Darmstadt Hauptbahnhof

Darmstadt Hauptbahnhof
Darmstadt Hbf
Empfangsgebäude
Empfangsgebäude
Daten
Kategorie 2
Betriebsart Trennungsbahnhof
Bauform Reiterbahnhof
Bahnsteiggleise 10
Reisende/Tag etwa 30.000[1]
Abkürzung FD
Eröffnung 1912
Webadresse www.bahnhof.de
Architektonische Daten
Architekt Friedrich Pützer
Lage
Stadt Darmstadt
Land Hessen
Staat Deutschland
Koordinaten 49° 52′ 21″ N, 8° 37′ 44″ O49.87258.6288888888889Koordinaten: 49° 52′ 21″ N, 8° 37′ 44″ O
Eisenbahnstrecken
Bahnhöfe in Hessen

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Der Darmstädter Hauptbahnhof wurde 1912 errichtet. Mit mehr als 30.000 Reisenden am Tag ist er nach dem Frankfurter Hauptbahnhof, zusammen mit dem Wiesbadener Hauptbahnhof, der zweitgrößte Bahnhof in Hessen. Täglich verkehren hier ungefähr 220 Züge. Im Jahre 2010 wurde der Bahnhof von der Allianz pro Schiene zum „Bahnhof des Jahres“ in der Kategorie Großstädte gewählt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgänger des Darmstädter Hauptbahnhofs waren zwei getrennte Bahnhöfe am heutigen Steubenplatz, die von den beiden Bahngesellschaften errichtet worden waren, die im 19. Jahrhundert Darmstadt an das Schienennetz angeschlossen hatten: Seit 1846 der Main-Neckar-Bahnhof, ein Durchgangsbahnhof an der Strecke Frankfurt–Heidelberg und seit 1858 der Ludwigsbahnhof, ein Kopfbahnhof an der Verbindung Mainz–Aschaffenburg.

Die Platzverhältnisse auf beiden Bahnhöfen erwiesen sich bei zunehmendem Verkehr am Ende des 19. Jahrhunderts als sehr beengt, das städtische Wachstum Darmstadts hatte das Bahnareal erreicht, so dass die notwendige Erweiterung am alten Standort nicht möglich war, betrieblich war die Trennung in zwei Bahnhöfe störend, ebenso wie die Behinderung des höhengleich kreuzenden Straßenverkehrs auf der Rheinstraße.

Planung

Der Querbahnsteig des Darmstädter Hauptbahnhofes in Hochlage (2004)

Ab 1901 wurden vier verschiedene Entwürfe, bei denen es vor allem um eine endgültige Lösung der Verkehrsführung ging, erarbeitet und verworfen. 1905 konnten sich schließlich Stadt und die preußisch-hessische Eisenbahndirektion Mainz auf einen fünften Entwurf einigen. Dieser sah vor, auf dem – damals – freien Feld ungefähr 800 Meter westlich der alten Bahnhöfe einen neuen Durchgangsbahnhof zu errichten. Die größere Entfernung zur Innenstadt sollte durch den Anschluss mit der Straßenbahn ausgeglichen werden. Die Post erhielt nördlich des Empfangsgebäudes ein eigenes Bahnpostamt, das über den „Poststeg“, eine eigene überdachte Brücke mit Verbindungen zu den tiefer liegenden Post- und Gepäckbahnsteigen, mit den Zügen verbunden war. Der Poststeg wurde 1994 abgerissen.[2]

Für die Gleise wurde im südlichen Teil eine Lage in einem Geländeeinschnitt vorgesehen, sodass die Straßen über die Bahn geführt werden konnten. Gleiches galt auch für die Erschließung: Fahrgäste betreten das Empfangsgebäude auf Straßenniveau, durchqueren die Bahnhofshalle auf gleicher Ebene und erreichen die Bahnsteige von einer Überführung durch Treppen (und seit einigen Jahren auch mit Fahrstühlen). Parallel dazu verlief eine eigene Überführung für Gepäck- und Expressgutdienst, die bei der letzten Renovierung zu einem Fahrradparkhaus umgebaut wurde. Das nördliche Gleisfeld liegt wegen eines Geländeabfalls dagegen auf Dämmen.

Zum Bau des Empfangsgebäudes wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Auf ausdrücklichen Wunsch von Großherzog Ernst Ludwig sollte der neue Bahnhof „von einem modernen Baumeister, nicht von einem Stilarchitekten“[3] gebaut werden. Kaiser Wilhelm II. verzichtete aus diplomatischer Rücksichtnahme auf eine Einmischung in dieser Frage – obwohl er sonst bei der Gestaltung vieler Empfangsgebäude im Bereich der Preußischen Eisenbahn eingriff –, weil er gegenüber seinem Cousin und Kollegen, dem Großherzog von Hessen-Darmstadt, in Gestaltungsfragen für den Hauptbahnhof von dessen Residenzstadt nicht eingreifen zu können meinte.

Insgesamt 75 Entwürfe wurden eingereicht. Friedrich Pützer und Fritz Klingholz erhielten je einen zweiten Preis. Den Auftrag erhielt 1908 Friedrich Pützer. Er benötigte zwei Jahre die Planung umzusetzen, wobei er auch von den Entwürfen seiner Kontrahenten einige gute Gedanken verwendete.

Die Bauarbeiten wurden 1906 begonnen, 1912 beendet und kosteten insgesamt 17 Millionen Mark. Damals urteilten die Fachleute recht zurückhaltend über das neue Gebäude: „Zum Teil recht tüchtige Leistungen, aber eben keine hervorragenden Ideen.“ Heute gilt der Bau als wegweisend und steht unter Denkmalschutz.

Zur Versorgung der Lokomotiven mit Wasser wurde 1910 der Wasserturm an der Dornheimer Brücke errichtet. Auch dieses Bauwerk, das 1978 abgerissen werden sollte, steht unter Denkmalschutz.

Architektur des Empfangsgebäudes

Der Darmstädter Hauptbahnhof im Jahr 1911
Innenansicht der Eingangshalle des Darmstädter Hauptbahnhofs nach der letzten Renovierung
Außenansicht des westlich gelegenen Einkaufszentrums
Innenansicht des westlich gelegenen Einkaufszentrums

Der Bahnhof repräsentiert die traditionalistische Architektur Pützers, wie sie für Bahngebäude jener Zeit typisch war. Die Gestaltungselemente an der Fassade und im inneren Bereich erinnern an den damals modernen Jugendstil.

Das Empfangsgebäude wurde 1998 bis 2002 aufwendig denkmalgerecht saniert. Die 94 Meter lange und 34 Meter breite Bahnsteighalle weist zehn Bahnsteiggleise auf und wurde von 2005 bis 2008 für zirka 31 Millionen Euro vollständig erneuert.[4] In Verlängerung der hoch gelegenen Bahnsteigerschließung für die Reisenden entstand im Jahr 2000 ein von der Stadt Darmstadt finanziertes Einkaufszentrum, das auch den Zugang zu dem westlich gelegenen Stadtteil ermöglicht, in dem sich unter anderem der Sitz der europäischen Weltraumorganisation ESOC befindet.

Eine Besonderheit bildet der sogenannte Fürstenbahnhof, der südlich an das Empfangsgebäude für den öffentlichen Verkehr angebaut ist. Er war mit den für diesen Zweck üblichen Warte- und Sanitärräumen ausgestattet, wies eine großzügig gestaltete Vorfahrt auf und hatte einen eigenen Zugang zum Gleis 1, dem Fürstenbahnsteig. Die wandfeste Ausstattung mit zahlreichen Jugendstilelementen ist weitgehend erhalten. Hier war vor der Renovierung des Empfangsgebäudes zuletzt die Bahnpolizei untergebracht. Bis Mitte 2010 diente der Fürstenbahnhof als gleichnamiges Restaurant und war so auch öffentlich zugänglich.

1972 wurden die zwölf Stellwerke durch ein damals modernes Zentralstellwerk ersetzt.

Verkehrliche Bedeutung

Fernverkehr

Der Bahnhof ist in das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn AG eingebunden, auch wenn die Mehrzahl der in Nord-Süd-Richtung verkehrenden Fernverkehrszüge über die Riedstrecke fährt. Mehrere Intercity- und Intercity-Express-Linien verbinden die Stadt direkt mit Karlsruhe, Stralsund (über Hannover und Hamburg), Salzburg (über Stuttgart und München) und Saarbrücken (über Mannheim und Kaiserslautern). Darüber hinaus gibt es einzelne Direktverbindungen, etwa nach Berlin, Dresden, Essen, Konstanz, Siegen, Zürich, Klagenfurt, Linz und Graz.

Linie Strecke Taktfrequenz
ICE 41 Darmstadt HbfFrankfurt (Main) HbfFrankfurt FlughafenKöln Messe/DeutzDüsseldorf HbfDuisburg HbfEssen HbfDortmund HbfPaderborn HbfKassel-WilhelmshöheFuldaWürzburg HbfNürnberg HbfMünchen Hbf Einzelner Zug (*)
IC 26 Stralsund HbfHamburg HbfKassel-WilhelmshöheGießen – Frankfurt (Main) Hbf – Darmstadt HbfHeidelberg HbfKarlsruhe Hbf 2-Stunden-Takt
ICE 50 IC 50 Dresden HbfLeipzig HbfErfurt HbfFulda – Frankfurt (Main) Hbf – Darmstadt HbfMannheim HbfKaiserslautern HbfSaarbrücken Hbf Einzelne Züge
IC 62 Frankfurt (Main) Hbf – Darmstadt HbfStuttgart HbfMünchen HbfSalzburg Hbf 2-Stunden-Takt
IC 87 Frankfurt (Main) Hbf – Darmstadt Hbf – Stuttgart Hbf – Zürich HB Einzelner Zug

Zusätzlich verkehrt morgens der ICE Sprinter nach Berlin von Darmstadt zuschlagsfrei bis Frankfurt Hbf und der ICE Sprinter von Hamburg nach Frankfurt am Main fährt zuschlagsfrei weiter bis Darmstadt.

(*) ein Zug morgens von Darmstadt über Köln nach Dortmund und abweichend vom normalen Linienverlauf weiter über Kassel nach Würzburg und München

Regionalverkehr

Der Hauptbahnhof Darmstadt ist seit 1997 mit den Linien S3 und S4 an die S-Bahn Rhein-Main angeschlossen. Weitere Regionalverbindungen bestehen nach Frankfurt am Main (über Langen), Wiesbaden (über Groß-Gerau und Mainz), Aschaffenburg (über Dieburg und Babenhausen), Mannheim bzw. Heidelberg (über Bensheim und Weinheim) sowie Erbach (Odenwald) (über Groß-Umstadt Wiebelsbach). Die Zugverbindungen nach Riedstadt-Goddelau (über Griesheim), Groß-Zimmern (über Roßdorf) und nach Pfungstadt sind dagegen schon seit langem eingestellt. Die Verbindung nach Pfungstadt soll zum Fahrplanwechsel 2011/2012 am 11. Dezember 2011 wieder aufgenommen werden.

Linie Strecke
RE 60 Frankfurt (Main) HbfDarmstadt Hbf BensheimHeppenheim (Bergstr)Weinheim (Bergstr)Mannheim Hbf
RE 65 Darmstadt HbfDarmstadt NordReinheim (Odenw) – Groß-Umstadt Wiebelsbach – Erbach (Odenw)
RB 65 Darmstadt Hbf – Darmstadt Nord – Reinheim (Odenw) – Groß-Umstadt Wiebelsbach – Erbach (Odenw) – Eberbach
RB 75 Wiesbaden HbfMainz HbfGroß GerauDarmstadt HbfDieburgBabenhausen (Hess) Aschaffenburg Hbf
SE 60 Frankfurt (Main) Hbf – Darmstadt Hbf – Bensheim – Heppenheim (Bergstr) – Weinheim (Bergstr) – Heidelberg Hbf
S3Frankfurt S3.svg Bad Soden (Taunus)Frankfurt-RödelheimFrankfurt (Main) WestFrankfurt Hbf (tief)Frankfurt (Main) Süd – Langen (Hess) – Darmstadt Hbf
S4Frankfurt S4.svg Kronberg (Taunus) – Frankfurt-Rödelheim – Frankfurt (Main) West – Frankfurt Hbf (tief) – Frankfurt (Main) Süd – Langen (Hess) (– Darmstadt Hbf)

Sonstiger öffentlicher Personennahverkehr

Mit Straßenbahn und Bus ist der Hauptbahnhof an das städtische Nahverkehrsnetz und die Regionalbuslinien angebunden. Direkte Busverbindungen bestehen auch zu den Flughäfen Frankfurt am Main[5] und Frankfurt-Hahn.[6]

Linien
Bensheim Fern IC 26/62 / ICE 87
Main-Neckar-Bahn
Frankfurt Hbf
Mannheim Hbf Fern IC 50/EC 82/ICE 22
Main-Neckar-Bahn
Frankfurt Hbf
Bickenbach (Bergstr) Regional RE 60
Main-Neckar-Express
Langen (Hess)
Darmstadt Süd Regional SE 60
Main-Neckar-Bahn
Langen (Hess)
Beginn Regional RE/RB 65
Odenwaldbahn
Darmstadt Nord
Weiterstadt Regional RB 75
Rhein-Main-Bahn
Darmstadt Nord
Beginn S-Bahn S3/S4
S-Bahn Rhein-Main
Darmstadt-Arheilgen

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Darmstadt Hauptbahnhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Artikel der Frankfurter Rundschau
  2. Annette Wannemacher: Keine Rettung für den Poststeg, Darmstädter Echo am 6. Mai 1994.
  3. Bernd Kimmel: Joseph M. Olbrich 1867–1908. Mathildenhöhe 18. September - 27. November 1983, Ausstellungskatalog, S.264.
  4. Erneuerung Hallendach Hauptbahnhof Darmstadt. Ed. Züblin AG, abgerufen am 23. Juli 2010.
  5. HEAG AirLiner-Fahrplan 2008
  6. Airportshuttle Darmstadt - Flughafen Hahn

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