Oranienplatz

Oranienplatz
Der Oranienplatz um 1900
Der Drachenbrunnen an der nördlichen Seite des Platzes

Der Oranienplatz ist ein Stadtplatz im Berliner Ortsteil Kreuzberg (SO 36). Er bildet das Zentrum der historischen Luisenstadt.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Erschließung

Die folgenden Straßenzüge kreuzen den Oranienplatz:

Außerdem beginnen folgende Straßen am Oranienplatz:

  • Legiendamm (früher Luisenufer)[1]
  • Leuschnerdamm (früher Elisabethufer)[1]
  • Naunynstraße
  • Erkelenzdamm (früher Elisabethufer)[1]
  • Segitzdamm (früher Luisenufer)[1]

Geschichte

Der Platz wurde 1841 bis 1852 von Peter Joseph Lenné im Zuge der Planung des Luisenstädtischen Kanals angelegt. Die beiden Teile des durch den Kanal zweigeteilten Platzes wurden ursprünglich durch eine breite Straßenbrücke mit vier gigantischen steinernen Kandelabern verbunden.

In der Mitte des rechteckigen Oranienplatzes überspannte die Oranienbrücke den Luisenstädtischen Kanal, auf der sowohl die Oranien- als auch die Dresdner Straße mit ihren Straßenbahnlinien den Kanal überquerten. Zu Postkutschenzeiten führte hier auf der alten Dresdner Straße der Weg von Berlin über Mittenwalde nach Sachsen. Mit ihren hugenottischen Gärtnern bildete die Oranienstraße (bis 1849 Orangenstraße) damals den südöstlichen Rand der Stadt. Nach der Märzrevolution 1848 baute man mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zwischen Spree und Landwehrkanal den Luisenstädtischen Kanal. Achtzig Jahre später verfüllte man das stehende und stinkende Gewässer mit dem Erdaushub der U-Bahnbaustelle. Zwischen den Ufermauern entstand von 1926 bis 1928 nach Plänen von Erwin Barth der Kanalpark. Damals verschwand auch die Oranienbrücke mit ihren mächtigen Jugendstilkandelabern, eine von neun Kanalquerungen.

Die Autobahnplanungen der 1960er Jahre sahen vor, die sogenannte ‚Südtangente‘ als Bundesautobahn 106 und die ‚Osttangente‘ als Bundesautobahn 102 auf dem Oranienplatz in einem Autobahnkreuz aufeinandertreffen zu lassen. Die in den Flächennutzungsplänen von 1965 und 1985 vorgesehenen massiven Eingriffe in die gewachsene Stadtstruktur werden nicht mehr verfolgt.

Aufgrund seiner starken Frequentierung im Herzen Kreuzbergs musste der Platz mit seiner linsenförmigen Mittelinsel bereits mehrfach umgestaltet und den Bedürfnissen der Bewohner angepasst werden. Die letzte Umgestaltung wurde 2007 abgeschlossen.

Heute ist der Oranienplatz als Stadtplatz in der Denkmalliste des Landes Berlin eingetragen. An der nördlichen Seite des Platzes befindet sich seit 1986 der Drachenbrunnen.

U-Bahnhof am Oranienplatz

Der nie genutzte U-Bahnhof

Ursprünglich war es geplant die heutige U-Bahnlinie 8 nicht über den Moritzplatz, sondern über den Oranienplatz zu führen. Der entsprechende Bahnhof in der Dresdener Straße am Oranienplatz war bereits vor dem ersten Weltkrieg im Bau, doch die Bauarbeiten mussten durch den Krieg abgebrochen werden. Durch eine einstweilige Verfügung der Stadt Berlin wurde ab 1921 der Bahnhof im Rohbau fertiggestellt, um die Straße für den Verkehr wieder freizugeben.[2] Dennoch entschied sich die Stadt Berlin 1927 für eine Strecke über den Moritzplatz, aufgrund der besseren Verkehrsanbindung im Straßenbahnnetz. Nachträglich wurde ein eingleisiger Tunnel zum Rohbau errichtet, der zunächst als Materiallager der BVG diente sowie später vom Energieversorger Bewag als Schaltstation genutzt wurde.

Mutmaßungen, dass angeblich der Wertheim-Konzern zu seiner neuen Filiale am Moritzplatz einen U-Bahnanschluss haben wollte (ähnlich wie beim Wettbewerber Karstadt am Hermannplatz) und daher der Warenhauskonzern die Planänderung mit der Zahlung von fünf Millionen Reichsmark erreichen konnte, lassen sich nicht belegen. Die Wertheimfiliale am Moritzplatz wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und nicht wieder aufgebaut.

Umbau

2007/2008 wurde der Oranienplatz in Anlehnung an den historischen Grundriss umgebaut. Durch den Umbau soll die ursprüngliche Gestalt und Aufteilung der Platzfläche wieder erlebbar gemacht werden. Die Aufenthalts- und Fußgängerverkehrsflächen werden vergrößert und Pflanzungen ergänzt oder erneuert.

Weblinks

 Commons: Oranienplatz – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Luisenufer und Elisabethufer bildeten die beiden Uferpromenaden des Luisenstädtischen Kanals. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden einzelne Uferabschnitte 1937 nach nationalsozialistischen „Märtyrern“ benannt, die vor 1933 in Auseinandersetzungen ums Leben kamen: Der nördliche Teil des Luisenufers in Kösterdamm nach Helmut Köster (1902–1932), der südliche Teil in Curthdamm nach Udo Curth (1909–1932), der Nordteil des Elisabethufers in Schröderdamm nach Friedrich Schröder (1908–1932) und der Südteil in Hoffmanndamm nach Hans Hoffmann (1913–1931). Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde diese Aufteilung beibehalten; die Namen wurden 1947 durch die von vier Gewerkschaftsführern (Carl Legien, Martin Segitz, Wilhelm Leuschner, Anton Erkelenz) ersetzt.
  2. Artikel: „Der Bau der A. E. G.-Schnellbahn“. In: Vossische Zeitung, Nr. 284 (Sonntags-Ausgabe), 19. Juni 1921, Erste Beilage
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