Serge von Bubnoff

Serge von Bubnoff

Sergius Nikolajewitsch von Bubnoff (* 15. Juli 1888 in Sankt Petersburg; † 16. November 1957 in Berlin) war ein Geologe und Geotektoniker mit deutsch-baltischer Herkunft, der nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wesentlich zum Wiederaufbau der geologischen Forschung in Ostdeutschland beitrug. Er wirkte ab 1922 als Professor an der Universität Breslau, ab 1929 an der Universität Greifswald und ab 1950 an der Humboldt-Universität Berlin. Nach ihm benannt ist die Bubnoff-Einheit als Maßeinheit für die Geschwindigkeit geologischer Vorgänge.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Serge von Bubnoff wurde 1888 als jüngster Sohn des russischen Arztes Nikolai Dementjewitsch von Bubnoff, der bereits ein Jahr später im Alter von 52 Jahren starb, und der deutschen Kaufmannstochter Marie Henriette geb. Türstig in Sankt Petersburg (Russland) geboren. Sein Vater wirkte als Regimentsarzt und Leibarzt des Prinzen Alexander von Oldenburg, seine Mutter als Gesellschafterin bei dessen Schwester Prinzessin Therese. Durch die Lebensumstände seiner Familie beherrschte er Russisch und Deutsch als Muttersprache. Auf Grund seiner angeborenen Schwerhörigkeit wurde er von der Wehrpflicht befreit.

Nach seinem Abitur in Sankt Petersburg übersiedelte die Familie 1906 nach Heidelberg in Deutschland. Dort studierte Serge von Bubnoff von 1906 bis 1910 Geologie an der Universität Freiburg, an der er mit einer Arbeit über die Tektonik der Dinkelberge bei Basel 1912 promoviert wurde. Nach seinem Studium war er an der Freiburger Universität und an der in Freiburg ansässigen Badischen Geologischen Landesanstalt tätig. 1914 ging er an die Universität Heidelberg, an der auch sein acht Jahre älterer Bruder Nikolai Nikolajewitsch von Bubnoff Philosophie lehrte.

1921 habilitierte sich Serge von Bubnoff mit einer Arbeit über die hercynischen Brüche im Schwarzwald an der Universität Breslau, die ihn ein Jahr später zum außerordentlichen Professor ernannte. Im Jahr 1929 folgte er einem Ruf an die Universität Greifswald, wo er als Professor und Direktor des Geologisch-Paläontologischen Instituts fungierte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurde Bubnoff 1950 Professor und Direktor am Geologisch-Paläontologischen Institut der Humboldt-Universität Berlin. Weiterhin leitete er von 1950 bis 1957 das Geotektonische Institut der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.

Serge von Bubnoff war verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Er starb 1957 im Alter von 69 Jahren in Berlin an den Folgen eines Herzinfarktes und wurde auf dem Friedhof der Evangelischen Brüdergemeine in Niesky beerdigt. Sein Nachlass befindet sich im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Wissenschaftliches Wirken

Schwerpunkte der wissenschaftlichen Tätigkeit von Bubnoff waren die allgemeine, regionale und historische Geologie, die Geologie Europas sowie die Geomorphologie und Lagerstättenkunde. Er war wegbereitend für die Zyklentheorie der Gebirgsbildung und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der renommiertesten deutschen Geologen. Nach dem Zweiten Weltkrieg trug er wesentlich zum Wiederaufbau der geologischen Forschung in Ostdeutschland bei.

Auszeichnungen

Serge von Bubnoff war ab 1935 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina sowie ab 1941 korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und ab 1949 ordentliches Mitglied von deren Nachfolgeinstitution, der Akademie der Wissenschaften der DDR. 1951 wurde er außerdem als korrespondierendes Mitglied in die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen aufgenommen. Er erhielt darüber hinaus 1953 und 1955 den Nationalpreis der DDR sowie 1954 die Gustav-Steinmann-Medaille der Geologischen Vereinigung. Die Technische Hochschule Hannover verlieh ihm 1956 ein Ehrendoktorat. 1948 erhielt er die Leopold-von-Buch-Plakette.

Im Jahr nach seinem Tod stiftete die Geologische Gesellschaft der DDR, die ihn 1954 bereits zu ihrem Ehrenvorsitzenden ernannt hatte, die Serge-von-Bubnoff-Medaille. Diese wurde von der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften übernommen und wird für ein „herausragendes Gesamtwerk auf nationalem oder internationalem geowissenschaftlichem Gebiet“ verliehen.

Zu Ehren von Serge von Bubnoff wurde die Bubnoff-Einheit (Bub) als Maß für die Geschwindigkeit der Sedimentation nach ihm benannt. Ein Bub (B) entspricht einem Millimeter pro 1000 Jahre oder einem Meter pro Jahrmillion.

Werke (Auswahl)

  • Grundprobleme der Geologie, eine Einführung in geologisches Denken. Berlin 1931
  • Tabellen zur Einführung in die Palaeontologie der Wirbellosen für Anfänger. Greifswald 1935
  • Einführung in die Erdgeschichte. Erster Teil: Voraussetzungen - Urzeit - Altzeit. Halle an der Saale 1941
  • Einführung in die Erdgeschichte. Zweiter Teil: Mittelzeit - Neuzeit - Synthese. Halle an der Saale 1949
  • Überblick über die Geologie Ostmecklenburgs (Vorpommerns) und seiner Grenzgebiete. Berlin 1949
  • Fennosarmatia. Geologische Analyse des europäischen Kerngebietes. Berlin 1952

Literatur

Weblinks


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