Quenya

Quenya

In den Schriften J. R. R. Tolkiens über Mittelerde wird eine Vielzahl von fiktionalen Sprachen erwähnt. Die bekanntesten sind Quenya und Sindarin, die von den dort lebenden Elben gesprochen werden. Es ist nicht ganz nachweisbar, ob Tolkien zuerst die Sprache erfand und sie dann in seinen Geschichten verewigte, oder ob es seine ursprüngliche Intention war die Erzählungen durch die Sprachen zu bereichern. Sicher ist jedoch, dass er sich sowohl intensiv mit alten Legenden und Sagen beschäftigte, als auch ein genialer Sprachwissenschaftler war. Über die Link-Box »Tolkiens Welt« gelangt man zu den inhaltlichen Themen von Tolkiens Geschichte.

Tolkiens Welt
Figuren Regionen und Orte Sprachen und Schriften Gegenstände
Quenya
Projektautor J. R. R. Tolkien
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-1:

-

ISO 639-2:

art (sonstige konstruierte Sprachen)

ISO 639-3:

qya[1]

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Das Quenya war zwar nicht die erste Sprache, die Tolkien erfand (er hatte etwa bereits vorher eine Weiterentwicklung des Gotischen versucht), sie war aber die erste von denjenigen Sprachen, die er später in seine Mythologie integrierte. Im Jahr 1912 entdeckte Tolkien die finnische Sprache für sich. Er war so beeindruckt von dem Erlebnis, das ihm das Lesen des finnischen Nationalepos Kalevala verschaffte, dass er beschloss, auf Grundlage der finnischen Phonetik, die er als besonders schön empfand, eine eigene Sprache zu erfinden. „Im Grunde“, schrieb Tolkien, „könnte man sagen, dass es auf einer lateinischen Basis komponiert ist, mit noch zwei weiteren (Haupt-)Ingredienzien, die mir nun einmal ein ‚phonästhetisches‘ Vergnügen bereiten: Finnisch und Griechisch.“[2]

Sprachliche Weiterentwicklung

Die sprachliche Weiterentwicklung geschieht über einen sehr langen Zeitraum in Tolkiens erschaffener Welt. Zuerst gibt es das Ur-Elbisch, die erste von den Elben gesprochene Sprache, die auch Primitives Quendisch genannt wird. Als die Elben dem Aufruf der Valar zu ihnen in den Westen zu kommen folgen, spaltet sich ihre Sprache jedoch in die Dialekte der drei Elbenvölker auf (Vanyarin, Noldorin, Telerin). Aus einem dieser Dialekte entwickelte sich dort im Westen das Quenya der Noldor-Elben, während sich in Mittelerde das Sindarin herausbildete. So wurde schon im Ersten Zeitalter in Mittelerde zumeist Sindarin gesprochen. Im Dritten Zeitalter wurde Quenya fast nur noch für rituelle Zwecke oder in schriftlicher Form verwendet, so wie bei uns in Europa das Latein im Mittelalter oder das Sanskrit in Indien. So wurde beispielsweise das Verzeichnis der Namen der Könige in Quenya verfasst. Sindarin war hingegen die gesprochene Elbensprache, daher sind viele geografische Bezeichnungen und Namen im Herrn der Ringe auch auf Sindarin. Die Namen vieler Elben oder der Könige der Menschen aus Númenor jedoch, entstammen überwiegend dem Quenya. Daneben gibt es noch das Waldelbisch, das sich ebenfalls aus dem Ur-Elbischen entwickelte. Es wurde sowohl in Lothlórien, als auch im Düsterwald, im Elbenreich König Thranduils gesprochen.[3]

Ein schöner Satz aus dem Quenya lautet:

„Elen síla lúmenn' omentiëlvo. Ein Stern erstrahlt über der Stunde unserer Begegnung.

J. R. R. Tolkien: Frodos Gruß an den Elben Gildor.[4]

Die Sprache ähnelt in Klang und Grammatik in mancher Hinsicht dem Finnischen, im Vokabular jedoch nicht. Tolkien hat das Quenya von allen seinen erfundenen Sprachen weitaus am besten dokumentiert, es ist daher relativ gut rekonstruierbar.

Quenya wird von den Elben auch als die Alte Sprache, die Hochsprache des Westens oder Hochelbisch bezeichnet und bezieht sich auf dessen Status einer Gelehrtensprache.

Charakteristik

Im Gegensatz zu seinem Nachfolger Sindarin kann Quenya als eine flektierende Sprache bezeichnet werden, die vom Finnischen inspiriert ist. Es kennt neun bis zehn (der Respektiv wird meist nicht verwendet.) Kasus und vier Numeri und hat damit ein ausgeprägteres Deklinationssystem als die indogermanische Ursprache. Mit fünf Tempora, keinem distinkten Passiv sowie nur syntaktisch oder durch Partikel angezeigten Modi ist die Verbalmorphologie jedoch verglichen mit dem Indogermanischen stark eingeschränkt.

Phonetik

Ein Text auf Quenya, geschrieben in Tengwar und lateinischen Buchstaben. Übersetzung: „Ah, wie Gold fallen die Blätter im Winde, Jahre, lang und ungezählt wie die Schwingen der Bäume!“[5]

Das Quenya kennt 32 Buchstaben, 20 Konsonanten und zehn Vokale.

Konsonanten

  Labial Alveolar Palatal Velar Glottal
normal lab. normal lab.
stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth.
Nasal m [m]     n [n] nw [] ny [ɲ]   ng [ŋ]1   ngw [ŋʷ]1  
Plosive p [p] b [b] t [t] d [d]   ty [c] c [k] g [ɡ] qu []    
Frikativ f [f] v [v] s [s]     hy [ç]2 h [x]       h [h]
Vibrant       r[r]              
Approximant Lateral       l [l]   ly [ʎ]     hw [] w [w]  
central           y [j]          

1 Daneben wird seltener auch „ñ“ für „ng“ verwendet.

2 Daneben wird seltener auch nur „h“ anstelle von „hy“ verwendet.

Vokale

  vorne zentral hinten
lang kurz lang kurz lang kurz
geschlossen í [] i [ɪ]     ú [] u [u]
mittel é [] e [ɛ]1     ó [] o [ɔ]
offen     á [ɑː] a [a]    

1 Am Ende des Wortes wird stattdessen „-ë“ geschrieben, damit die Aussprache nicht mit dem Schwa in deutschen Wörtern (z. B. Tanne) verwechselt wird.

Grammatik

Nomen

Quenya kennt vier Numeri, welche alle durch das Anhängen von Suffixen gebildet werden: den Singular, den „normalen“ Plural, den Partitiv-Plural, welcher vermutlich sowohl einige als auch viele bedeuten kann, und den Dual, der für zwei Dinge von etwas steht.

Quenya kennt neun bis zehn Kasus. Sie werden durch das Anhängen von Suffixen gebildet. Die zehn Kasus sind Nominativ, Dativ, Akkusativ, Genitiv Partitiv, Genitiv Possessiv, Lokativ, Allativ, Ablativ, Instrumentalis und Respektiv (vermutlich ein zweiter Lokativ im Quenya). Zudem werden die Substantive in verschiedene Klassen eingeteilt, die sich vorwiegend in die vokalische und die konsonantische Klasse aufteilen. Wie der Name schon sagt, enden die Substantive der einen Gruppe auf Vokale (-a, -ë, -ië, -i, -o oder -u) und die der anderen auf Konsonanten. Zusätzlich gibt es Nomina, die im Nominativ Singular eine spezielle Form besitzen, die nicht – wie normalerweise – gleich dem Stamm ist. Ein Beispiel hierfür ist das Wort „olos“. Es bedeutet auf Deutsch Traum. Wenn es nun beispielsweise in den Nominativ Plural gesetzt wird, wechselt das „s“ zu einem „r“: „olori“, die Träume. Auch für alle anderen Formen wird der Stamm „olor-“ gebraucht.

Die reinsten vokalischen Deklinationen sind die -u- und die ië-Deklination. Sie besitzen exakt die gleichen Formen, abgesehen vom Stammvokal. Alle anderen vokalischen Deklinationen weichen mehr oder weniger stark von diesen „Musterdeklinationen“ ab.

Die u-Deklination: „quendu“ (Elbenmann)
Kasus Singular Dual Plural Partitiver Plural
Nominativ quendu quendut quendur quenduli
Genitiv partitiv quenduo quenduto quenduron quenduron
Genitiv possessiv quenduva quendutwa quenduiva quendulí
Dativ quendun quendunt quendurin quendurin
Akkusativ quendú quendút quendui quendúli
Allativ quendunna quendunta quendunnar quendunnar
Ablativ quendullo quendulto quendullor quendullor
Lokativ quendussë quendutsë quendussen quendussen
Instrumental quendunen quendunten quenduinen quenduinen
Die a-Deklination: „alda“ (Baum)
Kasus Singular Plural zu deutsch Erkennung
Nominativ alda aldar der Baum wer oder was ist es
Genitiv partitiv aldo aldaron des Baumes wessen ... ist es
Genitiv possessiv aldava aldaiva dem Baum wem gehört es
Dativ aldan aldain dem/für den Baum wem/für wen oder was ist es
Akkusativ alda aldai den Baum was sehe ich
Allativ aldanna aldannar zum Baum hin wohin, nach wo gehe ich
Ablativ aldallo aldallor aldallon vom Baum her woher, von wo komme ich
Lokativ aldasse aldassen am/im Baum wo oder wann war es
Instrumental aldanen aldainen mittels des Baumes womit, wodurch geschah es
Kommitativ aldas aldais mit dem Baumes mit wem oder was gemeinsam

Zwei weitere mögliche Lokative sind

  • aldë, pl. aldië ‚im Innern des Baumes/der Bäume‘
  • aldala pl. aldaila ‚auf dem Baum/den Bäumem‘


Ein konsonantenstämmiges Wort, das keine Abweichungen von der normalen konsonantischen Deklination zeigt, ist beispielsweise „coron“, Ball.

Die konsonantische Deklination: „coron“ (Ball)
Kasus Singular Dual Plural Partitiver Plural
Nominativ coron coront coroni coroneli
Genitiv partitiv corono coronto coronion coronion
Genitiv possessiv coronwa corontwa coroniva coronelí
Dativ coronen coronten coronin coronin
Akkusativ corón corónt coroni coróneli
Allativ coronenna (coronna) coronenta coroninnar coroninnar
Ablativ coronello coronelto coronillor coronillor
Lokativ coronessë coronetsë coronissen coronissen
Instrumental coronenen corontenen coroninen coroninen

Im Unterschied zur u-Deklination, deren Stamm-u sich durch die ganze Deklination hält, ändern sich die Vokale, die eigentlich nur Bindevokale sind, in der konsonantischen Deklination. Häufig wird im Singular und Dual das „e“ verwendet und im Plural „i“, falls ein Vokal nötig ist. Nicht ganz geklärt ist der Allativ Singular. Es könnte sein, dass sich die Endung mit dem Stamm zusammengezogen hat, was zur Folge trüge, dass die n-Deklination eine eigene Deklination wäre.

Es ist schwierig, die konsonantischen Wörter in typische Klassen zu unterteilen, wie es bei den vokalischen gemacht wird, da es nicht nur auf den Endkonsonanten des Wortes ankommt, sondern auch andere Unregelmäßigkeiten auftreten können, wie z.B. der schon obengenannte „Zweistamm“. Außerdem kann in vielen Fällen eine Endung durch Assimilation des Endkonsonanten mit dem Stamm verwachsen, so dass es für jeden Konsonanten eigene Ausnahmen gäbe.

Eine besondere Dualform besitzen sicher jene Substantive der vokalischen Deklination, die vor dem Endvokal ein „d“ oder „t“ besitzen und ebenfalls solche Substantive, deren Stamm auf ein „d“ oder „t“ auslautet. Durch die ganze Dualdeklination setzt sich dies fort. Dies trägt zur Folge, dass vokalische und konsonantische Wörter die gleichen Endungen tragen. Ein Beispiel ist das Wort „haryat“, Schuh. Hier dessen Dual-Konjuagtion (die anderen Formen folgen demselben Muster wie „coron“):

Der d-/t-Stamm: „haryat“ (Schuh)
Kasus Dual
Nominativ haryatu
Genitiv partitiv haryatuo
Genitiv possessiv haryatuva
Dativ haryatuen
Akkusativ haryátu
Allativ haryatunna
Ablativ haryatullo
Lokativ haryatetsë
Instrumental haryatuenen

Artikel

Es existiert nur ein Artikel „i“, der bestimmte Artikel. Er ist in Singular und Plural gleichlautend und wird nicht flektiert.

Verben

Konjugationsklassen

  • A-Konjugation (auch A-Verben): Verben der A-Konjugation sind die Verben, die auf „-a“ enden. So genannt, weil der Stamm auf -a endet, z.B. lanta- fallen oder ranya- wandern.
  • Konsonantische Konjugation (auch Stamm-Verben; einfache Verben): Verben der Konsonatischen-Konjugation sind die Verben, die auf einen Konsonanten enden. So genannt, weil der Stamm auf -a endet, z.B. quet- sagen, tul- kommen oder tir- sehen.

Zeiten

Verben werden mittels Suffixen in die fünf verschiedenen Tempora des Quenya konjugiert.

  • Aorist: (vergleichbar mit dem englischen Simple Present, nicht dem griechischen Aorist) A-Verben hängen einfach die Endungen an (lantanye ich falle, ranyalye ihr wandert). Stamm-Verben fügen ein -i- als Fugenvokal ein: quetinye ich spreche, tulitye du kommst, tirimme wir sehen.
  • Präsens: (vergleichbar mit dem englischen Present Progressive) A-Verben ersetzen ihr finales -a durch -ea und fügen die Endungen an: lanteanye ich falle, ranyeatye du wanderst. Stamm-Verben längen ihren Vokal und fügen die Personalendungen nach dem Fugenvokal -a- ein: quétanye ich sage, túlamme wir kommen, tíralve ihr seht.
  • Präteritum: A-Verben fügen -ne und danach die Personalendungen an: lantanenye ich fiel, ranyanemme wir wanderten. Stammverben auf -r, -m oder -n fügen ebenfalls -ne an: tirnetye du sahst. Stammverben auf -l fügen -le an: tullenye ich kam. Stammverben auf -p, -t oder -c ersetzen diesen letzten Konsonanten durch -mpe, -nte bzw. -nce: quentelve ihr spracht.
  • Perfekt: Bei allen Perfektformen wird der Stammvokal als Augment vor den Stamm gestellt. A-Verben ersetzten das finale -a durch -ie, A-Verben auf -ya ersetzen die ganze Endung: alantienye ich bin gefallen, araniemme wir sind gewandert. Stammverben fügen ebenfalls -ie an und längen ihren Stammvokal: equétietye du hast gesagt, utúlienye ich bin gekommen und itírielve ihr habt gesehen.
  • Futur: Das Futur wird durch Anhängen von -uva gebildet (wieder wird bei A-Verben das finale -a verloren): lantuvatye du wirst fallen, quetuvanye ich werde sagen, tiruvamme wir werden sehen.

Die Verneinung wird entweder durch das negative Verb umë oder durch das Partikel erreicht.

Numeri; Personen

Wenn das Subjekt des Satzes ein Nomen ist so wird nur der Numerus unterschieden.

Ursprünglich wurde der Plural im Elbischen durch das Anhängen eines »-i« gebildet. Für Substantive, die im Stamm auf einem Vokal (a, o, u) enden, änderte sich im Quenya die Pluralendung zu »-r«. Nur jene Substantive, die auf einem »-e« oder einem Konsonanten enden, bilden daher noch die Pluralform »-i«.

Singular Plural Wortbedeutung Pluralbildung
alda aldar Baum / Bäume +r
Rína, Rianna Rínar, Riannar gekrönte Königin(en) +r
noldo noldor Weiser, Weise +r
quendu quendur Sprecher +r
Aran Arani König(e), Adlige(r) +i
Tur Túri König(e) +i
Tar, Tár, Táro Tári König(e), Zar(en) +i
Rince Rinci gekrönte Königin(en) Umwandlung e zu i
los, losse lossi Schnee, weiße Blütenblätter Umwandlung e zu i, bzw. +si
coron, corone, coronde coroni, corondi runde(r) Hügel, Kugelform(en) Umwandlung e zu i, bzw. +i
Táre, Tári Tári, Tárië Königinn(en), Zarin(en) Umwandlung e zu i, bzw. +ë
tál, tale, tále táli, talli Fuß / Füße Umwandlung e zu i, bzw. +i, +li

Manchmal werden männliche Substantive durch anhängen von »-e« oder »-i« zu weiblichen Formen, beispielsweise bei Tár = König, Táre, Tári = Königin. Bei der Form auf »-i« kann man nun aber nicht mehr zwischen Tári = Könige und Tári = Königin(en) unterscheiden, so dass dieses Wort eher als Königliche übersetzt werden müsste.

Neben Singular und Plural gibt es im Quenya auch die Dualform. Dabei wird zwischen zahlenmäßigen Dualen (Verdoppelung) »-t« oder »-at« und natürlichen Paaren (gleicher oder ähnlicher Art) »-u« unterschieden. Oftmals wird jedoch die Endung verwendet, die im Satz besser klingt. Natürliche Paare sind beispielsweise hendu ‚Augen‘, quanu ‚Ohren‘, tálu ‚Füße‘, aber ebenso napat, tolpat ‚zwei Finger‘ oder ‚Daumen‘ und mapat ‚zwei Hände‘.

Eine Verdopplung erreicht man auch mit einem Präfix yú-, yúyo ist ‚zweifach‘, wie im Wort yucale, was ‚Zwielicht‘ bedeutet. Es wird oft in der Form atyucale genutzt, wobei zusätzlich noch das Präfix at- vorangestellt wird, also ‚zweites Zwielicht‘. Hiermit ist der Abend gemeint. Ursprünglich bezog sich diese Bezeichnung auf das Licht der Zwei Bäume in Valinor, die abwechselnd jeweils 12 Stunden leuchteten. Wenn der eine Baum dunkler wurde und der Andere heller, bildete sich zweimal am Tag diese Mischung aus goldenem und silbernem Licht. Weitere Präfixe sind »yo-«, »yó-« oder »o-«, beispielsweise im Wort yomenna- ‚zusammenkommen‘ oder omentië ‚Zusammenkunft‘, das können jedoch mehr als zwei Parteien oder Leute sein. Diese Präfixe stehen also mehr für ein miteinander oder gemeinsam mit mehreren, wie in diesem Beispielsatz.

Ist das Subjekt des Satzes aber ein Pronomen wird eine Pronominalendung an das Verb gehängt. Diese werden im folgenden Abschnitt erklärt.

Pronomen

  Singular Plural
1. Person -nyë (ich) -lvë / -lmë / -mmë (wir)
2. Person informell -tyë (du) -ccë (ihr)
2. Person formell -lyë (Sie) -llë (Sie)
3. Person –ro (er) / -rë (sie) / -ryë (er, sie, es) -ntë (sie)

Dabei gilt -nye für 'ich', -tye für 'du', -mme für 'wir' und -lye für 'ihr'. Es existieren verschiedene Pronomen, die aber von Tolkien häufig geändert wurden, und daher teilweise rekonstruiert werden müssen. Diese werden im Allgemeinen, wie z. B. im Ungarischen, als Suffixe angehängt. Bemerkenswert ist, dass das Quenya sowohl zwischen inklusivem und exklusivem „wir“ unterscheidet (-lmë/-lvë), (wie z. B. die dravidischen und austronesischen Sprachen), als auch ein duales „wir“ (=„(nur) du und ich“) kennt (-mmë) (wie die philippinischen Sprachen).

Adjektive

Adjektive werden im Quenya meist vor das Substantiv gestellt. Sie werden nur gegebenenfalls in den Plural gesetzt (auch das nicht in jedem Fall), weisen also keine KNG-Kongruenz auf. Wie bei unserer Sprache, werden viele Adjektive auch aus zusammengesetzten Worten beispielsweise ‚reinblütig‘ oder ‚hochadlig‘ gebildet.

Beispiele für eine Adjektivbildung:

Wurzel AYA/AYAN/AYAR/AIN heilig genauere Bedeutung englisches Adjektiv
aina, ayan, ainima   heilig, -ima sehr heilig   es kann von sich aus heilig sein oder wurde für heilig erklärt   holy, prayed, awful, revered
aira, airea   geheiligt, angebetet, verehrt, ehrfürchtig   es ist unzweifelhaft heilig, man verehrt es   prayerful, airing, prious, devout
aista, aistana   geheiligt, anbetungswürdig, gepriesen sein   man hat Ehrfurcht vor diesen heiligen Dingen oder Wesen   holy, saintly, sacred, prayfully
aistalea   ehrerbietig, ehrfürchtig, respektvoll   so, wie man sich dem Heiligen gegenüber benimmt   prayerful, airing, worshipful, resprctfully

Ein aina Faire ist entsprechend ein ‚heiliger Geist‘, wobei das Wort Faire von einer Wurzel PHAY/SPHAN/FAYA abgeleitet ist, die sterben, trennen beinhaltet, also die Seele eines Verstorbenen oder nicht körpergebundenen Geistes meint. Es gib eine Vielzahl von Adjektiven, die oft, aber nicht grundsätzlich auf -a enden.

Adjektiv Wurzel Bedeutung wo findet sich die Eigenschaft
istya   IS/ITH   wissend   man hat das Wissen selbst, ist weise
inwisti   INK/INIK/WIS/GWIS   wissend   im Wissen, in Kenntnis von, man weiß es oder hat davon gehört
laica   LAIK/LAK/LAIKA   durchdringend, scharf   im Bezug auf das Hör- oder Sehvermögen oder Klingen
laica   LÂYAK/LAS/LAWA/LAYA   ergrünend, gedeihend   es ist sichtbar, die Bäume entfalten ihr Laub

Obwohl das Adjektiv laica eine identische Schreibweise hat, entstammt es doch zwei unterschiedlichen Wurzeln und hat daher mehrere Bedeutungen.

  • laicahenya bedeutet ‚scharfäugig‘, ‚scharfsichtig‘ oder ‚mit stechendem Blick‘, hendu sind ‚zwei Augen‘.
  • laicalassea oder lasselaica ist ‚grünbelaubt‘, ‚grünblättrig‘ oder ‚blattgrün‘, ‚laubgrün‘. Es kann aber ebenfalls ‚scharfsichtig‘ sein, weil das Wort lasse/laste auch ‚Sicht‘ bedeutet.
  • laicahlastea kann hingegen auch ‚scharfohrig‘ oder ‚spitzohrig‘ heißen, da die Wurzel LAS sowohl zu Blatt, als auch zu Ohr gehört.

Daher ergeben sich manche Wortbedeutungen oftmals erst aus dem Satzzusammenhang oder sie umschreiben ganze Gruppen von Eigenschaften. Wenn man also von dem Elben Laicolas, Laicalasse (Quenyaschreibweise des Namen Legolas) spricht, so kann man ihn beispielsweise durch dieses Wort vielfältig charakterisieren. Er ist scharfsinnig, was seine Augen, Ohren und seinen Verstand angeht, aber auch ein Freund des grünen Laubes (Waldelb) und möglicherweise noch etwas grün hinter den Ohren, also ein noch relativ junger Elb. Und all das in einem Wort zusammengefasst.

Eine Steigerungsform des Adjektivs wird oftmals durch das Anhängen des Suffixes “-ima” oder das Voranstellen des Präfixes “an-, am-” erreicht.

Adjektiv Präfix an- Suffix -ima Präfix + Suffix
calya ancalya calima ancalima
leuchtend  leuchtender, sehr hell leuchtend  leuchtender, heller leuchtend  am hellsten leuchtend, am leuchtendsten

Das sieht man auch in dem Ausruf Frodos "Aiya Earendil Elenion Ancalima!" - "Siehe, Earendil, der Sterne Allerhellster!"

Elbische Namen

Es gibt mehrere Arten von Elbischen Namen.

  • Ataresse - Vaternamen, den der Vater für das Kind auswählt und der meist auch als Rufname benutzt wird.
  • Amilesse, Mamilesse, Emilesse - Mutternamen, die auch Name der Voraussicht oder der Erkenntnis heißen, weil sie etwas über den späteren Charakter oder Eigenschaften aussagen.
  • Epesse, Anesse - Ehrennamen, Eigenschaftsnamen, Nachname oder Beiname beispielsweise die Anmutige oder der Große.
  • Yalme, Yame - Rufnamen, Kosenamen.
  • Cilmesse - Wahlnamen - die man selbst auswählt.

Dazu noch ein System der Namensgebung das sich folgendermaßen gliedert:

  • Essecarme - die Namensschöpfung oder Namenskreation, beispielsweise eine Wortzusammensetzung.
  • Essecilme - die Namensgebung oder Namenswahl.
  • Essecenta - Namenserkennung oder Namenserkenntnis, die besonders auf Mutternamen zutrifft.

Elbische Namen haben eine weitaus größere Bedeutung, als es bei uns heute der Fall ist.

Wählt man also für sein Kind einen Namen wie Ambarto ‚Rotschopf‘, wie der sechste Sohn Feanáros (Sindarin Feanor) mit Mutternamen hieß, so weissagt man ihm quasi eine wechselvolle Zukunft, denn dieses Wort bedeutet auch ‚der Schicksalhafte‘ weshalb er auch Umbarto ‚Ungewisses Schicksal‘ genannt wurde. Daher wurde er meist mit seinem Vaternamen Pityafinwe ‚Kleinster Finwe‘ oder auf Sindarin Amrod ‚der Rotschopf‘ gerufen, um das Schicksal nicht herauszufordern. Zwillinge tragen meist Namen mit einer identischen Bedeutung, so hieß sein Bruder Ambarussa oder Ambartan (Sindarin Amras), was ebenfalls ‚Rotschopf‘ bedeutet. Sein Vatername war Telufinwe ‚Letzter Finwe‘. Natürlich hatten beide rote Haare.

Literatur

  • J. R. R. Tolkien: Briefe. Herausgegeben von Humphrey Carpenter. Klett-Cotta, Stuttgart 1991, ISBN 3-608-93650-5.
  • Helmut W. Pesch: Elbisch. Grammatik, Schrift und Wörterbuch der Elben-Sprache von J. R. R. Tolkien. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2003 ISBN 3-404-20476-X
  • Helmut W. Pesch: Elbisch Lern- und Übungsbuch der Elben-Sprachen von J. R. R. Tolkien. Bastei Lübbe, 2004, ISBN 3-404-20498-0.
  • J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Klett-Cotta, Stuttgart 2008, ISBN 3-608-93830-2.
  • Helmut W. Pesch: Das grosse Elbischbuch - Grammatik, Schrift und Wörterbuch der Elben-Sprache J.R.R. Tolkiens mit Anhängen zu den Sprachen der Zwerge und Orks. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 2009, ISBN 978-3-404-28524-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Documentation for ISO 639 identifier: qya. SIL International. Abgerufen am 31. Januar 2011.
  2. Zit. nach J. R. R. Tolkien, Briefe, S. 233 (Nr. 144 An Naomi Mitchison). Zum Ursprung des Quenya vgl. auch Carpenter, J. R. R. Tolkien, S. 74f.
  3. Helmut W. Pesch: Elbisch Lern- und Übungsbuch der Elben-Sprachen von J. R. R. Tolkien.
  4. Der Herr der Ringe, Teil 1, Kapitel 3, Seite 103
  5. J.R.R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Klett-Cotta, Stuttgart 2000 (übersetzt von Wolfgang Krege), ISBN 3-608-93222-4, Abschied von Lórien, S. 406.

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