Sozialforumsbewegung

Sozialforumsbewegung

Das Weltsozialforum ist eine Gegenveranstaltung zu den Gipfeln der Welthandelsorganisation (WTO), dem Davoser Weltwirtschaftsforum und den jährlichen Weltwirtschaftsgipfeln der Regierungschefs der G8-Staaten.

Die erste Veranstaltung fand 2001 in Porto Alegre, Brasilien, statt und wurde zu einem Symbol für die Bewegung der Kritiker der Globalisierung.

Inhaltsverzeichnis

Ziele und Teilnehmer

Die Treffen stehen unter dem Motto:

Um outro mundo é possível.
Eine andere Welt ist möglich.
Another World is possible.
Un autre monde est possible.
Otro mundo es posible.


Die Bewegung entstand durch die Initiative verschiedener internationaler Organisationen, die ihrerseits aus der Erhebung der Zapatisten in Chiapas (Mexiko) im Jahr 1994 hervorgingen. Indigene Bewohner dieser Region rebellierten gegen neue Formen der Unterdrückung, die im Zusammenhang mit der Globalisierung standen. Die neuen Organisationen und Bewegungen (z.B. Peoples Global Action) wollten den Kampf der Zapatisten fortsetzen und ihre Forderungen international zur Sprache bringen.

Mit den weltweiten Treffen wird unter anderem beabsichtigt, Alternativen zum in den Medien „vorherrschenden Denkmodell des globalen Neoliberalismus“ aufzuzeigen und deren Ausarbeitung zu fördern. Auf der Ebene der Symbolpolitik soll es zum Ausdruck bringen, dass es auch eine andere Globalisierung gibt, die sich abseits von WTO und G8-Gipfeln bewegt. Das Vernetzen sozial engagierter Personen und Organisationen soll dabei auch zum Ausdruck bringen, dass eine Globalisierung – statt einer „Deregulierung zum Vorteil des Stärkeren“ – auch verantwortungsbewusstes Denken und Handeln für das Wohl der ganzen Welt bedeuten kann. Das Weltsozialforum soll weniger konkrete Maßnahmen beschließen, oder Resolutionen verabschieden, sondern eher der Koordination und dem Erfahrungsaustausch dienen. Das große Spektrum verschiedener Gruppen öffnet zum einen die Chance auf verschiedene Blickwinkel und einen breiten Interessenaustausch. Zum anderen aber lässt es wirklich gemeinsame Positionen illusorisch erscheinen. Viele der Teilnehmer, insbesondere aus den sogenannten Entwicklungsländern, interessieren sich nicht für ideologische Grabenkämpfe, sondern fordern vielmehr eine pragmatische Politik. So unterstützen viele durchaus eine Öffnung des Weltmarkts, kritisieren jedoch Wettbewerbsverzerrungen z. B. durch Subventionen in den Industrieländern. Damit vertreten diese Teilnehmer eher „neoliberale“ Positionen.

Die Charta der Prinzipien aus dem Jahr 2001 definiert die Identität des Weltsozialforums (WSF): „Das Weltsozialforum ist ein offener Treffpunkt für reflektierendes Denken, für die demokratische Debatte von Ideen, für die Formulierung von Anträgen, für freien Austausch von Erfahrungen und zum Vernetzen effektiver Aktionen von Gruppen und Bewegungen der Zivilgesellschaft, die sich dem Neoliberalismus und der Weltherrschaft durch das Kapital oder irgendeine andere Form des Imperialismus widersetzen und sich für den Aufbau einer planetarischen Gesellschaft engagieren, in der der Mensch im Mittelpunkt steht.“

In ihrer Deklaration des Treffens 2009 vertreten die sozialen Bewegungen und Organisationen die Ansicht, dass die globale Krise nicht mehr mit den Mitteln des Kapitalismus zu bewältigen ist. Die bisher getroffenen Maßnahmen würden allein eine Sozialisierung der Verluste zur Folge haben. Sie sprechen sich dagegen für eine entschädigungslose Nationalisierung des Bankensektors und Arbeitszeitreduzierungen ohne Lohnkürzungen aus. Öffentliche, kooperative, kommunale und kollektive Eigentumsformen seien zu fördern.[1]

Veranstaltungsorte

Von 2001 bis 2003 und 2005 fand das Weltsozialforum in Porto Alegre statt, 2004 in Mumbai (Indien). Während es 2006 in Afrika, Asien und Lateinamerika gleichzeitig stattfand, gab es 2007 wieder ein zentrales Weltsozialforum in Kenia. 2008 fand das Forum in Form eines globalen Aktionstages statt, 2009 wurde es in Belém (Brasilien) organisiert.

Drittes Weltsozialforum

Das 3. Weltsozialforum fand vom 23. bis 28. Januar 2003 in Porto Alegre statt. Mehr als 100.000 Menschen nahmen daran teil, darunter Delegierte aus 5.717 unterschiedlichen Organisationen. Verschiedene regionale Foren waren voraus gegangen: im August 2002 das Argentinische Sozialforum in Buenos Aires, im November 2002 das Europäische Sozialforum in Florenz, im Dezember 2002 das Afrikanische Sozialforum in Äthiopien, im Januar 2003 das Asiatische Sozialforum in Indien und das Pan-Amazonische Sozialforum in Belém/Pará (Brasilien). Eine Vielzahl weiterer regionaler, lokaler und thematischer Foren folgte. Thematisch stand 2003 die wenig später realisierte Drohung von Seiten der USA im Vordergrund, das irakische Territorium zu besetzen. Das Forum wurde zum Ausgangspunkt für die größten Massendemonstrationen der Menschheitsgeschichte zugunsten des Friedens.

Viertes Weltsozialforum

Beim 4. Weltsozialforum vom 16. bis 21. Januar 2004 in Bombay waren zwischen 80.000 und 100.000 Globalisierungskritiker anwesend. Unter den vielen Veranstaltungen und Themen, die auf dem Forum traditionell stattfinden, stellte die Diskussion um die diskriminierende Funktion des indischen Kastenwesens einen besonderen Schwerpunkt dar.

Gleichzeitig fand in Mumbai die Veranstaltung Mumbai Resistance statt. Ihre Veranstalter werfen dem Weltsozialforum vor, dass dieses nicht konkret genug auf Widerstandsaktionen ausgerichtet sei.

Fünftes Weltsozialforum

Das 5. Weltsozialforum fand vom 26. bis 31. Januar 2005 wiederum in Porto Alegre statt. 120.000 Teilnehmende diskutierten über Themen wie Zukunft des Wassers oder solidarische Wirtschaft.

Sechstes Weltsozialforum

2006 fand das WSF vom 24.-29. Januar an drei Orten weltweit gleichzeitig statt, in Bamako (Mali/Afrika), in Karatschi (Pakistan/Asien) und in Caracas (Venezuela/Amerika). Ein alternatives Sozialforum fand ebenfalls in Caracas statt.

Siebentes Weltsozialforum

Das Weltsozialforum wurde 2008 in Form einer weltweiten Aktionswoche organisiert, zu deren Schluss überall auf der Welt am Samstag, dem 26. Januar Aktionen stattfinden sollten. Die lokalen, nationalen Gruppen konnten die Themen nach ihren eigenen Wünschen wählen. Einige Tage vorher sollte es überall zum gleichen Zeitpunkt Pressekonferenzen geben. Schwerpunkte sind bisher Lateinamerika, Nordamerika und Europa. Es sollte aber auch Aktionen z.B. in Indien, Korea, Palästina, Afghanistan und Irak geben. Die Aktionen sollten auf der offiziellen Homepage bekanntgegeben werden: http://www.wsf2008.net/de.

Achtes Weltsozialforum

2009 fand das WSF in Belém (Brasilien) statt. Vom 21. - 26. Januar 2008 fand das achte Weltsozialforum statt - organisiert als "Globale Aktionswoche" mit insgesamt über 600 Einzelveranstaltungen auf allen Kontinenten. Überall auf der Welt sollten am Samstag, dem 26.1. (in Form eines globalen Aktionstages) Aktionen stattfinden. Die lokalen, nationalen Gruppen konnten die Themen nach ihren eigenen Wünschen wählen. Einige Tage vorher sollte es überall zum gleichen Zeitpunkt Pressekonferenzen geben. Schwerpunkte sind bisher Lateinamerika, Nordamerika und Europa. Es sollte aber z.B. auch Aktionen in Indien, Korea, Palästina, Afghanistan und Irak geben. Die Aktionen sollten auf der offiziellen Homepage bekanntgegeben werden: http://www.wsf2008.net/de.

Weitere kontinentale und überregionale Sozialforen

Regionale Sozialforen

Daneben gibt es auch regionale Sozialforen wie das europäische Sozialforum (ESF) oder das österreichische Sozialforum. Für Juli 2005 war erstmals ein Sozialforum in Deutschland geplant, welches die "Initiative für ein Sozialforum in Deutschland" vom 21. bis zum 24. Juli 2005 in Erfurt durchführte. Das 2. Sozialforum hat vom 18. bis zum 21. Oktober 2007 in Cottbus stattgefunden. Diese Veranstaltungen bieten die Möglichkeit, in kleinerem Rahmen die Probleme zu diskutieren und konkrete Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Alle regionalen Sozialforen arbeiten auf der Grundlage der Charta der Prinzipien der Weltsozialforen.

Lokale Sozialforen

In vielen Städten Europas bilden sich lokale Sozialforen als Bündnisse globalisierungskritischer Basisgruppen und engagierter Individuen heraus.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Declaration of the Assembly of Social Movements 2009: We won’t pay for the crisis. The rich have to pay for it !.

Weblinks

Filme


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