Pizzonia

Pizzonia
Antonio Pizzonia
BrazilBrazil
Fahrerweltmeisterschaft
Erster Grand Prix Australien 2003
Letzter Grand Prix China 2005
Teams
2003 Jaguar Racing · 2004–2005 Williams
Statistik
Rennen Poles Podien Siege
20 0 0 0
Schnellste Runden 0
Führungsrunden 1 Runden über 6 km
WM-Titel -
WM-Punkte 8

Antonio Pizzonia (eigentlich Antonio Reginaldo Pizzonia Jr.; * 11. September 1980 in Manaus) ist ein brasilianischer Rennfahrer.

Pizzonia wurde in Manaus, einer Metropole mitten im Urwald des Amazonas Brasiliens, geboren und kommt somit aus einer Umgebung, die ganz anders geartet ist, als die seiner Landsleute, die sich dem Motorsport widmen und meist aus São Paulo, Interlagos oder Rio de Janeiro stammen. Englische Rennsport-Journalisten, die gerne die Fahrer mit merkfähigen Etiketten versehen, verpassten ihm daher schnell den Spitznamen Jungle Boy. Pizzonia ist mit der Leichtathletin Maurren Higa Maggi verheiratet.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Vom Kart in die Formel 3000

Antonio begann mit zehn Jahren Kartrennen zu fahren. Nach dem Gewinn der Stadtmeisterschaft zog es ihn an den Wochenenden nach São Paulo, um bei den dortigen Rennen wettbewerbsfähiger zu werden. Mit 15 Jahren gewann er den nationalen Titel, sodass sein Management ihn davon überzeugte, in die USA zu gehen, um dort sein Glück in der Barber Dodge-Serie zu versuchen. Auch darin unterschied er sich von den meisten anderen brasilianischen Motorsport-Enthusiasten, die in der Regel direkt nach Europa gingen. Doch 1997 vollzog auch er diesen Schritt und ging nach Großbritannien in die Formel Vauxhall Junior. Im folgenden Jahr wurde er Meister dieser Serie und machte den Aufstieg in die Formel Renault. 1999 ebenfalls zu Meisterehren gelangt, ehrte ihn BMW-Williams mit einem ersten Test. Für 2000 wechselte er in die Formel 3 Großbritanniens und gewann auch dort den Titel, was ihm diesmal einen Test bei Benetton bescherte.

Von der Formel 3000 in die Formel 1

2001 schloss er daraufhin einen längerfristigen Fördervertrag mit Frank Williams ab, sodass er Mitglied des Petrobras Junior Team in der Formel 3000 wurde. Petrobras, der größte Mineralölkonzern Brasiliens und Treibstofflieferant des Williamsteams, gehörte fortan zu seinen größten Förderern. In jenem Jahr war das Fahrzeug des Teams nicht unbedingt wettbewerbsfähig, wodurch er nur gelegentlich sein Talent aufblitzen lassen konnte. Bei einzelnen Formel-1-Tests beeindruckte er jedoch dank seiner Grundschnelligkeit.

Jaguar

Ende 2002 fragte das Jaguar-Team bei Williams nach, ob man ihn nicht vorübergehend aus dem Vertrag entlassen würde. Frank Williams sagte zu und Pizzonia fuhr die Formel-1-Saison 2003 für das "grüne" Team als Kollege des ersten Stammpiloten Mark Webber. Die Saison war für das ganze Team mehr als durchwachsen, da man die Grundschnelligkeit des Wagens nicht über die gesamte Renndistanz aufrecht halten konnte und sich bei der Weiterentwicklung verzettelte. Konzeptionslosigkeit des Jaguar-Vorstandes und Kompetenzprobleme bei der Teamführung trugen nicht gerade zu einem guten Teamklima bei.

Im zweiten WM-Lauf in Kuala Lumpur, Malaysia, fuhr Antonio kurz nach dem Start Juan Pablo Montoyas Williams ungestüm ins Heck, beim dritten Grand Prix crashte er erneut in den Wagen den Kolumbianers – diesmal allerdings aufgrund chaotischer Wetterverhältnisse – doch der Ruf des Crashpiloten blieb an ihm haften. Eine Startkollision mit Kimi Räikkönen auf dem Circuit de Catalunya war auch nicht hilfreich für sein Verbleiben beim Team, dem nur ein neunter Rang als beste Platzierung in Spielberg entgegenstand.

Bereits nach dem elften Rennen in Silverstone, wo Pizzonia trotz eines zehnten Startplatzes mit Motorschaden ausgeschieden war, setzte ihn die Teamleitung ins zweite Glied. Man ersetzte ihn durch den von Minardi kommenden amtierenden Formel 3000-Meister Justin Wilson, der aufgrund seines Größen-Handikaps jedoch auch keine Bäume ausreißen konnte, aber immerhin beim Grand Prix der USA mit dem achten Platz einen wichtigen WM-Punkt abstaubte. Dadurch konnte sich Jaguar gerade noch mit 18 Punkten vor Toyota auf dem siebtem Platz der Konstrukteurswertung behaupten. Doch der anvisierte, gegenüber Sauber-Petronas verlorene sechste Rang wurde unter anderem auch Pizzonia angelastet.

Pizzonia behauptete mehrere Monate nach seiner Kündigung, dass man ihm nie gleichwertiges Material wie seinem australischen Teamkollegen zur Verfügung gestellt habe, woraufhin Webber ihn als Lügner bezeichnete, der nach Ausflüchten suche. Ohnehin waren sich die Experten zu diesem Zeitpunkt einig, dass Pizzonia zwar eine große Grundschnelligkeit besaß, aber auch mangelhafte Konstanz und Konzentration aufwies.

Williams

Dessen ungeachtet verpflichtete ihn Williams für die Formel-1-Saison 2004 als zweiten Testfahrer neben dem Spanier Marc Gené. Nachdem der Stammpilot Ralf Schumacher bei einem Highspeed-Crash beim Grandprix der USA in Indianapolis schwere Rückenverletzungen davon trug und mehrere Rennen pausieren musste, profitierte Antonio unerwarteterweise. Denn Marc Gené zeigte als Ersatzfahrer in Magny Cours und in Silverstone nur mäßige Performance und konnte keine Punkte einfahren. Daraufhin kam der "Jungle Boy" zum Einsatz, zeigte großen Einsatz am Hockenheimring, in Ungarn und in Monza, wo er als jeweils Siebter punktete. Zudem erreichte Pizzonia in Monza einen Weltrekord: Der Brasilianer kam am Rennsonntag auf eine in der Formel 1 bis dahin unerreichte Höchstgeschwindigkeit von 369,9 km/h. Damit löste Pizzonia Michael Schumacher als schnellsten Mann der Formel 1 ab, der im Ferrari des Vorjahres ebenfalls in Monza die bis dahin gültige Bestmarke von 368,8 km/h aufstellte.

Nach den Punkleistungen in Monza galt er als nahezu fester Kandidat für eines der beiden Cockpits für die Formel-1-Saison 2005, da sowohl Ralf Schumacher als auch Juan Pablo Montoya das Team verließen. Als neuen Teamkollegen erwartete ihn gewissermaßen ein alter Bekannter: Mark Webber, der davon nicht besonders begeistert erschien.

Als schließlich auch der Name Nick Heidfelds auf dem Transfermarkt durch den Motorenlieferant BMW ins Spiel gebracht wurde, lösten Patrick Head und Frank Williams als Haupteigner des Teams das Problem durch ein mehrmaliges Testen beider Piloten gegeneinander. Nachdem Heidfeld fünf von sieben Vergleichstests knapp, aber entscheidend absolviert hatte, verkündete die Teamleitung am 31. Januar 2005, dass Heidfeld zweiter Stammfahrer des Teams und Pizzonia der Ersatz- und Testpilot sein würde.

Durch einen Testunfall von Heidfeld kam Pizzonia in Monza zu einem Comeback bei Williams. Prompt gelang es ihm, mit einem siebten Platz zwei WM-Punkte einzufahren. Nach einem Fahrradunfall fiel Heidfeld für den Rest der Saison aus, sodass der Brasilianer sein Talent nochmal zeigen konnte, um sich für einen Platz im Jahr 2006 zu empfehlen. Jedoch kam er bei den folgenden Rennen nicht ins Ziel und hatte in Belgien wieder eine unliebsame Begegnung mit Montoya.

Williams verkündete später, dass Nico Rosberg neben Webber in der Saison 2006 Rennen bestreiten würde. Pizzonia kehrte daraufhin der Formel 1 den Rücken.

Weitere Karriere

2006 strebte Pizzonia ein Engagement in der Champ-Car-Serie an, doch auch dort konnte er sich nicht durchsetzen und absolvierte lediglich zwei Rennen.

Daraufhin entschloss sich Pizzonia, in die GP2-Serie zu wechseln, die Nachfolgeserie der Formel 3000. Dort wollte sich Pizzonia erneut für die Formel 1 empfehlen. Nach fünf Rennen mit nur einem Punkt war Pizzonias Ausflug in die GP2 bereits vorbei – sein Team FMS International ersetzte ihn durch Adam Carroll.


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