- Staatsarchiv Zürich
-
Das Staatsarchiv des Kantons Zürich ist das Archiv des Schweizer Kantons Zürich und seiner Rechtsvorgänger, insbesondere des Stadtstaates Zürich. Als Amtsstelle der kantonalen Verwaltung ist es der Direktion der Justiz und des Innern unterstellt.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Dienstleistungen
Der Verwaltungssitz, Lesesaal, Bibliothek und Teile des Zürcher Staatsarchivs sind auf dem Gelände der Universität Zürich beim Irchelpark im Stadtquartier Oberstrass in Zürich untergebracht.[1] Gegründet wurde das Staatsarchiv im Jahr 1837: Erster Staatsarchivar war Gerold Meyer von Knonau, und seit 2006 hat dieses Amt Dr. phil. Beat Gnädinger inne. 1982 erfolgte der Bezug der Räumlichkeiten im Irchelpark. Am 5. Oktober 2007 wurde nach rund dreijähriger Bauzeit das umgebaute und erweiterte Staatsarchiv als erstes nach den SIA-Normen 2003 (erdbebensicher) geplante kantonale Bauwerk neu eröffnet. Die sechs Geschosse, wovon vier unterirdisch angelegt sind, garantieren eine sichere Aufbewahrung, stabile klimatische Verhältnisse, zeitgemässen Schutz vor Brand- und Wasserschäden und maximale Sicherheit der Archivbestände.
In fünf verschiedenen Lesesälen können an 80 Besucherarbeitsplätzen die Archivalen, deren Schutzfrist abgelaufen ist, bestellt und vor Ort (es erfolgt keine Ausleihe) unentgeltlich eingesehen werden. Die Präsenzbibliothek umfasst rund 20'000 Bände und 15'000 Broschüren; der Katalog (Autoren und Schlagwörter) enthält derzeit rund 146'000 Karteikarten.[2] Die Bibliothek gehört in den Themenbereichen Geschichte, Politik und Kultur zu den besten innerhalb der Schweiz. Verzeichnet ist ebenfalls sogenannte «graue Literatur», d.h. Druckschriften von kantonalen Ämtern, Jahresberichte wichtiger Institutionen u.ä. Zeitschriften-Artikel zur Zürcher Geschichte sind im Katalog einzeln verzeichnet.[3]
Aufgaben
Der Begriff «Gedächtnis der Nationen» wurde von Novalis geprägt und fasst die Aufgaben des Staatsarchivs zusammen: Es überliefert Vergangenes und das historisch relevante heutige Geschehen für künftige Generationen. Kernpunkt seiner Tätigkeit ist die historische Forschung und im weitesten Sinn die Bewahrung kultureller Interessen. Das im Archiv gelagerte Schriftgut dient aber auch rechtlichen und administrativen Zwecken sowie als Instrument der Rechtssicherung und zur Kontrolle der Tätigkeit der Verwaltungsorgane.
Rund 40 Angestellte – darunter 16 ausgebildete Historiker und Historikerinnen, eine Restauratorin und ein Restaurator – stellen die Auswahl der archivwürdigen Bestände sicher und sind für das fachgerechte Konservieren und die Erschliessung von Archivalien verantwortlich. Nach aussen treten die Archivare als Berater der Benutzer in Erscheinung, sei es im Lesesaal, bei der Beantwortung von schriftlichen Anfragen oder bei der Erstellung von Gutachten.
Zu den weiteren Aufgaben zählen die Unterstützung bei der Familienforschung,[4] die Mithilfe bei der Inventarisation der Kunstdenkmäler,[5] die Erstellung von Publikationen [6] und von Archivierungshilfen für Behörden von Kanton und Gemeinden [7] sowie die Pflege des Planarchivs, der Graphischen Sammlung und der Druckschriftensammlung.
Archivbestände
Die bis heute ohne grundsätzliche Änderungen bestehende Gliederung der Archivbestände (Archivplan) stammt von Prof. Paul Schweizer, Staatsarchivar von 1881 bis 1897. Im wesentlichen beinhalten die Archivbestände Akten, Bände und Urkunden des:
- Alten Stadtstaates Zürich bis 1798 im sogenannten Alten Hauptarchiv. In den Alten Nebenarchiven sind bis ins Jahr 1798 die Bestände des Kaufmännischen Direktoriums, von Nation Suisse, aus Archiven privater Firmen und Personen (beispielsweise von Alfred Escher), aus Kirchenarchiv, Finanzarchiv, Archiv des Chorherrenstifts Grossmünster, Spitalarchiv und aus dem Archiv des Klosters Rheinau enthalten;
- Verfassungsperioden 1798 bis 1831 für die Zeitabschnitte Helvetik, Mediation und Restauration;
- Kanton Zürich 1831 bis 1925 mit dem Pertinenzarchiv 19. Jahrhundert (Findbücher nach Themenkreisen);
- Kanton Zürich seit 1925 im Provenienzarchiv (Behördenarchive) I und 20. Jahrhundert (Findbücher nach Behörden);
- Kanton Zürich seit 2000 im Provenienzarchiv II und 21. Jahrhundert (Findbücher nach Behörden).
Die historischen Bestände des Staatsarchivs reichen bis ins Jahr 853 – die Gründungsurkunde des Fraumünsters ist das älteste erhaltene Schriftstück – und haben eine weit über den Kanton hinaus reichende Bedeutung. Als bemerkenswert gilt die Kontinuität der Überlieferung, die dem Ausbleiben grösserer Katastrophen und Kriege zu verdanken ist: So reicht beispielsweise die Reihe der Regierungsprotokolle (Kleiner Rat und Grosser Rat) mit wenigen Lücken bis ins frühe 14. Jahrhundert zurück. Die neueren Bestände des Kantons Zürich (seit 1831) bilden mengenmässig den Schwerpunkt der Archivbestände von zur Zeit rund 28 Laufkilometern Akten und Urkunden, wozu noch einige Terabytes elektronisches Datenmaterial kommen.
Jährlich werden, in neuerer Zeit mit zunehmender Tendenz, zwischen 400 bis über 1'000 Laufmeter Akten in das sogenannte Neue Hauptarchiv übernommen. Der Zuwachs besteht hauptsächlich aus Zulieferungen der kantonalen Behörden, von Kantonsrat, Regierungsrat mit Zentral- und Bezirksverwaltung, Notariaten, Behörden und Gerichten sowie aus Gemeindearchiven. Ergänzend sammelt das Staatsarchiv privates Material zur Geschichte des Kantons Zürich (Nachlässe, Firmenarchive und Einzeldokumente).[2][8]
Siehe auch
- Geschichte des Kantons Zürich
- Geschichte der Stadt Zürich
- Antiquarische Gesellschaft in Zürich
- Akteneinsicht (Schweiz)
- Archivrecht (Schweiz)
Literatur
- Staatsarchiv des Kantons Zürich: Kleine Zürcher Verfassungsgeschichte 1218 – 2000. Herausgegeben im Auftrag der Direktion der Justiz und des Innern auf den Tag der Konstituierung des Zürcher Verfassungsrates am 13. September 2000. Chronos, Zürich 2000. ISBN 3-9053-1403-7
- Werner Schnyder, Ernst Winkler: Die kulturgeographisch bedeutsamen Quellen des Staatsarchivs Zürich, in: Mitteilungen der Geographisch-Ethnographischen Gesellschaft Zürich, Band 42, 1943-1944 (Digitalisat)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Staatsarchiv: Kontakt
- ↑ a b Staatsarchiv: Findmittel
- ↑ Staatsarchiv: Dienstleistungen
- ↑ Staatsarchiv: Familienforschung
- ↑ Staatsarchiv: Kunstdenkmälerinventarisation
- ↑ Staatsarchiv: Publikationen
- ↑ Staatsarchiv: Archivierungshilfen für Behörden
- ↑ Staarsarchiv: Quellen und Publikationen
47.3971868.547034Koordinaten: 47° 23′ 50″ N, 8° 32′ 49″ O; CH1903: (683675 / 250186)
Wikimedia Foundation.