Pfungstadtbahn

Pfungstadtbahn
Pfungstadtbahn
Kursbuchstrecke (DB): 641 (ab 12.2011)
Streckennummer (DB): 3543
Streckenlänge: 1,9 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Legende
Strecke – geradeaus
Main-Neckar-Bahn von Darmstadt
Bahnhof, Station
0,0 Darmstadt-Eberstadt
   
0,1 Main-Neckar-Bahn nach Bensheim
   
1,6 Eberstädter Straße
   
1,8 Pfungstadt (PV bis 1955; ab 2011)
   
1,9 Streckenende

Die Pfungstadtbahn ist eine eingleisige Stichbahn, die in Darmstadt-Eberstadt von der Main-Neckar-Eisenbahn abzweigt und von dort zum Bahnhof Pfungstadt am östlichen Innenstadtrand der Stadt verläuft.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ausfahrt einer T3-Lok aus dem Gelände der Brauerei. Aufn. v. Ernst Büchner. Ca. 1914

Die Pfungstädter Industriellen Wilhelm Büchner (für seine Ultramarinfabrik) und Justus Hildebrand (für seine Pfungstädter Brauerei) forcierten seit Mitte des 19. Jahrhunderts den Bau der Strecke. Verschiedene Trassenalternativen wurden geprüft. Auch wurde erwogen, die Bahn in einem Bogen nach Bickenbach weiter zu führen, was aber aus Kostengründen verworfen wurde. Seit 1864 wurde 22 Jahre lang über dieses Projekt diskutiert. Die Strecke wurde schließlich als Staatsbahn des Großherzogtums Hessen – die Main-Neckar-Bahn war damals noch eine Kondominalbahn mit eigener Verwaltung – errichtet.

Als „Secundärbahn“ wurde die Verbindung schließlich am 20. Dezember 1886 eingeweiht, gleichzeitig erfolgte die Erhebung Pfungstadts zur Stadt. Die Bahnstrecke erwies sich als wirtschaftlicher Erfolg sowohl für die Bahn als auch für den Industriestandort Pfungstadt. Sie war die kürzeste Kursbuch-Strecke der Deutschen Reichsbahn. Die ursprünglich angelegte Zufahrt auf das Gelände der „Blaufabrik“ wurde in den 1930er Jahren beseitigt.

Am 30. April 1955 wurde der Personenverkehr durch die Deutsche Bundesbahn eingestellt, der Güterverkehr rollte noch bis zum 31. Mai 1997.

Zukunft

Neubau

Die Dadina beschloss, die stillgelegte Strecke wieder in Betrieb zu nehmen und in die Odenwaldbahn zu integrieren. Die zunächst für Dezember 2007 vorgesehene Reaktivierung verzögerte sich wegen notwendigen signaltechnischen Änderungen im Darmstädter Hauptbahnhof und Schwierigkeiten mit einem Bahnübergang in Pfungstadt.[1] Der niveaugleiche Bahnübergang unmittelbar vor dem Streckenende wird saniert und nicht - wie zwischenzeitlich angedacht - durch eine Unterführung ersetzt oder durch eine Streckenverkürzung überflüssig. Die Kosten für die Reaktivierung der Strecke tragen der Bund und das Land Hessen. Die Gesamtkosten der Reaktivierung soll bei 7 Mio. Euro liegen, davon entfallen allein 4,2 Mio. Euro auf die Herrichtung der 1,8 km langen Strecke durch die DB Netz AG[2]. Die jährlichen Betriebskosten von geschätzten 900.000 EUR teilen sich der Rhein-Main-Verkehrsverbund und die Dadina.[3] Derzeit ist die Inbetriebnahme für Dezember 2011 vorgesehen.[4]

Betriebsprogramm

Nach der Inbetriebnahme sollen Züge der Odenwaldbahn, die momentan am Darmstädter Hauptbahnhof enden, in dreizehn Minuten weiter bis Pfungstadt fahren[3] (daher die Kursbuchnummer 641). Ein Entwurf des Fahrplans sieht einen Stundentakt und Halte in Darmstadt-Eberstadt und Darmstadt Süd vor.

Anlässlich einer Bestellung von vier weiteren Triebwagen für die Odenwaldbahn hat der Rhein-Main-Verkehrsverbund im November 2007 bereits einen zusätzlichen Triebwagen des Typs "Itino" für die Verlängerung der Odenwaldbahn nach Pfungstadt berücksichtigt.

Der ab Dezember 2011 voraussichtlich gültige Fahrplan wurde bereits veröffentlicht[5]. Hiermit bestätigten sich die Befürchtungen, dass in Darmstadt kein Anschluss an die IC-Verbindungen von und nach Frankfurt geschaffen wird, weil die Mindestübergangszeit unterschritten wird.[6] Der Verband Pro Bahn kritisierte den dünnen Takt am Wochenende sowie den frühen Betriebsschluss am Abend als „halbherziges Angebot“ und warf dem Betreiber Dadina mangelndes Interesse am Bahnverkehr vor.[7]

Bahnhof Pfungstadt

Der Bahnhof (49° 48′ 23″ N, 8° 36′ 29″ O49.8062518.607943) wurde zeitgleich mit der Bahnstrecke eröffnet. Dies nahm Großherzog Ludwig IV. von Hessen-Darmstadt zum Anlass, Pfungstadt Stadtrechte zu verleihen.[8] Das ursprüngliche Empfangsgebäude wurde abgerissen, für die Reaktivierung wird auf dem Gelände des historischen Bahnhofs eine neue einfach ausgestattete Station mit einem Bahnsteig errichtet. Mittels einer Buswendeschleife und eines Park and ride-Parkplatzes wird der Anschluss an den örtlichen Verkehr hergestellt.[9] Die Kosten, die von der Stadt zu tragen sind, betragen 1,9 Millionen Euro.[10]

Literatur

  • Valentin Liebig: Die Nebenbahn vom Viadukt Eberstadt nach Pfungstadt. In: Die Bahn und ihre Geschichte = Schriftenreihe des Landkreises Darmstadt-Dieburg 2 (Hrsg.: Georg Wittenberger / Förderkreis Museen und Denkmalpflege Darmstadt-Dieburg).Darmstadt 1985, S. 36-39.

Weblinks

 Commons: Pfungstadtbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pro Bahn Starkenburg: Pfungstadtbahn verzögert sich. In: Fahrgastzeitung. Mai/Juni 2007, S. 20f., abgerufen am 17. September 2011.
  2. Eurailpress: Pfungstadt bekommt wieder Bahnanschluss
  3. a b Vier neue Itinos.In: Eisenbahn-Revue International 5/2010, S. 212.
  4. Pressemitteilung des RMV
  5. Fahrplan der Pfungstadtbahn ab Dezember 2011
  6. Bahnstrecke Pfungstadt
  7. Pro Bahn Starkenburg: Getrübte Freude über Pfungstadt-Bahn. 30. Juni 2011, abgerufen am 17. September 2011.
  8. pfungstadt.de: Stadtleben, abgerufen am 17. September 2011
  9. Thomas Riedel: Pfungstadt wird wieder ans Schienennetz angeschlossen. echo online, 8. Januar 2011, abgerufen am 17. September 2011.
  10. Thomas Bach: In zwölf Minuten zum Hauptbahnhof. echo online, 16. September 2011, abgerufen am 17. September 2011.

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