Otto Dietrich

Otto Dietrich
Otto Dietrich
Otto Dietrich (ganz rechts) beim Münchner Abkommen 1938 mit Adolf Hitler und Neville Chamberlain

Jacob Otto Dietrich (* 31. August 1897 in Essen; † 22. November 1952 in Düsseldorf) war Nationalsozialist, Reichspressechef der NSDAP, SS-Obergruppenführer und Staatssekretär im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (RMVP).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Otto Dietrich, Sohn eines Kaufmannes besuchte bis 1914 das Realgymnasium in Essen und machte 1917 im belgischen Gent das Kriegsabitur. Als Kriegsfreiwilliger nahm er am Ersten Weltkrieg teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz II. und I. Klasse ausgezeichnet.

Er studierte in München, Frankfurt am Main und Freiburg im Breisgau Staatswissenschaften sowie Philosophie und promovierte 1921 zum Dr. rer. pol.. Ab 1922 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Handelskammer Essen und ab 1926 Redakteur bei der Essener Allgemeinen Zeitung. Dietrich, Schwiegersohn von Theodor Reismann-Grone, wechselte 1928 von der Essener Allgemeinen Zeitung nach München. Er leitete den Handelsteil der München-Augsburger Abendzeitung und war München-Korrespondenten der Leipziger Neuesten Nachrichten (LNN).[1] Im April 1929 trat Dietrich der NSDAP (Mitgliedsnr. 126.727) bei. Im selben Jahr kehrte Dietrich nach Essen zurück und wurde Schriftleiter der neugegründeten NSDAP-Zeitung Nationalzeitung. Am 1. August 1931 wurde Dietrich Reichspressechef der NSDAP und begründete die NS-Pressekonferenz. Im Jahre 1932 nahm er die Position eines Reichsleiters im Führerkorps der NSDAP ein. Im gleichen Jahr trat er in die SS (Mitgliedsnr. 101.349) ein.

Am 30. April 1933 wurde Dietrich einstimmig zum Vorsitzenden des Reichsverbandes der Deutschen Presse (RDP) gewählt. Seit Jahresbeginn 1934 war er zudem Vizepräsident der Reichspressekammer, der der Reichsverband der Deutschen Presse angehörte. Von 1937 bis 1945 nahm er die Funktion eines Staatssekretärs im RMVP wahr. In dieser Funktion führte er gemeinsam mit Walter Funk die Aufsicht über die Abteilung IV (Presse). Dietrich wurde vor der Machtergreifung persönlicher Pressereferent Hitlers und von diesem in der Folge - ab dem 27. Januar 1934 im Range eines SS-Gruppenführers - zum Reichpressechef der NSDAP ernannt und führte daher auch die Amtsbezeichnung Pressechef der Reichsregierung. Ab 1936 war Dietrich Mitglied des Reichstags für den Wahlkreis 29 (Leipzig).[2]

Dietrich war zusammen mit Max Amann, dem Reichsleiter für die Presse der NSDAP (Zuständigkeit: Verlagswesen), der wichtigste Konkurrent von Joseph Goebbels auf dem Gebiet der Pressepolitik. Dietrichs Berufung ins RMVP verfolgte daher auch das Ziel, ihn in eine Stellung zu zwingen, in der er an Goebbels' Weisungskompetenz gebunden war. Paradoxer Weise stand Dietrich jedoch zumindest auf Parteiebene aufgrund seines Amtes als Pressechef der Reichsregierung auf einer Ebene mit Goebbels. Bis Kriegsende erfuhr der Dreikampf um die Macht im Pressewesen keine endgültige Klärung, sondern brachte nur immerwährende Kompetenzquerelen und verstärkt auch Intrigenspiele im RMVP, ehe sich Goebbels seines alten Widersachers Ende März 1945 doch noch entledigen konnte.

Am 20. April 1941 wurde Dietrich zum SS-Obergruppenführer ernannt. Am 9. Oktober 1941 erklärte er auf einer Pressekonferenz den Krieg gegen die Sowjetunion für gewonnen. Diesen Bericht über seine „Siegesmeldung“ las Goebbels mit großem Unmut am nächsten Tag im Lichtenfelser Tagblatt. Wäre es nach Goebbels gegangen, "hätte sich Hitler sofort von Dietrich trennen müssen".[3]

Am 11. April 1949 wurde Dietrich als Kriegsverbrecher im Wilhelmstraßen-Prozess zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Als Belastungszeuge trat Ribbentrops Pressechef Paul Karl Schmidt auf, der später unter dem Namen Paul Carell mehrere Kriegsbücher verfasste. Dietrich wurde im August 1950 vom alliierten Hohen Kommissar (High Commissioner) General John Jay McCloy begnadigt und aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen. Dietrich nahm später eine Tätigkeit bei der Deutschen Kraftverkehrsgesellschaft auf.[1]

Veröffentlichungen

  • Mit Hitler in die Macht, 1933
  • Die philosophischen Grundlagen des Nationalsozialismus, 1935 [4]
  • Weltpresse ohne Maske, 1937
  • 12 Jahre mit Hitler, 1955
  • Der Führer und das deutsche Volk, 1936 (englische Ausgabe online)
  • Das Wirtschaftsdenken im Dritten Reich, 1937
  • Auf den Straßen des Sieges. Mit dem Führer in Polen, 1939

Literatur

Weblinks

 Commons: Otto Dietrich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main, 1998, S. 272f.
  2. Otto Dietrich in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
  3. Rainer Blasius: Des Teufels Posaunist. Reichspressechef Dietrich (= Rezension der Dissertation von Stefan Krings: Hitlers Pressechef. Otto Dietrich. Eine Biographie. Göttingen 2010). In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 170 vom 26. Juli 2010, Seite 8.
  4. Online siehe Weblinks
  5. in Engl.- 68 Nennungen; bei einem Internet-Buchhändler lesbar und durchsuchbar

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