- Panzerschiff Deutschland
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Schiffsdaten Kiellegung: 5. Februar 1929 Stapellauf (Schiffstaufe): 19. Mai 1931 Indienststellung: 1. April 1933 Bauwerft: Deutsche Werke Kiel
Baunummer: 219Besatzung: 1100 Mann Baukosten: 80 Millionen Reichsmark Technische Daten Wasserverdrängung: Standard: 10.600 ts
Konstruktion: 12.630 t
Maximal: 14.290 tsLänge: Wasserlinie: 181,7 m
über alles: 186 m
nach Umbau: 187,9 mBreite: 20,69 m Tiefgang: 7,25 m Maschinenanlage: 8 MAN 9-Zylinder Dieselmotoren mit
insgesamt 48.390 PSAnzahl der Propeller: 2 dreiflügelig 4,4 m Leistung an den Wellen: 27.000 WPS (Wellenpferdestärke) Höchstgeschwindigkeit: 28 kn Fahrbereich: 17.400 sm bei 13 kn
16.600 sm bei 14 kn
6.800 sm bei 19 knBrennstoffvorrat: maximal 2750 t Diesel Panzerung Gürtelpanzer: unterer Bereich: 50 mm
oberer Bereich: 80 mmDeck: 30-45 mm Vorderer Kommandoturm: Decke: 50 mm
Seiten: 150 mmPanzerquerschotts: 60 mm Torpedoschotts: 30 mm Aufbauten: bis zu 99 mm Türme der 28-cm-Artillerie: Stirnwände: 140 mm
Turmdecken: 90-105 mm
Rückwände: 170 mm
Seiten: 75-85 mmSchutzschilde der 15-cm-Artillerie: 10 mm Bewaffnung Schwere Artillerie:
6 x 28 cm L/52 C/28[A 1] in zwei DrillingstürmenTurmdetails: Turmgewicht: 590 t, Rohrgewicht: 48,2 t Feuerrate: 2,5 Schuss pro Rohr/Min Mündungsgeschwindigkeit: 910 Meter/Sekunde Reichweite bei 40° (AP)[A 2]: 36.475 m Lebensdauer: ca. 340 Schuss Geschossdetails: Geschossgewicht (APC, HE): 300 kg, Geschosslänge APC: 104,7 cm, HE: 118,8 cm Munitionsvorrat pro Rohr: zwischen 105-120 Schuss Mittlere Artillerie:
8 Geschütze 15 cm L/55 C/28 in EinzellafettenTurmdetails: Turmgewicht: 24,83 t, Rohrgewicht: 9,08 t Feuerrate: 6-8 Schuss/Min Mündungsgeschwindigkeit: 875 Meter/Sekunde Reichweite bei 35° (APC): 22.000 m Lebensdauer: 1100 Schuss Geschossdetails: Geschossgewicht (APC, HE): 45,3 kg, Geschosslänge APC: 55.5 cm HE m. Kopfzünder: 65.5 cm HE m. Bodenzünder: 67.9 cm schwere Flak:
vor Umbau: 3 (ab 1934/35 6) Geschütze 8,8 cm L/78 C/31
nach Umbau: 6 Geschütze 10,5 cm L/65 C/33Turmdetails: Rohrgewicht: 4.56 t Feuerrate: 15-18 Schuss/Minute Mündungsgeschwindigkeit: 875 Meter/Sekunde Reichweite: bei 45° (HE): 17.700 m
bei 85° (HE): 12.500 mLebensdauer: 2950 Schuss leichte Flak:
8 MK 3,7 cm L/83 C/30Turmdetails: Turmgewicht: 3,67 t, Rohrgewicht: 243 kg Feuerrate: 30 Schuss/Minute Mündungsgeschwindigkeit: 1000 Meter/Sekunde Reichweite: bei 45°: 8500 m
bei 85°: 6800 mLebensdauer: 7500 Schuss Munitionsvorrat: 6000 Schuss pro Rohr Nahbereichs-Flugabwehr:
10 MK 2 cm L/65Torpedorohre ( 53,3 cm):
8 in 2 Vierlingsgruppen auf dem AchterdeckFlugzeuge 2 Wasserflugzeuge
(1 Katapult)bis 1939: Heinkel He 60D,
ab 1939: Arado 196Das Panzerschiff Deutschland war ein Kriegsschiff der deutschen Kriegsmarine. Sie war das Typschiff der Deutschland-Klasse. Das Schiff lief 1931 bei den Deutschen Werken in Kiel vom Stapel und wurde zwei Jahre später in Dienst gestellt. Im November 1939 wurde der Name in Lützow geändert und im Februar 1940 wurden die Lützow und das andere verbliebene Schiff der Deutschland-Klasse, die Admiral Scheer, in Schwere Kreuzer umklassifiziert.
Die Namensänderung erfolgte, da Hitler die Propagandawirkung einer eventuellen Versenkung eines Schiffes mit Namen Deutschland vermeiden wollte. Der schwere Kreuzer Lützow, das letzte Schiff der Admiral-Hipper-Klasse, wurde im Herbst 1939 unvollendet an die Sowjetunion verkauft. Der dadurch vakant gewordene Name wurde auf das bisherige Panzerschiff Deutschland übertragen.
Namensgeber der Lützow war der preußische General Adolf Freiherr von Lützow, nach dem auch schon der in der Skagerrakschlacht versenkte Große Kreuzer SMS Lützow der kaiserlichen Marine benannt war.
Inhaltsverzeichnis
Einsätze
Die Anfangszeit
Bereits vor seiner Indienststellung sorgte das Schiff für ein Kuriosum: Beim Stapellauf machte es sich (wegen eines zu früh gelösten Ablaufblocks) selbständig. Es ließ sich selbst vom Stapel, was allgemeine Heiterkeit unter den Taufgästen auslöste. Der Taufpate Reichspräsident Paul von Hindenburg kommentierte dies mit den Worten: "Ich glaube, der Kahn ist Abstinenzler". Nach der Indienststellung wurde an Bord des Panzerschiffs im Rahmen mehrerer Auslandsreisen mit der Ausbildung des Marinenachwuchses begonnen.
Spanischer Bürgerkrieg
Als 1936 in Spanien der Bürgerkrieg ausbrach, wurde die Deutschland zur Seeraumkontrolle in spanische Gewässer beordert. Beim vierten Spanieneinsatz wurde sie am 29. Mai 1937 auf der Reede von Ibiza von republikanischen Flugzeugen angegriffen. Zwei Bombentreffer forderten 31 Tote und 75 Verwundete. Die Toten wurden zunächst in Gibraltar beerdigt, dann aber auf Befehl Hitlers exhumiert und mit dem Panzerschiff nach Deutschland gebracht. Zum Gedenken an die Toten des Angriffs wurde auch ein Ehrenmal eingeweiht. Sowohl die Gräber als auch das Ehrenmal sind noch immer vorhanden und zu besuchen.
Zweiter Weltkrieg
Vorstoß in den Nordatlantik
Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wurde die Deutschland am 24. August von Wilhelmshaven aus in den Nordatlantik gesandt, um nach Kriegsausbruch Handelskrieg zu führen. Am 25./26. September erlaubte die Seekriegsleitung per Funk die Handelskriegsführung. Am 6. Oktober versenkte die Deutschland den britischen Dampfer Stonegate (5044 BRT), am 14. Oktober die norwegische Lorentz W. Hansen (1918 BRT), die Holz für Großbritannien geladen hatte. Obwohl die USA ihre Neutralität erklärt hatten, ließ der Kommandant am 9. Oktober den alten US-Frachter City of Flint (4963 BRT), der Schmieröl transportierte, südwestlich von Neufundland als Prise beschlagnahmen und schickte es mit einer Prisenmannschaft nach Deutschland. Am 22. Oktober traf das Schiff ungehindert in Tromsö ein. Die norwegischen Behörden internierten die Prisenmannschaft und schickte die City of Flint zurück in die USA. Am 15. November 1939 kehrte die Deutschland nach Kiel zurück, wo sie auf Führerbefehl hin den neuen Namen Lützow erhielt und zum Schweren Kreuzer umklassifiziert wurde. Am 17. November erreichte sie Gotenhafen. Am 24./25. November war sie Flaggschiff eines von Wilhelmshaven aus operierenden Verbandes zur Handelskriegsführung im Skagerrak. Das Unternehmen blieb erfolglos. Danach ging sie zur Grundüberholung in die Danziger Werft. Im März 1940 lag sie wieder auslaufbereit in Wilhelmshaven.
Unternehmen Weserübung
Im April 1940 nahm der nunmehrige Schwere Kreuzer Lützow an der Besetzung Norwegens teil, wo er der Gruppe 5 zugeteilt war, die Oslo einnehmen sollte. Die Lützow lief am 7. April durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal nach Kiel. Sie schloss sich der aus Swinemünde kommenden Gruppe 5 an und stand am 9. April vor dem Oslofjord. Nachdem das Flaggschiff der Gruppe, der Schwere Kreuzer Blücher, in der Drøbak-Enge versenkt worden war und die Lützow drei Treffer erhalten hatte, die sechs Tote und 25 Verwundete kosteten, wobei u. a. das Schiffslazarett völlig ausbrannte, beschloss Kapitän z. S. Thiele, die Gebirgsjäger weiter südlich in Sonsbukten auszuschiffen. Erst als mit Unterstützung durch die Luftwaffe schließlich die Gebirgsjäger die Landbatterien ausgeschaltet hatten, liefen die Lützow und die übrigen Schiffe der Gruppe 5 am 10. April Oslo an.
Sie fuhr darauf nach Horten, wurde aber zur sofortigen Instandsetzung in die Heimat zurückbeordert. Ohne Geleitschutz fahrend, erhielt sie am 11. April um 1:29 Uhr auf dem Rückmarsch nach Kiel beim Kap Skagen einen Torpedotreffer durch das britische U-Boot HMS Spearfish. Hierbei knickte das gesamte Heck weg. Es gab 15 Tote. Die Propellerwellen und das Ruder wurden zerstört, so dass der Kreuzer antriebslos und manöverierunfähig trieb. Schiff und Mannschaft hatten aber Glück: Der Torpedo war der äußerste eines Fächers, der gerade noch eben das Heck getroffen hatte. Das U-Boot hatte seine letzten vier Torpedos auf die Lützow abgeschossen und konnte keinen weiteren Angriff fahren. Mit Hilfe von drei herbeigerufenen Kuttern der 19. Minensuchflottille konnte das Schiff nach einem vorübergehenden Festlaufen mit 1300 t Wasser im Rumpf nach Kiel geschleppt werden, das am Abend des 13. April erreicht wurde.
Unternehmen Sommerreise
Während der langen Reparaturzeit im Dock VI der Deutschen Werke in Kiel erhielt sie am 9. Juli 1940 bei einem Luftangriff einen Treffer durch einen Blindgänger. Im Zuge der Reparatur wurde der gerade Bug in eine leicht sichelförmige Form gebracht. Erst ab 31. März 1941 war die Lützow wieder einsatzbereit. Am 10. Juni lief sie in Begleitung von fünf Zerstörern aus Kiel aus, um im Atlantik Kreuzerkrieg zu führen. An der Südwestspitze von Norwegen erhielt sie am 12. Juni durch eine Bristol Beaufort einen Torpedotreffer an der Backbordseite im Mittschiff. Der Treffer hatte den Ausfall der Antriebsanlage zur Folge, doch gelang es schließlich, mit eigener Kraft den Rückmarsch anzutreten. Am Nachmittag des 14. Juni wurde Kiel erreicht. Die Reparatur im Trockendock dauerte bis zum 17. Januar 1942. Dabei wurde die bisherige Schornsteinkappe durch eine wesentlich höhere ersetzt. Auf die Haube des Vormars-Basisgeräts kam eine veränderte Funkmesseinrichtung.
Unternehmen Rösselsprung
Vom 18. bis 26. Mai 1942 wurde die Lützow unter starkem Begleitschutz über Kristiansand und Trondheim nach Narvik in Norwegen verlegt. Am 3. Juli um 0:30 Uhr lief sie als Flaggschiff eines Flottenverbandes aus dem Ofotfjord aus, um einen Geleitzug anzugreifen. Im Tjeldesund hatte sie um 2:45 Uhr eine Grundberührung und riss sich den Heizölbunker X auf, so dass sie nach Narvik zurückkehren musste. Indes wurde das Unternehmen Rösselsprung ein großer Erfolg. Die Lützow kehrte nach Kiel zurück und wurde vom 28. August bis zum 30. Oktober bei den Deutschen Werken repariert.
Unternehmen Regenbogen
Nach einer Ausbildungsphase in der Ostsee verlegte der Kreuzer am 8. Dezember 1942 ab Gotenhafen unter Begleitung durch Zerstörer wieder nach Norwegen. Am 16. Dezember erreichte er den Altafjord, wo er zur dortigen Kampfgruppe trat. Im weiteren Verlauf dieses Unternehmens kam es zu der Schlacht in der Barentssee. Die Lützow erhielt keine Schäden und blieb weiterhin in Norwegen. Im September 1943 verlegte die Lützow zurück nach Kiel. Von Oktober 1943 bis März 1944 lag der Kreuzer in Libau in der Werft. Anschließend diente er als Schulschiff und führte zur Unterstützung des zurückweichenden Heeres im Oktober 1944 in der Ostsee bei Memel und Sworbe Landbeschießungen durch. Im Dezember war das Schiff erneut bei Memel sowie bei Elbing und Danzig gegen Landziele im Einsatz.
Das Ende des Schiffes
Auch 1945 griff die Lützow im Wechsel mit Prinz Eugen und Admiral Scheer immer wieder in die Kämpfe um Ostpreußen ein. Im Februar wurden sowjetische Verbände bei Frauenburg, Elbing und Tolkemit beschossen, im März bei Danzig und Gotenhafen. Erst wegen Munitionsmangel wurde sie am 8. April abgezogen und lief in Swinemünde ein. Dort wurde sie aufmunitioniert, um erneut in die Landkämpfe eingreifen zu können.
Die Lützow lag noch in der Kaiserfahrt südlich Swinemünde vor Anker, als sie am 16. April 1945 von britischen Lancaster-Bombern mit Tallboy-Bomben (5,4 t) angegriffen wurde. Ein Nahtreffer verursachte auf Höhe der Wasserlinie einen ca. 20 m langen Riss. Die Lützow sank mit Schlagseite und kippte gegen die Uferböschung, entging aber knapp der völligen Vernichtung: Eine 500-kg-Bombe schlug in den Bereich der Munitionskammer des vorderen Geschützturms ein, aber der Zünder versagte. Eine weitere 500-kg-Bombe traf das Vorschiff. Die Flak des Kreuzers konnte einen der angreifenden Lancaster-Bomber abschießen und mehrere beschädigen.
Nach dem Abdichten der Außenhaut, Auspumpen der vollgelaufenen Bereiche und der provisorischen Reparatur eines der E-Werke, waren der hintere 28-cm-Turm sowie Teile der mittleren Artillerie und Flak weiterhin einsatzbereit. Den sowjetischen Panzerverbänden, welche am nächsten Tag Stettin angriffen, konnten mit der schweren Artillerie so schwere Verluste zugefügt werden, dass man auf russischer Seite an einen Einsatz der "Vergeltungswaffe" V1 glaubte. Am 4. Mai 1945 wurde die Lützow schließlich aufgegeben und zur Selbstversenkung vorbereitet. Die beiden 28-cm-Drillingstürme hatte man bereits am Tage mit Treibladungskartuschen vollgestopft und zerstört. Der Rumpf wurde mit der übrigen Artilleriemunition und (zur Zerstörung der Außenhaut) mit den entschärften britischen Luftminen gespickt.
In der Nacht vor der Sprengung fiel die einzige noch intakte Lenzpumpe aus. Das auf dem schnell steigenden Wasserspiegel schwimmende Öl aus zerstörten Bunkern entzündete sich (vermutlich an der heißgelaufenen Lenzpumpe) und führte rasch zu einem Großbrand. Da damit gleichzeitig das einzige noch funktionsfähige E-Werk zerstört wurde (und sich die Mannschaft bis auf den Sprengoffizier, Leutnant zur See Lipps, in den nahen Wald geflüchtet hatte), war es unmöglich, das Feuer zu bekämpfen. Leutnant Lipps schlief in seiner Kajüte, weil die Sprengung erst am Morgen erfolgen sollte. Er schaffte es, leicht verletzt, das Schiff gerade noch rechtzeitig zu verlassen, bevor die in seiner Kajüte aufbewahrten Zünder der Luftminen in der Hitze explodierten. Danach explodierten fast alle anderen Sprengladungen, wodurch das Schiff zerstört wurde.
Nach dem Krieg wurde die Lützow im September 1947 von der Sowjetunion gehoben und als Zielschiff genutzt. 1949 ist sie als solches gesunken.
Kommandanten
- Kapitän zur See Hermann v. Fischel: April 1933 - September 1935
- Kapitän zur See Paul Fanger: September 1935 - September 1937
- Kapitän zur See Paul Werner Wenneker: Oktober 1937 - November 1939
- Kapitän zur See August Thiele: Dezember 1939 - April 1940
- Korvettenkapitän Weber: April 1940 - Juni 1940
- Kapitänleutnant Heller: Juni 1940 - August 1940
- kein Kommandant (ab 8. August 1940 außer Dienst gestellt bis 30. März 1941)
- Kapitän zur See Leo Kreisch: 31. März 1941 - Juli 1941
- Kapitän zur See Rudolf Stange: Juli 1941 - November 1943
- Kapitän zur See Leo Kreisch: September 1941 - Januar 1942
- Fregattenkapitän Bieserfeld: November 1943 - Dezember 1943
- Kapitän zur See Bodo-Heinrich Knoke: Januar 1944 - April 1945
- Fregattenkapitän Ernst Lange: April 1945 - Mai 1945
Anmerkungen
- ↑ C/28 = Construktionsjahr 1928
- ↑ Gradangabe: Winkel gegenüber Horizontalen, aus dem das Geschoss abgefeuert wird. AP = Armour piercing (dt.: panzerbrechend).
Literatur
- Gerhard Koop & Klaus-Peter Schmolke: Die Panzerschiffe der Deutschland-Klasse, Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-76375-919-0
- Hans G. Prager: Panzerschiff Deutschland, Schwerer Kreuzer Lützow, Koehlers Verlagsgesellschaft, ISBN 3-78220-798-X
- Francois-Emmanuel Brezet:Die deutsche Kriegsmarine, Herbig, ISBN 3776622385
Weblinks
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