Norman Bordin

Norman Bordin
Norman Bordin als Redner bei einer Demonstration

Norman Bordin (* 12. August 1976 in Duisburg) ist ein in Ottobrunn bei München ansässiger Neonazi. Nach Einschätzung des bayerischen Landeskriminalamts zählt er zu den „Schwergewichten in der bundesrepublikanischen Neonaziszene der militanten freien Kameradschaften“. 2006 bis 2008 war er Vorsitzender der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten in Bayern. Seit Oktober 2007 ist er stellvertretender JN-Bundesvorsitzender.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kameradschaftsaktivist in Nordrhein-Westfalen

Der aus Geldern stammende Bordin wurde Anfang der 1990er Jahre in der Neonaziszene aktiv. In den folgenden Jahren arbeitete er eng mit dem Duisburger „Kameradschaftsführer“ Michael Thiel zusammen und pflegte gute Kontakte zum Düsseldorfer „Kameradschaftsführer“ Sven Skoda. Nach seinem Umzug 1997 nach Velbert baute Bordin das „Nationale Forum Niederberg“ (NFN) auf, das eng mit der „Kameradschaft Düsseldorf“ zusammenarbeitete und sich dem Spektrum der „Freien Kameradschaften“ zurechnete. Dem NFN war auch der hauptsächlich aus Neonazis und rechtsextremen Skinheads bestehende und für die von ihnen begangenen Übergriffen bekannte Velberter „Siepensturm“ angegliedert. Das NFN zerfiel Anfang 1999. Bordin zog zunächst zurück nach Geldern.

Aktivitäten in Süddeutschland

Nach einem erneuten Umzug nach Freilassing rief Bordin zusammen mit Manfred Eichner bald darauf das „Aktionsbüro Nationaler Widerstand Freilassing“ ins Leben und organisierte für den 5. August 2000 eine schließlich verbotene Demonstration unter dem Motto „Stoppt die EU-Diktatur - Solidarität mit Österreich!“.

Im Anschluss an eine vom „Freizeitverein Isar 96 e. V.“ organisierte Geburtstagsparty für Martin Wiese am 13. Januar 2001, an der auch Aktivisten des „Aktionsbüros“ teilnahmen, verübten etwa 20 Neonazi-Skinheads einen Überfall auf einen 31-jährigen Griechen, den dieser nur aufgrund glücklicher Umstände überlebte.

Im Dezember 2001 gründete Bordin die „Kameradschaft Süd - Aktionsbüro Süddeutschland“ (AS), die ein Auffangbecken für die Mitglieder des „Freizeitvereins“ nach dessen Auflösung bildete. Nach Bordins Inhaftierung im Sommer 2002 übernahm der Rechtsextremist Martin Wiese die Führungsrolle bei der Kameradschaft, welcher später unter anderem wegen seiner Verurteilung wegen Rädelsführerschaft in einer terroristischen Vereinigung im Zusammenhang mit einem geplanten Anschlag auf die Grundsteinlegung des jüdischen Gemeindezentrums in München bekannt wurde.

Nach seiner Haftentlassung wurde er Mitglied im Kampfbund Deutscher Sozialisten (KDS) und fungierte seit dem 8. Mai 2004 als „Stützpunktleiter“ des KDS in München. Im Internet erschien die Website des KDS-Stützpunkt München unter dem Dach des „Nationalen Widerstand Süddeutschland“ („Widerstand Süd“), unter dem auch das „Aktionsbüro Süd“ und das „Nationale Infotelefon (NIT) Süddeutschland“ versammelt sind. Bordin wurde von Friedhelm Busse zu seinem Nachfolger „in der Führung des Nationalen Widerstandes“ ernannt.

Funktionär der NPD

Norman Bordin mit Kufiya bei einer Demonstration am 11. Dezember 2004 in Dorfen bei München

Seit Sommer 2004 entfernte sich Bordin zunehmend vom KDS und näherte sich, wie der gesamte „Nationale Widerstand Süddeutschland“, zunehmend der NPD an. So demonstrierten sie beispielsweise am 23. August 2004 vor der Feldherrnhalle in München mit Fahnen der Partei, im Gegenzug berichtete die NPD über eine von Bordin organisierte „nationale Montagsdemonstration“. Am 29. September 2004 trat Bordin in die Nationaldemokratische Partei Deutschlands ein. In einer Sendung des ARD-Magazin Report Mainz äußerte sich der damalige Bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU): „Das ist für mich völlig eindeutig, dass Bordin ein gewaltbereiter Mensch ist. Der aber auch Reden führt, die eindeutig andere Menschen dazu bringen können, Gewalt für berechtigt zu halten.“ Gleichzeitig verwies Beckstein auf die neue Strategie der NPD, Neonazis aus den sogenannten „Freien Kameradschaften“ zu integrieren, und warnte vor einer Unterwanderung der NPD durch gewaltbereite Kräfte: „Wenn die NPD gewaltbereite Leute in ihre Organisation aufnimmt, dann sind die nach wie vor gefährlich, weil sie Aktionen planen könnten - unter dem Deckmantel der NPD.“ Bordin hatte in einer Presseerklärung weitere „revolutionäre Kräfte“ aufgefordert, in die Partei einzutreten: „Es ist doch das, wovor dieses System Angst hat. Eine legale Struktur, welche praktisch 'unverbietbar' ist.“ In eine ähnliche Richtung zielten Bemerkungen des KDS-Chefs Thomas Brehl zum Parteieintritt Bordins.

Bordin tritt mittlerweile bundesweit auf NPD- und Neonaziveranstaltungen als Anmelder und Redner auf und gilt als ein wichtiger Kader der neonazistischen Szene. Im Bundestagswahlkampf 2005 trat er erfolglos im Wahlkreis München-Land (Wahlkreis 223) als Direktkandidat an.

Anfang 2006 wurde Bordin Landesvorsitzender der Jungen Nationaldemokraten in Bayern. Am 27.April 2008 gab er das Amt an Matthias Fischer (Fürth) ab. Seit Oktober 2007 ist Bordin Stellvertreter des JN-Bundesvorsitzenden Michael Schäfer. Im Mai 2006 wurde er zusätzlich in den NPD-Landesvorstand gewählt.

Weitere Aktivitäten und Verbindungen

Neonazi-Konzert in Mitterskirchen

Am 13. November 2005 berichtete Spiegel TV und in der Folge zahlreiche überregionale Medien über ein von Norman Bordin organisiertes Neonazi-Konzert im bayerischen Mitterskirchen, das offiziell als NPD-Parteiveranstaltung angemeldet worden war, hinter dem jedoch die verbotene Organisation Blood and Honour stand. Während des Konzerts spielten die Bands auch verbotene Lieder der Neonazi-Band Landser und forderten öffentlich zu Straftaten auf. Bereits in den Monaten zuvor hatte Norman Bordin dafür gesorgt, dass Neonazi-Konzerte in Mitterskirchen einen offiziellen Status als Parteiveranstaltung bekamen; mindestens eines davon galt in Neonazikreisen als Konzert der international agierenden Hammerskin Nation. Das Konzert im Oktober 2005 war ein wesentlicher Auslöser der bundesweiten Razzien gegen die weiterexistierenden Blood-and-Honour-Strukturen Anfang März 2006.

Geplante Rudolf-Heß-Demonstration in München

Für den 17. August 2007 wurde von Bordin eine sogenannte Mahnwache für Rudolf Heß, den Stellvertreter von Adolf Hitler, auf dem Marienplatz in München angemeldet, diese wurde vom zuständigen Kreisverwaltungsreferat aber als Ersatzveranstaltung für eine zuvor verbotene Demonstration in Wunsiedel untersagt.[1][2]

Vorstrafen

Norman Bordins Vorstrafenregister umfasst acht Einträge wegen Körperverletzung und Beleidigung. Er saß bereits drei Freiheitsstrafen ab, darunter eine 15-monatige Freiheitsstrafe ohne Bewährung wegen Körperverletzung und versuchter Körperverletzung im Zusammenhang mit dem Überfall auf einen Griechen. 2004, nur fünf Monate nach der Entlassung, verübte er nach Ansicht des Münchner Amtsgericht Betrug an der Agentur für Arbeit, indem er für zwei Monate Arbeitslosengeld erschlich. Am 18. Dezember 2006 wurde er deswegen zu einer Freiheitsstrafe von vier Monaten ohne Bewährung verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.[3]

Literatur

  • Sprengstoff in München. Martin Wiese, Kameradschaft Süd, NPD. Eine Broschüre der antifaschistischen informations-dokumentations & archivstelle münchen e. V. (AIDA) in Kooperation mit dem Kurt-Eisner-Verein für politische Bildung in Bayern e. V. München 2005. Download als pdf-Dokument (7,5 MB).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Grüne und Verdi fordern Verbot für Heß-Demo, Süddeutsche Zeitung vom 16. August 2007
  2. Rudolf-Heß-Mahnwache: Stadt verbietet Neonazi-Aufmarsch, Süddeutsche Zeitung vom 17. August 2007
  3. Alexander Krug: Neonazi erschleicht Arbeitslosengeld. In: Süddeutsche Zeitung. 19. Dezember 2006.

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