Operation Dragoon

Operation Dragoon
Operation Dragoon
Teil von: Zweiter Weltkrieg, Westfront
Karte zur Operation Dragoon
Karte zur Operation Dragoon
Datum 15. August 1944–12. September 1944
Ort Südfrankreich
Ausgang Sieg der Alliierten
Folgen Räumung Südfrankreichs durch die Wehrmacht
Konfliktparteien
Vereinigte Staaten 48Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten

Freies FrankreichFreies Frankreich Freies Frankreich
Kanada 1921Kanada Kanada[A 1]

Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich
Befehlshaber
Vereinigte Staaten 48Vereinigte Staaten Jacob L. Devers

Vereinigte Staaten 48Vereinigte Staaten Alexander M. Patch
Freies FrankreichFreies Frankreich Jean de Lattre de Tassigny

Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Johannes Blaskowitz

Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Kurt von der Chevallerie
Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Friedrich Wiese

Truppenstärke
175.000-200.000 85.000-100.000 im Kampfgebiet,

285.000-300.000 in Südfrankreich

Verluste
Unbekannt Unbekannt

Die Operation Dragoon (engl. für Dragoner) war eine während des Zweiten Weltkrieges ab dem 15. August 1944 durchgeführte Operation zur Landung zweier Armeen der Westalliierten an der französischen Côte d’Azur zwischen Toulon und Cannes und Vertreibung der deutschen Truppen aus Südfrankreich. Sie bildete das südliche Gegenstück zu der am 6. Juni 1944 mit der Landung in der Normandie begonnenen Operation Overlord.

Inhaltsverzeichnis

Zweck der Operation

Die amerikanischen Befürworter versprachen sich von der Operation die schnelle Eroberung zweier großer Häfen – Toulon und Marseille – mit deren Einnahme die Versorgung der in Frankreich kämpfenden Truppen erheblich erleichtert würde. Tatsächlich konnte bis zur Einnahme Antwerpens im Dezember 1944 etwa ein Drittel der gesamten Versorgung der alliierten Truppen in Nordfrankreich von Marseille über die Rhône-Route inklusive reparierter Brücken und Eisenbahntrassen transportiert werden.

Ablauf

Planung

Ursprünglich sollte die Operation Anvil (= Amboss) heißen – passend zu der Operation Hammer, aus der dann aufgrund der Verzögerungen die Operation Overlord wurde. Der Name wurde vom britischen Premier Winston Churchill geändert, um trotz der vielen Änderungen des Startdatums die Operation geheim zu halten. Er opponierte lange gegen die Operation Anvil, weil er befürchtete, sie würde die Kampfkraft der alliierten Streitkräfte auf zu viele gleichzeitige Kriegsschauplätze verteilen und dadurch deren Vormarsch auf Berlin zum Vorteil der verbündeten Sowjetunion verlangsamen. Er reklamierte, so lange bedrängt worden zu sein (nicht zuletzt, weil General de Gaulle gedroht hatte, die französischen Verbände aus Italien abzuziehen) bis er die Invasion akzeptierte.

Die 6. US-Heeresgruppe, auch als Südliche Heeresgruppe bekannt, kommandiert von Generalleutnant Jacob L. Devers, wurde in Korsika aufgestellt und am 1. August 1944 aktiviert, um die französischen und amerikanischen Verbände zusammenzufassen, die für die Invasion Südfrankreichs in der Operation Dragoon vorgesehen waren. Zu Beginn war die Heeresgruppe dem Mediterranean Theater of Operations unterstellt, wurde aber einen Monat nach der Landung dem SHAEF (Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force) unter US-General Dwight D. Eisenhower unterstellt.

Vorbereitungen

Von Ende April bis zur Landung flogen die Alliierten mehr als 10.000 Bombereinsätze über der Côte d’Azur und griffen dabei systematisch alle Batterien und Minenfelder der Besatzer mit insgesamt 12.500 Tonnen Bomben an.

Als die BBC ein Dutzend Nachrichten, deren bekannteste „Gabi dort dans les herbes“ (Gaby schläft im Gras), „Nancy a un torticollis“ (Nancy hat einen steifen Hals) und „Le chasseur est affamé“ (Der Jäger ist hungrig) sind, sendete, wusste die Résistance, dass die Invasion innerhalb der nächsten 24 Stunden bevorstand und sprengte daraufhin Brücken, unterbrach Telefon- und Stromleitungen, griff Fabriken und deutsche Lager an.

Beteiligte

An der Operation waren 880 alliierte Seeschiffe, darunter vier Flugzeugträger, sechs Schlachtschiffe, 21 Kreuzer und über 100 Zerstörer, insgesamt 34 französische Schiffe und 1370 Landungsboote sowie etwa 5.000 Flugzeuge beteiligt. Die drei amerikanischen Divisionen des 6. US-Korps bildeten die Angriffstruppen: Die 3. Infanteriedivision landete am westlichen Alpha Beach bei Cavalaire-sur-Mer, die 45. Infanteriedivision am mittleren Delta Beach bei Saint-Tropez und die 36. Infanteriedivision am östlichen Camel Beach bei Saint-Raphaël. Sie wurden von Kommandoeinheiten und Luftlandetruppen unterstützt. Französische Kommandotruppen landeten zur Flankensicherung an beiden Seiten des alliierten Brückenkopfes und die First Special Service Force besetzte zur Sicherung des Brückenkopfes zwei vorgelagerte Inseln. Im Hinterland, zwischen den Orten Le Luc und Le Muy im Argens-Tal, wurde ein provisorischer Luftlandeverband in Divisionsstärke – die 1. Airborne Task Force (Rugby Force) – unter dem Kommando von General Robert T. Frederick abgesetzt. Aufgabe war es, das Massif des Maures zu besetzen, von dessen Höhen aus man die alliierten Landungsstrände bei Saint-Tropez und Saint-Raphaël einsehen konnte. Dieser Verband bestand hauptsächlich aus der britischen 2. unabhängigen Fallschirmjägerbrigade (British 2nd Independent Parachute Brigade), der 517. Fallschirmjägerregimentskampfgruppe (517th Parachute Regimental Combat Team), dem 509. und 551. Fallschirmjägerbataillon (Parachute Infantry Battalion) sowie dem 550. Luftlandebataillon (550th Glider Infantry Battalion). Über 94.000 Mann und 11.000 Fahrzeuge wurden bereits am ersten Tag auf einem 55 Kilometer breiten Küstenstreifen an Land gebracht.

Als sie landeinwärts zogen, trafen sie auf geringen Widerstand der Wehrmacht, weil die Deutschen eine große Anzahl ihrer Truppen zum Kampf gegen die Alliierten Truppen nach deren Landung in der Normandie verlegt hatten. 186 Flugzeuge und etwa 250.000 Mann standen der Invasionsflotte auf deutscher Seite gegenüber, die zum Teil aus abgekämpften und kranken Soldaten bestand. Der deutsche Geheimdienst schätzte etwa 500.000 Mann auf alliierter Seite. In Dramont und Agay kam es zu heftigeren Gefechten zwischen deutschen und amerikanischen Verbänden. Ein französisches Fallschirmspringerkommando, das am ersten Tag an der Pointe d’Esquillon abgesetzt wurde, um im Massif de l’Estérel durch Sprengungen deutsche Verstärkungen zu verhindern, landete in einem von deutschen Soldaten kurz zuvor verminten Gelände, wodurch viele getötet, verletzt oder gefangengenommen wurden. Nach der erfolgreichen Landung folgten den Angriffstruppen die Hauptquartiere des 6. US-Korps und der 7. US-Armee sowie die von General Jean de Lattre de Tassigny befehligte französische B-Armee (später in französische 1. Armee unbenannt) – bestehend aus dem I. und II. französischen Korps – mit insgesamt sieben Divisionen.

Erfolge

Der Angriff begann am 26. Mai mit Beschuss durch Schiffsartillerie und Bombardements aus der Luft am 26. Mai auf Nizza, auch St. Tropez und Cannes waren betroffen. Bereits zwei Wochen nach Beginn der Landeoperation am 15. August war die Provence eingenommen. Toulon war am 23. August, Marseille am 29. August, Grenoble am 23. August eingenommen – 83 Tage früher als geplant. Am 1. September wurde nach heftigen Straßenkämpfen zwischen der Résistance und deutschen Truppen auch Nizza befreit. Der schnelle Rückzug der neunzehnten deutschen, von der 11. Panzerdivision entblößten Armee (in der Ausländer überwogen), gab der Schlacht den Beigeschmack eines nordwärts eilenden Rennens durch das Rhônetal. Hitler antwortete mit dem Befehl, eine Einkesselung zu vermeiden, aber die Häfen Toulon und Marseille zu zerstören. Alliierte Truppen der Operation Dragoon, die nordwärts zogen, trafen am 12. September in Montbard bei Dijon auf südliche Einheiten von General Leclerc der Operation Overlord aus der Normandie – 77 Tage früher als geplant.

Hintergrund

Ausgangspunkt für diese Operation waren ursprünglich zwei völlig unterschiedliche Konzepte auf der alliierten Seite: Briten und Amerikaner stimmten zwar darin überein, dass dem Kampf gegen die Deutschen Vorrang gegenüber dem Kampf gegen die Japaner eingeräumt werden sollte. Deshalb waren sie auch prinzipiell bereit, dem Drängen Stalins entgegenzukommen und eine zweite Front im Westen zu errichten. Darüber hinaus ergaben sich aber wesentliche Unterschiede: Während der amerikanische Generalstab, angeführt von General George C. Marshall einen direkten Angriff mit einem schnellen Vorstoß in Nordfrankreich forderte, um von dort ostwärts nach Deutschland vorstoßen, bevorzugten die Briten, insbesondere Winston Churchill, aufgrund ihrer Erfahrungen im Ersten Weltkrieg einen stärkeren Peripherie-Ansatz, bei dem die Alliierten ihre Überlegenheit auf See stärker zu Geltung bringen konnten. Churchill hatte mit der Landung in Süditalien die Hoffnung verbunden, schnell in den weichen Unterleib des von Nazi-Deutschland besetzten Südeuropas und von dort auf den Balkan und weiter nach Süddeutschland vorstoßen zu können, um damit ein weiteres Vordringen der Sowjetunion nach Westen zu verhindern. Churchill sagte später aus, dass dies „die ersten wichtigen strategischen Meinungsverschiedenheiten zwischen uns und unseren amerikanischen Freunden waren“. Im britischen Konzept war der Angriff über den Ärmelkanal der letzte Schlag, dem vorher Angriffe auf die schwächsten Punkte des Gegners vorangehen sollten. Ausfluss dieser beiden unterschiedlichen Konzepte waren anfangs die britische Seeblockade und die alliierten Luftangriffe auf die deutschen Industrie- und Siedlungszentren. In den Jahren 1942 und 1943 erzwang der Mangel an Ressourcen einen Peripherie-Ansatz, da zu dieser Zeit noch nicht genügend Truppen, Ausrüstungsgegenstände und Schiffe für eine massive Landung in Frankreich zur Verfügung standen.

Stand in der ersten Hälfte des Krieges, bei dem die Wehrmacht den Einflussbereich des Dritten Reichs ständig ausdehnte, im Zeichen sich kontinuierlich verlängernder deutscher Versorgungswege, wachsender Transportprobleme, zunehmender Partisanenüberfälle auf die langen Versorgungswege und sich permanent erhöhenden Bedarfs an Besatzungs- und Reserveeinheiten der Achsenmächte, so erforderte das britische Konzept in der zweiten Hälfte des Krieges eine enorme Steigerung der Kriegsproduktion auf Alliierter Seite, um über ihrerseits extrem ausgedehnte Versorgungswege zu weit voneinander entfernt liegenden Kriegsschauplätzen in Europa und Asien regelmäßig mit Waffen, Nachschub und Reserven versorgen zu können. So lange die französischen Kolonien in Nord- und Westafrika und Madagaskar unter Kontrolle Vichy-Frankreichs und Indochina unter Kontrolle Japans, also insgesamt der Achsenmächte standen, waren diese ausgedehnten Transportwege von den USA nach Europa vorwiegend auf den Nordatlantik nach Großbritannien und die UdSSR begrenzt, was sie für die deutsche U-Boot-Waffe anfangs höchst angreifbar machte. Erst mit der Operation Torch, der Landung der Alliierten in Französisch-Nordafrika, speziell also in Marokko, Algerien und Tunesien im November 1942 gewannen die Westalliierten zusätzliche Stützpunkte an der Peripherie Europas, die ihnen Land-See-Operationen, insbesondere den Aufbau von weiteren Fronten gegenüber den Achsenmächten Italien und Nazi-Deutschland ermöglichten. Für die Sicherung und Festigung alliierter Transportwege war die Unterstellung Dakars, Französisch-Westafrika, im November 1942 (1940 vergeblicher Eroberungsversuch) und Diego Suarez, Madagaskar, am 6. Mai 1942 unter General de Gaulle bedeutsam.

In diesem Zusammenhang hatten verschiedene Stäbe der strategischen Planung unterschiedliche Pläne entworfen, um vor oder während der Operation Overlord deutsche Kräfte in Südfrankreich zu binden. Dazu wurden alle amphibischen Fähigkeiten der Alliierten, die nicht in der Operation Overlord benötigt wurden, für die Operation Anvil verplant. Das gebirgige Terrain Süditaliens gab der Wehrmacht Vorteile, die sich Anfang 1944 gegen die amphibischen Operationen der Alliierten bei Anzio erfolgreich wehrte. Ausgedehnte, blutige Schlachten, wie bei Monte Cassino drohten den alliierten Vormarsch in Italien zu einem Abnutzungskrieg werden zu lassen, bei dem der Vormarsch zum Erliegen kommen würde. Deshalb betrachteten viele Amerikaner den Italienvorstoß bereits als eine strategische Sackgasse.

Die Deutschen hatten ihre Verteidigungsstrategie auf der Hypothese aufgebaut, zwei Landeoperationen in Frankreich gleichzeitig vorbereiten und durchführen zu können, sei auch für die Alliierten ausgeschlossen. Sie hatten bei Marseille und Toulon Truppen zusammengezogen und durch befestigte Stützpunkte eine Landung an den übrigen für unwahrscheinlich gehaltenen Stellen zu erschweren versucht. „Rommelspargel“, unter der Wasserlinie stehende Pfosten, die bei einer Berührung durch eine verborgene Sprengladung detonieren sollten, sollten mit Schützengräben und Geschützstellungen entlang der Strände und einer etwa 32 Kilometer landeinwärts verlaufenden Verteidigungslinie für eine Abschreckung vor der Landung in der Provence sorgen.

Feier zum 60. Jahrestag

Die Zeremonien zum 60. Jahrestag der Landung in der Provence fanden am 15. August 2004 nacheinander in Le Muy, auf dem Militärfriedhof von Draguignan, in Saint-Raphaël, in Cavalaire-sur-Mer und auf der Reede von Toulon an Bord des Flugzeugträgers Charles de Gaulle statt. Der französische Staatspräsident Jacques Chirac ehrte in Gegenwart von sechzehn afrikanischen Staats- und Regierungschefs das immense Opfer der Kräfte der Freiheit, die vor sechzig Jahren an der Landung in der Provence teilgenommen haben. Im Beisein von etwa 200.000 Zuschauern an der Küste Toulons zeichnete der Präsident 21 Kriegsveteranen, hauptsächlich Afrikaner aus. Das Kreuz der Ehrenlegion verlieh er der Stadt Algier, die im Zweiten Weltkrieg bis zur Befreiung von Paris Hauptstadt des kämpfenden Frankreichs war, für ihre Rolle bei der Beherbergung des französischen Komitees der nationalen Befreiung.

Literatur

  • Christian Zentner: Der Zweite Weltkrieg. ISBN 3-85492-818-1
  • Jeffrey J. Clarke, Robert Ross Smith: Riviera to the Rhine. Teil der Reihe: United States Army in World War II - European Theater of Operations. Office of the Chief of Military History, Department of the Army, Washington D.C. 1993.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Viele Kanadier dienten in der binationalen US-kanadischen First Special Service Force (Die Teufelsbrigade)

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