- Operation Queen
-
Operation Queen Teil von: Zweiter Weltkrieg
Die Ruinen von Jülich, einer der Brennpunkte der KämpfeDatum 16. November–16. Dezember 1944 Ort Rurtal und Umgebung Ausgang Taktischer Sieg des Deutschen Reiches Konfliktparteien Befehlshaber Omar Bradley Walter Model Truppenstärke ca. 100.000 unbekannt Verluste ca. 38.500,
340 Panzervergleichbar wie Alliierte,
Panzer unbekanntBedeutende Militäroperationen an der Westfront 1944–1945 1944: Overlord · Dragoon · Mons · Market Garden · Scheldemündung · Aachen · Hürtgenwald · Queen · Elsaß-Lothringen · Ardennen
1945: Nordwind · Blackcock · Colmar · Veritable · Grenade · Lumberjack · Undertone · Plunder · Ruhrkessel
Operation Queen war eine gemeinsame britisch-amerikanische Unternehmung während des Zweiten Weltkrieges im Rahmen der Kämpfe zwischen Aachen und der Rur im November 1944, die nahezu zeitgleich mit der Offensive beiderseits der Vogesen stattfand, jedoch deutlich weniger erfolgreich war.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Nach der alliierten Landung in der Normandie im Juni 1944 hatten Amerikaner und Briten die Deutschen nach heftigen Kämpfen aus Frankreich vertrieben und begannen nun, nach Deutschland selbst einzudringen. Aufgrund von Nachschubschwierigkeiten und allgemeiner Erschöpfung machten die Angreifer aber vor dem Westwall halt, um ihren Nachschub zu reorganisieren und sich neu aufzustellen. Obwohl der Westwall veraltet und desarmiert war, hatte die deutsche Propaganda ihre Wirkung dennoch nicht verfehlt, und die Alliierten hielten ihn für ein ernsthaftes Hindernis, dem sie nicht unvorbereitet entgegentreten wollten. Die Deutschen nutzten diese Atempause und reorganisierten ihre angeschlagenen Armeen, auch wurde die Bevölkerung zum Schanzen ausgehoben und der Westwall notdürftig mit Beutewaffen armiert. Im Rücken der Befestigungslinie entstand ein Netzwerk aus Schützen- und Panzergräben sowie ausgedehnten Minenfeldern, welche die zahlreichen behelfsmäßig befestigten Ortschaften miteinander verbanden. Als die Alliierten ihren Vormarsch wieder aufnahmen, schlug ihnen heftiger Widerstand entgegen, und der bis dahin schnelle Vorstoß wurde mehr und mehr zum Stellungskrieg. Trotz der drückenden personellen und materiellen Überlegenheit und der fast totalen Luftherrschaft der Alliierten kam ihr Vormarsch zum Rhein nur äußerst langsam voran, die Deutschen lieferten ihnen um jedes der zahlreichen Dörfer in der Region eine heftige Abwehrschlacht. Der deutsche Widerstand versteifte sich ganz besonders im Gebiet zwischen Geilenkirchen, Alsdorf und Würselen westlich des Flusses Rur, wo wochenlang schwere Kämpfe tobten, die auf beiden Seiten empfindliche Verluste forderten. Versuche, die Abwehrstellungen in diesem Gebiet durch einen Vorstoß in den Hürtgenwald zu flankieren, endeten in einem Desaster. Die frontal angreifenden Amerikaner rieben sich an den starken deutschen Stellungen im unwegsamen Bergland auf, wo sie ihre zahlenmäßige Überlegenheit und Luftmacht kaum ausspielen konnten, und heftige Gegenangriffe forderten hohe Verluste. Das wirkte sich auch auf die Moral der alliierten Soldaten aus, die nach dem schnellen Erfolg in Frankreich gehofft hatten, der Krieg werde bald vorbei sein, und die sich nun mit dem bisher heftigsten Widerstand konfrontiert sahen.
Die Planung
Das alliierte Oberkommando plante, im Bereich der 1. und 9. US-Armee eine Großoffensive gegen die Rur zu beginnen, sie bei Linnich, Jülich und Düren zu überschreiten und Brückenköpfe zu bilden. Im weiteren Verlauf sollte der Rhein erreicht und bei Düsseldorf und Krefeld Brückenköpfe gebildet werden, um für einen Vorstoß ins Herz Deutschlands im nächsten Jahr günstige Ausgangsstellungen zu gewinnen. Gleichzeitig sollten Verbände der 1. US-Armee im Bereich des Hürtgenwaldes angreifen, um die Deutschen in ihren Stellungen festzuhalten, so dass von dort keine Verstärkungen an die Rurfront gesandt werden konnten, während die britische 2. Armee weiter im Norden angreifen sollte. Eine große Zahl amerikanischer und britischer Bomber sollte zur Vorbereitung dieser Offensive mit taktischen Angriffen die Nachschubzentren der deutschen Front zerstören und auch die feindlichen Streitkräfte selbst angreifen. Die Gesamtheit dieser Unternehmungen wurde unter dem Decknamen Operation Queen zusammengefasst. Die schweren strategischen Bomber der 8. US-Air Force erhielten den Bereich der befestigten Stellungen um Eschweiler und Aldenhoven zugewiesen, während die mittleren Bomber der 9. US-Air Force die zweite Verteidigungslinie um Jülich und Langerwehe zugeteilt bekamen. Währenddessen sollte das RAF Bomber Command einen harten Schlag gegen die Verbindungszentren Jülich und Düren führen, als Ausweichziele waren die kleineren Verkehrsknotenpunkte Heinsberg, Erkelenz und Baal vorgesehen. Ursprünglich war der Beginn der Offensive auf den 10. November angesetzt, schlechtes Wetter führte aber zur Verschiebung auf den 16. November 1944. Die Offensive der Bodentruppen sollte unmittelbar nach dem Ende der Luftangriffe beginnen, um zu verhindern, dass eigene Verbände getroffen wurden, und gleichzeitig sicherzustellen, dass der Feind möglichst wenig Gelegenheit erhielt, sich von seinem Schock zu erholen.
Allerdings hatten sich die Alliierten gerade den am weitaus stärksten verteidigten Abschnitt der Rurfront ausgesucht, denn abgesehen von den stark ausgebauten Stellungen und den Einheiten an der Front stand im Hinterland die 5. Panzerarmee mit immer noch beachtlichen Panzer- und Artilleriereserven bereit. Sie war zwar, wie alle anderen Einheiten, weit unter Sollstärke, stellte aber immer noch einen beträchtlichen Faktor dar und konnte die Verteidiger kräftig unterstützen.
Die Offensive
Vorbereitender Luftangriff
In den Mittagsstunden des 16. November zwischen 11:13 Uhr und 12:48 Uhr führten die amerikanischen Bomberverbände ihre Angriffe durch. 1204 schwere Bomber der 8. US Air Force belegten die Orte Eschweiler, Weisweiler und Langerwehe mit insgesamt 4120 Bomben, während 339 Jagdbomber der 9. US Air Force Hamich, Hürtgen und Gey mit 200 Tonnen Bomben attackierten. Währenddessen flogen 467 schwere Halifax- und Lancasterbomber schwere Angriffe gegen Düren und Jülich, 180 weitere britische Bomber trafen Heinsberg.
Besonders der Angriff auf Jülich war äußerst heftig, weil französische und amerikanische Truppenkarten den Ort nach wie vor als Festung auswiesen, was aber längst nicht mehr der Fall war – man hoffte, mit dem Angriff die vermeintlich sehr starken Verteidigungsstellungen zerschlagen zu können. Innerhalb des Zeitraums zwischen 15:28 Uhr und 15:50 Uhr fielen große Mengen Spreng- und Brandbomben auf die Stadt. An Sprengbomben wurden im Einzelnen abgeworfen:
- 4000 lb.: 75 Stück
- 2000 lb.: 361 Stück
- 1000 lb.: 1945 Stück
- 500 lb.: 1613 Stück
insgesamt 3994 Sprengbomben mit 1711 t Gewicht,
dazu 123.518 Stück Brandbomben, abgeworfen einzeln oder in Behältern zu 106 Stück.
Die Stadt wurde bei dem Angriff völlig verwüstet und brannte mehrere Tage lang. Straßen- und Eisenbahnnetz, Industrie und Infrastruktur sowie die Rurbrücke waren zerstört, ebenso wie etwa 97 % der Häuser und Wohnungen, unter der Zivilbevölkerung und den Streitkräften gab es hohe Verluste. Kaum besser erging es Düren, das ebenfalls in einem Feuersturm fast völlig zerstört wurde, auch Heinsberg nahm schweren Schaden.
Bodenoffensive
Um 12:45 Uhr trat die 9. US-Armee nach 80 Minuten vorbereitenden Trommelfeuers aus 700 Geschützen zum Angriff an, unterstützt von starken Panzerverbänden. Trotz der gründlichen Vorbereitung, der durchtrennten Nachschublinien und der starken zahlenmäßigen Überlegenheit der Angreifer hielten die schwachen deutschen Verbände trotz hoher Verluste im Wesentlichen stand und gingen nur sehr widerstrebend und langsam zurück, die Alliierten gewannen nur äußerst zögerlich an Boden und erlitten schwere Verluste. Ein Grund dafür war, dass das Flächenbombardement gegen die gut ausgebauten Stellungen nur von begrenztem Wert war, die meisten Bomben waren ungezielt und zerstörten nur, was ohnehin schon zerstört war, während die Verteidiger selbst relativ sicher eingegraben waren. Ein weiterer Faktor war, dass trotz der oft zerstörten Artilleriestellungen der Deutschen deren oftmals ebenfalls eingegrabene Panzer den Vormarsch im Zusammenwirken mit der Infanterie aufhalten konnten. Die deutsche Artillerie konnte zwar wegen der vielen Nebelgranaten, die benutzt wurden, um die erkannten B-Stellen zu blenden, kaum Ziele ausmachen, jedoch hatten die Artilleristen ausgezeichnete Feuerpläne vorbereitet und trafen so trotzdem wichtige Ziele. Am ersten Tag kam die amerikanische Offensive kaum voran, die Deutschen hielten ihre Stellungen, wenn auch unter schweren Verlusten. Die Angreifer litten besonders unter nicht erkannten gegnerischen Minenfeldern, die bei Infanterie und Panzern hohe Verluste verursachten und den Vormarsch zusammenbrechen ließen. Angriffe auf befestigte Dörfer waren zwar oft anfangs erfolgreich, die Eroberer wurden aber häufig im Gegenangriff wieder zurückgeworfen. Nach zwei Tagen war der Vormarsch fast überall zum Stillstand gekommen und der Grabenkrieg nahm seinen Fortgang.
Während der nächsten vier Wochen dauerten die heftigen Kämpfe auf dem Westufer der Rur an. Zwar rückten die Amerikaner allmählich bis zum Fluss vor, doch jedes Dorf und jede Ortschaft musste einzeln erobern werden. Der einzige größere Erfolg war die Einnahme Linnichs. Im Zuge der Kämpfe um die Stadt kam es auch zu einer größeren Panzerschlacht, in der die Amerikaner unter großen Verlusten das Feld behaupteten. Es gelang ihnen aber nicht, den Fluss zu überqueren und Brückenköpfe zu bilden, der hartnäckige Widerstand der eingegrabenen Deutschen, das heftige Artilleriefeuer sowie gelegentliche Luftangriffe deutscher Jagdbomber verhinderten dies. Schlechtes Wetter machte beiden Seiten zu schaffen, der Schlamm behinderte jede Bewegung und brachte den Verteidigern Vorteile; zudem trat der Fluss über die Ufer, was eine Querung erschwerte. Tiefhängende Wolken und Dauerregen machten die alliierte Luftüberlegenheit oft wertlos, obwohl die allgegenwärtigen Jagdbomber bei besserem Wetter jede Bewegung lähmten und hohe Verluste unter den Deutschen verursachten. Zur selben Zeit griffen die Amerikaner auch im Hürtgenwald wieder an, und durch das heftige Drängen des Gegners gegen die Westfront sah das deutsche Oberkommando die in Vorbereitung befindliche Ardennenoffensive in Gefahr: falls die Amerikaner die Rur überschreiten oder die Eifel in ihre Gewalt bringen würden, hätten sich die Deutschen der Gefahr von Flankenangriffen ausgesetzt gesehen und der Angriffsplan wäre hinfällig geworden. Aus diesem Grund gab das Oberkommando Artillerie und Munition sowie einige Panzer- und Infanterieeinheiten aus den für die Offensive gesammelten Bereitstellungen frei, um die Rurfront um jeden Preis bis zum Beginn der Offensive zu halten. Trotz des Mangels an Munition, Soldaten und Treibstoff und der Tatsache, dass die an der Rur kämpfenden Einheiten nach monatelangen fast ununterbrochenen Kämpfen stark ausgeblutet waren, wurde das taktische Ziel erreicht. Ein wesentlicher Faktor war dabei das schwere und gut gezielte Artilleriefeuer, das die Amerikaner wegen des schlechten Wetters nicht zum Schweigen bringen konnten und das ihre Angriffe oft im Keim erstickte. Dabei kamen auch in größerem Umfang Eisenbahngeschütze zum Einsatz. Kurz vor dem Beginn der Ardennenoffensive wurden viele Kampfeinheiten und Geschütze an die Angriffsfront gebracht, und als das Unternehmen „Wacht am Rhein“ am 16. Dezember begann, mussten die Amerikaner ihre Angriffe vorläufig einstellen, um den Überraschungsangriff aufzuhalten.
Ergebnis
Insgesamt war die Operation Queen ein mehr oder weniger vollständiger Misserfolg. Trotz der sorgfältigen Vorbereitung gelang es den Alliierten nicht, die deutsche Verteidigung westlich der Rur entscheidend zu schlagen und Brückenköpfe für den Vormarsch zum Rhein zu bilden. Stattdessen wurden die Angreifer in verlustreiche Häuser- und Stellungskämpfe verwickelt und mussten um jeden Meter Boden ringen. Die beginnende Ardennenoffensive entlastete die deutschen Verteidiger und zwang die Amerikaner, ihre Offensive einzustellen. Erst im Februar 1945 gelang es ihnen, die Rur zu überqueren, dann allerdings war der Weg zum Rhein frei.
Siehe auch
Literatur
- Helmut Scheuer: Wie war das damals? Jülich 1944-1948. Verlag des Jülicher Geschichtsvereins, 1985, ISBN 3-9800914-4-9
- Hans Karmp: Rurfront 1944/45. Verlag Fred Gatzen, ISBN 3-923219-00-8
Wikimedia Foundation.