Schloss Oranienstein

Schloss Oranienstein
Schloss Oranienstein

Schloss Oranienstein in Diez an der Lahn wurde 1672 bis 1681 als Witwensitz für die Diezer Gräfin Albertine Agnes von Oranien-Nassau auf den Ruinen des ehemaligen Benediktinerinnenklosters Dierstein erbaut. Es ist eines der Stammschlösser des Niederländischen Königshauses.

Beim ursprünglichen Bau wurden Teile der romanischen Klostergebäude mit eingebaut. 1704 bis 1709 wurde das Schloss unter Albertines Schwiegertochter Henriette Amalie erstmals umgebaut. Die Pläne für den Umbau zum Barockschloss lieferte der französische Architekt Daniel Marot, einem Sohn des Erbauers der Anlagen von Versailles. Im Wesentlichen entstand damals der auch heute noch vorhandene, fünfflügelige Baukörper. Die reichen Stuckverzierungen stammen von den Italienern Eugenio Castelli und Antonio Gentone, die Fresken vom Niederländer Jan van Dyk.

Mit der Vereinigung aller ottonischen Linien des Haus Nassau und der Neugliederung Herrschaft verliert Schloss Oranienstein 1743 die Bedeutung des Residenzschlosses zu Gunsten der Residenz in Dillenburg. Erst ab 1801 nutzte mit Wilhelm V. von Oranien wieder ein Mitglied des Haus Nassau Oranienstein als Residenz. Wilhelm V. von Oranien beauftragte Friedrich Ludwig von Sckell mit der Planung für die Gartengestaltung des Schlosses.

Im Jahr 1806 fiel das Schloss an das Großherzogtum Berg. Napoleon ließ 1811 die gesamte Ausstattung des Schlosses versteigern. Nach dem Wiener Kongress fiel Oranienstein dem neu gebildeten Herzogtum Nassau zu.

1866, nach dem Deutschen Krieg, bei dem Nassau auf der Seite des Verlierers Österreich stand, wurde das Herzogtum als zukünftiger Regierungsbezirk Preußen zugeschlagen. Anfänglich plante die Preußische Regierung in dem Schloss die Provinzial-Irrenanstalt unterzubringen, was nach Protesten des Niederländischen Königshauses jedoch unterblieb. Ein Jahr später richteten die Preußen in Oranienstein eine Kadettenanstalt ein. In den folgenden Jahren (1874–1876) wurde das Schloss um Kasernenbauten erweitert. In den Jahren 1900-1907 folgten weitere Verwaltungsgebäude.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Kadettenanstalt aufgelöst und das Schloss von französischen Truppen besetzt. Anlässlich des 600-jährigen Bestehens der Stadt Diez 1929 erfolgte die Renovierung und Freigabe des Schlosses; gleichzeitig wurde hier das „Nassauische Heimatmuseum“ untergebracht. Von 1934 bis 1945 wurde das Schloss als „Nationalpolitische Erziehungsanstalt[1] verwendet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmten zunächst die Franzosen das Schloss mit sämtlichen Nebengebäuden. In deren Rechtsnachfolge fiel Oranienstein 1947 an das neu gegründete Land Rheinland-Pfalz, das jedoch die erheblichen Kosten für die Kriegs- und Folgeschäden nicht aufbringen konnte. 1957 hatte sich im niederländischen Delft die Stiftung Je Maintiendrai Nassau konstituiert, die es als ihre Aufgabe ansah, Sorge für die Unterhaltung sämtlicher an das Haus Nassau-Oranien erinnernde Bauwerke zu tragen. Veranlasst durch eine Denkschrift des Museums- und Geschichtsvereins Diez über die Wiederverwendung des Schlosses Oranienstein gelang es dem damaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Peter Altmeier den damaligen Bundesminister Franz Josef Strauß, zur Übernahme des Schlosses durch die Bundeswehr zu veranlassen, die am 23. März 1962 erfolgte.

Das Bundesverteidigungsministerium veranlasste eine umfassende Renovierung und Restaurierung der wertvollen Stuckarbeiten und Deckengemälde. Die feierliche Übergabe an die Bundeswehr und die gleichzeitige Eröffnung des „Oranien-Nassau-Museums“ fand am 23. Mai 1962 statt. Einige Tage zuvor war der Stab der 5. Panzerdivision dort eingezogen.

1994 bekam Oranienstein nach weiteren umfangreichen Renovierungsarbeiten neue Hausherrn. Da der Stab der 5. Panzerdivision von Diez nach Mainz verlegt worden war, zogen das Lazarettregiment 74 und die Panzerbrigade 34 in das Schloss ein. Heute beherbergt Schloss Oranienstein das Sanitätskommando II (seit 2001)

Schloss Oranienstein ist eines der vier „Mutterhäuser“ des niederländischen Königshauses. Der Name bezieht sich auf Wilhelm von Oranien. Neben Diez gehören Schloss Oranienburg in Brandenburg und Schloss Oranienbaum bei Dessau zu den Stammschlössern des niederländischen Königshauses. Das vierte Haus, Oranienhof bei Bad Kreuznach, existiert nicht mehr.

Literatur

  • Ahrendts (Regierungsbaumeister): Die Erweiterungsbauten des Kadettenhauses Oranienstein bei Diez a. d. Lahn. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, Jg. XXXIII, Nr. 29 (12. April 1913), urn:nbn:de:kobv:109-opus-46847, S. 195–199. (Sieben Abbildungen)
  • Michael Losse: Burgen und Schlösser an der Lahn : von Biedenkopf und Marburg über Gießen, Wetzlar und Weilburg bis Limburg, Nassau und Lahnstein. Imhof, Petersberg 2007, ISBN 978-3-86568-070-9.

Weblinks

 Commons: Schloss Oranienstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zeitungsartikel

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