- Tróndur Patursson
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Tróndur Sverri Patursson (* 1. März 1944 in Kirkjubøur) ist ein färöischer Künstler, der auch als Abenteurer von sich Reden machte, welcher zusammen mit dem Iren Tim Severin wortwörtlich alle Sieben Weltmeere befuhr.
Neben seinen abstrakten Gemälden und Skulpturen gelten besonders seine Glasmalereien nicht nur auf den Färöern als besonders bedeutungsvoll, sondern auch in Dänemark, wo er hohe Anerkennung genießt. Sein Hauptwerk ist die komplette Innenausstattung und Glasmalerei der Kirche von Gøta an der er 1991 bis 1994 gearbeitet hat. Königin Margrethe von Dänemark ließ es sich nicht nehmen, der Einweihung persönlich beizuwohnen.
Inhaltsverzeichnis
Familie
Tróndur [ˈtɹœndʊɹ] wurde 1944 als Sohn des Königsbauern Jóannes Patursson junior († 1973) und dessen Frau Malan, geb. Hansen († 1983) geboren. Sein 15 Minuten älterer Zwillingsbruder Páll wurde als der Ältere Erbe des berühmten Kirkjubøargarður, wo einst sein Urgroßvater Jóannes Patursson senior Königsbauer war.
An seinem 40. Geburtstag 1984 heiratete er seine langjährige Lebensgefährtin, die Designerin Borgny Dam Jacobsen (* 1940 in Tórshavn). Sie wohnen in Kirkjubøur, wo sie sich 1976 bis 1979 ein eigenes Haus mit Atelier und Werkstatt bauten.
Tróndur Paturssons jüngerer Bruder Bjørn ist bekannt als der Königsbauer auf Koltur, wo er zusammen mit seiner Frau der einzige Bewohner ist.
Ausbildung
1951 bis 1958 bekam Tróndur Patursson auf dem elterlichen Hof täglichen Privatunterricht. Im Winter 1958/1959 war er einer der ersten Schüler an der Winterkunstschule von Ingálvur av Reyni und Janus Kamban in Tórshavn. In erster Linie lernte er bei av Reyni.
Von 1959 bis 1964 fuhr der junge Tróndur Patursson bereits zur See - die ersten drei Jahre auf verschiedenen Frachtern, danach als Fischer auf Trawlern, u.a. vor Grönland und Neufundland.
Sein künstlerisches Debüt war 1964 auf der Ólavsøkaausstellung in Tórshavn. Im selben Jahr nahm er auch an der Ausstellung Færøerne i Fokus (Färöer im Fokus) in der Nikolaikirche zu Kopenhagen teil. Dort besuchte er im Winter 1965/1966 Hans Christian Høyers Zeichenschule.
Nach seiner Rückkehr nach Kirkjubøur 1966 musste er sich um den elterlichen Hof kümmern, da sein Vater krank wurde, während Páll in Norwegen auf einer Landwirtschaftsschule studierte. Da Páll sich verpflichtet hatte, nach seiner Ausbildung auf einem norwegischen Betrieb weiter zu arbeiten, bat er seinen Zwillingsbruder, zu tauschen. So kam Tróndur an seiner Stelle nach Norwegen, wo er den Bildhauer Ståle Kyllingstad kennenlernte, dessen Mitarbeiter und Schüler er nebenbei wurde.
1967 bis 1969 bildete sich Tróndur Patursson an der Norwegischen Kunsthandwerksschule in Voss bei Bergen als Kunstschmied aus. Kyllingstad, für den er weiter arbeitete, riet ihm, an der Staatlichen Kunstakademie in Oslo weiter zu studieren, was er auch von 1969 bis 1973 tat.
Von 1969 datiert auch ein Stahlrelief im Sozialamt der Kommune Tórshavn. Es folgten 1972 eine Einzelausstellung im Kunstmuseum der Färöer und Ausstellungen in Oslo und Stavanger. Nach einer weiteren Separatausstellung im Tórshavner Kunstmuseum 1973 unternahm er eine Studienreise nach Südfrankreich.
Im selben Jahr noch ging es mit Kameraden von der Osloer Kunstakademie auf große Fahrt. Sie bauten sich eigens ein altes Segelschiff um, mit dem sie auf eine einjährige kulturhistorische Entdeckungsreise gingen, die sie von den Färöern über Norwegen, Schottland, Irland, die Biskaya, Nord-Spanien, Gibraltar, Andalusien, Marokko, Tunesien, Malta, Sizilien, Griechenland, die Türkei, Italien, Korsika, Sardinien, Mallorca, wieder nach Südspanien führte, wo sie das Schiff zurücklassen mussten.
Auf der Reise besuchten sie alle erdenklichen Ausstellungen, Sammlungen und Baudenkmäler vor Ort.
Der Abenteurer
Nach einer Ausstellung in Kopenhagen 1976 unternahm Tróndur Patursson seine erste Abenteuerreise mit Tim Severin: The Brendan Voyage die nachweisen sollte, dass es möglich war, mit einem Curragh (Fellboot), wie einst der legendäre St. Brendan von Irland über die Färöer und Island nach Neufundland zu fahren (siehe Navigatio Sancti Brendani). Am 16. Mai stachen sie von Brandon Creek aus in See. Die Reise verlief bis zu den Färöern ohne Probleme, musste aber am 16. Juli in Reykjavík abgebrochen werden, weil sich das Wetter verschlechterte.
Die zweite Etappe wurde dann auf 1977 verlegt und dauerte vom 7. Mai bis zum 26. Juni, wo sie von Reykjavík nach Peckford Island/Neufundland gelangten.
1982 stach er erneut mit Severin zusammen in See. Die Sindbad Voyage führte sie von Oman nach China. An der Jason Voyage 1984 nahm er nur auf der Etappe von Griechenland nach Georgien teil (23. April-30. Juni).
Um den Wahrheitsgehalt der Odyssee zu überprüfen, unternahm er zusammen mit Severin 1986 die Ulysses Voyage.
Von Mai bis November 1993 unternahmen sie den Versuch der China Voyage auf einem selbstgebauten Bambusfloß von China nach Nordamerika, der aber nicht vollständig gelang, da sie von Japan aus gestartet sind und das Floß etwa 1000 Kilometer vor dem Ziel aufgeben mussten.
1999 begab sich das Abenteurerduo auf die Suche nach dem Wahrheitsgehalt von Moby Dick. Diese Expedition führte sie unter anderem nach Malaysia, Indonesien und die Philippinen. Auf Robinson Crusoes Spuren ging es dann 2001 in die Karibik.
Der Künstler
Ohne Zweifel prägten all diese maritimen Abenteuer den Künstler Tróndur Patursson. Er avancierte zu einem der bedeutendsten Kulturschaffenden der Färöer mit jährlich mehreren Ausstellungen im In- und Ausland. 1981 gründete er mit Anderen den Verband der Färöischen Bildenden Künstler (Føroysk Myndlistafólk), dem er 1990 bis 1994 auch vorstand. Seit 1991 ist er fester Teilnehmer an der traditionellen Frühjahrsausstellung des Nationalen Kunstmuseums, in dessen Beirat er seit 1995 sitzt.
Patursson ist ein ausgesprochen experimenteller Künstler, der sich schon auf mehreren Gebieten ausgedrückt hat. Er arbeitet mit Skulpturen und Reliefs aus Eisen, Kupfer und anderen Metallen. Treibholz, verkohltes Holz, Walknochen, Steine und andere Materialien aus der Natur werden für monumentale Skulpturen verwendet, bei denen auf Stofflichkeit, Struktur und dekorative Qualität Wert gelegt wird.
Seit 1987 etablierte sich Tróndur Patursson als Glaskünstler. Hierfür hat er sich einen eigenen Glasofen gebaut. Seine Technik besteht darin, farbloses Pulver auf die Glasplatten zu streuen, das erst im Ofen zerfließt, sich festbrennt und dann bunt wird. Erst im Nachhinein lässt sich das Zufallsergebnis beurteilen. Die Kunst besteht darin, diesen Zufall dennoch steuern zu können.
Diverse färöische und dänische Gebäude wurden mit seinen Skulpturen und Glaskunstwerken ausgeschmückt: Føroya Sparikassi in Tórshavn (1979), Technische Schule (1982), Hotel Føroyar (1983), Haus des Nordens (1985), SMS-Einkaufszentrum (1987), Útvarp Føroya und Flughafen Vágar (beide 1989), Kirche von Gøta (1991-1994, vielleicht sein stolzestes Werk einer kompletten Inneneinrichtung), Rønbjerg Feriecenter in Dänemark (1992), Katholische Kirche auf den Färöern, Springbrunnen mitten in Tórshavn (1993), Køge Bugt Kulturhus in Dänemark (1995), Flughafen Kastrup (1998), Krankenhäuser in Middelfart und Frederikshavn (1999), Tornbjerg Kirke, Odense, Bryghuset, Herning und das Althing in Island (2000), Flughafen Kastrup und Sparekassen Kronjylland in Randers (2002), Reichshospital in Kopenhagen (2003), Frauenkirche in Svendborg, Kopenhagener Zoo und Musikhaus in Aarhus (2004).
Am 1. Oktober 2007 besuchten der ehemalige US-Präsident Bill Clinton und der ehemalige UN-Waffeninspekteur Hans Blix die Färöer. Beide bekamen als offizielles Geschenk je einen blauen Glasvogel aus Tróndur Paturssons Hand.[1]
Literatur
Dänisch über den Künstler
- Lise Funder, Per Steen Hebsgaard und Gunnar Hoydal: Tróndur Patursson, Kopenhagen 1991.
- Bárður Jákupsson: Færøernes billedkunst. Atlantia, Hjørring 2000 (S. 100-104)
- Finn Terman Frederiksen: Tróndur Patursson, Randers Kunstmuseums Forlag, 2003.
Englisch über den Abenteurer
- Tim Severin: The Brendan Voyage. Hutchinson & Co., London 1978 (Zeichnungen von Patursson; auch in deutscher Übersetzung Tausend Jahre vor Kolumbus. Auf den Spuren der irischen Seefahrermönche, Hoffmann und Campe, Hamburg 1979 und Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1982 usw.)
- Tim Severin: The Sindbad Voyage. Hutchinson & Co., London 1982.
- Tim Severin: The Jason Voyage. The Quest for the Golden Fleece. Hutchingson & Co, London 1985. (Zeichnungen von Patursson)
- Tim Severin: The Ulysses Voyage: Sea Search for the Odyssey. Hutchinson & Co, London 1987.
- Tim Severin: The China Voyage. A Pacific Quest by Bamboo Raft. Little, Brown and Company, London 1994.
- Tim Severin: In Seach of Moby Dick. Quest for the White Whale. Little, Brown and Company, London 1999. (Zeichnungen von Patursson)
- Tim Severin: In Search of Robinson Crusoe. Basic Books, New York 2002.
Weblinks
Commons: Tróndur Patursson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Trondurpatursson.dk (auf Englisch, Dänisch und Färöisch)
- Art.fo - Tróndur Patursson (auf Englisch, Dänisch und Färöisch)
- Stamps.fo - Nordische zeitgenössische Kunst (Public Domain, teilw. Grundlage dieses Artikels)
Einzelnachweise
- ↑ portal.fo: Clinton fær glasfugl sum gávu („Clinton bekommt Glasvogel als Geschenk“), 1. Oktober 2007
Dieser Artikel wurde am 15. August 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen.
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