Schwarze Fahne

Schwarze Fahne
Einfarbige schwarze Fahne

Die rein schwarze Fahne ist weltweit das primäre Symbol anarchistischer Bewegungen, findet jedoch auch Anwendung als allgemeine Flagge für Widerstand. Mit zusätzlichen Symbolen versehen, kann sie zahlreiche, unterschiedliche Bedeutungsinhalte annehmen.

Inhaltsverzeichnis

Symbolfarbe

Die Farbe Schwarz ist wohl neben der Farbe Rot die symbolträchtigste, die man auf Fahnen finden kann. Kennzeichnend für beide Farben ist ihre innewohnende Doppeldeutigkeit. Während Rot sowohl für Herrschaft als auch für Revolution steht, kann man Schwarz als Symbol des Todes, aber auch der Freiheit ansehen.[1] Traditionell gilt Schwarz nicht nur in der christlichen Welt als Farbe der Trauer, auch etwa in Indien findet diese Farbe in Zusammenhang mit dem Kult um die Totengöttin Kali als Trauerfarbe Verwendung. Als älteste bekannte, rein schwarze Fahnen gelten diejenigen der arabischen Abbassiden, die sie als Ausdruck für Rache gezeigt haben sollen. Ältere Hinweise auf schwarze Fahnen finden sich auch im Frankreich des 14. Jahrhunderts, wo sie als Warnung vor der Pest eingesetzt wurden.[2] Bekannt sind auch schwarze Fahnen, die von Piraten und Freibeutern im 17. und 18. Jahrhundert verwendet worden sind und häufig noch zusätzliche Symbole, wie die Abbildung von Totenschädeln und menschlichen Knochen zeigten.

Hat die Farbe Schwarz eine lange Tradition als „Farbe des Todes“, so erlangt sie erst im 19. Jahrhundert auch ihre Bedeutung als „Farbe der Freiheit“, die dem Feind die unbedingte Todesbereitschaft signalisiert, um die eigenen Ziele durchzusetzen. So genannte schwarze „Rächerkleider“ (Theodor Körner) traten erstmals während der Kriege von 1813/15 auf, wo Freikorpsmitglieder ihre zivile Kleidung auf Grund von mangelndem Uniformmaterial schwarz färbten.[3]

Als Nationalflaggen wurden schwarze Fahnen – wie auch andere einfarbige Banner – nur selten verwendet. Dies beruht offenbar auf der dadurch fehlenden Möglichkeit, durch verschiedene Farben auch verschiedene Grundrichtungen symbolisch zu konstituieren. Lediglich in Afghanistan gab es noch bis zum Jahr 1929 Versionen, die auf schwarzen Tüchern gefertigt wurden.

Politische Symbolik

Fahne des Öko-Anarchismus

Die ersten schwarzen Fahnen mit politischer Symbolkraft tauchten vermutlich erstmals in Frankreich Anfang des 19. Jahrhunderts auf. Während der Juli-Revolution im Jahre 1830 und anschließend bei den Arbeiteraufständen in Lyon im Jahre 1831 wurden schwarze Fahnen verwendet, die sich als Ausdruck der Verzweiflung und der Bereitschaft zum Widerstand schon bald in ganz Frankreich durchsetzten.[4] Die französische Zeitung „Le Drapeau Noir“ („Die Schwarze Fahne“), welche bis 1882 erschien, ist einer der ersten schriftlichen Belege für die Verwendung der schwarzen Fahne durch die Anarchisten. Im Zusammenhang mit Louise Michel, einem bekannten Mitglied der Pariser Kommune wird über die Verwendung der schwarzen Fahne berichtet, die sie etwa am 9. März 1883 über einer Arbeitslosendemonstration hat wehen lassen.[5] Kurz darauf verbreitete sich die schwarze Flagge auch in den USA. Paul Avrich berichtet, dass die schwarze Flagge auf einer anarchistischen Demonstration in Chicago am 27. November 1884 auftauchte. Nach Avrich schrieb August Spies, dass „dies der erste Anlass war, an dem die schwarze Flagge auf amerikanischem Boden ausgerollt wurde“.[6]

Seitdem setzte sich die schwarze Fahne mehr und mehr als Symbol in anarchistischen Kreisen durch.[7] So wehte sie über dem Gebiet des Ukrainers Machno während des russischen Bürgerkriegs genau wie über den anarchistischen Milizen des spanischen Bürgerkriegs. Bis in die heutige Zeit gilt sie als bedeutendes anarchistisches Symbol und ist auch der Name der Punkband Black Flag geworden. Oft wird die anarchistische Fahne diagonal in Dreiecke geteilt, um den Fokus auf eine bestimmte Strömung zu legen. Die Fahne des Öko-Anarchismus ist beispielsweise grün-schwarz geteilt, die des Anarchokommunismus rot-schwarz usw.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde die schwarze Fahne auch für unterschiedliche nationalistische Protestbekundigungen eingesetzt. Ein Beispiel ist der Beschluss der Ungarischen Nationalversammlung vom November 1920. Auf Grund der militärischen Niederlage und der daraus folgenden zwingenden Gebietsabtretungen hielt man es als Zeichen der Trauer für notwendig, auf allen öffentlichen Gebäuden neben der Nationalflagge auch eine schwarze Flagge zu hissen. Ebenso verfuhr man an sämtlichen Posten entlang der ungarischen Grenze.[8]

Schwarze Fahnen in Deutschland

Weimarer Republik

Abgesehen von eher harmlosen Verwendungen während des „Hambacher Festes“ 1832,[9] scheinen die ersten Schwarzen Fahnen in Deutschland zur Zeit der Abstimmungen in Oberschlesien in den Jahren 1920/1921 aufgetaucht zu sein. Aus Protest gegen eine Anordnung des französischen Stadtkommandanten von Beuthen, der das Hissen der schwarz-weiß-roten Flagge anlässlich einer Beisetzung von Opfern polnischer Aufständiger verboten hatte, entschied sich die deutsche Bevölkerung als Zeichen der Trauer, schwarze Tücher zu hissen.[10] Schwarze Fahnen begleiteten auch den Protest gegen die Verhandlungen der Reichsregierung mit einer Delegation der Internationalen Abstimmungskommission.

Freikorps, Wehr- und Jugendbünde

Fahne der Sturmabteilung Roßbach (Vorderseite)

Gut belegt ist die Entstehung der Fahne der so genannten Sturmabteilung Roßbach, einem von Gerhard Roßbach geführten Freikorps in Ostpreußen. Im September 1919 verlangte die Reichsregierung die Vereidigung des Freikorps. Roßbach vertrat die Auffassung, niemand hätte ausdrücklich die Vereidigung auf die Reichsfarben befohlen und so ließ er den Eid auf eine schwarze Fahne ablegen, die auf der Vorderseite mit einem weißen „R“ und zwei weißen Streifen und auf der Rückseite mit einem Hirschgeweih und einem zwischen den Stangen befindlichen Kreuz versehen war.[11]

Weitere Freikorps, die schwarze Fahnen führten, waren das 1. und 2. Kurländische Infanterieregiment der so genannten „Eisernen Division“, die zusätzlich noch ein Eisernes Kreuz umgeben vom Schlachtruf „Lieber tot als Sklav!“ bzw. einen Totenschädel und einen schwarz-weiß-roten Gösch zeigten.

Fahne der „Freischar Schill“, 1927

In der Zeit der Weimarer Republik übernahmen verschiedene Wehr- und Jugendbünde schwarze Fahnen von den Freikorps: Der „Wehrwolf“ zeigte zusätzlich auf seinem Banner ein Eisernes Kreuz, einen Totenschädel sowie auf der Rückseite eine „Wolfsangel“. Auf der schwarzen Fahne des „Bund Wiking“ prangte ein mit einem „E“ belegtes Wikingerschiff. Schwarze Fahnen mit verschiedenen Symbolen benutzten auch die „Schilljugend“, die „Freischar Schill“ sowie der „Jugendbund der Adler und Falken“, wobei als Motiv für die Verwendung von schwarzen Farben zum Teil die „Demütigung durch den Versailler Vertrag“ angegeben wurde[12].

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Gesetzesvorschlag des nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten Gregor Strasser. Ähnlich wie in Ungarn im Jahre 1920 schlug er am 29. Juni 1926 vor, die Flagge des Deutschen Reiches zu ändern:

„Für die Dauer des Vertrages von Versailles ist die Flagge des deutschen Reiches schwarz. Die endgültige Flagge des deutschen Reiches ist die Fahne, unter der der Befreiungskampf durchgeführt wird“.[13]

Den Sitzungsprotokollen ist zu entnehmen, dass dieser Vorschlag nicht weiter diskutiert wurde.

Einen erheblichen Auftrieb gewannen schwarze Fahnen wieder Ende der 1920er Jahre, als die Bündische Jugend und die Landvolkbewegung diese für ihre politischen Zwecke einsetzten.

Bündische Jugend

Auf Grund ihrer Zersplitterung gelang es der Jugendbewegung nie, eine einheitliche Symbolik zu entwickeln. Verschiedene Gruppen versuchten immerhin im Jahre 1928 ein einheitliches Auftreten aller Verbände im Ausland zu verwirklichen, indem vereinbart wurde, außerhalb der deutschen Grenzen bei ihren Fahrten neben dem Balkenkreuz auch die Handelsflagge der Republik (Schwarz-Weiß-Rot mit schwarz-rot-goldenem Gösch) zu führen.[14] Aus dem ausgesprochen rechtsgerichteten „Jungnationalen Bund“ erhob sich dagegen jedoch bald Widerspruch. In einem im Jahre 1928 publizierten Manifest hieß es:

„Im zähneknirschenden Gedanken an zehnjährige deutsche Unfreiheit hißt der Jungnationale Bund vom 11. November 1928 ab auf seinen Tagungen und Lagern und bei Begegnungen mit ausländischer Jugend die schwarze Fahne. Er fordert gleichzeitig die gesamte volksbewußte und bündische Jugend Deutschlands auf, seinem Beispiel zu folgen. Die schwarze Fahne bedeutet uns nicht Trauer oder Klage, sondern Bekenntnis und Aufruf. Die Fahne der Not und der Knechtschaft wird uns zur Fahne des Widerstandes und des Freiheitskampfes“.[15]

Dieser Aufruf fand anschließend nicht nur in vielen anderen Jugendbewegungen Zustimmung, sondern darüber hinaus auch in anderen extrem rechts gerichteten politischen Bewegungen. Zwischen dem Politiker und Schriftsteller Ernst Niekisch und den Führern verschiedener radikal-nationaler Bünde kam es im Jahre 1929 zu einer Vereinbarung über eine angestrebte „Aktion der Jugend“. Diese für das Frühjahr 1930 geplante Kundgebung sollte ein machtvolles Aufbegehren gegen den so genannten „Young-Plan“ – einem Zahlungsplan, der die Reparationszahlungen Deutschlands regelte – sein.[16] Als Ausdrucksmittel des Protestes sollten überall schwarze Fahnen gezeigt werden. Eine bedeutsame Rolle spielten diese wohl nur in Göttingen, da anderenorts die Demonstrationen durch starken Polizeieinsatz bereits in der Anfangsphase unterbunden werden konnten. Bekannt ist jedoch, dass in Göttingen ein etwa 6 Meter langes und einer Reichsfahne entnommenes schwarzes Stoffstück bei den Kundgebungen präsentiert wurde. Nach Verlesen einer Erklärung und demonstrativer Verbrennung des Young-Plans sowie der Weimarer Verfassung in einem offenen Feuer zogen die Demonstranten in die Innenstadt, wo sie schließlich durch einen Polizeieinsatz zerstreut werden konnten. Richtungsweisend war, dass sich an diesen „Aktionen der Jugend“ neben eher gemäßigten Gruppierungen auch der nationalsozialistische Schüler- und der nationalsozialistische Studentenbund beteiligt hatten. Die Annahme ist daher vermutlich nicht ganz falsch, dass sich viele der Jugendbünde durch diese Demonstrationsveranstaltung erst dem rechten nationalrevolutionären Gedankengut geöffnet haben.[17]

Landvolkbewegung

Fahne der Landvolkbewegung

Die ursprünglich als reine Protestbewegung entstandene Landvolkbewegung etablierte sich bald zu einer ernstzunehmenden politischen Kraft. Ausdruck dessen war die Bauerndemonstration am 1. August 1929 in Neumünster, bei der es zwischen den Demonstranten und den anwesenden Polizeikräften zu heftigen Auseinandersetzungen kam. Ein wesentlicher Auslöser für die Tumulte war in einer mitgeführten schwarzen Fahne zu suchen, auf der ein weißer Pflug sowie ein rotes Schwert abgebildet war. Die Fahnenspitze zeigte eine gerade, geschmiedete Sense. Diese schwarze Fahne wurde vermutlich von Peter Petersen, einem Mitglied des so genannten „Landbundes“ gefertigt. Aus seiner eigenen Autobiographie[18] geht hervor, dass er ursprünglich ein einfaches und schlichtes schwarzes Tuch verwenden wollte. Er ging jedoch fälschlicherweise davon aus, dass bereits in den Bauernkriegen 1521–1525 schwarze Fahnen mit einem darauf abgebildeten Bundschuh Verwendung gefunden hatten und beabsichtigte deshalb, ein historisches Vorbild als Grundlage für seine Fahne zu nehmen.

Belegt ist jedoch, dass im Verlaufe dieser Kriege keine einheitlichen Fahnen gebraucht wurden; der von Petersen erwähnte Florian Geyer verwendete vielmehr ein braun-gelb-grünes Banner auf dem gekreuzt ein Dreschflegel und eine Sense zu finden war.[19] Da Petersen vermutete, der Bundschuh würde nicht mehr als Symbol verstanden werden, entschloss er sich stattdessen, einen Pflug sowie ein Schwert auf dem schwarzen Tuch anzubringen. Die Ausdeutung von Schwert und Pflug geschah erstmals in einem 1931 erschienenen Roman von Hans Fallada mit dem Titel „Bauern, Bonzen und Bomben“,[20] in dem der weiße Pflug als Symbol der friedlichen Arbeit und das rote Schwert als Ausdruck der Wehrhaftigkeit gedeutet wurden. Die so von Petersen hergestellte Fahne wurde nach dem gewaltsamen Auflösen der Demonstration von der Polizei beschlagnahmt, da diese als Zeichen zum Aufruhr angesehen wurde.

Durch den später durchgeführten gerichtlichen Prozess, dessen Folge unter anderem die feierlichen Rückgabe der Fahne war, erreichte die Landvolkbewegung und ihr Banner eine ausgesprochen große Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. Die Fahne wurde schließlich zum allgemein anerkannten Symbol der bäuerlichen Protestbewegung und in zahlreichen neu entstandenen Landvolkzeitungen im Titelkopf abgebildet.[21]

Insgesamt darf aber gesagt werden, dass es die schwarze Fahne nie zu einem besonderen Symbol für rechte, nationale Bewegungen gebracht hat. Dass sich mit ihr eigentlich keine klare Zielsetzung verband, sondern sie eher ein Ausdruck für das Nichtvorhandensein eines Symbols war, wurde bereits im Jahre 1926 von Ernst Jünger deutlich gemacht:

„Unsere Fahne ist nicht rot, nicht schwarz-rot-gold und nicht schwarz-weiß-rot, sie ist die Fahne eines neuen größeren Reiches, das in unseren Herzen begründet und aus ihm heraus gestaltet werden soll. Es wird der Tag kommen, an dem sie in Reinheit entrollt werden darf“.[22]

Zeit des Nationalsozialismus

Jungbannfahne des Deutschen Jungvolks

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im März 1933 begann man rasch, auch das rechte Spektrum der Parteienlandschaft zu zerschlagen. Eingeschlossen wurden auch im Wesentlichen unpolitisch agierende Vereine und Bünde jeder Art. Deshalb gehörte zu einer der ersten Maßnahmen des neuen Regimes die Auflösung verschiedener Jugendorganisationen.

Die von den Bünden geführten Fahnen – darunter auch schwarze – wurden meist bereitwillig den Flammen übergeben, um die neue Einheit mit der Hitlerjugend zu demonstrieren.[23] Zwar gab es Versuche, schwarze Fahnen weiterhin zu präsentieren, so etwa im vom Admiral von Trotha geführten so genannten „Großdeutschen Bund“, der noch im März 1933 auf einem Bundestag schwarze Fahnen aufziehen ließ; das NS-Regime misstraute aber allen Loyalitätsbekundigungen Trothas, der schließlich die Auflösung des Bundes anordnen musste.[24] Obwohl es noch 1930 Bestrebungen gab, die schwarze Fahne als „Blut-und-Boden“-Symbol und Fahne des „kommenden Reiches“ zu etablieren,[25] scheiterten diese schließlich an der rigorosen Verfolgungspolitik der Nationalsozialisten.

Der letzte bekannte Fall einer offiziellen Verwendung der alten Fahnen stammt vom November 1933, als man der mecklenburgischen Bauernschaft eine schwarze Fahne der Landvolkbewegung überreichte[26]. Bemerkenswerte Ausnahmen der Unterdrückung von schwarzen Fahnen sind die in der SS sowie im Deutschen Jungvolk verwendeten Versionen. Während bei der SS der offensichtliche Einfluss der italienischen Faschisten („Schwarzhemden“) sichtbar wird, darf man beim Deutschen Jungvolk von einem deutlichen Gestaltungsimpuls der völkischen und bündischen Jugend ausgehen. So zeigte diese Unterorganisation der HJ ihre Symbole sowohl bei ihrer „Jungbannfahne“ als auch bei ihrer „Fähnleinfahne“ auf einem schwarzen Tuch.

Deutsches U-Boot mit schwarzer Fahne

Kapitulation 1945

Nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 erließ der letzte Befehlshaber der U-Boote Karl Dönitz den Befehl an alle in feindlichen Gewässern befindlichen U-Boote, aufzutauchen und als Zeichen der Kapitulation die Navigationslichter einzuschalten und eine schwarze Fahne zu hissen.

Bundesrepublik Deutschland

Das Hamburger Aluminium-Werk mit angebrachter schwarzer Fahne als Ausdruck des Protestes für die Werksschließung, September 2006

Bereits Anfang der 1950er Jahre spielte die schwarze Fahne wieder ein bedeutsame Rolle, als sie als Protestsymbol bei Zechenstilllegungen oder Aufmärschen der Bauern Verwendung fand.[27]

In den 1960er-Jahren wurde in der neoanarchistischen Sponti-Bewegung die schwarze Fahne der Anarchie wiedererentdeckt, die bis heute als zentrales anarchistisches Symbol gilt.

Ende der 1960er-Jahre fand sie auch wieder Einzug in das Lager rechtsgerichteter Organisationen. Unter Federführung und auf Initiative des damaligen Rechtsextremisten Henning Eichberg griffen rechte Gruppierungen auf die schwarze Fahne als Protestsymbol zurück. Eichberg war auch Texter eines in rechtsextremen Kreisen bekannten Lieds „Schwarze Fahne“.

Bis heute werden schwarze Fahnen des Öfteren von Gruppen des extrem rechten Spektrums gezeigt. Hiermit versuchen sie an die Symbolik der Nationalrevolutionäre der 1920er-Jahre anzuknüpfen. Auch wird sie gelegentlich als Ausdruck des Protestes bei Werksschließungen verwendet.

International

Ein zeitgenössisches anarchistisches Stencil

Weltweit ist die schwarze Fahne das primäre Symbol anarchistischer Bewegungen. Kritische, seit den 1990ern entstandene Gruppierungen wie CrimethInc. beziehen sich weiter auf sie, indem sie schreiben: „Eine schwarze Fahne zu hissen, um unsere Abneigung gegen Fahnen zu demonstrieren, klingt unsinnig - in Zeiten, in denen so viele Fahnen gehisst werden, dass Fahnenlosigkeit als passive Akzeptanz interpretiert wird, mag solcher Unsinn jedoch Sinn machen. In jedem Fall besser eine schwarze Fahne als eine weiße![28]

Weblinks

 Commons: Schwarze Fahnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Strauss: Nation oder Klasse. München 1978, S. 107
  2. Barbara Tuchmann: Der ferne Spiegel. München 1986, S. 101 ff
  3. Karlheinz Weißmann: Schwarze Fahnen, Runenzeichen, Düsseldorf 1991, S. 111
  4. Roland Gaucher: Le drapeau noir, Miroir d l’histoire, Nr. 224/1968, S. 29
  5. George Woodcock Anarchism: A History of Libertarian Ideas and Movements. Penguin Books, 1963
  6. Paul Avrich: The Haymarket Tragedy, S. 144–145
  7. Robert Michels: Die Psychologie der antikapitalistischen Massenbewegungen. In: Grundriss der Sozialökonomik, IX. Abteilung, 1. Teil, Tübingen 1926, S.344 ff.
  8. Ernst Nolte: Die faschistischen Bewegungen. München 1975, S. 204
  9. Hambach-Journal, Ludwigshafen 1982 S. 1
  10. Arnolt Bronnen: O. S., Berlin 1929 div.
  11. Arnolt Bronnen: Roßbach. Berlin 1930, S. 77
  12. Otto-Ernst Schüddekopf: Nationalbolschewismus in Deutschland 1918–1933. Frankfurt/Main 1973, S. 482
  13. Die Standarte, Heft 16/1926, S. 381
  14. Das junge Volk, Heft 11,12/1928, S. 180 ff.
  15. Walter Kayser: Zur zehnjährigen Wiederkehr des Waffenstillstandes. In: Die Kommenden. Nr. 45/1928, S. 550
  16. Ernst Niekisch: Die Aktion der Jugend, Berlin 1929
  17. Karlheinz Weißmann: Schwarze Fahnen, Runenzeichen. Düsseldorf 1991, S. 118
  18. Peter Petersen: Fliegender Sand. Norderstedt 1985, S. 66,68
  19. Wilhelm Zimmermann: Der große deutsche Bauernkrieg. Berlin (DDR) 1989
  20. Hans Fallada: Bauern, Bonzen und Bomben (1931), Ausgabe Hamburg 1984
  21. Herbert Volck: Rebellen um Ehre. Mein Kampf für die nationale Erhebung 1918–1933. Gütersloh 1933, S. 335
  22. Ernst Jünger: Der Aufmarsch. In: Die Standarte, Heft 3/1926, S. 53–55
  23. Paulus Buscher: Das Stigma. „Edelweiß-Pirat“, Koblenz 1988
  24. Großdeutscher Bund, Nachrichtenblatt Nr. 3 (Juni 1933)
  25. August Georg Kenstler: Unter der schwarzen Bauernfahne. In: Blut und Boden, Heft 1/1930, Blatt 1
  26. Völkischer Beobachter, Nr. 328, 24. November 1933
  27. Schwarze Fahne nicht gefragt. In: Die Welt, 8. Januar 1951
  28. CrimeThinc.: Für unser Leben kämpfe. Eine Einführung in den Anarchismus. In Gabriel Kuhn: „Neuer Anarchismus“ in den USA. Unrast Verlag, 2008, ISBN ISBN 978-3-89771-474-8, S. 81

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