- Bad Tennstedt
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Wappen Deutschlandkarte 51.15388888888910.837222222222172Koordinaten: 51° 9′ N, 10° 50′ OBasisdaten Bundesland: Thüringen Landkreis: Unstrut-Hainich-Kreis Verwaltungs-
gemeinschaft:Bad Tennstedt Höhe: 172 m ü. NN Fläche: 27,27 km² Einwohner: 2.525 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 93 Einwohner je km² Postleitzahl: 99955 Vorwahl: 036041 Kfz-Kennzeichen: UH Gemeindeschlüssel: 16 0 64 004 Stadtgliederung: Verwaltungsgemeinschaft mit 13 Gemeinden Adresse der
Stadtverwaltung:Markt 1
99955 Bad TennstedtWebpräsenz: Bürgermeister: Jörg Klupak Lage der Stadt Bad Tennstedt im Unstrut-Hainich-Kreis Bad Tennstedt ist eine kleine Kurstadt im Unstrut-Hainich-Kreis im Norden Thüringens und Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Bad Tennstedt, der weitere zwölf Gemeinden angehören.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Bad Tennstedt liegt im westlichen Teil des Thüringer Beckens etwa 20 km nordwestlich von Erfurt inmitten eines landwirtschaftlich geprägten Gebiets. In der Umgebung der Stadt gibt es einige schwefelhaltige Quellen, deren Wasser seit 1812 als Heilmittel im Kurbetrieb genutzt wird.
Geschichte
Zahlreiche Funde auf dem Gebiet von Bad Tennstedt deuten darauf hin, dass hier bereits seit der Jungsteinzeit Menschen siedelten.[2] Seit 1875 fanden dazu immer wieder auch systematische archäologische Grabungen statt. So fand man einen 1888 abgetragenen Grabhügel auf dem Kalkhügel im Flurstück Am Gericht, in dem eine junge Frau in gestreckter Rückenlage bestattet war. Zu den Funden gehörten Keramikreste und Bruchstücke von Wendelringen sowie Bernsteinschmuck.[3]
Die günstige und strategische Lage von Tennstedt untermauert die Überlieferung, dass im frühen Mittelalter ein Königshof bestanden hat. Es wird auch angenommen, dass sich aus dem Hof zwei Befestigungsanlagen entwickelten, die sich auf zwei benachbarten Anhöhen links und rechts der Straßenausgänge gen Norden befanden. Die Tennstedter Wasserburg hatte ihre Bedeutung durch die Verbindungsstraße Eisenach–Weißensee–Neuenburg zu verdanken, denn sie war für den Landgrafen von Thüringen der Hauptverbindungsweg zu seinen Sitzen. Von den Tennstedter Burgen sind kaum noch Spuren zu finden, da die Steine zum Bau der Stadtmauer verwendet wurden.[4]
Erste urkundliche Erwähnung findet der Ort in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 772, nach der das Gut von einem Geistlichen Alwahlah an das Kloster Fulda vermacht wird. Aus dem Jahr 775 ist eine Schenkungsurkunde Karls des Großen an das Kloster Hersfeld bezeugt.
Seit dem 13. Jahrhundert verfügt Tennstedt über eine städtische Verfassung. 1419 erhielt die Vorstadt Osthöfen ebenfalls die Stadtrechte. Die Stadtmauer mit vier Toren – heute ein Wahrzeichen der Stadt – wurde erst in der Zeit von 1448 bis 1483 erbaut, bei ihrer Fertigstellung war sie bereits militärtechnisch veraltet. Tennstedt war vom 14. bis 17. Jahrhundert eine der fünf Waidstädte Thüringens, die das Recht hatten, mit Färberwaid zu handeln, der den wichtigen Farbstoff Indigo für die Textilproduktion lieferte. Als Teil des Kurfürstentum Sachsens wird die Stadt 1657 zum Sitz einer Kreisverwaltung bestimmt. Große Not verursacht die Stationierung von Besatzungstruppen im Siebenjährigen Krieg. 1800 wurde in Tennstedt eine Salpeterhütte errichtet, 1828 eine Papierfabrik. 1811 verhalf die Entdeckung einer Schwefelquelle der Stadt zu bedeutendem Aufschwung. 1812 wurde ein Kurpark angelegt und das erste Badehaus eröffnet. Der Kurbetrieb setzte ab 1813 ein. Johann Wolfgang von Goethe traf 1816 auf der Durchreise nach Baden-Baden, wo er eine Kur antreten wollte, in der Stadt ein.[5] Erst zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden Anstrengungen unternommen, den Ort durch den Bau weiterer Kureinrichtungen und Pensionen attraktiver zu machen, die typische Bäderarchitektur blieb aber auf die Kurstraße beschränkt.[6]
Politik
Bürgermeister
Der ehrenamtliche Bürgermeister Jörg Klupak (SPD) wurde am 6. Juni 2010 wiedergewählt.[7]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bad Tennstedt war im Mittelalter eine bedeutende Waid-, Ackerbürger- und Handelsstadt mit Handelswegen in Richtung Leipzig, Kassel und Frankfurt am Main an einer nördlichen Alternativroute zur Via regia. Einen Niedergang erlebte Tennstedt, ähnlich wie die Nachbarstädte Thamsbrück und Weißensee, vom 17. bis ins 19. Jahrhundert, als die Bedeutung der Landwirtschaft im Allgemeinen und des Waidanbaus im Speziellen zurückgingen und sich die Verkehrsströme verlagerten. So weist Bad Tennstedt heute noch im Wesentlichen das Stadtbild des 16. Jahrhunderts auf.
Im Stadtzentrum liegt der relativ große Dreiecksmarkt, den historische Handelswege in östlicher Richtung nach Weißensee und zwei in westlicher Richtung nach Bad Langensalza und Mühlhausen verlassen. In der Mitte des Marktplatzes liegt das stattliche Rathaus mit Turm von 1598. Im Südwesten der Stadt befindet sich ein Hügel, auf dem die gotische Stadtkirche sowie die Fronveste stehen. Die Stadtkirche trug einst das Patrozinium des heiligen Wigbert und ist heute der heiligen Dreifaltigkeit geweiht. Teile des Chores stammen von 1418, der Rest entstand im Wesentlichen beim Wiederaufbau zwischen 1652 und 1659, nachdem die Kirche 1636 abgebrannt war. Mit ihren beiden gotischen Türmen mit barocken Hauben prägt sie das Stadtbild.
Die Fronveste liegt hinter der Kirche, von ihr sind ein Wehrturm und einige kleine Gebäude erhalten. Sie entstand um 1465 als Gefängnis und beherbergt heute das Stadtmuseum. Eine Wasserburg bestand östlich von Tennstedt, bis sie 1484 von der Stadt gekauft und als Steinbruch verwendet wurde. Umgeben ist die Stadt von einer Stadtmauer (entstanden zwischen 1443 und 1489 anstelle einer älteren Befestigung), von der Teile im Westen und Osten, einige Wehrtürme sowie das Osthöfer Tor erhalten sind. Das Osthöfer Tor von 1448 mit einem Dachaufbau von 1579 ist heute eines der Wahrzeichen Bad Tennstedts.
Östlich vor der Stadt lag die Vorstadt Osthöfen, die 1419 ebenfalls zur Stadt erhoben, jedoch niemals befestigt wurde. In diesem Bereich liegen zwei weitere Kirchen mittelalterlichen Ursprungs, zum einen die Nikolaikirche aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, die heute als Friedhofskirche dient, zum anderen die Heiliggeistkirche, die zum mittelalterlichen Hospital der Stadt gehörte. Sie wurde 1506 erstmals urkundlich erwähnt und ist heute die katholische Pfarrkirche der Stadt.
Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Bürgerhäuser der Renaissance in der Altstadt sowie der Kurpark im Nordosten der Stadt mit verschiedenen Anlagen für Kaltwasserkuren.
Städtepartnerschaften
Die Stadt Bad Tennstedt hat eine Städtepartnerschaft zu Bad Salzschlirf, die Verwaltungsgemeinschaft hat partnerschaftliche Kontakte nach Stromberg (Hunsrück), Bernkastel-Kues und Koźmin Wielkopolski.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Justin Bertuch (1564–1626), Pädagoge
- Christoph Schmidt (1629–1676), Kaufmann und Ratsherr, Urgroßvater von Friedrich Gottlieb Klopstock
- Ernst Friedrich Meurer (1660–1722), königlich-polnischer und kurfürstlich-sächsischen Rat und Oberamtmann des Thüringischen Kreises
- Johann Friedrich Christoph Ernesti (1705–1758), Theologe
- Johann August Ernesti (1707–1781), Pädagoge, Philologe und Theologe
- Sigmund Bergmann (1851–1927), Erfinder und Unternehmer
- Christel Riemann-Hanewinckel (* 1947), Politikerin (SPD)
Personen, die mit Tennstedt in Verbindung stehen
- Johann Christoph Ernesti (1662–1722), Theologe
- Johann Christian Ernesti (1695–1769), Theologe
- Christian Andreas Siber (1662–1704), Pädagoge und Theologe
- Friedrich von Hardenberg (Pseudonym Novalis) war 1794–1796 in Tennstedt im kursächsischen Verwaltungsdienst beschäftigt.
- Coelestin August Just (1750−1822), Kreisamtmann von Tennstedt; Vorgesetzter, Freund und Biograph von Novalis
- Johann Wolfgang von Goethe kurte 1816 in Tennstedt, daran erinnert heute das Goethehaus.
Einzelnachweise
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
- ↑ Seiten zur Ur- und Frühgeschichte von Bad Tennstedt auf der Website des Kultur- und Heimatvereins Bad Tennstedt, abgerufen am 1. Januar 2011
- ↑ Michael Köhler: Heidnische Heiligtümer. Jenzig-Verlag, 2007, ISBN 978-3-910141-85-8, S. 137.
- ↑ M. Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 245/246.
- ↑ Ein Radbruch nahe der Stadt zwang ihn jedoch zur Rast und dabei erfuhr er von der erst kürzlich eröffneten Kureinrichtung, Goethe unterließ die Weiterreise und blieb weitere fünf Wochen in Tennstedt.
- ↑ Hans Joachim Kessler; Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen (Hrsg.): Heilendes Wasser und sprudelnde Quellen. Begegnungen mit historischen Bädern in Thüringen. E. Reinhold Verlag, Altenburg 2001, ISBN 3-910166-44-X, Bad Tennstedt, S. 46-51.
- ↑ Kommunalwahlen in Thüringen am 6. Juni 2010. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 6. Juni 2010.
Literatur
- Hermann Wohlfarth: Tennstedt in Gegenwart und Vergangenheit - Chronik von den Anfängen bis 1899, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1899/2004, ISBN 978-3-936030-63-1
- Willi Schirmer u. a.: 1180 Jahre Bad Tennstedt. Bad Tennstedt, Kulturbund, 1955.
- Kurt Heinz: Bad Tennstedt - Die Geschichte der Kurstadt in Thüringen 1899-2006, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2007, ISBN 978-3-936030-36-5
Weblinks
Commons: Bad Tennstedt – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Tennstat in der Topographia Superioris Saxoniae (Matthäus Merian) – Quellen und VolltexteStädte und Gemeinden im Unstrut-Hainich-KreisAltengottern | Anrode | Bad Langensalza | Bad Tennstedt | Ballhausen | Blankenburg | Bothenheilingen | Bruchstedt | Dünwald | Flarchheim | Großengottern | Großvargula | Haussömmern | Herbsleben | Heroldishausen | Heyerode | Hildebrandshausen | Hornsömmern | Issersheilingen | Kammerforst | Katharinenberg | Kirchheilingen | Kleinwelsbach | Klettstedt | Körner | Kutzleben | Langula | Lengenfeld unterm Stein | Marolterode | Menteroda | Mittelsömmern | Mühlhausen/Thüringen | Mülverstedt | Neunheilingen | Niederdorla | Oberdorla | Obermehler | Oppershausen | Rodeberg | Schlotheim | Schönstedt | Sundhausen | Tottleben | Unstruttal | Urleben | Weberstedt | Weinbergen
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