Paisà

Paisà
Filmdaten
Deutscher Titel Paisà
Produktionsland Italien
Originalsprache Italienisch
Erscheinungsjahr 1946
Länge 134 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Roberto Rossellini
Drehbuch Sergio Amidei
Klaus Mann
Federico Fellini
Marcello Pagliero
Alfred Hayes
Vasco Pratolini
Produktion Rod E. Geiger
Roberto Rossellini
Mario Conti
Musik Renzo Rossellini
Kamera Otello Martelli
Schnitt Eraldo Da Roma
Besetzung
  • Carmela Sazio: Carmela (Ep. I)
  • Robert Van Loon: Joe (Ep. I)
  • Dots Johnson: Amerikanischer MP (Ep. II)
  • Alfonsino Pasca: Pasquale (Ep. II)
  • Maria Michi: Francesca (Ep. III)
  • Gar Moore: Fred (Ep. III)
  • Harriet White Medin: Harriet (Ep. IV)
  • Renzo Avanzo: Massimo (Ep. IV)
  • William Tubbs: Bill Martin (Ep. V)
  • Elmer Feldman: Captain Feldman (Ep. V)
  • Dale Edmonds: Dale (Ep. VI)
  • Roberto Van Loel: Deutscher Soldat (Ep. VI)

Paisà ist ein Episodenfilm des italienischen Neorealismus aus dem Jahr 1946. Regie führte Roberto Rossellini. Der Titel des Films leitet sich vom italienischen Wort paesano (Landsmann) ab. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Einwohner Italiens von den amerikanischen Soldaten als Paisàs bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film spielt im deutsch-besetzten Italien kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Er zeigt die Befreiung des Landes durch die alliierten Truppen und gliedert sich in sechs Episoden von jeweils etwa zwanzig Minuten Länge. Die Reihenfolge der Episoden orientiert sich an der geographischen Lage ihrer Schauplätze von Süden nach Norden. Zwischen den einzelnen Abschnitten des Films sind authentische Wochenschau-Beiträge zum Vormarsch der amerikanischen Soldaten zu sehen.

1. Episode: Sizilien

Eine Gruppe amerikanischer Soldaten landet nachts auf der Insel Sizilien. Von einer jungen Italienerin namens Carmela wird ihnen der Weg durch ein Minenfeld zu einer verfallenen Burgruine gezeigt, die den Deutschen als Quartier diente. Dort bleibt Joe, einer der GIs alleine mit der Frau zurück, während die anderen die Umgebung auskundschaften. Mit der Zeit kommen die beiden, trotz der Sprachbarriere, miteinander ins Gespräch und entwickeln Sympathie und Verständnis füreinander. Als Joe aus der Distanz von einem deutschen Soldaten erschossen wird, nimmt Carmela seine Waffe und schießt zurück. Daraufhin wird auch sie getötet.

2. Episode: Neapel

Die süditalienische Stadt Neapel steht unter der Kontrolle der Alliierten. Ein afroamerikanischer Militärpolizist aus ärmlichen Verhältnissen namens Joe lernt, völlig betrunken, den italienischen Jungen Pasquale kennen. Er besucht mit ihm ein Puppentheater und erzählt Geschichten aus seiner Heimat. Als Joe seinen Rausch ausschläft, stiehlt Pasquale seine Stiefel, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Einige Tage später trifft der Militärpolizist den Jungen zufällig auf der Straße, erkennt ihn und fordert seine Stiefel zurück. Er begleitet Pasquale zu dessen Haus und stellt erschüttert fest, dass der Junge, ähnlich wie er selbst, in einem Armutsviertel lebt. Pasquales Eltern sind bei einem alliierten Luftangriff ums Leben gekommen. Beschämt überlässt Joe dem Jungen die Stiefel.

3. Episode: Rom

In der befreiten Hauptstadt nimmt die Italienerin Francesca einen betrunkenen amerikanischen Soldaten namens Fred mit auf ihr Zimmer, in der Hoffnung, durch Prostitution etwas Geld an ihm verdienen zu können. Dieser ist jedoch nicht interessiert und erzählt ihr stattdessen eine Geschichte. Kurz nach der Befreiung Roms habe er eine junge Italienerin kennengelernt und sich in sie verliebt. In den Wirren des Krieges verlor er sie jedoch aus den Augen. Diesen Verlust hat er noch immer nicht verwunden. Während der Soldat spricht, wird Francesca klar, dass sie die Frau ist, der er nachtrauert. Beide haben sich in der kurzen Zwischenzeit so sehr verändert, dass sie sich nicht wiedererkannten. Francesca gibt vor, die gesuchte Frau zu kennen und lässt Fred einen Zettel mit ihrer Adresse zukommen. Am nächsten Tag wartet sie in ihrer Wohnung sehnsüchtig auf den Besuch des Geliebten. Dieser schenkt den Behauptungen der "Prostituierten" jedoch keinen Glauben und verlässt mit seiner Einheit die Stadt.

4. Episode: Florenz

In der toskanischen Stadt Florenz toben heftige Gefechte zwischen deutschen Soldaten und amerikanischen Truppen, die von italienischen Partisanen unterstützt werden. Die amerikanische Krankenschwester Harriet erfährt, dass ihr Geliebter Lupo, ein Partisanenführer, am anderen Ufer des Flusses Arno schwer verwundet wurde. Fest entschlossen, ihn zu finden, unternimmt sie eine riskante Reise in den umkämpften Teil der Stadt. Auf ihrem Weg trifft sie mehrere Bekannte Lupos, die ihr helfen und den richtigen Weg zeigen. In Begleitung des Freiheitskämpfers Massimo erreicht sie schließlich ihr Ziel. Dort wird ihr jedoch mitgeteilt, dass Lupo bereits verstorben sei. Sie hat ihr Leben also umsonst aufs Spiel gesetzt.

5. Episode: Romagna

Drei Militärgeistliche der US-Army suchen Unterkunft in einem italienischen Kloster, das friedlich und vom Krieg unberührt in den Bergen der Romagna liegt. Die Amerikaner Martin, Feldman und Jones nehmen am Leben der einheimischen Mönche teil und versorgen sie mit Nahrungsmitteln. Als sich einer der Mönche wundert, warum Feldman und Jones den Gebeten des Ordens fernbleiben, teilt Martin ihm mit, die beiden seien nicht katholisch, sondern jüdisch bzw. protestantisch. Entsetzt darüber, zwei Ungläubige in ihrer Mitte zu haben, beschließen die Klosterbrüder daraufhin, zu fasten und für deren Seelen zu beten. Die drei Geistlichen glauben allerdings, das Fasten sei nur der Ausdruck des tiefen Glaubens der Mönche und zeigen sich beeindruckt.

6. Episode: Die Po-Ebene

In der Po-Ebene verbünden sich amerikanische Soldaten und italienische Partisanen, um die Deutschen gemeinsam zu bekämpfen. Auf ihrem Weg entlang des Flusses begegnen ihnen zahlreiche Gefahren. Als sie den toten Körper eines Partisanen auf dem Wasser treiben sehen, gehen sie ein hohes Risiko ein, um die Leiche zu bergen. Bevor es jedoch zu einem Gefecht kommen kann, werden sie von den Deutschen umstellt und gefangen genommen. Die Amerikaner werden gemäß den Vorschriften der Genfer Konventionen behandelt. Die Partisanen hingegen werden auf dem Rücken gefesselt und in den Fluss getrieben, wo sie der sichere Tod durch Ertrinken erwartet. Als der amerikanische Offizier Dale den Verbündeten zur Hilfe eilen will, wird er von einem Deutschen kaltblütig erschossen.

Hintergrund

Der Film gilt als ein Hauptwerk des italienischen Neorealismus. Fast alle typischen Merkmale dieser Epoche sind in Paisà zu finden, so etwa die Aufteilung in mehrere, fragmentartige Episoden, die authentische und unverfälschte Darstellung tatsächlicher Ereignisse, der Verzicht auf Studioaufnahmen und künstliches Licht, die Besetzung mit Laiendarstellern und das hohe Maß an Improvisation. Durch die realitäts- und auch zeitnahe Umsetzung des Themas, in Kombination mit echten Wochenschauausschnitten, besitzt der Film einen beinahe dokumentarischen Charakter. Gedreht wurde ausschließlich an Originalschausplätzen.

Paisà bildet den Mittelteil von Roberto Rossellinis Neorealistischer Trilogie über den Zweiten Weltkrieg (siehe auch Rom, offene Stadt, 1945 und Deutschland im Jahre Null, 1948). Am Drehbuch waren unter anderem Klaus Mann und Federico Fellini beteiligt.

Der Regisseur wollte in dem Film das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen und Mentalitäten (Italiener und Amerikaner) darstellen. Obwohl es viele Unterschiede zwischen den Nationalitäten gibt, zum Beispiel bezüglich der Auffassung von Religion und Toleranz (Episode V), lassen sich auch immer wieder Gemeinsamkeiten feststellen (Episode II).

In den meisten Fällen stehen zwei Personen im Mittelpunkt jeder Geschichte. Eine Ausnahme bildet Episode V, die sich auch sonst merklich von den anderen unterscheidet. Sie zeichnet sich vor allem durch ihre ruhige und friedliche Stimmung aus und endet als einzige nicht in einer Tragödie.

Für die deutsche Erstveröffentlichung des Films im Jahr 1949 wurde die sechste Episode wegen ihrer extrem negativen und brutalen Darstellung der deutschen Soldaten herausgeschnitten.

Kritik

  • "Der Film bindet den Zuschauer an das Geschehen, dem er sich nicht entziehen kann - so wie die Personen im Film selbst durch die Umstände in die Wirren des Krieges gezogen werden und nicht wissen, was als nächstes geschieht." Ulrich Behrens auf Filmzentrale.com

Auszeichnungen

  • 1947: Nastro d’Argento des Italienischen Filmkritikerverbandes für den besten Film
  • 1947: Nastro d’Argento des Italienischen Filmkritikerverbandes für die beste Regie (Robert Rossellini)
  • 1947: Nastro d’Argento des Italienischen Filmkritikerverbandes für die beste Filmmusik (Renzo Rossellini)

Siehe auch

Weblinks


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