- St. Galler Rheintal
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Das Rheintal entlang des Alpenrheins an den Grenzen der Schweizer Kantone Graubünden und St. Gallen, im Westen des Bundeslandes Vorarlberg (Österreich) und des Fürstentums Liechtenstein, ist gekennzeichnet durch seine dichte Besiedlung. Das Gebiet erstreckt sich von den Zusammenflüssen von Vorder- und Hinterrhein bis zur Mündung in den Bodensee über eine Länge von 90 km. Besonders das untere Ende des Rheintals ist dicht besiedelt, hier leben auch die meisten Einwohner.
Inhaltsverzeichnis
Geographie und Geschichte
Das Rheintal wird sowohl auf Schweizer als auch österreichischer Seite in ein unteres und ein oberes Rheintal geteilt. Die Staatsgrenze dazwischen bildet über weite Strecken der Verlauf des Rheins, in einigen Abschnitten, welche durch die Rheinregulierung von 1900 abgeschnitten wurden, weicht die Grenze vom jetzigen Flusslauf ab. Diese abgeschnittenen Mäandern werden Alter Rhein genannt und bilden noch immer die natürliche Grenze. Als Grenze zwischen unterem und oberem Rheintal wird rechtsrheinisch allgemein der Kummenberg bezeichnet, linksrheinisch das Gebiet zwischen Diepoldsau und Kriessern. In beiden Fällen handelt es sich dabei aber nicht um politische Bezirke (die Schweizer Bezirke Unter- und Oberrheintal wurden 2003 aufgelöst). Auch das Fürstentum Liechtenstein wird in Ober- und Unterland als Wahlbezirke unterteilt. Die Unterteilung in Ober- und Unterrheintal definiert sich durch die Fließrichtung des Rheins von Süden (oberes Rheintal) nach Norden (unteres Rheintal). Das Rheintal befindet sich auf einer Meereshöhe zwischen 400 und 500 m und ist stellenweise bis zu 10 km breit. Flankiert wird das Tal von Gebirgszügen der Alpen mit teilweise über 2000 m Höhe (Alpstein, Liechtensteiner Alpen).
Als St. Galler Rheintal wird das linksrheinische Gebiet zwischen Sargans und der Rheinmündung bezeichnet. Es entspricht ungefähr den Schweizer Wahlkreisen Rheintal und Werdenberg. An den westlichen Hängen wurde ab dem 9. Jahrhundert viel Weinbau betrieben. Auch heute wird noch Wein produziert, allerdings hat der Weinbau seinen früheren Stellenwert verloren. Der dortige hochalemannische Dialekt ähnelt dem liechtensteinischen sowie dem vorarlbergischen Dialekt.
Das St. Galler Rheintal gehörte bis 1798 zu verschiedenen historischen Territorien:
- Vogtei Rheintal, 1491 bis 1798 eine Gemeine Herrschaft der Alten Eidgenossenschaft
- Grafschaft Sargans, bis 1798 eine Gemeine Herrschaft der Alten Eidgenossenschaft
- Amt Gams der Vogtei Windegg, bis 1798 Gemeine Herrschaft der Alten Eidgenossenschaft
- Grafschaft Werdenberg, bis 1798 ein Untertanengebiet des Kantons Glarus
- Herrschaft Sax, bis 1798 Untertanengebiet des Kantons Zürich
1798 wurden die linksrheinischen Gebiete zwischen den Kantonen Säntis und Linth der Helvetischen Republik aufgeteilt. Nach der Gründung des Kantons St. Gallen 1803 bildete das Rheintal von Staad bis Lienz den Bezirk Rheintal, Werdenberg, Wartau, Sax und Gams den Bezirk Werdenberg. Der Bezirk Sargans verlor Wartau, erhielt jedoch Quarten. 1831 wurde der Bezirk Rheintal in die Bezirke Unter- und Oberrheintal aufgeteilt, was 2003 im Rahmen der Neueinteilung des Kantons St. Gallen in Wahlkreise wieder rückgängig gemacht wurde.
Stark geprägt wird die Region vom Alpenrhein. Durch die Rheinregulierung um 1900 und 1920 wurde die größte Hochwassergefahr gebannt und dem Rhein sein heutiges Gesicht verliehen. Im Zuge dessen wurde der Lauf des Rheins verbreitert und einige der alten Flussschleifen, der so genannte Alte Rhein, in stehende Gewässer umgewandelt. Die Regulierung des Rheins und Wartung des Hochwasserschutzes ist aber weiterhin eine konstante Aufgabe. Da die Sicherheit vor einem Jahrhunderthochwasser heute nicht mehr gegeben ist, werden laufend Konzepte zur Renaturierung und Verbesserung des Hochwasserschutzes erarbeitet. Einen weiteren, wichtigen geographischen Aspekt des Rheintals bildet der Bodensee, der das Rheintal am unteren Ende abschließt und schon seit geraumer Vorzeit Menschen zur Ansiedlung im Rheintal bewogen hat.
Vorarlberger Unter- und Oberland
Das vorarlbergische Rheintal wird nach der Fließrichtung des Alpenrheins in Oberes und Unteres Rheintal gegliedert und demnach auch Vorarlberger Unter- und Oberland genannt. Das Unterland erstreckt sich vom Ufer des Bodensees bis zum Kummenberg, das Obere Rheintal liegt südlich des Kummenbergs.
Das Unterland umfasst daher den gesamten politischen Bezirk Dornbirn und alle Gebiete des Bezirkes Bregenz, die sich im Rheintal befinden. In diesem Gebiet, das die Agglomerationen von Bregenz und Dornbirn umfasst, leben mit ca. 180.000 Einwohnern etwa die Hälfte aller Vorarlberger. Es zählt aufgrund der geringen Fläche zu den am dichtesten besiedelten Regionen Europas. Die „grüne Lunge“ dieser Region ist das Vorarlberger Ried, das sich an der Grenze zur Schweiz befindet und von den Siedlungsgebieten in Vorarlberg von drei Seiten umschlossen wird.
Im Oberen Rheintal leben ca. 120.000 Einwohner.
Klima und Wetter
Das Wetter im Rheintal ist im Allgemeinen dasselbe wie im ganzen süddeutschen Raum. Einige Besonderheiten sind allerdings der oftmals tagelang anhaltende Nebel, der besonders im Frühjahr und im Herbst das gesamte Rheintal bedeckt. Ein weiteres Merkmal des Rheintaler Klimas ist der starke Föhn, der schlechte Witterung oft verdrängt. Ansonsten ist die Temperatur im Rheintal besonders durch den Bodensee bestimmt. Im Allgemeinen werden im nördlichen Rheintal höhere Temperaturen erreicht als im südlichen Teil.
Bevölkerung
Im Rheintal leben rund 440.000 Menschen, mit steigender Tendenz. Auf Vorarlberger Seite wuchs die Bevölkerung in den letzten 13 Jahren um 8 %. Die Bevölkerung verteilt sich wie folgt auf die Länder bzw. Kantone der Schweiz (Graubünden und St. Gallen):
Land Einwohner St. Gallen 112.600 Graubünden 65.000 Liechtenstein 34.500 Vorarlberg 237.120 Verkehr
Die Region ist sowohl an das schweizerische (A13) und österreichische Autobahnnetz (A14), sowie im Anschluss an die A14, an das deutsche Autobahnnetz angebunden. Eine seit 25 Jahren projektierte Verbindung der beiden Autobahnen im Unteren Rheintal (die sogenannte A15 später S18), existiert bis heute nicht. Transitverkehr, Ziel- und Quellverkehr sowie der Urlauberverkehr bereiten allerdings zunehmend Schwierigkeiten (Feinstaubbelastung). Mehrere internationale Bahnlinien führen direkt durch das Rheintal, darunter die Strecke Zürich–München, sowie Zürich–Wien. Der ÖPNV ist nicht einheitlich organisiert, bietet jedoch grenzüberschreitenden Verkehr. Tarifverbünde existieren bisher erst innerhalb der nationalen Grenzen. Es existieren Pläne für die Einrichtung eines grenzüberschreitenden S-Bahn-Verkehrs.
Der Flughafen St. Gallen-Altenrhein ist der einzige internationale Flughafen der Region, bekommt aber zunehmend Konkurrenz durch den nahe gelegenen Flughafen Friedrichshafen. Sportflughäfen existieren unter anderem in Hohenems.
Wirtschaft
Die Region ist noch immer geprägt von der ehemals dominierenden Textilindustrie (Firmen wie Wolford zählen zu den größten Arbeitgebern). Auch in anderen Sparten sind große, internationale Unternehmen in der Region angesiedelt.
In den letzten Jahrzehnten gewann zunehmend der Sommer- und Wintertourismus an Bedeutung.
Vision Rheintal
2004 wurde von der Vorarlberger Landesregierung das Projekt Vision Rheintal initiiert. Ziel ist die Analyse des Ist-Zustandes und Erstellung eines Leitbilds, unter offener Beteiligung, zur räumlichen Entwicklung. Seit den 1960er Jahren hat sich insbesondere das Vorarlberger Rheintal weg von den abgegrenzten dörflichen Strukturen hin zu einem beinahe geschlossenen Siedlungsband entwickelt.
Eine häufig geäußerte Kritik an der Vision Rheintal ist die Ausklammerung der linksrheinischen, schweizerischen Gebiete.
Links
- Vision Rheintal 29 Rheintalgemeinden schließen 2007 den Regionalen Kontrakt Rheintal
- Zukunft Alpenrhein Informationen der Internationalen Regierungskommission Alpenrhein und der Internationalen Rheinregulierung
- Wir fördern Europa EU-Initiative Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein
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