Rudolf Nietzki

Rudolf Nietzki

Rudolf Hugo Nietzki (* 9. März 1847 in Heilsberg in Ostpreußen, heute Lidzbark Warmiński, Polen; † 28. September 1917 in Neckargemünd) war ein deutscher Chemiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Grab Prof. Dr. Nietzkis auf dem Hauptfriedhof Freiburg im Breisgau

Rudolf Nietzki wurde 1847 in dem kleinen Städtchen Heilsberg als Sohn des protestantischen Predigers, späteren Pfarrers und Schriftstellers Johann Karl Emil Nietzki und seiner Frau Adelheid Marianne geb. Ebel geboren. Er besuchte ein Gymnasium in Königsberg, das er in der Unterprime verließ, um eine Apothekerlehre in Zinten und Kreuzburg zu beginnen. Nach dem Abschluss als Apothekengehilfe im Jahre 1865 arbeitete er als Apotheker in Hirschberg im Riesengebirge (heute Jelenia Góra, Polen). In dieser Zeit machte er die Bekanntschaft mit dem späteren Erfinder der Chemotherapie und Nobelpreisträger, Paul Ehrlich. Er begann 1867 in Berlin ein Studium der Pharmazie und legte dort 1871 sein Staatsexamen ab. Im deutsch-französischen Krieg diente er als Militärapotheker und geriet in französische Gefangenschaft. Von 1871 bis 1874 arbeitete er als Privatassistent bei August Wilhelm von Hofmann in Berlin und wurde am 14. März 1874 in Göttingen zum Dr. phil. promoviert. In den Folgejahren war er bei verschiedenen Chemiekonzernen als Industriechemiker tätig. Im Jahre 1884 habilitierte er sich bei Jules Piccard an der Universität Basel und wurde 1887 dort außerordentlicher und 1895 ordentlicher Professor für Chemie. Aus Gesundheitsgründen ließ Nietzki sich 1911 emeritieren und siedelte nach Freiburg im Breisgau über.[1]

Leistungen

Nietzki trug Entscheidendes zur wissenschaftlichen Fundierung einer neuen Klasse von synthetischen Farbstoffen, gewonnen aus Steinkohlenteer bei. Nach der von ihm 1890 aufgestellten "Chinonhypothese" ist die Farbwirkung dieser Stoffe auf Chinonsysteme zurückzuführen. 1876 analysierte er das Anilinschwarz. 1878 gelang ihm mit der Entdeckung des Biebricher Scharlachs die Herstellung des ersten Tetra-Azofarbstoffes und bald darauf des Beizenfarbstoffs Alizaringelb. [2] 1888 erschien sein vielbeachtetes und in mehrere Sprachen übersetztes Lehrbuch über organische Farbstoffe.

Werke

  • "Ueber Hexaoxybenzolderivate und ihre Beziehungen zur Krokonsäure und Rhodizonsäure", von R. Nietzki und Th. Benckiser, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Band 18, 1885, S. 499-515
  • Chemie der Organischen Farbstoffe, 1888, Verlag von Julius Springer, Berlin, (5. Auflage 1906)
  • Chemistry of the Organic Dyestuffs, by Rudolf Nietzki (Autor), translated by A. Collin and W. Richardson, (Nachdruck als Taschenbuch, Verlag BiblioBazaar, 2008, ISBN 978-1110018376)

Einzelnachweise

  1. Richard Emil Meyer: Vorlesungen über die Geschichte der Chemie, Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig, 1922, S. 237 f.
  2. Holm-Dietmar Schwarz, "Rudolf Nietzki", in Neue Deutsche Biographie, Band 19, Seite 248, m. w. Nachw.

Weblinks


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