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Tinizong-Rona Basisdaten Kanton: Graubünden Bezirk: Albula BFS-Nr.: 3541 PLZ: 7453 Tinizong
7454 RonaKoordinaten: (766919 / 161435)46.5833349.616671232Koordinaten: 46° 35′ 0″ N, 9° 37′ 0″ O; CH1903: (766919 / 161435) Höhe: 1'232 m ü. M. Fläche: 54.30 km² Einwohner: 360
(31. Dezember 2007)[1]Tinizong, Ansicht von Süden Karte Tinizong-Rona ist eine politische Gemeinde im Kreis Surses, Bezirk Albula des Kantons Graubünden in der Schweiz.
Die Gemeinde entstand am 1. Juli 1998 durch den Zusammenschluss der früher selbständigen Gemeinden Tinizong (dt. und bis 1943 offiziell Tinzen, anschl. bis 1944 offiziell Tinizun) und Rona (dt. und bis 1943 offiziell Roffna). Die Gemeindeverwaltung befindet sich in Tinizong.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die Gemeinde liegt inmitten der Talschaft Oberhalbstein im Bereich der bewaldeten Gefällsstufe, welche die beiden Talabschnitte Surgôt und Sotgôt voneinander trennt. Die Talstrasse fällt ab der Gemeindegrenze auf etwa 2 km um lediglich 13 m bis zum Dorf Rona (1410 m ü. M.), dann in der auf einen prähistorischen Bergsturz zurückgehenden Steilstufe um 180 m bis Tinizong (1232 m), anschliessend auf 2 km wieder nur um 25 m.
Das Gemeindegebiet umfasst einen Ausschnitt des annäherend in Süd-Nord-Richtung verlaufenden, von der Julia durchflossenen Haupttales sowie das etwa 8 km lange rechte Seitental Val d'Err. Auf der rechten Talseite erstreckt sich das Territorium bis zur Wasserscheide gegen Oberengadin und oberes Albulatal. Hier zieht die Gemeindegrenze über die markanten Gipfel von Corn da Tinizong (dt. Tinzenhorn, 3172 m), Piz Ela (3339 m), Piz Val Lunga (3078 m), Piz Salteras (3111 m), Piz Bleis Marscha (3128 m), Piz Laviner (3137 m), Piz Jenatsch (3250 m) bis zum Piz d'Err (3378 m, höchster Punkt der Gemeinde). Zum kleineren linksseitigen Teil des Gemeindegebiets gehört der untere Abschnitt des Seitentals Val da Livizung.
Das langgestreckte Strassendorf Tinizong liegt leicht erhöht am rechten Ufer der Julia. Das Dorf Rona besteht aus zwei Teilen: Rieven an der Julia und dem höher gelegenen Kirchdorf Ruegna (auch Oberrona genannt). Oberrona gehörte bereits vor dem Gemeindezusammenschluss zur politischen Gemeinde Tinizong. Die politische Gemeinde Rona - welche in der fusionierten Gemeinde lediglich 11 % der Fläche ausmacht - bestand also nur aus Rieven, und die Gemeindegrenze verlief mitten durch das Dorf. Rieven, die jüngste der Ortschaften, entstand erst im 17. Jahrhundert, als das von Rüfen bedrohte und teilweise zerstörte Livizung aufgegeben und die Ansiedlung verlegt wurde.
Ausser den Dorfsiedlungen gehören zur Gemeinde die Häusergruppen Mulegn und Vardaval an der Hauptstrasse, das Maiensäss Pensa im Val d'Err sowie mehrere Alpsiedlungen.
Im Jahr 1997 wurden 32.5 % der Gemeindefläche landwirtschaftlich genutzt, der Wald nahm 25.8 % ein, die Siedlungen 1.1 %. Als unproduktiv galten 40.6 %.
Nachbargemeinden sind Savognin, Filisur, Bergün/Bravuogn, Bever (Exklave), Sur und Mulegns.
Geologie
Wie Grabungen zeigten, wurden die reichen Mineralvorkommen im Oberhalbstein bereits während der Eisenzeit genutzt. In den Gruben Parsettens im Val d'Err und Falotta (auf Gemeindegebiet Sur knapp jenseits der Gemeindegrenze) wurde in verschiedenen Epochen Manganerz abgebaut. Ihre Blütezeit erlebten die Erzgruben in den beiden Weltkriegen. Von 1916 bis 1919 wurden 1764 Tonnen, von 1942 bis 1945 sogar 4275 Tonnen Erz gefördert. Neben dem Hauptmineral Braunit finden sich viele weitere manganhaltige Mineralien, unter ihnen die hier entdeckten Tinzenit, Parsettensit, Sursassit und Grischunit.
Am nahegelegenen Tinzenhorn und dem Piz Mitgel (im Parc Ela) wurden 2007 Saurierspuren entdeckt, welche als die weltweit ältesten ihrer Art (Sauropoden) gelten.[2]
Geschichte
Bereits in einem römischen Strassenverzeichnis aus dem 3. Jahrhundert wurde Tinizong als Tinnetione erwähnt. Im Mittelalter besass der Ort als Haupt der Port Tinzen und Sust (Umladeplatz) an der Septimer- und Julierroute eine herausgehobene Stellung.
Tinizong und Rona gehörten zum Gericht Oberhalbstein und waren damit Teil des Gotteshausbundes. Rona löste sich erst 1851 aus dem Verbund mit Mulegns und Sur, erhielt aber bei der Aufteilung das kleinste Gebiet mit nur wenigen Alpweiden. Ein erster Anlauf zur Fusion der beiden Gemeinden Tinizong und Rona scheiterte 1910.
Wappen
Beschreibung: Geteilt von Rot und Silber, in Rot zwei gekreuzte brennende silberne Kerzen, überhöht von silberner Mitra mit blauem Besatz, in Silber schwarzes Antoniuskreuz. Das Wappen verbindet Bestandteile der Wappen der bisherigen Gemeinden:
Wappen der früheren Gemeinde Tinizong: In Rot zwei gekreuzte brennende silberne Kerzen, überhöht von silberner Mitra mit blauem Besatz.Ein Gemeindestempel zeigt die Figur des Heiligen Blasius, des Patrons der Kirche, während für das Wappen sein Attribut gewählt wurde.
Wappen der früheren Gemeinde Rona: Schrägrechts geteilt von Silber und Schwarz, in Silber ein schwarzer, rot bewehrter springender Steinbock; in Schwarz ein silbernes Antoniuskreuz. Der Steinbock und die Farben weisen auf den Gotteshausbund hin, das Antoniuskreuz auf den Patron der Pfarrkirche.
Bevölkerung
Jahr 1850 1900 1950 1980 2005 Einwohnerzahl Tinizong 413 408 409 303 353* Einwohnerzahl Rona 131 88 121 29 * mit Rona
Sprachen
Die Bevölkerung bestand bis zum Ersten Weltkrieg beinahe gänzlich aus Rätoromanen. 1880 waren es 94 %, 1910 sogar 96 % (Tinizong 96 %, Rona 98 %). Danach sank der Anteil der Rätoromanen bis 1941 nur auf 91 %. Bis 1970 erfolgte ein erster Einbruch der einheimischen Sprache. In Tinizong war der Anteil auf 80 %, in Rona auf 84 % gefallen. Seither erfolgt wegen Abwanderung und Sprachwechsel von Einheimischen ein massiver Rückgang der Rätoromanen (1970 330, 2000 185 Personen). Gleichzeitig wird das Deutsche immer stärker. Dies zeigt auch folgende Tabelle:
Sprachen in Tinizong-Rona Sprachen Volkszählung 1980 Volkszählung 1990 Volkszählung 2000 Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Deutsch 57 17,17 % 95 28,02 % 143 38,75 % Rätoromanisch 264 79,52 % 227 66,96 % 185 50,14 % Italienisch 7 2,11 % 6 1,77 % 12 3,25 % Einwohner 332 100 % 339 100 % 369 100 % Amtssprache ist das surmeirische Idiom des Rätoromanischen.
Herkunft und Nationalität
Von den Ende 2005 353 Bewohnern waren 301 (= 85 %) Schweizer Staatsangehörige.
Politik
Gemeinderat
Derzeitige Gemeindepräsidentin ist Maya Canonica-Reumer.
Gemeindekanzlist ist Mario Dosch.
Wirtschaft und Verkehr
In der Landwirtschaft waren 41 Personen tätig, im produzierenden Gewerbe 56 und im Dienstleistungssektor 18. An der Julia nahe dem Dorf Tinizong liegt ein Wasserkraftwerk des Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ). Im Jahre 2004 lieferte das im Lai da Marmorera gestaute Wasser 192.4 Gigawattstunden elektrische Energie. Obwohl die Gemeinde inmitten der Fremdenverkehrsregion Savognin-Bivio liegt, fehlen eigentliche touristische Einrichtungen, abgesehen von zwei kleineren Hotels und einer in den 1980er Jahren errichteten Ferienhaussiedlung.
Tinizong und Rona liegen an der Hauptstrasse 3 und werden durch die Postautolinie Chur - Lenzerheide - Savognin - Bivio erschlossen. Einzelne Kurse verkehren bis St. Moritz.
Sehenswürdigkeiten
- Katholische Pfarrkirche Son Plasch in Tinizong. Nachdem eine gotische Vorgängerkirche beim Dorfbrand 1610 beschädigt wurde, entstand der heutige Barockbau bis 1663 unter der Leitung des Baumeisters Paolo Torello aus Carona im Tessin. Stuckaturen und Deckenbilder im Chor aus der Bauzeit. Spätgotischer Flügelaltar aus Süddeutschland, signiert von Maler Jörg Kändel aus Biberach, 1512.
- Katholische Pfarrkirche Son Antieni in Rona. Äusserlich schlichter Bau von 1663. Hochaltar um 1760. Die barocke Orgel, 1677 in Trient gebaut, stand früher im Kloster Müstair und kam 1884 nach Rona.
- Mehrere Abschnitte des historischen Passwegs:
- zwischen Tinizong und Rona im Wald Gionda,
- südlich Rona am rechtsseitigen Hangfuss, mit Radspuren vermutlich aus römischer Zeit.
Weblinks
- Artikel Tinizong-Rona im Historischen Lexikon der Schweiz
- Artikel Tinizong im Historischen Lexikon der Schweiz
- Artikel Rona im Historischen Lexikon der Schweiz
- Tinizong-Rona auf Graubünden Online
- Die Mangangruben von Falotta und Parsettens
Einzelnachweise
- ↑ Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden
- ↑ swissinfo
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