- Thüringer Travertin
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Der Langensalzaer Travertin ist im Jahre 2008 der einzige Thüringer Travertin, der im Thüringer Becken in einem im Jahre 2008 betriebenen Steinbruch gewonnen wird. Er kommt in der Nähe der Stadt Bad Langensalza im Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen vor und entstand in zwei Phasen vor 125.000 Jahren im Mittelpleistozän und vor 10.000 Jahren im Holozän.
Inhaltsverzeichnis
Vorkommen des Thüringer Travertins
Die bedeutendsten Vorkommen des Thüringer Travertins liegen im Unstruttal bei Bad Langensalza, Mühlhausen, Gräfentonna, Greußen und Klingen. Weitere Lagerstätten befinden sich bei Mühlberg südöstlich von Gotha, bei Kindelbrück, Bad Tennstedt, Klein-Ballhausen, im Ilmtal bei Ehringsdorf, Taubach und Weimar und bei Jena in den Orten Engerda, Winzerla sowie Leutra.
Das Vorkommen des Langensalzaer Travertins im Salzatal führt Gesteinsbänke in einer Mächtigkeit von 0,65 bis 2,10 Meter. Im Unstruttal liegt die Bankhöhe bei 3 Metern. Das Vorkommen liegt relativ oberflächennah und kann ohne größere Probleme abgebaut werden.
Langensalzaer Travertin
Entstehung und Gesteinsbeschreibung
Bei den Travertinen handelt es sich um Süßwasserkalksteine, während die anderen Kalksteine in Salzwassern gebildet wurden. Dieser Travertin lagerte sich auf dem Boden eines eiszeitlichen Binnensees ab. Langensalzaer Travertin entstand durch Ausfällungsprozesse aus kalkhaltigen Wassern, wobei die abgestorbene Tier- und Pflanzenwelt zu festen Kalksteinen versteinerte.
Dieser Travertin ist hellgelblich bis bräunlich gefärbt und ist wie alle Travertine sehr porös.
Gewinnung und Verwendung
Gewonnen wird dieser Travertin mit der sogenannten Schräme, einer fahrbaren Kettensäge, die die Rohblöcke aus dem Gesteinsvorkommen sägt. Dieser Travertin wird nach seiner Gewinnung weiter zu Mauersteinen, profilierten Gesimsen und Fassadenplatten mittels Steinsägen für die jeweiligen Zwecke aufs Maß gesägt. Travertine können, um die teilweise großen Poren zu schließen, gespachelt werden. Sie werden aber auch ungespachtelt verbaut. Beim Aufsägen der Rohblöcke mit Gattersägen können sie gegen das Lager aufgesägt werden, wenn die Ablagerungsstruktur als Bänderung oder Streifung erkennbar werden soll. Beim Aufteilen mit dem Lager entstehen dichtere Oberflächen mit geringerem Porenvolumen ohne erkennbare Bänderung oder Streifung. Bruchfrisch lässt sich Travertin leicht handwerklich bearbeiten, da er in diesem Zustand relativ weich ist. Nach dem Aushärten ist Travertin frostfest und teilpolierfähig. Die Politur im Freien lässt unter den derzeitigen Wetterverhältnissen relativ schnell nach. Es entsteht eine graue Patina, die nicht störend ist.
Verwendet wurde Langensalzaer Travertin erstmals am Kloster Homburg um 800, das Karl der Große gestiftet haben soll und der Westflügel des Schlosses Dryburg, der 1011 als Sitz der Herren von Salza erbaut wurde[1]. Seit dem 12. Jahrhundert wurde dieser Travertin an zahlreichen historischen Gebäudwerken, wie z. B. an der Marktkirche St. Bonifacii, für die Kursächsische Ganzmeilensäule und für den Kursächsischen Viertelmeilenstein in Bad Langensalza verbaut. Die Stadtmauer von Bad Langensalza wurde im 13./14. Jahrhundert und das Rathaus (1752) mit Werksteinen aus Travertin aufgebaut.
In Mühlhausen, einem Ortsteil von Bad Elster entstand die Marienkirche aus dem 13. Jahrhundert. Das Rathaus in Berlin-Charlottenburg, die Fassade der Bosch AG (1916/17), das Nordsternhaus in Berlin-Schöneberg (1912) in Berlin und das Verwaltungsgebäude der Sektkellerei Henkell & Söhnlein (1907-1909) in Wiesbaden sind aus diesem Travertin. 1929 baute Mies van der Rohe den deutschen Pavilliion unter Verwendung des Langensalzaer Travertins auf der Weltausstellung in Barcelona. beim Erweiterungsbau der Alten Reichskanzlei (1928-1930) wurde die Fenstergewände aus diesem Travertin eingebaut. Der Tauentzien-Palast wurde teilweise mit Langensalzaer Travertin verkleidet wie auch das Faber-Hochhaus im Magdeburg.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Langensalzaer Travertin 1950/51 für das Planetarium in Stalingrad (Wolgagrad) geliefert und vor allem im Rahmen des fünfjährigen Nationalen Aufbauprogramms der DDR von 1951 von wurde Langensalzaer Travertin verwendet, wie z. B. für die Sporthalle an der Stalinallee in Berlin und beim Wiederaufbau des Bahnhofs in Magdeburg. In der DDR wurde das Gestein bis zur Phase der Kunststeinproduktion anstelle von Naturstein häufig verwendet, nach der Wende und in jüngster Zeit, im Jahre 2008, wird es wieder häufig nachgefragt[2].
Literatur
- Ester Helena Arens: Steine mit Geschichte. 100 Jahre Traco Deutsche Travertin Werke 1907-2007, hrsg. v. d. Traco GmbH, Rockstuhl Bad Langensalza, Bad Langensalza 2007.
- Karlfriedrich Fuchs: Natursteine aus aller Welt; entdecken, bestimmen, anwenden. Callwey, München 1997, Blatt. 233.
- W. Dienemann und O. Burre: Die nutzbaren Gesteine Deutschlands und ihre Lagerstätten mit Ausnahme der Kohlen, Erze und Salze, Enke-Verlag, Stuttgart 1929, S. 429ff.
Weblinks
- Fotos von Thüringer Travertin auf den Webseiten des Steinbruchbetreibers Traco, Langensalza
Einzelnachweise
51.10381810.633585Koordinaten: 51° 6′ 13,7″ N, 10° 38′ 0,9″ O
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