Titus Maria Horten

Titus Maria Horten

Titus Maria Horten OP (* 9. August 1882 in Elberfeld, heute Stadtteil von Wuppertal; † 25. Januar 1936 in Oldenburg; bürgerlich Franz Aloysius Laurenz Friedrich Horten) war ein deutscher Dominikaner und katholischer Priester. Der Seligsprechungsprozess ist eingeleitet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gedänksäule für Titus M. Horten auf dem Gelände des Kollegs St. Thomas in Vechta

Franz Horten entstammt einer tiefreligiösen Familie. Er wurde als Sohn des seinerzeitigen Staatsanwalts und späteren Reichsgerichtsrats Anton Hubert Horten (1838–1903) und seiner Ehefrau Sidonie Sophie Eugenie, geb. Kreuser, geboren. Nach dem Tod des Vaters entschied sich die Mutter für den Frauenorden von der Heimsuchung Mariens. Einer seiner fünf Brüder wurde Priester, der ältere Paul Anton Carl Peter (1875–1925) trat mit dem Ordensnamen Timotheus Maria, wie später er selbst, den Dominikanern bei. Seine zwei Schwestern wählten ebenfalls Ordenstätigkeiten.

Getauft wurde er auf den Namen Franz. Er besuchte eine Volksschule in Frankfurt am Main und Leipzig, wo sein Vater am Reichsgericht arbeitete. Als Gymnasiast lernte er ab 1893 am Collegium Albertinum der deutschen Dominikaner in Venlo. Dort verbrachten bereits seine Brüder ihre Schulzeit. Aus gesundheitlichen Gründen legte er sein Abitur 1902 an der humanistischen Thomasschule zu Leipzig ab.[1] Er galt als durchschnittlicher Schüler.

Seine Mutter wünschte sich ein Theologiestudium des Sohnes. Aber es kam anders, er entschied sich für Englisch und Französisch und schrieb sich dafür an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig ein. Weitere Studienaufenthalte hatte er an der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster, der Universität Grenoble, der Universität London und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. 1909 promovierte er zum Dr. phil. mit einer Arbeit über Die Sprache Defoe's an der Universität Bonn. An seinem Promotionsort gründete er vermutlich die katholische Lateinvereinigung Vinzenzverein.

Nach ausgiebigen Überlegungen entschied er sich für das Mönchsein. 1909 wurde er Mitglied des Dominikanerordens in Vechta. Sein beträchtliches Erbe spendete er einem karitativen Zweck. 1910 begann er ein philosophisch-theologisches Studium am Dominikanerkloster in Düsseldorf. 1913 erfolgte das feierliche Gelübde. Im gleichen Jahr ging er nach Rom und wurde dort 1915 zum Priester geweiht. Danach reiste er zurück nach Düsseldorf und arbeitete im mittlerweile für Kriegsbeschädigte zum Lazarett umfunktionierten Kloster. 1917 legte er das Beichtexamen ab.

Dann wurde er als Lehrer an die Ordens-und Missionsschule der Dominikaner in Vechta, das heutige Kolleg St. Thomas in Füchtel versetzt. Seine pädagogische Arbeit begann er unter der Leitung seines Ordensbruders Laurentius Siemer. Er unterrichtete moderne Fremdsprachen und fungierte als Spiritual und Beichtvater. 1919/1920 und von 1921 bis 1927 war er Prokurator der Missionsschule. Von 1927 bis 1933 war er Prior des Klosters. Von 1923 bis zu seinem Tode war er Direktor des neu gegründeten Albertus Magnus Verlags. Dieser gab eine Ordenszeitschrift, religiöse Broschüren, Bücher und Kalender heraus. Zugleich war er ab 1927 Generalprokurator für die Chinamission des Ordens.

Mit dem Amtsantritt der Nationalsozialisten 1933 verschlechterte sich die Lage für der Orden erheblich. 1935 durchsuchte die Gestapo die Büroräume des Verlages. Nachdem Pater Laurentius Siemer in Köln und Thomas Stuhlweissenburg in Düsseldorf bereits zuvor in Haft gerieten nahmen sie auch Titus mit. Wegen angeblicher Devisenvergehen internierten sie ihn zunächst im Vechtaer Männergefängnis und später im Oldenburger Gerichtsgefängnis. Nach seiner dortigen Verurteilung am 4. November 1935 in einem Schauprozess (bei den sogenannten Devisenprozessen[2]), zu zwei Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 70.000 Reichsmark, konnte Horten zwar in einer Berufungsverhandlung einen der höchst seltenen Freisprüche während dieser Prozeßreihe gegen Priester erzielen, verstarb letztlich aber noch vor seiner Freilassung im Peter Friedrich Ludwigs Hospital unter ungeklärten Umständen, wahrscheinlich an der Kombination aus Isolationshaft und Mangelernährung. An seiner Beisetzung in Vechta nahmen rund 6.000 Gläubige teil.

Die katholische Kirche ehrt ihn heute am Tag seines Todes, der auch der Tag der Bekehrung des Apostels Paulus ist. Im Jahr 1948 eröffnete der Bischof von Münster Michael Keller sein Seligsprechungsverfahren. Der Heilige Stuhl im Vatikan prüft zur Zeit die Voraussetzungen. 2004 wurde ihm der heroische Tugendgrad attestiert. Damit darf er fortan Ehrwürdiger Diener Gottes genannt werden. 1954 wurden seine sterblichen Überreste vom städtischen Friedhof in die Dominikanerkirche in Füchtel umgebettet. Dieser Feierlichkeit wohnten rund 50.000 Menschen bei.

Ein weiterer Bruder von Titus war der Orientalist Max Horten. Zu seinen Neffen zählt der Kaufhausgründer Helmut Horten (sein Patenkind).[3]

Werke

  • Studien über die Sprache Defoe's. Dissertation, Hanstein Verlag, Bonn 1914.[4]
  • Auszüge aus Briefen des Dr. Titus M. Horten O. P. Albertus Magnus Verlag, Vechta 1937.

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Bautz: Titus Maria Horten. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 1068–1069.
  • Hans Schlömer: Horten, Franz (Pater Titus Maria O.P.). In: Hans Friedl, Wolfgang Günther, Hilke Günther-Arndt (Hg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Isensee-Verlag, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-135-5, S. 325 f. (Link zum PDF)
  • Michael Hirschfeld, Anna Maria Zumholz: Oldenburgs Priester unter NS-Terror 1932–1945. Herrschaftsalltag in Milieu und Diaspora. Aschendorff-Verlag Münster 2006. ISBN 3-402-02492-6, S. 286–299.
  • Ulrich Schulte (Hg.): P. Titus Horten OP. Ein Ordensmann im Dritten Reich. Reihe: Dominikanische Quellen und Zeugnisse, Band 12, St. Benno Verlag, Leipzig 2008, ISBN 3-7462-2419-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Richard Sachse, Karl Ramshorn, Reinhart Herz: Die Lehrer der Thomasschule zu Leipzig 1832–1912. Die Abiturienten der Thomasschule zu Leipzig 1845–1912. B. G. Teubner Verlag, Leipzig 1912, S. 106.
  2. Paulus Engelhardt, Willehad Paul Eckert: Die deutschen Dominikaner im "Dritten Reich" (PDF), S. 4.
  3. Bernt Engelmann: Die Macht am Rhein. Meine Freunde, die Geldgiganten. Der alte Reichtum. Band 1, W. Goldmann, München 1983, ISBN 3-442-06649-2, S. 85.
  4. Inhaltsverzeichnis der Studien über die Sprache Defoe's (PDF)

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