Südtiroler-Siedlung

Südtiroler-Siedlung
Südtiroler-Siedlung in Bludenz, dahinter Fatima-Kirche (Blick vom Muttersberg)
Südtiroler-Siedlung in Bludenz
Südtiroler-Siedlung in Lochau

In Südtiroler-Siedlungen wurden Anfang der 1940er Jahre im Deutschen Reich (Deutschland und Österreich) Wohneinheiten in einheitlicher Bauweise für die zugezogenen Südtiroler errichtet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Adolf Hitler und der italienische Faschistenführer Benito Mussolini schlossen 1939 ein Abkommen („Hitler-Mussolini-Abkommen“):
Es zwang die Südtiroler, sich zu entscheiden, ob sie

  • unter den Bedingungen des italienischen Faschismus in Südtirol bleiben
  • oder in das Deutsche Reich auswandern wollen.

In der Zeit zwischen 1939 und 1943 wird diese Wahlmöglichkeit als „Option in Südtirol“ bezeichnet, in welcher die nicht-italienischsprachigen Südtiroler (deutsch- und ladinischsprachig) nach Deutschland oder Österreich auswanderten („Optanten“) oder in Südtirol blieben („Dableiber“).[1]

80 Prozent (das waren 166.488 Südtiroler) entschieden sich für die Option – und bis Kriegsende wanderten etwa 75.000 von ihnen aus.[2] So wurden etwa 11.000 von ihnen in eilends errichteten Wohnsiedlungen in Vorarlberg untergebracht.

Diese Siedlungen stehen bis heute in den größeren Gemeinden und Städten Österreichs und sind als „Südtiroler-Siedlungen“ bekannt. Im Zusammenhang mit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde diese Bauentscheidung nur für die Ostmark getroffen. Die genaue Erforschung der Umstände steht noch aus.

Standorte

Die Liste der Orte mit Südtiroler-Siedlung soll einen Überblick zu den Standorten von Südtiroler-Siedlungen erbringen.

Viele der Südtiroler-Siedlungen in Vorarlberg und Tirol wurden vom Stuttgarter Architekten Helmut Erdle (1906–1991) mitgeplant:
Beteiligung an Planung und Ausführung von Siedlungen für Südtiroler in Kematen, Landeck-Perjen, Landeck-Zams, Jenbach, Imst, Telfs, Schwaz, Kufstein, St.Johann, Reutte, Hall, Bregenz-Lochau, Götzis, Völs, Wattens, Brixlegg, Pfunds, Flirsch, Jochberg, Wörgl und Kramsach.

  • 1938–39 tätig im Heimstättenamt in Wien
  • 1939–43 tätig im Heimstättenamt in Innsbruck, Leiter der Planungsabteilung [3]

Das Reichsheimstättenamt war eine Organisation der Deutschen Arbeitsfront, siehe dazu der auch aus Stuttgart kommende Architekt Julius Schulte-Frohlinde, ab 1934 unter Albert Speer stellvertretender Leiter der Bauabteilung der DAF, ab 1936 der Leiter, und ihm sind auch die Planungsabteilungen des Reichsheimstättenamtes unterstellt.

Burgenland

Niederösterreich

Oberösterreich

Salzburg

Steiermark

Tirol

Vorarlberg

Die 1939 neu gegründete Vorarlberger gemeinnützige Wohnungsbau- und Siedlungsgesellschaft m.b.H. Vogewosi wurde als Bauträger der sogenannten Südtiroler Volkswohnbauten im Land Vorarlberg beauftragt, wobei insgesamt 2300 Wohnungen geplant waren. [18]

  • Lustenau Heimkehrerstraße 1-9, 11, 13, 15, Bahnhofstraße 16, Hinterfeldstraße 6, 8, 12: Von 150 geplanten Wohnungen wurden 101 Wohnungen bei der Bahnhofsstraße fertiggestellt, und 1941 vom Bürgermeister mit der Bezeichnung Heimkehrerstraße betitelt, eine Bezeichnung, die die Wohnanlage noch immer hat.[22]

Literatur

  • Hans Glaser: Neue Dorfstruktur - Weiterentwicklung einer bewährten Wohnform, Forschungsarbeit zum Bebauungskonzept der Siedlungsform der "Südtiroler Siedlung" in Kematen, Selbstverlag Aldrans 2004.[23]

Einzelnachweise

  1. Onlineauftritt BMI Markus Barnay: Vorarlberg-Leitfaden. Was Staatsbürgerschaftswerber über unser Land wissen sollten, Bregenz 2006. Seite 11 (PDF).
  2. STANDARD-Wohnsymposium
  3. Helmut Erdle (PDF; 689 kB)
  4. Bernd Zimmermann: Die Südtiroler Siedlung in Oberwart, in: Österreich in Geschichte und Literatur, 35. Jg. 1991, Heft 5b-6, S.430
  5. Alfred Englisch, Günter Hollaus und Karl Kleibl: 90 Jahre Südtirolersiedlung in Mistelbach 1916–2006
  6. Onlineauftritt Pongauer Nachrichten Südtiroler Trachtengruppe St. Johann Herzjesufest 2007
  7. Schwarzach im Pongau
  8. Onlineauftritt teens_open_space DER FREIRAUMPLAN FÜR BRUCK/MUR - "SOZIALE VORRANGFLÄCHEN" – FREIRAUMPLANUNG IM INTERESSE DER JUGENDLICHEN Endbericht 2001
  9. Adolf Leidlmair: Die Bevölkerungsentwicklung und ethnische Struktur Südtirols seit 1918, in: Österreich in Geschichte und Literatur, 34. Jg. 1990, Heft 5b-6, S. 352ff.
  10. Architektenlexikon
  11. Onlineauftritt Universität Innsbruck Innsbruck: Kennen Sie diese Gebäude? Die „Sondermaßnahme S“
  12. Onlineauftritt Kematen in Tirol Oskar Pielmeier: Kematen in der Geschichte - Südtiroler Aussiedler
  13. Onlineauftritt fraunhofer Informationszentrum Raum und Bau Hans Glaser: Neue Dorfstruktur - Weiterentwicklung einer bewährten Wohnform, Selbstverlag Aldrans 2004
  14. http://www.rz.uni-karlsruhe.de/~saai/pdf/saai2.pdf Notizen aus dem Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau an der Universität Karlsruhe (Seite 6)
  15. Stadtgemeinde Lienz (Seite 4/4)
  16. Wernher Freiherr von Braun (1912–1977) in der Hand der US-Streitkräfte: mit eingegipstem Arm in der Südtiroler-Siedlung in Reutte, Foto Mai 1945
  17. Onlineauftritt Der Standard Hannes Schlosser: Mut zum Abriss und zur Dichte - Die Südtiroler Siedlung in Telfs, 28. Juni 2006
  18. Wolfgang Scheffknecht: 100 Jahre Marktgemeinde Lustenau 1902 bis 2002. Eine Chronik; S. 240, Marktgemeinde Lustenau 2003, ISBN 3-900954-06-2.
  19. Günther Rau: Bodensee-Bibliographie 1998 PDF Seite 117 Peter Bußjäger, Josef Concin, Karl Gerstgrasser: Die Bludenzer Südtiroler-Siedlung und ihre Bewohner. Zur Entstehung und Sozialgeschichte eines Stadtteils, Geschichtsverein Region Bludenz 1998, Bludenzer Geschichtsblätter 43/45.
  20. Lexikon Dornbirn: Südtirolersiedlungen Sala, Kehlen, Egeten und Rüttenersch
  21. Götzis Im Juli 1941 treffen 200 Südtiroler Umsiedler in Götzis ein, die Südtiroler Siedlung wird errichtet.
  22. Vogewosi Wohnanlage 818/Lustenau-Heimkehrerstraße
  23. Onlineauftritt fraunhofer Informationszentrum Raum und Bau

Weblinks


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