Schönbuchbahn

Schönbuchbahn
Böblingen–Dettenhausen /
Schönaicher First–Schönaich
Kursbuchstrecke (DB): 790.72; 327b (1965)
Streckennummer (DB): 4871 (Böblingen–Dettenhausen)
4872 (Schönaicher First–Schönaich)
Streckenlänge: 17,0 + 3,02 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 1:45 = 22 
Minimaler Radius: 300 m
Legende
Strecke – geradeaus
Gäubahn von Stuttgart S 1
Abzweig – in Gegenrichtung: nach links
Rankbachbahn von Renningen S 60
   
0,00 Böblingen
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach rechts
Gäubahn nach Hattingen S 1
   
DB Netz AG / ZVS
Haltepunkt, Haltestelle
1,30 Böblingen Danziger Straße
Bahnhof, Station
2,40 Böblingen Südbahnhof
   
2,50 Industrieanschluss
Haltepunkt, Haltestelle
3,50 Böblingen Heusteigstraße
Bahnhof, Station
4,40
0,00
Böblingen Zimmerschlag
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früher: Schönaicher First
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0,40 Schill + Seilacher
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0,50 Streckenende seit 1954
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3,02 Schönaich (Württ) 1922 bis 1954
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7,90 Holzgerlingen Nord
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9,00 Holzgerlingen
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10,90 Holzgerlingen Buch
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12,50 Weil im Schönbuch Troppel
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13,00 Weil im Schönbuch Röte
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14,00 Weil im Schönbuch Untere Halde
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16,80 Industrieanschluss bis 28. April 1990
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17,00 Dettenhausen

Die Schönbuchbahn ist eine 17,0 Kilometer lange eingleisige und normalspurige Stichbahn in der Region Stuttgart. Sie wird von der Württembergischen Eisenbahngesellschaft (WEG) betrieben, Eisenbahninfrastrukturunternehmen ist der Zweckverband Schönbuchbahn (ZVS).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Um die zwischen Stuttgart und Tübingen gelegene Schönbuchlichtung für den Schienenverkehr zu erschließen, planten die Württembergischen Staatsbahnen den Bau einer Nebenbahn von Böblingen über Holzgerlingen und Weil im Schönbuch nach Dettenhausen. Nachdem im Jahre 1909 mit dem Bau begonnen worden war, konnte die erste Teilstrecke von Böblingen bis Weil im Schönbuch am 16. Oktober 1910 in Betrieb genommen werden, die zweite bis zum Endpunkt Dettenhausen folgte am 29. Juli 1911.

Im Zuge der Einschränkungen auf den Nebenstrecken der Deutschen Bundesbahn fuhren zwischen Böblingen und Dettenhausen ab 29. Mai 1965 keine Personenzüge mehr. Nur ein Güterzug mit Personenbeförderung blieb noch bis zum 10. Januar 1967 auf der Strecke.[1] Schließlich wurde zum 28. April 1990 auch der Güterverkehr zwischen Schönaicher First (heute Böblingen Zimmerschlag) und Dettenhausen endgültig eingestellt. Die Strecke wurde jedoch nicht entwidmet, sondern war fortan lediglich außer Betrieb.

Die Bevölkerung konnte sich mit dieser Entwicklung nicht abfinden. Jedoch hatten die zahlreichen Aktionsgemeinschaften, Resolutionen und Beschlüsse der Gemeinderäte der Anliegergemeinden in den Jahren 1959 bis 1986 keinen Erfolg. Erst am 30. Mai 1988 kam neue Bewegung in die Angelegenheit. Der Landkreis Böblingen und der Landkreis Tübingen beauftragten die Württembergische Eisenbahngesellschaft mit der Erstellung eines Gutachtens über die Möglichkeiten einer Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Schönbuchbahn. Dieses Gutachten prognostizierte 2500 bis 3500 Fahrgäste pro Tag.

Daraufhin befürwortete im Herbst 1992 das Verkehrsministerium Baden-Württemberg die Wiederinbetriebnahme und stufte das Vorhaben als förderungswürdig ein. Als Träger eines künftigen Bahnbetriebs wurde am 21. Dezember 1993 von den beteiligten Kommunen der Zweckverband Schönbuchbahn (ZVS) gegründet, der eine Woche später die Bahntrasse zum Preis von 1,00 DM plus Mehrwertsteuer von der Deutschen Bundesbahn kaufte.

Zwei Jahre später begann die Württembergische Eisenbahngesellschaft, die mit der späteren Betriebsführung beauftragt worden war, mit Sanierungsarbeiten an der Strecke, so dass am 28. September 1996 ein Bahneinweihungsfest stattfinden konnte. Aus technischen Gründen wurde der fahrplanmäßige Betrieb aber erst am 1. Dezember 1996 wieder aufgenommen.

Zweigstrecke nach Schönaich

Am 1. Mai 1922 wurde die 17,0 Kilometer lange Hauptstrecke nach Dettenhausen um einen 3,02 Kilometer langen Seitenast nach Schönaich ergänzt. Die Zweigstrecke zweigte am Keilbahnhof Schönaicher First (heute Böblingen Zimmerschlag) von der Stammstrecke ab, wurde jedoch nur bis zum 3. Oktober 1954 betrieben. Heute sind von dieser Nebenstrecke noch die ersten 600 m vorhanden, sie dienen als Zufahrtsgleis zum Industrieanschluss der Firma Schill + Seilacher. Dieser befindet sich ca. 100 m vor dem heutigen Streckenende, die letzten 100 m werden als Spitzkehre für die Zufahrt zur Firma genutzt. Die restliche Strecke ist komplett abgebaut, teilweise ist sie gewüstet, ein kürzerer Abschnitt wird als geschotterter Rad- und Fußgängerweg genutzt. In Schönaich wurde ein ca. 300 m langes Teilstück mit einer Wohnsiedlung überbaut. Das ehemalige Bahnhofsgelände in Schönaich ist ebenfalls komplett bebaut, das Empfangsgebäude blieb jedoch – komplett von neuen Gebäuden umgeben – bis heute erhalten. Ferner erinnern außerdem noch die Straßenbezeichnungen Bahnhofstraße, Eisenbahnweg und Dammweg an die frühere Bahnverbindung nach Schönaich.

Übernahme durch den kommunalen Zweckverband Schönbuchbahn

Regio-Shuttle RS1
Endbahnhof Dettenhausen

Der Zweckverband investierte etwa 25 Millionen D-Mark für die Beschaffung von vier Dieseltriebwagen des Typs Regio-Shuttle RS1 und die Sanierung der Infrastruktur. Diese umfasste den Ausbau der Strecke auf 80 km/h Höchstgeschwindigkeit, Einrichtung eines Ausweichgleises für Zugbegegnungen in Holzgerlingen-Nord, Sanierung oder Neubau von Brücken, Sicherung von schienengleichen Bahnübergängen mit Lichtzeichenanlagen bzw. Halbschranken, Errichtung einer Fahrzeughalle mit Werkstatt in Dettenhausen, Bau von zwölf Haltepunkten sowie Park-and-ride-Anlagen.

Die von den Gutachtern geschätzten Fahrgastzahlen wurden schon am ersten Werktag des fahrplanmäßigen Betriebs mit 3700 Fahrgästen überschritten, und sie stiegen weiter. Mitte 2000 wurden durchschnittlich 5500 Fahrgäste gezählt, und die Züge waren oft überfüllt. Eine Verdichtung des Takts ist auf der eingleisigen Strecke mit einer Ausweichstelle jedoch nicht möglich. So wurden die Bahnsteige verlängert, so dass auch dreiteilige Triebwagenzüge – hauptsächlich für den Schülerverkehr – gefahren werden können. Dazu wurden zwei weitere Regio Shuttle beschafft und die Wagenhalle in Dettenhausen vergrößert.

Während der Sommerferien 2003 wurde der Verkehr vorübergehend eingestellt, um dringend notwendige Sanierungsarbeiten durchführen zu können. Bei der ersten Sanierung der Strecke wurden altbrauchbare Schienen und Schwellen benutzt, die jetzt durch neues Material ersetzt wurden. Außerdem wurden mehrere Problemstellen im Unterbau, hauptsächlich an Bahndämmen und Brücken, beseitigt. Im Frühjahr 2003 wurden werktags 6800 Fahrgäste gezählt. Im April 2008 benutzten täglich über 7400 Fahrgäste die Schönbuchbahn.[2]

Gefahren wird 2009 werktags von 5:00 Uhr bis 22:30 Uhr im 30-Minuten-Takt, bis 0:30 Uhr im Stundentakt, samstags von 7:00 Uhr bis 17:00 Uhr im 30-Minuten-Takt, bis 0:00 Uhr im Stundentakt und sonntags von 8:00 Uhr bis 22:00 Uhr im Stundentakt. Die Fahrzeit beträgt 25 Minuten. Im Bahnhof Böblingen besteht Anschluss an die Stuttgarter S-Bahn Linien S1 Kirchheim (Teck)Herrenberg und S60 Böblingen–Maichingen. In Dettenhausen besteht Anschluss an einen Bus nach Tübingen. Die Schönbuchbahn ist in den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) integriert.

Zukunftige Entwicklung

Da die Fahrgastzahlen weiter steigen, wird derzeit (Herbst 2009) angestrebt, die Strecke für einen 15-Minuten-Takt zu ertüchtigen.[3] Es werden verschiedene Konzepte diskutiert, unter anderem auch eine mögliche Elektrifizierung der Strecke. Hierfür muss zunächst die Finanzierung geklärt werden, da unter Anderem die Dieseltriebwagen durch elektrisch angetriebene Triebwagen ersetzt werden müssten.[4]

Vorbildcharakter

Mittlerweile ist die Schönbuchbahn zu einem Musterbeispiel für die erfolgreiche Übernahme einer Nebenstrecke der DB durch kommunale Träger geworden. Zahlreiche Besucher und Delegationen nicht nur aus Deutschland, sondern aus ganz Europa, Vertreter kommunaler Verbände und lokaler Initiativen, von Parteien und Hochschulen besuchen die Schönbuchbahn, um sich über dieses gelungene Projekt des ÖPNV zu informieren. Allerdings stieg auch der Zuschussbedarf des Zweckverbandes von anfangs geplanten 300.000 auf 1.600.000 Euro (2003).[5] Gründe hierfür sind die oben erwähnten, ursprünglich nicht eingeplanten Sanierungsarbeiten, die Ausweitung des Angebotes (jedoch im Verhältnis zu den Fahrgastzahlensteigerung weit unterproportional) und vor allem die für die Betreiber schlechte Beteiligung an den VVS-Fahrgelderlösen, die sich an den zu niedrigen Fahrgastprognosen orientiert.

Dokumentarfilm

Die Schönbuchbahn wurde in Folge 234 der SWR-Reihe Eisenbahn-Romantik vorgestellt.

Literatur

  • Peter-Michael Mihailescu, Matthias Michalke: Vergessene Bahnen in Baden-Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-8062-0413-6, S. 176–182. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Ein Geschenk wird 1000 Jahre alt“, Presseinformation, Stadt Holzgerlingen. 25. Januar 2007.
  2. „Schönbuchbahn soll schneller werden“, Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung. 29. Juli 2009.
  3. Eisenbahn-Magazin 10/2009, S. 22.
  4. „Alle Viertelstunden im 22-Minuten-Sprint“, Schwäbisches Tagblatt. 19. November 2009
  5. „Aktueller Zuschussbedarf von Schienenverkehren in der Region“, Verband Region Stuttgart. Anlage 1 zur Vorlage Nr. 168/2003, Verkehrsausschuss am 15. Oktober 2003.

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