Schlacht im Reichswald

Schlacht im Reichswald
Schlacht im Reichswald
Teil von: Westfront, Zweiter Weltkrieg
Karte der Schlacht
Karte der Schlacht
Datum 7. Februar22. Februar 1945
Ort Kleve, Goch, Kalkar, Uedem, Rees
Reichswalde, Materborn, Kranenburg, Bedburg-Hau
Ausgang Alliierter Sieg; direkter Zugang zum Ruhrgebiet
Konfliktparteien
Befehlshaber
General Bernard Montgomery, General Brian Horrocks, General Henry Crerar General Alfred Schlemm
Truppenstärke
britische Infanteriedivisionen:
15th (Scottish) Inf.Division,
43rd (Wessex) Inf.Division,
51st (Highland) Inf.Division,
53rd (Welch) Inf.Division,

kanadische Infateriedivisionen:
2nd Canadian Inf.Division,
3rd Canadian Inf.Division,

britische Panzerverbände:
11th Armoured Division,
Guards Armoued Division,

Insgesamt ca. 75.000 Soldaten
7. Fallschirmjägerdivision,
84. Infanteriedivision
Insgesamt ca. 15.000 Soldaten
Verluste
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Die Schlacht im Reichswald (engl: Operation Veritable) fand im Zweiten Weltkrieg zwischen den alliierten Expeditionsstreitkräften und der deutschen Wehrmacht vom 7. Februar 1945 bis zum 22. Februar 1945 im Raum Kleve am Niederrhein statt. Der ursprüngliche Plan der Alliierten, innerhalb von drei bis vier Tagen bis zur Linie Xanten-Geldern vorzudringen, konnte nicht verwirklicht werden. Die erbitterten Kämpfe um den Klever Reichswald erstreckten sich über zwei Wochen und kosteten 10.000 alliierten und deutschen Soldaten das Leben. Auch die Zivilbevölkerung erlitt schwere Verluste. Nach dieser Schlacht konnten die Alliierten bei Wesel einen Brückenkopf über den Rhein schlagen und an die Eroberung des Ruhrgebiets gehen.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

In der Geschichtsschreibung werden die Schlachten im Hürtgenwald und am Niederrhein den Opfern bei weitem nicht gerecht. Die Gründe für die geringe Beachtung dieser Schlachten sind:

  • Der fehlende Erfolg der Briten als „Erster“ in das Ruhrgebiet und somit in das industrielle Herz des deutschen Reiches vorzustoßen.
  • Der Übergang der 1. US-Armee über die nicht zerstörte Rheinbrücke von Remagen.
  • Die größte Luftlandeoperation in den Niederlanden (Operation Market Garden) mit dem Ziel, die Rheinbrücken in Nimwegen und Arnheim zu besetzen.

Punkt 2 und 3 wurden zudem durch sehr erfolgreiche Filme in den Vordergrund gerückt, sodass die Schlacht am Niederrhein und auch im Hürtgenwald kaum beachtet wurden und auch noch bis heute werden.

Die Ausgangslage

Bernard Montgomery

Ab September 1944 wird sowohl bei Feldmarschall Montgomery wie auch bei General Bradley der Einmarsch in das Ruhrgebiet vorangetrieben. Es galt für die amerikanisch-britisch-kanadisch-polnischen Invasionstruppen das industrielle Herz des deutschen Reiches zu erstürmen.

Montgomery überredet Eisenhower ihn einen „einzigen geballten Schlag“ führen zu lassen, mit dem Ziel, bei Arnheim einen Brückenkopf am östlichen Rheinufer zu errichten. Obwohl ein hundert Kilometer langer Keil durch die Niederlande bis zur deutschen Grenze getrieben werden konnte, blieb das Ziel – der entscheidende Brückenkopf bei Arnheim, unerreicht. Der Preis war sehr hoch. Das Unternehmen „Market Garden“ forderte in den britischen, amerikanischen und polnischen Armeen insgesamt 11.850 Opfer.

Von September 1944 bis Anfang Dezember 1944 waren die Verluste bei den Alliierten erschreckend.

  • Insgesamt fielen noch vor der Eroberung des Waldgebietes 33.000 Amerikaner aus.
  • 24.000 Mann waren gefallen, wurden vermisst, verwundet oder gefangen genommen.
  • 9.000 Mann erlagen den quälenden Existenzbedingungen, der Kälte und Nässe, Erkrankung und Erschöpfung.

Im November 1944 hielt Montgomery Eisenhower vor, die amerikanischen Befehlshaber hätten sowohl die Kontrolle über die Kämpfe als auch das Vertrauen ihrer Truppen verloren – seine eigene Niederlage „Market Garden“ wohlweislich vergessend. Er schlug nun vor, die Taktik zu ändern und fast gleichzeitig zwei Schläge gegen das Rheinland zu führen. Der Operationsplan Montgomerys sah eine Zangenbewegung vor, die Richtung Rhein von Nord nach Süd durchgeführt werden sollte. Ziel war es, das Westufer des Rheins zu besetzen. Außerdem war es geplant, bei Wesel einen Brückenkopf über den Rhein zu errichten. Diese Zangenbewegung von Norden nach Süden trug den Decknamen „Operation Veritable“.

Operation Grenade war das Gegenstück zu Veritable – die Zangenbewegung von Süden nach Norden. Diese Operation wurde von General Simpson geleitet (ebenfalls unter Montgomerys Kommando). Er plante, den Angriff einen Tag nach Veritable zu starten, um durch Aufschließen zur 1. kanadischen Armee am Rhein die Feindtruppen abzuriegeln. Für Grenade standen seine 300.000 Mann zählende 9. Armee und zusätzlich 75.000 Mann aus Hodges 1. Armee zur Verfügung. Die Schlacht im Hürtgenwald war der Schauplatz der Operation "Grenade".

Brian G. Horrocks in Rees

Für die „Operation Veritable“ unter Befehl General Crerar standen 470.000 Mann zur Verfügung. Crerars Operation sollte in drei Phasen ablaufen, deren jede die vorangegangene weiterführen würde, während sich die Front langsam verbreiterte. Die drei Phasen waren:

  • Ausbruch aus dem Flaschenhals bei Nimwegen,
  • den Westwall (Siegfried-Linie) durchbrechen, sowie
  • die Umgebung säubern. Eine Blitzattacke, deren Ziel es war, den Feind durch den Überraschungseffekt und gleichzeitig durch massive Luftangriffe zu lähmen.

Die Flüsse MaasRurRhein bildeten ein natürliches Hindernis, verstärkt durch den Westwall (Die Siegfried-Linie) und den Klever Reichswald.

Aber es zeigten sich noch weitere Hindernisse besonderer Art bei den Alliierten:

  • Der Ehrgeiz als Erster einzumarschieren
  • Operationspläne nur nach Karte ohne genaue Geländekenntnisse
  • Fehlende/falsche Feindlage (oft auch Unterschätzungen der Wehrmacht)
  • Missachtung der Witterungsverhältnisse
  • Rivalität und Differenzen im alliierten Oberkommando zwischen den Generälen Eisenhower – Bradley – Montgomery

Zur Unterstützung des Angriffs standen zur Verfügung:

  • 500 Panzer
  • 500 speziell umgebaute Ketten-Kfz
  • 1000 Geschütze
  • 1000 Jagdflugzeuge und Jagdbomber
  • 100 mittlere Bomber und 90 Nachtjäger, dazu die mittleren und schweren Bomber der 8. US-Air Force, sowie „Typhoons“ der RAF.

Die deutsche Verteidigung hatte nicht viel dagegen zu setzen. Jedoch gab es einige Punkte, die für die deutsche Wehrmacht sprachen. Dies waren u. a.

  • Die natürlichen Hindernisse (vor allem der Reichswald und der Hürtgenwald)
  • Den Westwall (von allen, auch Hitler, maßlos überschätzt)
  • Die Wetterlage. Der Herbst 1944 war kalt und der nasseste des Jahrhunderts in Mitteleuropa. Das Frühjahr blieb nichts schuldig, es regnete, hagelte und der Schnee schmolz, aus Rinnsalen wurden reißende Flüsse. Es blieb trotz allem kalt.

Vor dem Angriff auf den Niederrhein – Operation Veritable

Die zeitlichen Verschiebungen der „Operation Veritable“ sind mitverantwortlich für das langsame und verlustreiche Vordringen der Alliierten, wurde doch dadurch den deutschen Kräften die Möglichkeit zur Verstärkung ihrer Verteidigung gegeben. Der Angriff musste dann in einer Schlechtwetterperiode durchgeführt werden. Zugleich verdanken es Kleve, Goch, Uedem und Weeze dieser ausgeprägten Schlechtwetterperiode, dass sie bei den die Bodenoffensive vorbereitenden Luftangriffen in der Nacht zum 8. Februar 1945 nicht noch schlimmer zerstört wurden. Tiefhängende Wolken und starker Regen verhinderten den Start von über 300 zusätzlichen Bombern, deren Ziel diese Städte gewesen wären.

Spätestens seit der Luftlandung der Alliierten bei Arnheim war der deutschen militärischen Führung bewusst, dass eine Großoffensive zu erwarten war. Nach den Luftangriffen vom 8. Oktober 1944 wurde mit der Räumung der „Roten Zone“, eines etwa 15 km breiten Streifens westlich der Linie Emmerich-Kleve-Goch-Hommersum-Heijen, begonnen. Allerdings ahnte man in der deutschen Führung nicht, wo der tatsächliche Angriffsschwerpunkt sein würde. Bereits seit Dezember 1944 standen immer größere Teile der Rheinniederung unter Wasser, nachdem die Deutschen begonnen hatten, Rhein- und Waaldeiche zu sprengen. Die Rheinniederung war daher für die hier angreifenden Briten und Kanadier zu einem kaum zu überwindenden Hindernis geworden. Am 31. Januar 1945 hatte dann auch noch Tauwetter eingesetzt. Aus den geplanten drei bis vier Tagen für den Durchbruch sollten zwei Wochen werden.

Der britische Ehrenfriedhof im Reichswald

Eingangsbereich

Aufgrund der verlustreichen Schlacht, wurde der Britische Ehrenfriedhof im Reichswald angelegt, er ist flächenmäßig der größte britische Soldatenfriedhof unter den 15 in Deutschland liegenden Sammelfriedhöfen. Wer den Soldatenfriedhof mit seinen 7.654 Gräbern aufsucht, findet dort im rechten hinteren Bereich u. a. Gräber von Soldaten der 53. Welsh Division, die bei dieser Schlacht ihr Leben ließen.

Literatur

  • Siedlungsprojekt Reichswald 1950-2000, S. 78-86, ISBN 3-89413-194-2, Hrsg. Boss-Verlag Kleve
  • Krieg am Niederrhein. Eine Dokumentation erstellt von SFw Peter Neckar, Christiane Mill, Werner Hans, Stefan Sjonger und Rudolf Lagarde
  • Michels/Sliepenbeek: Niederrheinisches Land im Krieg, 1964, Hrsg. Boss-Verlag Kleve
  • Peter Elstob: Battle of the Reichswalde, 1970, Verlag Ballantine’s Books, New York, Reihe „Ballantine’s Illustrated History of World War II“.
  • Denis und Shelagh Whitaker: Endkampf um das Rheinland, 1991, Ullstein Verlag, Berlin/Frankfurt a. M.
  • R. W. Thompsen: Die Schlacht um das Rheinland, 1960, Huber & Co. AG Frauenfeld/Schweiz.
  • Wilhelm Michels und Peter Sliepenbeek: Niederrheinisches Land im Krieg, 1964, Boss-Druck und Verlag, Kleve.
  • Wolfgang Dahms: 40 Jahre Reichswalde, 1990, Boss-Druck und Verlag, Kleve

Weblinks


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