Paul Zapp

Paul Zapp

Paul Zapp (* 18. April 1904 in Hersfeld; † ) war ein deutscher SS-Obersturmbannführer und Privatsekretär des Tübinger Indologen Wilhelm Hauer; Reichsgeschäftsführer der neuheidnischen „Deutschen Glaubensbewegung“; SS- und SD-Mitglied; und von Juni 1941 bis Juli 1942 als Anführer des Sonderkommandos 11a für Massenmord an ukrainischen Zivilisten verantwortlich.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Zapp wurde 1904 in Hersfeld (Hessen) als Sohn eines Fabrikanten geboren. Seine Jugend verbrachte er in Kassel. Nach verschiedenen kaufmännischen Tätigkeiten fing er ein Studium in Berlin an, das er bald wieder aufgab. 1933 zog er nach Tübingen, um als Privatsekretär des Indologen Jakob Wilhelm Hauer zu arbeiten. Hauer pflegte enge Beziehungen zu Himmler, Heydrich und Best. Zapp wurde 1933 „Reichsgeschäftsführer“ der neuheidnischen Deutschen Glaubensbewegung.

Unter Hauers Einfluss trat Zapp aus der Kirche aus und 1934 der SS und dem SD bei. Die Anstellung als nebenamtlicher Mitarbeiter verdankte er der Bekanntschaft mit Werner Best, einem der führenden Ideologen und Organisatoren von SS und SD. 1936 wechselte er in das Berliner SD-Hauptamt. In der SD-Schule in Bernau bei Berlin agierte Zapp als Instrukteur und war bis zum Kriegsbeginn mit der ideologischen Schulung des SD-Personals beschäftigt.

Mit dem Kriegsbeginn gegen die Sowjetunion übernahm Zapp die Führung des Sonderkommandos 11a innerhalb der Einsatzgruppe D. Die Einsatzgruppe D, angeführt von SS-Gruppenführer Otto Ohlendorf, folgte der Heeresgruppe Süd durch die südliche Ukraine, die Krim und in den Kaukasus.

„Die Blutspur seines [Zapps] knapp 100 Mann umfassenden Kommandos verlief über das östliche Rumänien, über Barlad, Kischinew, Nikolajew, Cherson, Nowo-Majatschka bis nach Simferopol. Von Zapp wurden nicht nur für eine Liquidation geeigneten Örtlichkeiten ausgewählt, er bestimmte auch den Termin und das Personal für die Erschießungen. Sobald Zapp in eine größere Ortschaft einrückte, ließ er die jüdische Bevölkerung unter einem Vorwand zusammenrufen und zu den bereits vorbereiteten Gruben bringen. Dort mussten die Juden gruppenweise vortreten und wurden Reihe für Reihe exekutiert. Aus einer Entfernung von 3 bis 5 Metern schoss man ihnen mit dem Karabiner in die Brust oder in den Kopf. Kleinere Kinder wurden ihren Eltern weggenommen und separat oder auch am Arm der Eltern erschossen. Überall triefte der mit Gewebeteilen übersäte Boden von Blut. Besonders wenn die zu Tötenden die bereits Getöteten vor sich liegen sahen, kam es zu tumultartigen Szenen. […] Wegen der enormen seelischen Belastung der Schützen musste Zapp seinen Leuten gut zureden oder ihnen auch drohen, wenn sie in ihrem Einsatz nachließen.“[1]

Nach 1945

1967 wurde Zapp – der bis dahin unter dem Namen Friedrich Böhm[2] im hessischen Bebra gelebt hatte – verhaftet und am 26. Februar 1970 vom Landgericht München zu lebenslangem Gefängnis verurteilt. Vor Gericht erklärte Zapp, sein Anliegen sei es gewesen, den Opfern – da sie ja nun mal sterben müssten – den Tod so leicht wie möglich zu machen:

„Anlässlich einer großen Exekution in Nikolajew habe er zwar versucht, auf einen Juden, der ungetroffen in die Grube gesprungen sei zu schießen, dies sei aber nicht aus Rassenhass, sondern aus Mitleid geschehen. Er habe dem Mann ersparen wollen, dass er unter den Leichenbergen jämmerlich ersticke.“[3]

Nach Kriegsende wurden Zapps Schriften Germanisch-deutsche Weihnacht (Gutbrod, Stuttgart 1934), Religiöser Zerfall und deutscher Glaube (Röth, Eisenach 1935) und Deutsche Weihestunden (Widukind-Verlag, Berlin 1936) in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[4][5] In der Deutschen Demokratischen Republik folgte auf diese Liste noch das von ihm herausgegebene „Konfirmation“ oder Deutsche Jugendleite? (Widukind-Verlag, Berlin 1935).[6]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Horst Junginger: Tübinger Exekutoren der Endlösung. (pdf), S. 1.
  2. Ernst Klee: Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16048-0, S. 690.
  3. Horst Junginger: Tübinger Exekutoren der Endlösung. (pdf), S. 2
  4. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-y.html
  5. http://www.polunbi.de/bibliothek/1947-nslit-x.html
  6. http://www.polunbi.de/bibliothek/1953-nslit-k.html

Weblinks


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