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Säntis Säntis (links) und Schafberg
Höhe 2'501,9 m ü. M. Lage Grenze Kanton Appenzell Ausserrhoden, Kanton Appenzell Innerrhoden, Kanton St. Gallen, (Schweiz) Gebirge Alpstein, Appenzeller Alpen Dominanz 25,78 km Schartenhöhe 2'021 m Geographische Lage (744178 / 234889)47.2491666666679.34333333333332501.9Koordinaten: 47° 14′ 57″ N, 9° 20′ 36″ O; CH1903: (744178 / 234889) Gestein Kalk Alter des Gesteins Helvetikum Erschließung Seilbahn, Wetterstation, Sendeanlage Normalweg Bergwege
Seealpsee – Wagenlücke T2
Unterwasser – Thurwis – Tierwis T2
Schwägalp – Tierwis T3
Rotsteinpass – Lisengrat T3Besonderheiten Höchster Berg der Appenzeller Alpen Der Säntis ist mit 2'501,9 m ü. M. der höchste Berg im Alpstein (Ostschweiz). Durch die exponierte, nördlich vorgelagerte Lage des Alpsteins ist der Berg eine von weither sichtbare Landmarke. So gibt es auch im Schwarzwald Häuser mit dem Namen Säntisblick. Vom Säntisgipfel aus kann man in sechs verschiedene Länder sehen: Schweiz, Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Frankreich und Italien.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Der Säntis steht in den nordwestlichen Alpen (Appenzeller Alpen) im Alpstein, knapp 10 km (Luftlinie) süd-südwestlich von Appenzell. Auf dem Säntis treffen drei Kantone zusammen, Appenzell Ausserrhoden (Gemeinde Hundwil), Appenzell Innerrhoden (Bezirk Schwende) und St. Gallen (Gemeinde Wildhaus im Toggenburg). Obwohl sein Gipfel nur 2'502 m über dem Meer liegt, ist er durch die tiefe Abtrennung der Appenzeller Alpen nach seiner Schartenhöhe von 2'021 m an zwölfter Stelle in den Alpen und die Nummer 29 in Europa.
Klima
Die exponierte Lage des Säntis sorgt für extreme Wetterbedingungen, welche sonst nur im Hochgebirge üblich sind. So wurde zum Beispiel im April 1999 unterhalb des Gipfels im nördlichen Schneefeld des Bergs die rekordverdächtige Schneehöhe von 816 cm gemessen. Die mittlere Temperatur beträgt −1,9 °C, der Niederschlag 2487 mm im Jahr.
Geschichte
Der Name Säntis ist seit dem 9. Jahrhundert schriftlich bezeugt. Abgeleitet ist er vom früh-rätoromanischen Eigennamen Sambatinus, „der am Samstag Geborene“, womit zunächst wohl eine am Berghang gelegene Alp bezeichnet wurde. Später wurde der Name auf den Gipfel übertragen und als Semptis oder Sämptis eingedeutscht.
Der Säntis war in der Helvetischen Republik (1798 bis 1803) der Namensgeber des Kantons Säntis.
Der Benediktiner-Pater Desiderius Wetter (1702-1751) berichtet in seiner Chronik, dass am 14. Dezember 1680 zwei Geistliche und ein Naturforscher aus Zürich mit einem Führer aus Innerrhoden auf den Säntis stiegen um einen Kometen mit Schweif möglichst auf grosser Höhe besichtigen zu können. 1802 errichteten Bergfreunde auf dem Gipfel einen Steinmann (Kupferstich von Johann Baptist Isenring und Zeichnung des deutschen Romantikers Albert Weiler). 1842 wurde die erste Schutzhütte errichtet. 1846 wurde erstmals ein Gasthaus auf dem Säntisgipfel erbaut[2] und 1882 eine Wetterstation eingerichtet.[3] Diese musste das ganze Jahr durch einen Wetterwart bedient werden, welcher aufgrund der extremen Wetterbedingungen den ganzen Winter, mit Vorräten ausgerüstet, alleine dort oben verbringen musste.
Triangulation
Der Säntis ist Triangulationspunkt erster Ordnung in den Fixpunktnetzen CH1840, CH1870 und CH1903.[4][5] Bei den ersten Messungen wurde der Ingenieur Buchwalder und sein Gehilfe am 4. Juli 1832 vom Blitz getroffen. Der Gehilfe starb noch am Unfallort. Buchwalder erreichte mit Mühe und unter grossen Schmerzen Alt St. Johann und konnte seine Arbeit erst im folgenden Jahr wieder aufnehmen.[6][7]
1873 wurde der Steinmann von der SAC Sektion St. Gallen durch ein trigonometrisches Signal ersetzt, das neun Jahre später einem Windmesserhäuschen weichen musste.
Wetterstation
Der internationale Meteorologen-Kongress von Rom 1879 erklärte es als notwendig, auf geeigneten, möglichst frei zugänglichen Bergspitzen Wetterstationen zu errichten. Diesem Wunsch wurde von Schweizer Seite durch die Errichtung der Säntis-Station entsprochen. Die vorgelagerte Position nördlich des Alpenhauptkamms erwies sich als besonders günstig. Eine besondere Herausforderung war das Erstellen der hierzu notwendigen Telegrafenleitung. Die Wetterstation konnte im Herbst 1882 von den Herren Beyer und Saxer in Betrieb genommen werden. Sie fanden zunächst im Säntis-Gasthaus Unterkunft und mussten ihrer Arbeit jeweils nur von Frühling bis Herbst nachkommen. 1887 wurde die in massiver Bauweise erstellte Wetterwarte nahe dem Gipfel fertig. Auf den Gipfel führte ein unterirdisch angelegter, in den Felsen gesprengter Gang. Dies ermöglichte eine ganzjährige Beobachtungstätigkeit.
Säntisprozess
Anlass zum erneuten Streit um die Grenzziehung am Säntis gab 1876 eine bundesrätliche Verordnung über die Bannbezirke für die Hochwildjagd. Die Ausserrhoder Regierung bestand auch 1882 beim Bau der meteorologischen Station auf ihren territorialen Ansprüchen. Auch die zwei vom Eidgenössischen topographischen Bureau 1885 erstellten Entwürfe fanden keine Zustimmung. Bei einer Begehung konnten dann aber die St. Galler Vertreter mit ihrer orographischen Argumentation überzeugen. Darauf ergriffen alt Statthalter Johann Martin Meyer aus Herisau und Nationalrat Johann Konrad Sonderegger aus Heiden die Initiative und eine kantonsrätliche Kommission zur Weiterbehandlung der Angelegenheit wurde eingesetzt, die die Angelagenheit vor das Bundesgericht brachte. Dem Kanton Ausserrhoden gelang es, anhand alter Karten[8], das Gericht von der Bedeutung des Säntis als Dreiländerstein zu überzeugen. Am 11. Dezember 1895 entschied das Bundesgericht für den Ausserrhoder Anteil am Berg.[9][10][11]
Säntismord
Im Winter 1922 geschah der so genannte Säntismord, bei dem der Wetterwart Haas und seine Frau Maria Magdalena auf dem Säntis ermordet wurden. Erst das Ausbleiben der Wetterberichte am 21. Februar führte dazu, dass Säntisträger zum Gipfel hochstiegen und die beiden Ermordeten fanden. Der Täter soll der Schustergeselle Gregor Anton Kreuzpointner gewesen sein, welcher sich drei Wochen später in einer Alphütte erhängte. Es ist bis heute unklar, wie es zum Doppelmord kam.[12][13]
Der Säntismord liegt dem Spielfilm Der Berg von Markus Imhoof zugrunde. Christoph Nix schrieb das Libretto zur Oper Mord auf dem Säntis. Die Uraufführung fand am 4. Juni 2011 in der Panoramahalle der Bergstation statt.[14]
Wirtschaftliche Bedeutung
Sendeanlage
Auf dem Gipfel des Säntis befindet sich ein 123,55 m hoher Rundfunk- und Fernsehturm aus Stahlbeton, der im November 1997 von der Swisscom in Betrieb genommen wurde. Der vorherige Sendeturm aus dem Jahr 1955 musste aufgrund der extremen Wetterverhältnisse mehrmals umgebaut und saniert werden. Die Antenne des neuen Sendeturms ist von glasfaserverstärktem Kunststoff umhüllt und kann beheizt werden, um herabfallendes Eis auf die darunterliegende Besucherterrasse zu vermeiden.
Vom Säntis werden die Schweizer Radioprogramme DRS 1, DRS 2, DRS 3, RSR la Première und RSI Rete Uno auf UKW mit je 60 kW gesendet. Das Schweizer Fernsehen sendet von dort die Programme SF 1, SF 2, TSR 1, TSI 1, SF Info über DVB-T auf Kanal 34 (vertikal) mit 41,7 kW. Seit dem 18. Dezember 2009 wird auf Kanal 12C ausserdem DAB ausgestrahlt.
Die Schweizer Fernsehprogramme SF 1 und SF 2 konnten bis 26. November 2007 analog mit Dachantenne in weiten Teilen der Schwäbischen Alb, des Allgäus, Vorarlberg bis in die Region München sowie im östlichen Schwarzwald in guter Qualität empfangen werden; SF 1 sogar bis in den Stuttgarter Raum. Auch im Elsass (siehe Bild französisches Wikipedia) war ein guter Empfang der Fernsehprogramme vom Säntis aus möglich. Bis Ende der 80er Jahre konnten auch alle UKW-Hörfunksender problemlos bis in den mittleren Neckarraum empfangen werden. Durch Gleichkanal- und Nachbarkanalbelegungen von deutschen Sendern hat sich der Empfang deutlich verschlechtert. Ausserdem wurden die Antennendiagramme so verändert, dass die Reichweite grundsätzlich geringer geworden ist; einzig DRS 1 sendet weiter mit Rundstrahlung.
Tourismus
Der Berg ist touristisch gut erschlossen: Sein Gipfel ist per Luftseilbahn von der Schwägalp, durch Wanderwege von dort, von Wasserauen, Wildhaus, Unterwasser oder über andere Routen erreichbar.
Luftseilbahn Schwägalp - Säntis
Die erste Luftseilbahn von der Schwägalp auf den Säntis wurde 1933 bis 1935 erstellt. Zuvor waren mehrere Projekte gescheitert, den Säntis von Wasserauen oder Unterwasser aus mit einer Zahnradbahn zu erschliessen (siehe Säntis-Bahn).
1960 wurden die Kabinen der Seilbahn durch grössere Kabinen ersetzt. Zwischen 1968 und 1976 wurde die Seilbahn auf den Säntis komplett neu gebaut. Im Jahr 2000 wurden neue Seilbahnkabinen angeschafft. Die Luftseilbahn Schwägalp–Säntis gehört zu den bestfrequentierten Bergbahnen der Schweiz. Sie hat eine Länge von 2307 m und überwindet den Höhenunterschied von 1123 m in zehn Minuten Fahrzeit.
Trivia
Anlässlich des Weltwirtschaftsforum in Davos besuchte die First Lady Hillary Clinton am Nachmittag des 2. Februar 1998 den Gipfel.[15]
Vom 31. Juli bis zum 2. August 2009 war am Säntis die bis dato weltgrösste Schweizerfahne zu Ehren des Schweizer Nationalfeiertags zu sehen. Die quadratische Nationalflagge hatte eine Seitenlänge von jeweils 120 Metern und wog 1.2 Tonnen. Die Fahne zerriss am 2. August 2009 durch starke Windböen.[16][17]
Im Februar 2011 erklimmt ein 12 Tonnen schwerer Bagger den Gipfel.[18]
Weblinks
Commons: Säntis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Säntis im Historischen Lexikon der Schweiz
- Geschichte des Säntis
- Bilder vom Säntis
- Blau Schnee, der Gletscher am Säntis
- UKW-Frequenzen vom Sender Säntis
Einzelnachweise
- ↑ Albert Heim: Säntis-Panorama.
- ↑ Dörig im Historischen Lexikon der Schweiz
- ↑ Gottlieb Lüthi und Carl Egloff: Das Säntis-Gebiet. Illustrierter Touristenführer, Fehr'sche Buchhandlung St. Gallen (1904) S. 102-103
- ↑ Historische Bezugssysteme
- ↑ Schweizerische Bezugssysteme
- ↑ Johannes Eschmann:Ergebnissen der trigonometrischen Vermessungen in der Schweiz. Orell, Füssli und Companie (1840) Zürich S xi-xii
- ↑ Dufour Map – Spitzenkartografie in der vierten Dimension. Eine Zeitreise mit General Guillaume-Henri Dufour Seite 3
- ↑ Landeskarte mit Grenze zwischen den Halbkantonen des Pfarrers, Chronisten und Geographen Gabriel Walser in der Appenzeller Chronik von 1740
- ↑ Der Säntisprozess: Ausserrhoden erst 1895 auf dem Gipfel Tagblatt, 21. Juli 2008
- ↑ Wie Ausserrhoden 1895 den Säntisgipfel zurückeroberte Tagblatt, 16. Juli 2009
- ↑ Dreifaltigkeit am SäntisWiler Zeitung 17. August 2010
- ↑ Werner Kamber: Bergdrama im Wetterhäuschen. Vor 80 Jahren: Doppelmord am Säntis Die Alpen 12/2002
- ↑ Gottlieb Lüthi, Carl Egloff und Karl Kleine: Das Säntis-Gebiet. Illustrierter Führer, Fehr'sche Buchhandlung St. Gallen (1946) 6. Auflage S. 111
- ↑ Der Berg singt Südkurier 19. Februar 2011
- ↑ Pressemitteilung Bistum St. Gallen
- ↑ Bericht auf www.tagblatt.ch vom 31. Juli 2009 (abgefragt am 3. August 2009)
- ↑ 20 Minuten, Printausgabe vom 3. August 2009
- ↑ Ein Bagger erklimmt den Säntis Schweizer Fernsehen, Sendung: 10vor10, 16. Februar 2011
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