Otto Junghann

Otto Junghann

Otto Junghann (* 29. September 1873 in Königshütte, Schlesien; † 1964) war ein preußischer Landrat, Regierungspräsident. Er war zudem Leiter verschiedener internationaler Organisationen sowie Aktivist für Minderheitsrechte.[1]

Inhaltsverzeichnis

Familie

Junghann wurde am 29. September 1873 als Sohn des Generaldirektors der Vereinigte Königs- und Laurahütte AG und Mitglieds des preußischen Abgeordnetenhauses Otto Junghann sen. in Königshütte in der preußischen Provinz Schlesien geboren. Am 9. August 1904 heiratete er Margarete Haniel in Mülheim an der Ruhr.

Leben

Junghann studierte ab 1893 Rechtswissenschaften an den Universitäten in Lausanne, Heidelberg und Berlin. Während seines Studiums schloss er sich der Studentenverbindung Germania Lausanne und dem Corps Guestphalia Heidelberg an.[2] Nach seinem Studium und anschließendem erstem juristischem Staatsexamen im Jahre 1896 war er als Kammerreferendar tätig, verfasste seine Dissertationund wurde 1898 zum Dr. iur. promoviert.

Danach leistete er Wehrdienst im 1. Pommerschen Ulanenregiment Nr. 4 in der Hansestadt Thorn in der damaligen Provinz Westpreußen, wo er später Leutnant, Oberleutnant und Rittmeister d. R. wurde. 1904 folgte sein Referendariat mit anschließendem 2. Staatsexamen und er heiratete Margarete Haniel in Mülheim a. d. Ruhr. Ab 1906 arbeitete er als Regierungsassessor bei der Regierung in Wiesbaden und beim Landrat des hessischen Rheingaukreises in Rüdesheim am Rhein. Bald darauf wurde er 1907 beim deutschen Generalkonsulat in Schanghai im zu dieser Zeit noch bestehenden Kaiserreich China beschäftigt und war ab 1908 als Hilfsarbeiter im preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe in Berlin tätig.

1911 wurde er zum Landrat des Kreises Grünberg in Grünberg in der damaligen preußischen Provinz Schlesien ernannt. Dieses Amt übte er acht Jahre lang bis 1917 aus. Ab 1917 war er als Ministerialreferent beim Preußischen Staatskommissar für Volksernährung beschäftigt. Von 1917 bis 1919 war er zugleich als Präsident der Reichskartoffelstelle im Reichsernährungsamt in Berlin tätig. Noch im Jahr 1919 erfolgte seine Berufung zum Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Köslin in der preußischen Provinz Pommern. Dieses Amt übte er sechs Jahre lang aus.

Im Jahr 1925 schied Junghann aus dem Staatsdienst aus. Bereits im gleichen Jahr, kurz vor Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund im September 1926, dem Vorläufer der Vereinten Nationen (UNO), engagierte er sich als Vizepräsident des Weltverbands der Völkerbundsgesellschaften und bis 1939 als Geschäftsführer der Deutschen Liga für den Völkerbund in Berlin, in der er Mitglied und zeitweise Vorsitzender des Minderheitenausschusses gewesen ist.[3]

1952 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft für die Vereinten Nationen in Berlin, zu deren Ehrenvorsitzenden er ernannt wurde.[3] In Ausübung dieser Funktionen setzte er sich vor und auch während des zweiten Weltkrieges unermüdlich für Minderheiten ein.[4] Seine Korrespondenz aus den Jahren 1925 bis 1955 befindet sich im Bundesarchiv.

Außerdem war er Präsident des Instituts für Grenz- und Auslandsstudien (IGA) in Berlin und ab 1929 Direktor der Deutschen Rentenbank-Kreditanstalt. In den Jahren zwischen 1925 und 1933 veröffentlichte er eine Reihe von Arbeiten zu den Problemen von Minderheiten.

Ehrungen

Für seine Verdienste erhielt er den preußischen Roten-Adler-Orden 4. Klasse, das Eiserne Kreuz 2. Klasse am weißen Bande, die Rote-Kreuz-Medaille 3. Klasse, das preußische Verdienstkreuz für Kriegshilfe, das Lippische Verdienstkreuz und den schlesischen Adler-Orden.

Publikationen

  • Otto Junghann: Das Minderheitenschutzverfahren vor dem Völkerbund. Mohr, Tübingen 1934
  • Otto Junghann: Zur Frage der Form einer ständigen Minderheitenkommission beim Völkerbunde. Braumüller, Wien 1933
  • Otto Junghann: National minorities in Europe. Convici, Friede, New York 1932
  • Otto Junghann: Die nationale Minderheit. Zentral-Verlag, Berlin 1931
  • Otto Junghann: The Origin and solution of the problem of national minorities. W. Braumüller, Wien 1929
  • Otto Junghann: Ursprung und Lösung des Problems der nationalen Minderheiten. W. Braumüller, Wien 1929
  • Otto Junghann: Die deutsche Liga für Völkerbund. Deutsche Liga für Völkerbund, Berlin 1925

Literatur

Weblink

Einzelnachweise

  1. Vgl.: Tara Zahra, Assistant Professor of East European History: What Would it Mean to „Transnationalize“ German History? Thoughts From the Borderlands. S. 5.
  2. Kösener Corpslisten 1960, 64, 885
  3. a b Reinhold Zilch: Acta Borussica - Neue Folge. 1. Reihe: Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38. Band 10: 14. Juli 1909 bis 11. November 1918. hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Olms-Weidmann, Hildesheim, Zürich, New York 1999, Seite 398.
  4. Vgl. Carole Fink, professor of history at Ohio State, University: Defender of minorities: Germany in the League of Nations, 1926–1933. Conference Group for Central European History of the American Historical Association, 1972

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Junghann — Otto Junghann (* 29. September 1873 in Königshütte (Schlesien); † 1964) war ein deutscher Verwaltungsjurist. Nach seinem Studium in Lausanne, Heidelberg und Berlin und anschließendem Staatsexamen promovierte Junghann 1898. Danach leistete er… …   Deutsch Wikipedia

  • Mitglieder des preußischen Abgeordnetenhauses (20. Wahlperiode) — Mitglieder des preußischen Abgeordnetenhauses zu Beginn der 20. Legislaturperiode 1903 1908 Fraktionen Deutschkonservative Partei: 143 Freikonservative Partei: 59 Nationalliberale Partei: 79 Freisinnige Volkspartei: 24 Freisinnige Vereinigung: 8… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ju — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Germania Lausanne — Wappen der Germania Lausanne Die nach örtlichem Sprachgebrauch so firmierende Société d’Étudiants Germania Lausanne ist eine Studentenverbindung in Lausanne in der französischsprachigen Schweiz. Ihre Mitglieder werden Lausanner Germanen genannt.… …   Deutsch Wikipedia

  • Société d'Étudiants Germania Lausanne — Wappen der Germania Lausanne Die nach örtlichem Sprachgebrauch so firmierende Société d’Étudiants Germania Lausanne ist eine Studentenverbindung in Lausanne in der französischsprachigen Schweiz. Ihre Mitglieder werden Lausanner Germanen genannt.… …   Deutsch Wikipedia

  • Société d’Étudiants Germania Lausanne — Wappen der Germania Lausanne Die Société d’Étudiants Germania Lausanne ist eine Studentenverbindung in Lausanne in der französischsprachigen Schweiz. Ihre Mitglieder werden Lausanner Germanen genannt. Der Wahlspruch lautet „Furchtlos, selbstlos,… …   Deutsch Wikipedia

  • Bill Drews — Wilhelm Arnold Drews (* 11. Februar 1870; † 17. Februar 1938), genannt Bill Drews, war ein deutscher Jurist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Schriften 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Liga für Völkerbund — Die Deutsche Liga für Völkerbund (DLfV) war eine Organisation, die sich zwischen 1918 und 1933 in Deutschland für die Völkerbund Idee einsetzte. Sie wurde nach Ende des Ersten Weltkrieges am 17. Dezember 1918 in Berlin unter maßgeblicher… …   Deutsch Wikipedia

  • Carl von Senden — Carl Wolff Justinian Freiherr von Senden (* 20. Juni 1808 in Darmstadt; † 8. März 1879 in Potsdam) war ein preußischer Beamter und führte als Regierungspräsident (1852–1856) den Regierungsbezirk Köslin in Pommern. Leben Carl von Senden studierte… …   Deutsch Wikipedia

  • Corps Guestphalia Heidelberg — Guestphalias Wappen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”