preußisch, Niederdielfen kam zum Amt Wilnsdorf. 1825 zerstörte ein Großbrand sechs Häuser. Am 23. März 1884 wurde der Kunstmaler Adolf Saenger geboren. Nach ihm ist die Mehrzweckhalle in der Nähe der Realschule benannt. 1903 wurde die katholische Kirche Herz-Jesu eingeweiht. 1914 wurden die ersten elektrischen Leitungen genutzt.

1961 feierte Niederdielfen 500-jähriges Bestehen. Am 1. Januar 1969 wurden das Amt Wilnsdorf aufgelöst und die bis dahin eigenständige Gemeinde Niederdielfen im Zuge der kommunalen Neugliederung in die neue Großgemeinde Wilnsdorf eingegliedert.[1]

Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahlen des Ortes:[2]

Jahr 1773[3] 1818 1885[4] 1905 1910[5] 1931[6] 1933[7] 1939[7] 1950 1967 1969 1991[8] 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Einwohner 111 331 554 647 674 903 1002 1107 1436 2058 2132 2737 2894 2909 2844 2899 2812 2787

Anmerkungen: Zahlen 1969 / ab 2005 je zum 31. Dezember; 1991 zum 31. März.

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Förderturm Niederdielfen

Sehenswürdigkeiten

Förderturm

Auf dem Gebiet der Gemeinde Wilnsdorf waren bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts insgesamt acht Gruben in Betrieb.

Die Grube Grimberg in Niederdielfen wurde 1865 für den Tiefbau erschlossen. Bei 14 Sohlen betrug die Teufe 782 m. Ab 1891 wurde der Abbau für die 170 Belegschaftsmitglieder auf Druckluft umgestellt. 1910 wurde die Grube stillgelegt. Der ursprüngliche Förderturm wurde im Jahre 1911 abgerissen.

1995 wurde auf dem Grubengelände der Förderturm des Julianschachtes aus Bensberg wiederaufgebaut und erinnert somit an die fast 2500jährige Geschichte des Bergbaus und der Eisenverhüttung in der Region. Der 16 Meter hohe Turm mit seinem Schachtgebäude ist dabei, obwohl er nicht aus der Region kommt, als typisch für die Förderanlagen im Siegerland anzusehen.

Wassermühle

Wassermühle Niederdielfen

Die am Filsbachtälchen gelegene Mühle aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde in den Jahren 1992/93 funktionstüchtig restauriert und kann bei Gelegenheit mehrere Male im Jahr in Betrieb besichtigt werden. Das Mahlwerk der Mühle einschließlich der zum Teil geschmiedeten, zum Teil aus Gusseisen hergestellten Mechanik, ist vollständig erhalten. Das Baudatum lässt sich allerdings nicht genau bestimmen. Urkundlich belegt ist die Mühle aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, mündliche Überlieferungen gehen auf das Jahr 1729 zurück.

Eremitage

Die Wallfahrtstätte Eremitage stammt aus dem Jahre 1684. Zu dieser Wallfahrtstätte gehören eine Kapelle, ein Heiligenhäuschen mit Eremitengrab, ein Kreuzweg, ein Waldaltar und eine Eremitenklause. In der Kapelle befindet sich ein Altar aus dem Jahre 1736. Die Klause gehört zu den ältesten Fachwerkhäusern im Siegerland.

Die Wallfahrtstätte Eremitage wurde 1953 erweitert mit der Gründung des Kloster des Klarissen-Ordens (OSC).

Kultur und gesellschaftliche Veranstaltungen

Schützenverein und Schützenfest

Der Schützenverein Dielfen e.V richtet seit 1955 jährlich das örtliche Schützenfest aus. Das Schützenhaus des Vereins liegt am Grimberg auf gleicher Höhe mit dem Förderturm.[9]

Theaterverein

Der im Oktober 2008 gegründete Theaterverein „Die Laien“ e.V. hat seinen Sitz in Niederdielfen; er ist ursprünglich aus einer 1989 gegründeten Anzhäuser Laienspielgruppe hervorgegangen. Er probt regelmäßig im Bürgerraum über dem Feuerwehrhaus und bietet seit 2000 jährliche Theateraufführungen in der Region.[10]

Wirtschaft und Infrastruktur

Bahnviadukt
Realschule

Verkehr

Durch Niederdielfen führt von Norden kommend die Landstraße 723, die in ihrem Verlauf in Richtung Anzhausen zur L 893 wird, da die L 723 weiter in Richtung Oberdielfen und damit Wilnsdorf führt. Mitten im Ort zweigt die Kreisstraße 18 ab, die auch „Grimbergstraße“ genannt wird und in Richtung „Eremitage“ führt und dort auf die Bundesstraße 54 trifft.

Seit 1915 besteht die Dillstrecke, an die Niederdielfen mit einem Bahnhof angeschlossen ist. Die Bauzeit der Bahn mit Großviadukt im Ort betrug fünf Jahre.

Industrie

Am Ortsausgang in Richtung Kaan-Marienborn liegt das Industriegebiet Industriestraße mit einer Größe von knapp 17 ha. Größte Arbeitgeber sind die Siegenia-Aubi KG (Beschlag- und Lüftungstechnik) sowie das Weißtalwerk (Stahlhoch- und Stahlleichtbauten und Verkehrsbauten und Krananlagen).

Einrichtungen

In Niederdielfen sind ein Kindergarten, eine Grundschule und die Realschule der Gemeinde Wilnsdorf angesiedelt. Darüber hinaus gibt es ein Seniorenwohn- und Pflegeheim mit Tages- und Kurzzeitpflege sowie ein Angebot des betreuten Wohnens.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter

  • Adolf Saenger (1884–1961), Maler und Bildhauer
  • Dietmar Ley (* 1963), Vorstandsvorsitzender Basler AG

Bekannte Bewohner

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
  2. Otto Schaefer: Der Kreis Siegen, Siegen 1968
  3. Franz Dango: Wilnsdorf - Geschichte und Landschaft, Verlag Vorländer, Siegen 1955
  4. Westfälisches Gemeindelexikon 1887, S. 110 / 111
  5. gemeindeverzeichnis.de - Landkreis Siegen
  6. Genalogy.net: Amt Wilnsdorf
  7. a b verwaltungsgeschichte.de - Stadt und Landkreis Siegen
  8. WILNSDORF Aktuell – Bürgerinformationen aus der Gemeinde, Ausgabe 1992/93
  9. http://schuetzenverein-dielfen.de/index.html
  10. http://www.dielaien.de/index.php?module=club&page=history

Weblinks

 Commons: Niederdielfen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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