- Radio Svoboda
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Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) ist eine Kette von Radiosendern, die Hörfunkprogramme in osteuropäischen und zentralasiatischen Sprachen produzieren und hauptsächlich auf Kurzwelle ausstrahlen. Diese mit US-amerikanischen Geldern finanzierten Sender unterstehen dem Broadcasting Board of Governors (BBG) und haben ihren Sitz in Prag. Der Betreiber der Sendeanlagen ist das International Broadcasting Bureau (IBB), das für alle Auslandssendungen der USA verantwortlich ist. Die Sender haben sich - nach eigenen Angaben - das Ziel gesetzt, die demokratischen Werte und das Menschenrecht auf freien Nachrichtenzugang für Hörer in den ehemals kommunistisch regierten Ländern zu ermöglichen. Während des Kalten Kriegs waren die Sender in München angesiedelt und bildeten ein wichtiges Instrument, um die Menschen im Herrschaftsbereich der Sowjetunion mit pro-westlichen Informationen zu versorgen. Der Öffentlichkeit wurde damals suggeriert, dass die Sender privat finanziert würden, tatsächlich stammte bis Anfang der 1970er Jahre ein Großteil des Budgets vom Auslandsgeheimdienst CIA.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Radio Free Europe wurde vom Nationalkomitee für ein freies Europa unter John Jay McCloy, Allen Welsh Dulles und Charles Douglas Jackson gegründet. Die Station nahm ihren Sendebetrieb 1950 von ihrem Hauptsitz in München aus auf. Am 1. Mai 1951 begannen die regelmäßigen Sendungen für die Tschechoslowakei. Radio Free Europe wandte sich an Hörer in mittel- und osteuropäische Länder außerhalb der ehemaligen Sowjetunion. Das Amerikanische Komitee für die Befreiung der Völker Russlands folgte dem Vorbild von Radio Free Europe und gründete im Jahr 1953 die Schwesterstation Radio Liberation, die zunächst Sendungen in russischer Sprache vom Senderstandort Lampertheim ausstrahlte.
In den 1950er Jahren zerschlugen sich die Erwartungen einer baldigen "Befreiung" der Völker Russlands. 1964 benannte sich der Sender in Radio Liberty (russisch: Radio Svoboda - Freiheit) um. Gelegentlich tauchten Berichte über geheimdienstliche Verbindungen der Sender auf, die für beide Stationen existenzbedrohend wurden und die sich später bestätigten[1]. Die Programme wurden der Aufsicht der CIA entzogen und schließlich zog Radio Liberty 1973 zu Radio Free Europe am Englischen Garten in München ein.
In den Zeiten des Kalten Krieges wurden viele Fremdsprachensendungen von Störsendern in der Sowjetunion gestört (Jamming). Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde das Budget der Sender reduziert und RFE/RL wechselte im Jahr 1995 seinen Hauptsitz von München nach Prag an den Wenzelsplatz.
Das ehemalige Studiogebäude in München in der Oettingenstraße beherbergt heute neben einigen Fachabteilungen der Universitätsbibliothek und Instituten der Ludwig-Maximilians-Universität auch das Geschwister-Scholl-Institut für Politische Wissenschaft. Einige Sicherheitsanlagen (Videoüberwachung, Stacheldrahtzaun) sind bis heute erhalten. In einigen der alten RFE/RL-Studios war bis 2002 das Aus- und Fortbildungsradio AFK M94,5 untergebracht. In vielen anderen Räumen sieht man die Vergangenheit des Gebäudes: Doppeltüren und Doppelverglasung.
Heute sendet RFE/RL in 27 Sprachen und produziert über 1.000 Wochenstunden Radioprogramme. In Deutschland werden Kurzwellen-Sendeanlagen an den Standorten Biblis und Lampertheim in Hessen benutzt. Der Senderstandort Holzkirchen in Bayern wurde inzwischen stillgelegt. Weitere Sendeeinrichtungen des IBB stehen in Afghanistan, Armenien, Bulgarien, Großbritannien, Kuwait, Litauen, Sri Lanka, Ungarn, Marokko, Tadschikistan, Thailand und den Philippinen, die auch Sendungen der Voice of America (VoA) und Radio Free Asia ausstrahlen.
Ein Teil der Sendungen werden in den Zielgebieten auch über Mittelwelle, UKW, das Internet und im Rebroadcasting-Verfahren ausgestrahlt. Letzteres ist die Übernahme von Radiosendungen in das Programm lokaler Radiosender. Aus politischen Gründen ist dies zurzeit in Weißrussland, dem Iran, Turkmenistan, Tadschikistan und Usbekistan nicht möglich.
Weitere Sendungen werden unter dem Namen Radio Free Afghanistan in den Sprachen Paschtu und Dari, Radio Free Iraq in Arabisch, sowie Radio Farda - in Kooperation mit der Voice of America - in Persisch betrieben.
Geheimdienst-Aktivitäten
Die Sender wurden seit ihrer Gründung in den frühen 1950er Jahren von der Sowjetunion als Bedrohung angesehen, da sie unkontrolliert westliches Gedankengut in den Ostblock transportierten. Zudem wurden sie auch zur Übermittlung codierter Nachrichten an westliche Agenten benutzt. Starke sowjetische Störsender sollten die Empfangsqualität verschlechtern, dies wurde durch stetige Steigerung der Sendeleistung auf Seiten von RFE kompensiert.
Durch die Geschichte der Sender zieht sich eine Kette von Ereignissen im Zusammenhang mit nachrichtendienstlichen Aktivitäten. Besonders in den 1980er Jahren gab es zahlreiche Entführungsversuche von Angestellten sowie ein Bombenattentat auf die Sendergebäude in München. Dieses wurde als Auftragsarbeit vom rumänischen Geheimdienst Securitate ausgeführt, trotz der Verwendung von 15 Kilogramm Nitropenta-Sprengstoff wurde niemand getötet.
Weblinks
- http://www.rferl.org
- http://www.svobodanews.ru
- http://www.radioliberty.org
- http://www.thegreatradiowar.com
- http://www.biener-media.de/rfe.html
- Джин Сосин: Искры свободы (= Gene Sosin: The Sparks of Liberty; russisch)
- Johanna Granville, "Radio Free Europe und die ungarische Revolution von 1956" "Caught With Jam on Our Fingers”: Radio Free Europe and the Hungarian Revolution in 1956” Diplomatic History, vol. 29, no. 5 (2005): pp. 811-839.
Einzelnachweise
- ↑ a b S. Cone: Radio Free Europe, Radio Liberty, the CIA and the News Media. In: Journalism History, Winter 1998/1999. Abgerufen am 14. Januar 2009
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