- Puttkamer
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Puttkamer ist der Name eines pommerschen Adelsgeschlechts aus Hinterpommern.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Amtsbezeichnungen sind als Familiennamen bei adligen Geschlechtern, nicht nur in deutschen, sondern gelegentlich auch in fremdsprachigen Formen anzutreffen. Der Name „Puttkamer“ stammt von der slawischen Amtsbezeichnung „putcumer“ („Unterkämmerer“, lateinisch „subcamerarius“, polnisch „podkomorzy“) ab.
Als Ahnherr dieses Geschlechts wird der 1257 bis 1260 nachweisbare „subdapiser Svecza de Slauna“, das heißt, ein zu Schlawe (Sławno) als Untertruchsess des Herzogs Swantopolk II. von Pomerellen wirkender Beamter namens „Swanto“, angesehen. Der zwischen dem Nestbach am Gollenberg und der Leba gelegene, zuvor von den Ratiboriden beherrschte Teil Hinterpommerns, mit den Hauptburgen Schlawe, Dirlow an der Wippermündung und Stolp, war im 13. Jahrhundert für zwei Generationen (1236–1294) an das polnische Teilfürstentum Pommerellen gefallen.[1] Der zu Swantos Nachkommen gerechnete hinterpommersche Ritter Peter Putcumer, auch schon Puthkamer geschrieben, tritt im ersten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts häufiger hervor; auch er war ein herzoglicher Unterkämmerer. In der Folgezeit wurde dann die Amtsbezeichnung zum Familiennamen, dessen Träger weite Verbreitung und großes Ansehen, aber auch zahlreiche hohe Ämter erlangten.
Es bildeten sich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zwei große Linien, die sich wiederum in viele einzelne Äste teilten. Sie waren über viele Jahrhunderte in Pommern weit verbreitet, wurden aber auch in anderen Gegenden Deutschlands ansässig. Ein Zweig der Linie zog im 16. Jahrhundert nach Livland und später weiter nach Polen. Dieser Zweig wurde im Jahre 1802 in den Grafenstand unter dem Namen Werschowetz-Sekerka Puttkamer erhoben. Anderen Zweigen der Familie, die das zum Namen nicht passende „von“ aufgenommen hatten, wurde zu verschiedenen Zeiten die Freiherrenwürde verliehen; dies erfolgte teils durch Diplom, teils gewohnheitsrechtlich, sowie durch kaiserliche Verleihung im Jahre 1682.
Die Familie unterteilt sich nach ihren jeweiligen vormaligen Besitztümern in die Häuser Barnow, Norkallen, Schickerwitz und Wollin.
Ein Geschlechtsverband, gegr. 1859 in Köslin, bestätigt 1865 in Berlin, hält heute an verschiedenen Orten Familientage ab.
Wappen
Das Stammwappen zeigt einen blauen Schild mit einem roten Greif mit Goldkrone, der von der Leibesmitte ab in einen nach vorn gekrümmten silbernen Störschwanz ausläuft. Auf dem Helm mit rot-blauen bzw. rot-silber-blauen Decken sind zwei auswärts gekehrte silberne Beile (Streitäxte) auf einem sparrenartigen goldenen Gestell, dessen Spitze mit drei Straußenfedern in der Farbfolge Rot - Silber - Blau besteckt ist.
Dieser sogenannte Fischgreif aus dem Familienwappen der Puttkamer, der auch im Stadtwappen hinterpommerscher Städte wie z.B. im Wappen von Rügenwalde oder Zanow vorkommt, gilt als ursprüngliches Wappen eines im Mittelalter auftretenden und in der Geschichtsschreibung als Swenzonen bezeichneten Adelsgeschlechts.
Der Wappenspruch lautet: Artificiosa non durant (Seid wahrhaftig - alles Gekünstelte ist nicht von Dauer!).
Schlösser und Herrenhäuser der Familie
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Puttkamerschloss in Deutsch Karstnitz um 1900
Namensträger
- Alberta von Puttkamer (1847–1921), Schriftstellerin, Ehrenbürgerin von Glogau, Ehefrau von Maximilian von Puttkamer[2]
- Alexander von Puttkamer (* 1973), deutscher Tubist
- Anne-Marie Crome geb. Puttkamer (1891–1983), Schriftstellerin[3]
- Bernhard von Puttkamer (1838–1906), Rittergutsbesitzer und Mitglied des deutschen Reichstags
- Bogislaw Ulrich von Puttkamer († 1740), Landrat des Kreises Stolp[4]
- Ellinor von Puttkamer (1910–1999), Diplomatin und Historikerin
- Erich von Puttkamer (1845–1935), Abgeordneter im preußischen Landtag und Mitglied des preußischen Herrenhauses[5]
- Eugen von Puttkamer (1800–1874), deutscher Jurist
- Ewald von Puttkamer (* 1936), deutscher Informatiker und Universitätsprofessor[6]
- Georg-Dietrich von Puttkamer (1681–1752), polnischer Generalleutnant
- Georg Henning von Puttkamer (1721–1814), Generalleutnant
- Georg Ludwig von Puttkamer (1715–1759), Generalmajor
- Heinrich von Puttkamer (1818–1886), Generalleutnant
- Heinrich von Puttkamer (1846–1914), deutscher General
- Henning von Puttkamer (1826–1907), deutscher Richter, Gutsbesitzer und Reichstagsabgeordneter
- Hubertus von Puttkamer (* 1948), deutscher Flottillenadmiral a.D.[7]
- Jacob Bogislaw von Puttkamer (1753–1846), Generalleutnant und Kommandant des Berliner Invalidenhauses
- Jesco von Puttkamer (Beamter) (1841–1918), Regierungspräsident, Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Jesco von Puttkamer (Offizier) (1876–1959), deutscher Offizier, Generalleutnant im Zweiten Weltkrieg
- Jesco von Puttkamer (Shanghai) (1903–1969)
- Jesco von Puttkamer (Publizist) (1919–1987), deutscher Publizist, Chefredakteur der Zeitung Vorwärts
- Jesco von Puttkamer (NASA) (* 1933), NASA-Manager, Buchautor, Ingenieur
- Jesko von Puttkamer (1855–1917), deutscher Gouverneur von Kamerun von 1895 bis 1907
- Joachim von Puttkamer (* 1964), deutscher Historiker
- Johanna von Puttkamer (1824–1894), Ehefrau von Otto von Bismarck
- Karl-Jesco von Puttkamer (1900–1981), Konteradmiral und Marineadjutant Hitlers
- Konstantin von Puttkamer (1917–1943), Kapitänleutnant, Kommandant von U 443[8]
- Leopold von Puttkamer (1797–1868), General der Infanterie
- Martin Anton von Puttkamer (1698–1782), Generalmajor
- Marie Madeleine von Puttkamer (1881–1944), Schriftstellerin und Lyrikerin
- Maximilian von Puttkamer (1831–1906), deutscher Politiker und Staatssekretär
- Nikolaus Lorenz von Puttkamer (1703–1782), Generalleutnant
- Robert Viktor von Puttkamer (1828–1900), preußischer Staatsmann
- Uschi von Puttkamer (* 1924), deutsche Tischtennisspielerin
- Waldemar von Puttkamer-Kolziglow (1835–1903), Rittergutsbesitzer und Reichstagsabgeordneter
- Wanda von Puttkamer (1870–1944), Hofdame der Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach und Autorin
- Wilhelm von Puttkamer (1853–1923), preußischer Generalleutnant
Literatur
- Otto Hupp: Münchener Kalender 1925. Verlagsanstalt München/Regensburg 1925.
- Wolfgang Neugebauer: Puttkamer, Freiherren von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 19 f.
- Ellinor von Puttkamer: Geschichte des Geschlechts von Puttkamer. Neustadt an der Aisch 1984, Deutsches Familienarchiv Band 83-85, ISBN 3-7686-5064-2
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XI, Band 122 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2000, ISSN 0435-2408
- Puttkamer, auch Freiherren. In Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 7, Voigt, Leipzig 1867, S. 289–291
- Puttkamer, die Freiherren und Herren von. In: Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon. Band 4, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1837, S. 66–67.
- Julius Theodor Bagmihl: Pommersches Wappenbuch. Band 3, Stettin 1847, S. 1-14 (Volltext).
Siehe auch
Liste deutscher Adelsgeschlechter N - Z
Weblinks
Commons: Puttkamer – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Ellinor von Puttkamer: Die Swenzonen und das Land Schlawe, in: Der Kreis Schlawe - Ein pomersches Heimatbuch (M. Vollack, Hrsg.), Band 1: Der Kreis als Ganzes, Husum 1986, ISBN 3-88042-239-7, S. 445-450.
- ↑ Ellinor von Puttkamer (Bearbeiterin): Geschichte des Geschlechts v. Puttkamer (= Deutsches Familienarchiv, Band 83–85). 2. Auflage, Degener, Neustadt an der Aisch 1984, ISBN 3-7686-5064-2, S. 679; Alberta von Puttkamer auf der Seite des Verbandes des Geschlechts von Puttkamer (mit Bild)
- ↑ Ellinor von Puttkamer (Bearbeiterin): Geschichte des Geschlechts v. Puttkamer (= Deutsches Familienarchiv, Band 83–85). 2. Auflage, Degener, Neustadt an der Aisch 1984, ISBN 3-7686-5064-2, S. 697; Anne-Marie Crome auf der Seite des Verbandes des Geschlechts von Puttkamer (mit Bild)
- ↑ Ellinor von Puttkamer (Bearbeiterin): Geschichte des Geschlechts v. Puttkamer (= Deutsches Familienarchiv, Band 83–85). 2. Auflage, Degener, Neustadt an der Aisch 1984, ISBN 3-7686-5064-2, S. 449
- ↑ Ellinor von Puttkamer (Bearbeiterin): Geschichte des Geschlechts v. Puttkamer (= Deutsches Familienarchiv, Band 83–85). 2. Auflage, Degener, Neustadt an der Aisch 1984, ISBN 3-7686-5064-2, S. 469; Erich von Puttkamer auf der Seite des Verbandes des Geschlechts von Puttkamer (mit Bild)
- ↑ Ellinor von Puttkamer (Bearbeiterin): Geschichte des Geschlechts v. Puttkamer (= Deutsches Familienarchiv, Band 83–85). 2. Auflage, Degener, Neustadt an der Aisch 1984, ISBN 3-7686-5064-2, S. 387–388
- ↑ Ellinor von Puttkamer (Bearbeiterin): Geschichte des Geschlechts v. Puttkamer (= Deutsches Familienarchiv, Band 83–85). 2. Auflage, Degener, Neustadt an der Aisch 1984, ISBN 3-7686-5064-2, S. 467
- ↑ Ellinor von Puttkamer (Bearbeiterin): Geschichte des Geschlechts v. Puttkamer (= Deutsches Familienarchiv, Band 83–85). 2. Auflage, Degener, Neustadt an der Aisch 1984, ISBN 3-7686-5064-2, S. 774
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