Preußenland

Preußenland
Zentrum Preußens bis 1466: Die Marienburg

Preußen ist eine historische Landschaft im nordöstlichen Mitteleuropa mit den Zentren Königsberg (dem heutigen Kaliningrad), der Marienburg und mit Einschränkung Danzig.

Die Grenzen der nach den baltischen Prußen benannten Region sind nicht eindeutig. Ungefähr kann jedoch das Gebiet zwischen den Flüssen Weichsel und Memel als Preußen bezeichnet werden. Westlich von Preußen schließt sich Pommern mit Pommerellen an. Der östlichste Teil Preußens wurde auch Kleinlitauen genannt.

Mit dem zweiten Frieden von Thorn kam 1466 der Westteil Preußens, Prutenia Occidentalis, mit dem Ermland, Pogesanien, dem Kulmerland mit Thorn und dem vom Orden hinzueroberten Pommerellen mit Danzig unter die direkte Hoheit der Krone Polens. Der östliche Rest, Prutenia Orientalis, verblieb dem Ordensstaat und wurde 1525 in ein weltliches Herzogtum Preußen umgewandelt. Friedrich II. konnte 1772 durch die 1. Polnische Teilung beide Teile des alten Preußen in seiner Hand vereinigen und nannte sie auf deutsch Westpreußen und Ostpreußen.

Heute gehören die ehemalige Provinz Westpreußen und die Südhälfte des ehemaligen Ostpreußen zu Polen, die Nordhälfte bis zur Memel ist als Oblast Kaliningrad russische Exklave und nördlich der Memel Teil Litauens.

Die Region ist zu unterscheiden von dem späteren Königreich Preußen mit dem Zentrum Berlin, welches hervorging aus der Personalunion zwischen der Mark Brandenburg und dem Herzogtum Preußen. Darauf nehmen auch die Namen der späteren nordöstlichen Provinzen des preußischen Staates Bezug: (Ost-)Preußen und – nur scheinbar widersinnig – Westpreußen.

Geschichte

Karte von Caspar Henneberg, Elbing 1576: Herzogtum und königlich polnisches Preußen farblich nicht unterschieden (Flächenfarbe für das Herzogtum ist Nachbearbeitung), Pommerellen hier nur teilweise zu Preußen gerechnet.

Im Hochmittelalter wurde nur das Gebiet des baltischen Volksstammes der Prußen östlich der unteren Weichsel „Preußen“ genannt. Dieser Raum wurde im 13. Jahrhundert vom Deutschen Orden unterworfen, den der polnischen Herzog Konrad I. Mazowiecki unter Überlassung des slawisch besiedelten Kulmerlandes (1226), zu Hilfe gerufen hatte. Der Orden eroberte zudem 1308 (gekauft 1309) das westlich der Weichsel gelegene, vorher immer wieder polnische aber seit dem Aussterben der ostpommerschen Herzöge auch von Waldemar von Brandenburg beanspruchte Pommerellen mit Danzig. Damit ging der Begriff Preußen auf alle Ordenslande beiderseits der Weichsel über.

Preußen nach 1466: Hellgrau – Herzoglich Preußen.
Farbig – Königlich-Preußen mit seinen Wojewodschafen in Personalunion mit dem Königreich Polen und Litauen

1466 gewann das Königreich Polen mit Hilfe des gegen die Ordensherrschaft rebellierenden Preußischen Bundes das Kulmerland, Pommerellen, Danzig, die Marienburg, Elbing und das Ermland, dieses Gebiet hieß latinisiert „Pruthenia Occidentalis“ und staatsrechtlich „Preußen königlichen Anteils“, seit der Union von Lublin (1569) auch „Polnisch Preußen“. Der Ostteil wurde von Albrecht zu Brandenburg-Ansbach, 1. Herzog von Preußen, dem letzten Hochmeister des Ordens, 1525 in ein weltliches Herzogtum umgewandelt. Die erbliche Herzogswürde verlieh ihm König Sigismund I. von Polen. 1618 erbten die hohenzollernschen Kurfürsten von Brandenburg das zu der Zeit immer noch unter polnischer Lehnshoheit stehende Herzogtum, das damit eine Keimzelle des späteren (modernen) preußischen Staates wurde. 1657 gewannen die Kurfürsten für das Herzogtum Preußen die Souveränität gegenüber Polen und 1701 schließlich die Königswürde. Jene galt formal nur für den Bereich des bisherigen Herzogtums, die Bezeichnung Königreich Preußen setzte sich aber allmählich als zusammenfassender Staatsname für alle Besitzungen der brandenburgisch-preußischen Herrscher durch, bezog sich also auch auf die im Heiligen Römischen Reich gelegenen Territorien.

1772 erhielten die preußischen Könige im Zuge der ersten Polnischen Teilung die Westhälfte Preußens (Danzig und das kulmländische Thorn erst 1793) sowie weitere südlich angrenzende Gebiete entlang der Netze. Das nunmehr vereinte und erweiterte eigentliche Preußen, also die voll souveränen Gebiete des Königreichs, wurde verwaltungsmäßig in drei Teile gegliedert: Ostpreußen, Westpreußen und Netzedistrikt. Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 hatte der Staat Preußen für sein gesamtes Gebiet die vollständige Souveränität gewonnen, womit die Sonderstellung der sich in Deutschland befindenden preußischen Gebiete entfiel, sie wurden Provinzen wie andere auch. Im Frieden von Tilsit 1807 verlor der Staat Preußen den größten Teil des Netzedistikts und das Kulmerland an das von Napoleon gegründete Herzogtum Warschau, erwarb sie aber auf dem Wiener Kongress 1814/5 wieder zurück. Der Netzedistrikt wurde danach größtenteils der neuen Provinz Großherzogtum Posen zugeschlagen. 1829-78 waren Ost- und Westpreußen und damit letztmalig auch die historische Landschaft Preußen in der Provinz Preußen verwaltungstechnisch vereint.

Aufteilung des Kaiserreiches nach Versailler Vertrag bzw.
den Konferenzen von
Teheran, Jalta und Potsdam

1871 wurde – im Gegensatz zum Vorgänger Deutscher Bund – das gesamte Gebiet des Königreichs Preußen Teil des Deutschen Reiches. Damit wurde es zum ersten Mal in seiner Geschichte (abgesehen von der kurzen Periode der Paulskirchenverfassung 1848–1851) unter dem (bis dahin allerdings nie genau eingegrenzten) Begriff „Deutschland“ mitverstanden, zuvor hatte es nie zum Heiligen Römischen Reich und nur 1848-51 zum Deutschen Bund gehört. Westpreußen war zu großen Teilen auch nicht mehrheitlich deutschsprachig. Infolge der langen geschichtlichen Verbindung mit Polen bildeten in Pommerellen und im Kulmerland polnisch- bzw. kaschubischsprachige Katholiken einen großen Teil der Bevölkerung. Sie sahen sich im Kaiserreich gezielter Ausgrenzung und auch Germanisierung ausgesetzt. Die ostpreußischen Masuren und Litauer standen jedoch wegen ihres überwiegend lutherischen Glaubens dem preußischen bzw. deutschen Staat näher.

Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde im Versailler Vertrag 1919 Westpreußen größtenteils zu Polen geschlagen sowie das Memelland (seit 1923 bei Litauen) und Danzig (als Freie Stadt) abgetrennt. Nachdem alle diese Gebiete von 1939 bis 1945 nochmals an das Deutsche Reich gefallen waren, wurde schließlich mit der Deutschen Teilung das nördliche Ostpreußen an die Sowjetunion und das südliche Ostpreußen an Polen übergeben und alle Deutschen vertrieben. Heute verteilt sich das Gebiet der historischen Landschaft Preußen auf die polnischen Woiwodschaften Pommern bzw. Kujawien-Pommern (Westpreußen) sowie Ermland-Masuren (südliches Ostpreußen), die russische Oblast Kaliningrad (nördliches Ostpreußen) und die litauischen Verwaltungsbezirke Klaipėda und Tauragė (Memelland).

Weblink

Siehe auch

  • Portal:Preußen

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