Spree-park

Spree-park
Mit Riesenrad und Karussells lädt 1985 der Berliner Kulturpark wieder zum Vergnügen ein. Bei der Eröffnung standen 50 Karussells und Schaugeschäfte für Fahrten, Geschwindigkeits- und Krafttests sowie andere Belustigungen zur Verfügung.

Der Spreepark Berlin war ein Vergnügungspark im Norden des Plänterwaldes im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick. Er ist auch unter seinem früheren Namen Kulturpark Plänterwald bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1969 bis 1989 – Kulturpark Plänterwald

Der Vergnügungspark wurde 1969 als Kulturpark Plänterwald auf einer Fläche von 29,5 Hektar eröffnet. Das Gelände liegt im Norden des Plänterwaldes in direkter Nähe zur Spree. Er war der einzige ständige Vergnügungspark der DDR und nach der Wende auch der einzige Gesamt-Berlins. Im Gegensatz zu vielen westlichen Parks dieser Art, die oft als Themenpark mit perfekt in die Landschaft eingebetteten Fahrgeschäften gestaltet sind, war die Aufmachung dieses Freizeitparks einfacher gehalten. Einen sehr großen Teil der Anlage nahm eine Asphaltfläche ein, auf der Fahrgeschäfte und Buden, wie sie auch vom Rummel bzw. Kirmes bekannt sind, dauerhaft aufgestellt waren. Daneben gab es auch parkähnliche begrünte Flächen und feste Funktionsgebäude vornehmlich für Restaurants oder Sanitäranlagen. Eine besondere Attraktion war das Riesenrad, das noch 1989 erneuert wurde und mit 36 Gondeln 45 Meter in die Höhe ragt. Viele Jahre war es das Wahrzeichen der umliegenden Gegend und wurde dabei erst 1998 von den Treptowers der Allianz abgelöst. Zu DDR-Zeiten kamen bis zu 1,7 Millionen Besucher jährlich.[1]

1990 bis 2001 – Spreepark Berlin

Das 45 Meter hohe Riesenrad

Der Volkseigene Betrieb VEB Kulturpark Berlin wurde 1991 vom gemischten Magistrat Berlin abgewickelt. Von insgesamt sieben Bewerbern erhält die Spreepark Berlin GmbH den Zuschlag. Die Senatsverwaltung hatte jedoch nicht die Hintergründe des Geschäftsführers der Spreepark GmbH, Norbert Witte (ein Enkel von Otto Witte), recherchiert. 1981 kollidierte auf dem Hamburger Rummel „Dom“ Wittes Teleskopkran mit dem Karussell „Skylab“ seiner Standnachbarin. Sieben Tote und 20 Verletzte waren die Folge. Daraufhin hatten deutsche Rummelplätze Witte wiederholt Stellplätze verweigert, bis er 1990 zwei Fahrgeschäfte im Berliner Kulturpark mietete.

Unter der Spreepark GmbH entstanden einige neue Attraktionen und es wurde eine Besucherzahl von 1,5 Millionen Menschen erreicht. Später wurde das Konzept geändert. Der Park wurde schrittweise zu einem Freizeitpark nach westlichem Vorbild umgestaltet. Von nun an wurde ein pauschaler Eintrittspreis (Erwachsene 29 DM, Kinder 27 DM) für den Zutritt und für alle Attraktionen erhoben, anstatt wie bisher an jedem Fahrgeschäft einen individuellen Preis zu kassieren. Die asphaltierte Fläche um das Riesenrad wurde aufgebrochen und in eine Wasserlandschaft umgewandelt. Auf den 21 Hektar, die der Park nutzte, wurden außerdem weitere Attraktionen, wie zum Beispiel Achterbahnen (davon eine mit Looping), zwei Wildwasserbahnen, eine Bühne für Shows, ein Westerndorf und ein englisches Dorf aufgebaut und in die Landschaft eingebettet.

1997 wurde zwischen der Spreepark GmbH und dem Land Berlin ein Erbbaurechtsvertrag abgeschlossen. Berlin bürgte mit einer Grundschuld von 20 Millionen Euro für Witte, die später noch einmal um 4,2 Millionen Euro erhöht wurde. Das Grundstück hatte 1997 einen Zeitwert von acht bis zehn Millionen Euro. Der Vermögensausschuss des Abgeordnetenhauses stimmte erst nach einem Gespräch zwischen dem CDU-Politiker Volker Liepelt und Witte dem umstrittenen Vertrag zu. 1999 war die Spreepark GmbH mit 51.000 DM Großspender bei der Berliner CDU.

Seit 1999 hatte der Park mit großen Schulden zu kämpfen. Der gestiegene pauschale Eintrittspreis von knapp 30 DM pro Person und fehlende Parkplätze waren unter anderem Ursachen für den Besuchereinbruch. In der Saison 2001 kamen nur noch 400.000 Besucher. Im selben Jahr meldete die Spreepark GmbH & Co. KG Insolvenz an.

2002 bis heute

Seit 2002 verwahrlost die Anlage zusehends.
Wildwasserbahn außer Betrieb.

Am 18. Januar 2002 setzte sich Norbert Witte mit seiner Familie und seinen engsten Mitarbeitern nach Lima in Peru ab. Er verschiffte die sechs Attraktionen „Fliegender Teppich“, „Butterfly“, „Spider“, „Baby-Flug“, „Wild River“ und „Jet Star“ in 20 Schiffscontainern. Mitarbeiter ließen ihn gewähren. Sie glaubten, Norbert Witte baue die Fahrgeschäfte zu Reparaturzwecken ab.

Seit dem Jahr 2002 wurde der Park nicht mehr für Besucher geöffnet. Im August 2002 wurde der Park im Rahmen eines Insolvenzverfahrens abgewickelt. Es blieben Schulden in Höhe von 11 Millionen Euro übrig.[2]

Seitdem verwahrlost das Gelände zusehends. Der Zaun um das Gelände löst sich langsam auf, und es entsteht ein wilder Abenteuerspielplatz auf den Ruinen des einstigen Vergnügungsparks. Das Riesenrad steht zwar noch auf dem Gelände und erinnert an die alten Zeiten, drehte sich aber bis zum heutigen Tage nicht mehr.

Norbert Witte scheiterte auch in Lima mit dem Versuch, einen „Lunapark“ zu betreiben. Am 19. Mai 2004 wurde Norbert Witte zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt. Er hatte versucht, im Mast des Fahrgeschäftes „Fliegender Teppich“ 167 kg Kokain von Peru nach Deutschland zu schmuggeln.[3] Wittes Sohn, Marcel Witte, wurde im Oktober 2006 von einem peruanischen Gericht ebenfalls wegen des Drogenschmuggels zu einer 20-jährigen Haftstrafe verurteilt.[4] Seit Mai 2008 ist Norbert Witte wieder auf freiem Fuß und nach Presseberichten wieder als Verwalter des Spreeparks eingesetzt.[5]

Zukunft des Spreeparks

Es gab Interessenten, die den Park übernehmen und weiter betreiben wollten. Die französische Firma Grévin & Cie plante, den Spreepark 2004 wieder zu eröffnen. In den drei Folgejahren sollten weitere Attraktionen entstehen. Die Planungen sahen die Errichtung eines traditionellen, europäischen Familienerlebnisparks vor. Die Fläche des neuen Parks sollte nur noch 15 Hektar betragen und weitere 4 bis 5 Hektar sollten für Parkplätze genutzt werden. Das Konzept des Pauschalpreises sollte aufgegeben werden.

Zu den Problemen bei dieser Planung gehörte die Tatsache, dass der Investor die Uferpromenade an der Spree mit einbeziehen wollte, die nie zum Gelände des Spreeparks gehörte. Der Bezirk weigerte sich, diese Flächen billig abzutreten, da dies sowohl das Gelände stark aufwerten würden, als auch die grüne Uferlinie zwischen Plänterwald und Treptower Park zerreißen würde. Auch im Jahre 2005 blieb daher das Gelände Teil eines großen Spekulationsgeschäftes, da weder eine Entwidmung des Baugrundstücks anstand, noch eine Notwendigkeit für den Grundstücksaufkäufer zum Betrieb bestand.

Des Weiteren wollte sich ein dänisches Unternehmen engagieren, das in Kopenhagen den Vergnügungspark Tivoli betreibt. Anfang Oktober 2005 zog dieses Unternehmen jedoch sein ursprüngliches Angebot zurück. Als Grund für die Entscheidung gab das Unternehmen die schlechte wirtschaftliche Lage in Deutschland an. Ein Problem seien auch die rund 23 verbliebenen Einwohner des ehemaligen Westerndorfes innerhalb des Parkgeländes. Ob man auf frühere Interessenten wie den französischen Freizeitparkbetreiber Grévin & Cie. zurückkommen werde, sei noch offen.

Im Dezember 2006 ist die Zukunft des Spreeparks noch immer ungewiss. Nach Angaben des Berliner Liegenschaftfonds liegen keine neuen Angebote vor, die Deutsche Bank verzichte nicht auf ihre Forderungen und das Insolvenzverfahren dauere an. Auch verschlechtere sich der Zustand der Fahrgeschäfte zusehends und viele hätten nur noch Schrottwert.[6]

Im Januar 2007 wollten Permakultur-Studenten den ehemaligen Plänterwald-Rummel in eine Bildungsstätte verwandeln.[7]

Künstlerische Rezeption

Die TV-Serie Spuk unterm Riesenrad des DDR-Fernsehens war 1979 ein großer Erfolg mit nachfolgendem Kinofilm und Spin-Offs. Der Titel des Films spielt auf die werbende Formulierung „Spaß unterm Riesenrad“ an, und greift diese Attraktion für die Ausgangssituation des Films auf. Der Filmtitel wurde später Namensgeber vieler satirischer Bearbeitungen beim Niedergang des Vergnügungsparks.

Der Spreepark und die Geschehnisse in Treptow wurden 2005 in dem Dokumentarfilm „Kulturpark – Korruption, Karussells und Kokain“ von Immanuel Weinland den Boom verarbeitet.[8] Ebenfalls diesem Thema widmet sich der Dokumentarfilm „Achterbahn“ (2009) von Peter Dörfler.[9]

2006 begab sich die Neuköllner Oper auf eine musikalische Standortuntersuchung und erzählte die „Geschichten aus dem Plänterwald“.[10] [11]

Der Berliner Rapper Sido nutzte die Kulisse 2006 für den Videodreh zu seiner Single „Ein Teil von mir“.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschichten aus dem Plänterwald, Heidemarie Mazuhn, Der Tagesspiegel, Berlin, 24. Juli 2006
  2. Spuk unterm Riesenrad, Bericht zur Pleite, von Marina Mai, Freitag (Zeitung), 25. Januar 2002
  3. Ein Karussell für Millionen, zur Verurteilung Wittes, von Verena Mayer, Der Tagesspiegel, 30. April 2004
  4. Kokain im Karussell: 20 Jahre Haft, Berliner Zeitung, 11. Oktober 2006
  5. taz-Bericht vom 6. Juli 2008
  6. Keine Angebote für den Spreepark, Berliner Morgenpost, 14. November 2006
  7. Öko-Paradies im Spreepark geplant, Berliner Morgenpost, 2. Januar 2007
  8. Kulturpark – Dokumentation
  9. Achterbahn – Dokumentation
  10. Geschichten aus dem Plänterwald, zur Musikbearbeitung der Neuköllner Oper, Uraufführung 24. August 2006
  11. Der Fall Norbert Witte, der Plänterwald und ein Tubaballett, Rezension im Hauptstadtblog, 25. August 2006

52.48583333333313.4877777777787Koordinaten: 52° 29′ 9″ N, 13° 29′ 16″ O


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