Stalingradmadonna

Stalingradmadonna

Die Stalingradmadonna ist ein in der Schlacht um Stalingrad (August 1942 bis Februar 1943) entstandenes Bild.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das Bild zeigt eine sitzende Frauengestalt, die ähnlich einer Schutzmantelmadonna unter ihrem Mantel ein Kind birgt, dieses liebevoll ansieht und ihm Schutz und Geborgenheit gibt. Die Darstellung trägt die Umschrift „1942 Weihnachten im Kessel – Festung Stalingrad – Licht, Leben, Liebe“. Gezeichnet wurde das 105 × 80 Zentimeter große Bild mit (Holz)-Kohle auf die Rückseite einer russischen Landkarte. [1]

Geschichte

Das Weihnachten 1942 von dem evangelischen Pastor, Oberarzt im Lazarett und Künstler Dr. Kurt Reuber gezeichnete Bild entstand in einem Unterstand im Kessel von Stalingrad. [2]

Reuber schreibt in seinem Adventsbrief 1943 an seine Frau: „Schau in dem Kind das Erstgeborene einer neuen Menschheit an, das unter Schmerzen geboren, alle Dunkelheit und Traurigkeit überstrahlt. Es sei uns ein Sinnbild sieghaften zukunftsfrohen Lebens, das wir nach aller Todeserfahrung um so heißer und echter lieben wollen, ein Leben, das nur lebenswert ist, wenn es lichtstrahlend rein und liebeswarm ist“.

Während Reuber die Kriegsgefangenschaft selbst nicht überlebte, gelangte das Bild mit einem der letzten Flugzeuge, einer JU 52 Transportmaschine, durch einen schwer verwundeten Offizier in die Hände der Familie im Pfarrhaus Wichmannshausen, Kreis Eschwege in Deutschland. [3] Die Familie übergab es am 26. August 1983 auf Anregung von Bundespräsident Karl Carstens der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Dort hängt es zur Anregung für Gedenken und Gebet und zur Erinnerung an die Gefallenen und Mahnung zum Frieden.

Zweitfassung: Gefangenen-Madonna

Um die Weihnachtszeit 1943, also etwa ein Jahr später, malte Kurt Reuber in einem Kriegsgefangenenlager in Jelabuga, 1.000 Kilometer nordöstlich von Stalingrad, ein ähnliches Bild für die Gefangenenzeitung. Erneut entstand ein Bild von Mutter und Kind, die „Gefangenen-Madonna“. Auch diesmal gelang es, das Bild Wochen später an Kurt Reubers Frau zu übergeben, zusammen mit der Nachricht, dass Reuber nach schwerer Krankheit am 20. Januar 1944 im Lager gestorben sei.

Reproduktionen

In zahlreichen Kirchen in Österreich und Deutschland sind Reproduktionen dieses Bildes in den verschiedensten künstlerischen Techniken als Mahnung gegen den Krieg ausgestellt:

Deutschland

  • Berlin, Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche: Original
  • Bochum, Heimkehrerdankeskirche-Krypta: gestickt als Wandbehang
  • Denkendorf (Oberbayern), freistehendes Steinkreuz mit eingravierter stilisierter Madonna als Symbol des Friedens [4]
  • Diestedde, Vorplatz der Friedhofskapelle: Statue
  • Dornburg/Westerwald, Jugendhaus Dornburg, Bildkopie
  • Fulda, Kirche St. Andreas in Fulda-Neuenberg: geschnitzt als Relief
  • Hermeskeil, auf einem Wiesenstück neben der Pfarrkirche St. Martin: Statue aus Sandstein (aufgestellt von Pfarrer Mohr, Stalingrad-Teilnehmer)
  • Kassel, Auferstehungskirche, Tauf-, Konfirmations- und Traukirche von Kurt Reuber (Kopie)
  • Bad Kohlgrub, Kriegergedächtniskapelle im Kurgarten: Reproduktion von Hans Seitfudem (1992)
  • Königswinter, Gedenkhalle auf der Kriegsgräberstätte in Königswinter-Ittenbach
  • Külsheim, In der Strassenkapelle, Tonrelief
  • Meersburg, kleine vergitterte Kapelle „Zum Frieden“ am Wegesrand des Spazierweges „Am Rosenhag“ vor der Einmündung in die Töbelestraße: Kopie in Form eines Gobelins durch die russische Künstlerin Elena Kikopule
  • Niedergailbach, Marienkapelle: geschnitzt als Statue
  • Oberroth (Gemeinde Schwabhausen, Landkreis Dachau), Waldkapelle: Bildkopie
  • Rottweil, Ortsteil Hausen, Kapelle am Bollerhofwald, Halbrelief von Maria Klaiber-Kasper
  • Wellendorf, Pfarrkirche St. Barbara: Relief in Silber-Ätztechnik
  • Wiesbaden, Kirche St. Marien Wiesbaden-Biebrich, Bildkopie
  • Wichmannshausen, Kirche, ehemalige Pfarrstelle von Kurt Reuber, Bildkopie
  • Wismar, Heiligen-Geist-Kirche, Skulptur aus Elbsandstein

England

Österreich

Russland

Sonstige Verwendung

  • Das Bild wird zudem im Wappen des Lazarettregiments 21 in Rennerod des Sanitätsdienstes der Bundeswehr verwendet.

Literatur

  • Martin Kruse (Hrsg.): Die Stalingrad-Madonna. Das Werk Kurt Reubers als Dokument der Versöhnung. 3. Auflage. Lutherisches Verlagshaus, Hannover 1996. ISBN 3-7859-0643-9

Einzelnachweise

  1. Original und Gedenktafel in der Berliner Gedächtniskirche
  2. Gedenktafel in der Berliner Gedächtniskirche
  3. Infotafel in der „Kapelle zum Frieden“ in Meersburg mit Kopie der Stalingradmadonna
  4. Jörg Raab: Die Toten verpflichten die Lebenden - ein besonderes Jubiläum. In: Stimme & Weg, 4/2010, S. 29

Weblinks

Siehe auch


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