- Palais Niederösterreich
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Das Palais Niederösterreich ist ein Bauwerk in Wien. Es befindet sich in der Innenstadt, Herrengasse 13.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung
Seinen Namen erhielt es durch eine Umbenennung des Niederösterreichischen Landhauses im September 2005.
Bevor St. Pölten zur Hauptstadt Niederösterreichs wurde, befand sich hier das Parlament dieses Landes und davor war es der Sitz seiner Stände. Hier fanden die Erbhuldigungen der österreichischen Erzherzöge statt und es ist auch ein Ort bedeutender Ereignisse der österreichischen Geschichte.
Das im Eigentum des Landes Niederösterreich befindliche Palais Niederösterreich wird heute als eine Art "Botschaft" des Landes in der Bundeshauptstadt verwendet.
Geschichte
Baugeschichte
Das vormals Liechtensteinsche Haus wurde im Jahre 1513 von den Ständen erworben, um als politische Vertreter in der Nähe des Landesfürsten zu sein. Der Bau wurde in vielen Abschnitten umgestaltet und durch Zubauten und Aufstockungen erweitert. Die Stände kauften die Steine selbst, u.a. Burgschleinitzer Stein, heute Zogelsdorfer Stein genannt, und für die Stiege zur Verordnetenstube stiegenstaffel von hartem stain vom Leythaberg, also harten Kaiserstein aus Kaisersteinbruch, so schrieb Hans Saphoy in einer Rechnung. Diese Stufen präsentieren sich heute, wie "gestern" eingebaut. Er wölbte um 1570 den Großen Sitzungssaal ein. Aus der Renaissancezeit sind die Landhauskapelle, das Gotische Zimmer und ein Portal erhalten. Dieses Säulenportal von 1571 besteht aus einem reliefierten Ädikulaaufsatz, darauf zwei Ritter mit Erzherzogshüten und Fünfadlerwappen bzw. Bindenschild der Wappenvereinigung von Alt- und Neuösterreich. Aus einer antikisierenden Kopfplastik im Giebel und seitlichen weiblichen Figuren mit Füllhörnern. In rotem Adneter Marmor wurde die Jahreszahl 1571 geätzt.
Der Sitzungssaal wurde später barock ausgestaltet, unter anderem 1710 mit einem Fresko von Antonio Beduzzi, welches das größte zusammenhängende Deckengemälde Österreichs ist. Es zeigt „Austria“, die vor der göttlichen Vorsehung schwebend, glorifiziert wird. Das Gemälde ist mit Flussallegorien (Sebethos, Donau, Po, Rhein, Save, Tajo, Elbe, Rio de la Plata) darstellenden, illusionistischen Stuckrahmen umgebenen Gewölbefresken verziert[1]. Diesen neuen Stuckmarmordekor und die Wandverkleidung schuf 1710 Balthasar Haggenmüller. Ebenfalls barock ist auch der Justizthron im Rittersaal, der Claude Le Fort du Plessy zugeschrieben wird. Rittersaal, Herrensaal und Prälatensaal wurden durch den Dombaumeister Leopold Ernst 1845/46 ausgestaltet.
Durch die vielen Umbauten und Verbindungsbauten mit dazugekommenen Nachbarhäusern machte das Bauwerk Anfang des 19. Jahrhunderts einen sehr uneinheitlichen Eindruck. Der letzte Umbau zielte also darauf ab, dem Gebäude unter Beibehaltung der älteren Bausubstanz eine einheitliche Fassade zu geben, was 1837–1839 von Alois Ludwig Pichl, einem Schüler Nobiles, durchgeführt wurde. Diese Fassade mit ihren charakteristischen Kolossalsäulen gilt als wichtiges Beispiel des Klassizismus in Wien.
Historie
Im 16. Jahrhundert war das Landhaus kulturelles und religiöses Zentrum des damals mehrheitlich protestantischen niederösterreichischen Adels und der lutherisch gesinnten Wiener Bürger. Diese Funktion verschwand mit der Gegenreformation. Am 13. März 1848 wurde das Landhaus zum Ausgangspunkt der Revolution, als Bürger und Studenten die Niederösterreichischen Stände zwangen, eine Petition an den Kaiser mitzutragen, in der eine Verfassung sowie Presse- und Versammlungsfreiheit gefordert wurden (vgl. Lajos Kossuth und Adolf Fischhof).
Im Jahr 1861 übernahm der nunmehr an die Stelle der Stände tretende niederösterreichische Landtag das Gebäude.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieg fand am 21. Oktober 1918 hier die Konstituierung der Provisorischen Nationalversammlung des selbstständigen österreichischen Staates statt.
Im Herbst 1945 fand hier eine Konferenz von Ländervertretern statt, bei der beschlossen wurde, dass auch die westlichen Bundesländer die (ursprünglich nur in der sowjetischen Besatzungszone wirksame) Regierung Renner anerkennen, was als konstitutiv für die Zweite Republik gilt.
Landespolitik
Bis 1921 diente es sowohl für die niederösterreichischen gemeinsam mit den Wiener Abgeordneten. Seit der Loslösung Niederösterreichs von Wien im Jahr 1922 war es bis 1997 Sitz des niederösterreichischen Landtages, bis der Landtag durch die Verlegung der Landesregierung in die neue Hauptstadt St. Pölten übersiedelte.
Im Jahr 1995 unterzeichneten der Wiener Bürgermeister und Landeshauptmann Michael Häupl und der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll eine Vereinbarung, in der Wien auf das ihm laut Trennungsgesetz zustehende Hälfteeigentum am Niederösterreichischen Landhaus dem Land Niederösterreich übertrug.
Als Wertausgleich für diese Eigentumsübertragung erhielt Wien vom Land Niederösterreich unter anderem dessen Eigentumsanteile am
- Pflegeheim Klosterneuburg, an der
- Donauinsel Nord und am
- Gebäude der Bezirkshauptmannschaft Wien-Umgebung in der Alserbachstraße 41 übertragen [2].
Nutzung
Das Palais Niederösterreich wird für Konferenzen, Sitzungen und Feierlichkeiten öffentlicher und privater Institutionen genutzt und kann auch für private Zwecke gemietet werden.
Fußnoten
- ↑ Beschreibung der Allegorien und Deckengemälde im Sitzungssaal
- ↑ wien.gv.at - Häupl und Pröll: Tausch von Grundstücken und Immobilien vereinbart
Weblinks
Commons: Palais Niederösterreich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- www.palais-niederoesterreich.at
- Broschüre des Außenministeriums über das Gebäude ab S. 22 (PDF-Datei; 3,27 MB)
48.2116.364722222222Koordinaten: 48° 12′ 36″ N, 16° 21′ 53″ OKategorien:- Palais in Wien
- Innere Stadt (Wien)
- Renaissancebauwerk in Wien
- Geschichte Niederösterreichs
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