Palmberg (Vorderpfalz)

Palmberg (Vorderpfalz)

Der Palmberg ist ein 126 Meter hoher Hügel in der nördlichen Vorderpfalz (Rheinland-Pfalz), auf dem einst das Dorf Berghaselbach (seltener auch als Haselach erwähnt) lag. Die katholische Kapelle zum Heiligen Kreuz auf der Hügelkuppe ist eine Wallfahrtsstätte des Bistums Speyer. Nach dem Hügel trägt die regionale Winzergenossenschaft den Namen Gebietswinzergenossenschaft Palmberg.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Palmberg liegt südlich der Ortsgemeinden Laumersheim und Gerolsheim, zu deren Gemarkung er jeweils zur Hälfte gehört. Direkt östlich befindet sich jenseits der Kreisstraße 2 (Gerolsheim–Lambsheim) die 2003 aufgelassene und mittlerweile weitgehend renaturierte Sondermülldeponie Gerolsheim. Westlich führt die Landesstraße 454 (Laumersheim–Weisenheim am Sand) vorbei.

Der Palmberg ist nur ungefähr 20 Meter höher als seine Umgebung und stellt den Ostläufer eines langgestreckten Höhenrückens dar, der von Westen her in die Oberrheinische Tiefebene hineinragt. Über die Hügelkette verläuft die Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten des Eckbachs im Norden und des Fuchsbachs im Süden.

Geschichte

Bereits in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts soll Kaiser Ludwig der Fromme, Sohn Karls des Großen, auf dem Palmberg ein Nonnenkloster mit Kirche gestiftet haben. Im Mittelalter lag auf dem Hügel das Dorf Berghaselbach[2], dessen Pfarrkirche als Mutterkirche aller umliegenden Ortschaften galt und dem Zisterzienserinnenkloster Maria Münster zu Worms unterstand. Dieser Schwesternkonvent hatte auf dem Palmberg auch bedeutenden Grundbesitz.[3]. Laut dem Wormser Synodale von 1498 existierten damals noch Kirche und Siedlung.[4] Im Bauernkrieg 1525 stürmte der Landadelige Erasmus (Asmus) von der Hauben aus dem nahen Dirmstein mit einem Bauernhaufen den Ort und verwüstete ihn. Nach Einführung der Reformation durch die Kurfürsten von der Pfalz wurde der katholische Kult verboten.

Als im Dreißigjährigen Krieg General Tilly 1621 für die katholische Liga die Gegend besetzte, beantragte der örtlich zuständige Bischof von Worms unverzüglich die Wiederaufnahme der früheren Wallfahrtstradition auf dem Palmberg. Dies ist der erste greifbare Nachweis für die örtliche Wallfahrt; da sie wieder aufleben sollte, musste sie vorher bereits üblich gewesen sein. Im weiteren Kriegsverlauf wurde Berghaselbach als Wohnort völlig aufgegeben, nachdem die letzten Einwohner an Hunger und Pest gestorben waren.[5] Die Wallfahrten erfuhren während des Pfälzischen Erbfolgekrieges eine erneute Unterbrechung, konnten aber nach dem Frieden von Ryswick 1697 wieder aufgenommen werden. Zu dieser Zeit standen noch Ruinen der alten Kirche und von Häusern des Ortes.

Berghaselbach wurde im Laufe der Zeit vollständig zur Wüstung, die Wallfahrt blieb jedoch bestehen. Freiherr Franz Caspar von Langen aus Laumersheim ließ schließlich 1722/23 westlich der Hauptkuppe, in 119 m Höhe, auf den Grundmauern des Chores der alten Pfarrkirche eine kleine Wallfahrtskapelle[2] errichten; der Wormser Weihbischof Johann Baptist Gegg weihte sie und einen darin befindliche Altar am 3. Mai 1722 auf das Patrozinium des Hl. Kreuzes.[6]

Nachdem die Französische Revolution in den 1790er Jahren auf die linksrheinischen deutschen Gebiete übergegriffen hatte, war das kirchliche Leben durch die französische Besatzung oftmals starken Restriktionen ausgesetzt. Darum fragte der Laumersheimer Pfarrer Joseph Heß 1807 beim geistlichen Vikariat in Worms nach, ob er die Prozession zum Palmberg, die in seiner Pfarrei „von jeher“ am Sonntag Laetare stattgefunden habe, weiterhin halten solle.[7]

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Kapelle

Die im Barockstil gehaltene achteckige Kapelle existiert bis heute. Sie ist fensterlos, Fenster sind im Putz der Außenwände lediglich reliefartig angedeutet. Im Innern finden sich eine Kreuzigungsgruppe aus dem 18. Jahrhundert sowie die Replikate mittelalterlicher Skulpturen, deren Herkunft zwar ungeklärt ist, die aber vermutlich aus dem früheren Dorf stammen. Die Originale der Skulpturen werden im Historischen Museum der Pfalz zu Speyer aufbewahrt. Am 3. Juni 1946 weihte der spätere Kardinal Joseph Wendel, damals noch Bischof von Speyer, in der Kapelle einen neuen Zelebrationsaltar.[8]

Wallfahrt

Die Heilig-Kreuz-Kapelle auf dem Palmberg ist eine offizielle Wallfahrtsstätte des Bistums Speyer[9], Wallfahrtstag mit Festgottesdienst ist alljährlich der Pfingstmontag.[10]

Wirtschaft

Heute wird auf dem Palmberg Wein angebaut; mit Ausnahme des Nord- und Nordwesthangs bedecken die Weinberge die gesamte Fläche des Hügels. Die Lagen heißen Laumersheimer Kapellenberg (32,8 Hektar, im Westen) und Gerolsheimer Klosterweg (45 Hektar, im Osten). Die Gebietswinzergenossenschaft Palmberg e. G. wurde 1958 gegründet und hat ihren Sitz in Laumersheim. Ihre 165 Mitglieder bewirtschafteten 2009 eine Rebfläche von 230 Hektar.[1]

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde im zu Laumersheim gehörenden Westteil des Hügels ein Vorkommen von Quarzsand entdeckt, das wegen seiner Reinheit dem Bergbaurecht unterliegt und damit Vorrang vor der Landwirtschaft besitzt. Aus diesem Grund musste die örtliche Winzerschaft dort hochwertige Weinberge aufgeben zugunsten des Quarzsand-Tagebaus durch ein auswärtiges Unternehmen. Auch eine Bürgerinitiative, die in den 1990er Jahren aktiv war, konnte die Enteignung der Grundstücke und den nachfolgenden Sandabbau, bei dem die für den Weinbau notwendige Mutterbodenschicht abgetragen wurde, nicht verhindern. Die jahrelangen Rechtsstreitigkeiten fanden Eingang in die regionale Literatur.[11]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Gebietswinzergenossenschaft Palmberg e. G.
  2. a b Verbandsgemeinde Grünstadt-Land: Laumersheim
  3. Georg Friedrich Kolb: Statistisch-topographische Schilderung von Rheinbayern, Band 2, S. 200
  4. Michael Frey: Beschreibung des Rheinkreises, Band 2, 1836
  5. Pfarrei Laumersheim, Unterlagen im Pfarrarchiv
  6. Quelle zur Weihe der Palmbergkapelle 1722
  7. Georg May: Das Recht des Gottesdienstes in der Diözese Mainz zur Zeit von Bischof Joseph Colmar, S. 291
  8. Der Pilger: Altarweihe auf dem Palmberg (1946) 15
  9. Bistum Speyer: Laumersheim, Heilig Kreuz. Abgerufen am 17. Mai 2010.
  10. Römisch-katholische Kirche: Wallfahrt zum Palmberg. Abgerufen am 17. Mai 2010.
  11. Albert H. Keil: Palmberg-Rezept. In: Hunde vor de Herze. Dirmstein 1997, ISBN 3-921395-34-8, S. 70, abgerufen am 1. April 2010.
49.540868.23829

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