Stadler Regio-Shuttle RS1

Stadler Regio-Shuttle RS1
Stadler Regio-Shuttle RS1
Baureihe 650
Regio-Shuttle der WEG
Nummerierung: verschieden
Anzahl: 403 (gebaut, August 2011)[1]
497 (verkauft, September 2011)[2]
Hersteller: Stadler Rail AG
(zuvor: Adtranz)
Baujahr(e): seit 1996
Achsformel: B’B’
Länge: 24.460–25.500 mm
Höhe: 3700 mm
Breite: 2900 mm
Leermasse: 40,0 t
Radsatzfahrmasse: 10,0 t
Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h
Installierte Leistung: 2 × 257 kW
Beschleunigung: 1,2 m/s²
Leistungskennziffer: 12,85 kW/t
Anzahl der Fahrmotoren: 2
Antrieb: hydrodynamisch-mechanisch (hydraulisch)
Zugsicherung: Sifa, PZB90
Sitzplätze: 71–101 (je nach Ausführung)
Stehplätze: 83–94 (je nach Ausführung)

Der Stadler Regio-Shuttle RS1 ist der erste in Deutschland weit verbreitete Nahverkehrsdieseltriebwagen neuer Generation. Charakteristisch sind vor allem die trapezförmigen Fensterbänder. Bei der Deutschen Bahn werden die Regio-Shuttles als Baureihe 650 geführt. Auch zahlreiche Privatbahnen verwenden auf ihren Strecken Regio-Shuttles.

Inhaltsverzeichnis

Technische Informationen

Ursprünglich ein Produkt der Firma Adtranz, wird der RS1 durch die Stadler Rail AG weiterproduziert und verkauft, seit Bombardier Transportation bei Übernahme von Adtranz den Standort in Berlin-Wilhelmsruh im Jahr 2001 aus kartellrechtlichen Gründen verkaufen musste. Es handelt sich um ein normalspuriges Vollbahnfahrzeug nach UIC-Norm, das also Längskräfte von 1500 kN verträgt; es ist mit Mittelpufferkupplung oder herkömmlicher europäischer Zug- und Stoßeinrichtung lieferbar. 65 % des Fahrzeugbodens sind niederflurig und für eine Bahnsteighöhe von 55 cm ausgelegt. Auf der Schönbuchbahn ist eine Sonderausführung für 76-cm-Bahnsteige im Einsatz. Hochflurig ist der Triebwagen über den beiden zweiachsigen Drehgestellen an den Enden.

Zwei unabhängige dieselmechanische Antriebseinheiten, zum Beispiel von MAN, entweder mit Dieselkraftstoff oder Rapsöl gespeist, treiben je eines der beiden Gestelle an beiden Achsen an. Auffällig ist der RS1 durch seine Konstruktion, die der eines Fachwerkbrückenträgers entspricht. Die Fensterstege sind daher schräg und geben ihm ein anfangs unverwechselbares Aussehen, welches er mittlerweile mit dem Bombardier Itino teilt.

Betrieblich ist der Regio-Shuttle für Vollbahnverkehr im Einmannbetrieb uneingeschränkt verwendbar. Die relativ kleine Gefäßgröße (Maximum unter 170 Personen) kann dadurch ausgeglichen werden, dass das Fahrzeug in bis zu siebenfachen Mehrfachtraktionen gefahren werden kann. Ein Gespann aus fünf RS1 kann dann zwar eine Spitzenlast von knapp 850 Fahrgästen bewältigen, wird durch den Verbrauch der zehn Dieselmotoren allerdings im Vergleich zu einem lokomotivbespannten Zug oder Triebwagen mit höherer Gefäßgröße eher unwirtschaftlich abschneiden.

2006 wurde ein Regio-Shuttle bei der Voith AG umgebaut. Unter anderem sollen strengere Abgasnormen eingehalten sowie die Höchstgeschwindigkeit auf 140 km/h gesteigert werden. Es sollte eine Serie folgen.

Im Juli 2009 verfügte das Eisenbahnbundesamt, die Abgasturbolader der Regioshuttles in kürzeren Intervallen zu warten bzw. auszutauschen. Zuvor war es zu mehreren durch Abgasturbolader verursachten Bränden gekommen.[3]

Am 4. Mai 2011 konnte Rhenus Veniro den Betrieb mit RS1 auf der Hunsrückbahn zwischen Boppard und Emmelshausen aufnehmen.[4][5][6] Die drei Triebwagen wurden für den Steilstreckenbetrieb mit verstärken Federspeicher- und Magnetschienenbremsen ausgerüstet. Zusätzlich erhielten sie eine indirekte Bremse als zusätzliches Bremssystem und ein verstärktes Getriebe.

Bestellungen

Im Jahr 2006 sah es so aus, dass die Produktion des Regio-Shuttle auslaufen würde. 2007 und 2008 jedoch folgten weitere Bestellungen durch die ODEG[7], die HzL und Rhenus Veniro. Mit diesen bestellten Fahrzeugen steigt die Gesamtzahl der hergestellten Regio-Shuttles dann auf 365 Stück. Ende Juni 2008 schloss die Deutsche Bahn AG mit Stadler einen Rahmenvertrag über die Lieferung von bis zu 60 Regio-Shuttles ab. Diese werden abgerufen, wenn DB Regio bei einer Ausschreibung erfolgreich ist und Regio-Shuttles für die vorgesehen Verkehre benötigt.

Im Jahr 2009 kündigte die tschechische Eisenbahngesellschaft České dráhy (ČD) den Kauf von 33 Regio-Shuttles an.[8] Am 30. April 2010 wurde diese Kaufabsicht bestätigt.[9][10] Diese Züge sollen Ende 2011 und 2012 in der Region Liberec (16 Stück) und der Region Vysočina (17 Stück) als Baureihe 840 und 841 verkehren. Am 7. November 2011 wurde das erste Fahrzeug an die Tschechische Staatsbahn übergeben.[11]

Im Jahr 2009 bestellte das Verkehrsunternehmen agilis, ein Tochterunternehmen der BeNEX, 38 Regio-Shuttle für das Dieselnetz Oberfranken, auf dem sie im Juni 2011 den Betrieb aufgenommen hat bzw. Dezember 2012 aufnehmen wird.[12] Damit steigt die Gesamtzahl der bestellten Regio-Shuttles auf 402.

Ende Dezember 2009 wurde der Vertrag über die Lieferung von Fahrzeugen für die Verkehrsausschreibung „Netz Stadtbahn“ des VBB für die ODEG unterschrieben. Der Auftrag beinhaltet u.a. die Lieferung von einem einteiligen Dieseltriebwagen Typ Regio-Shuttle RS1, der zum Fahrplanwechsel 2011 seinen Betrieb auf der RB 35 Fürstenwalde (Spree) − Bad Saarow Klinikum aufnehmen soll.[13][14]

Im Jahr 2010 hat die Rurtalbahn GmbH fünf Regioshuttles bestellt, die Mitte 2011 auf den Strecken Düren – Heimbach bzw. Düren – Linnich eingesetzt werden sollen.[15]

Im Juli 2010 hat Stadler vom Zweckverband Strohgäubahn einen Auftrag über die Lieferung von acht Regio-Shuttle RS1 erhalten. Damit hat Stadler Pankow das 450. Fahrzeug des Typs Regio-Shuttle RS1 verkauft. Die Auslieferung der Fahrzeuge beginnt Anfang 2012. Der Fahrgastbetrieb durch die Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft mbH (WEG) soll noch in der ersten Jahreshälfte 2012 aufgenommen werden.[16]

Folgende Verkehrsunternehmen haben derzeit RS1-Fahrzeuge bestellt:

Baureihe Eigentümer Strecken bzw. Netz Einführung Stückzahl Bemerkung
ČD-Baureihe 840 České dráhy (ČD) Liberecký kraj 2011/2012 16 Vmax 100 km/h
ČD-Baureihe 841 České dráhy (ČD) Kraj Vysočina 2011/2012 17
ODEG RB 35 Fürstenwalde (Spree) − Bad Saarow Klinikum 2011 1
Rurtalbahn Düren – Heimbach bzw. Düren – Linnich 2011 5
WEG Strohgäubahn 2012 8

Nach einer inoffiziellen Lieferliste sind bis zum Jahr 2009 403 Fahrzeuge ausgeliefert worden.[1]

Aktuelle Einsatzbereiche

Einsatz bei der Deutschen Bahn

Die Deutsche Bahn begann 1999 damit, Fahrzeuge der Baureihe 650 in Dienst zu stellen, und fährt mittlerweile 74 Einheiten (Stand: Juni 2005). Sie werden als 650 001–027, 650 100–122, 650 201–203 und 650 301–321 bezeichnet. 650 100–119 sowie 650 201–203 wurden vom Land Baden-Württemberg finanziert. 650 001–027 und 650 100–122 sind bauartgleich, 650 201–203 sowie 650 301–321 sind Radwander-Shuttles, ansonsten aber baugleich mit den anderen Regio-Shuttles. Die Fahrzeuge werden von Tübingen und von Ulm aus von der DB-Tochtergesellschaft DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB) eingesetzt. Seit Mai 2000 stehen alle Fahrzeuge im täglichen Einsatz.

Seit 2007 fahren auch 650 322–327, die von DB Regio Bayern finanziert sind. Außerdem hat die Westfrankenbahn einen Triebwagen von der Kahlgrundbahn übernommen, der die Nummer 650 997 trägt. Dieser Wagen wurde mittlerweile an die Südostbayernbahn abgegeben und wird seit 2008 auf der Traun-Alz-Bahn zwischen Traunstein und Traunreut eingesetzt.

Übersicht der Verkehrsunternehmen

Folgende Verkehrsunternehmen haben den Regio-Shuttle RS1 aktuell im Bestand:

Ehemalige Betreiber

Folgende Verkehrsunternehmen haben früher RS1 betrieben:

* Inzwischen als 650 997-0 bei der Südostbayernbahn im Dienst.

** Nachdem trans regio die Verkehrsleistungen im Westpfalz-Netz an DB Regio verloren hat, wurden die 20 RS1 zum 14. Dezember 2008 an Angel Trains zurückgegeben. Danach werden diese Fahrzeuge schrittweise bis Dezember 2009 von der Mitteldeutschen Regiobahn übernommen.[17]

Einzelnachweise

  1. a b Inoffizielle RS1 Lieferliste Abgerufen am 7. Oktober 2011.
  2. Stadler Pankow GmbH eröffnet neues Werk in Berlin-Hohenschönhausen; 5. September 2011; Stadler Pankow GmbH
  3. Regio-Shuttle: EurailPress: Konsequenzen für die EVU, vom 16. Juli 2009. Abgerufen am 30. August 2009.
  4. Pressemitteilung Rhenus Veniro, 3. Mai 2011: Betriebsaufnahme mit modernen Fahrzeugen auf der Strecke Boppard – Emmelshausen am 4. Mai
  5. Pressemitteilung Rhenus Veniro, 4. Mai 2011: Neue Qualität auf der Hunsrückbahn: Betriebsaufnahme mit modernen Fahrzeugen auf der Strecke Boppard – Emmelshausen am 4. Mai
  6. Eisenbahnjournal Zughalt.de, 5. Mai 2011: Regioshuttle fahren nun auf Hunsrückbahn
  7. Pressemeldung ODEG vom 6. Oktober 2008: Roll out des ersten RegioShuttle für die Lausitz. Abgerufen am 30. August 2009.
  8. Interview mit Antonín Blažek (ČD) (tschechisch). Abgerufen am 30. August 2009.
  9. Die Tschechische Bahn CD kauft Dieseltriebwagen bei Stadler. Abgerufen am 2. Mai 2010.
  10. Stadler Rail PR, 7. Mai 2010: Stadler Pankow erhält Auftrag von der Tschechischen Bahn
  11. Stadler Pressemitteilung, 7. November 2011: Stadler übergibt erste Fahrzeuge an die Tschechische Staatsbahn
  12. Agilis Neuigkeiten, 4. Mai 2010: Unsere Regio-Shuttle RS1 in der Produktion
  13. Stadler Rail PR, 11. Januar 2010: Größter Auftrag in der Geschichte der Stadler Pankow GmbH
  14. Eurailpress.de, 28. Juli 2009: VBB/Netz Stadtbahn: Zuschlag erteilt – ODEG fährt mit Stadler-Fahrzeugen
  15. Eurailpress.de, 20. April 2010: Rurtalbahn: Fünf Regio-Shuttle für Düren – Heimbach
  16. Stadler Rail PR, 19. August 2010: Der 450. Dieseltriebwagen Typ Regio-Shuttle RS1 ist verkauft
  17. Vgl. Mitteldeutsche Regiobahn, Fahrzeuge. Abgerufen am 30. August 2009.

Weblinks

 Commons: Stadler Regio-Shuttle RS1 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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