Ulmbachtalbahn

Ulmbachtalbahn
Stockhausen–Beilstein (Ulmbachtalbahn)
Streckennummer: 3711
Streckenlänge: 15,1 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Legende
Strecke – geradeaus
von der Lahntalbahn von Wetzlar
Bahnhof, Station
0,0 Stockhausen (Lahn)
   
Lahntalbahn nach Limburg
   
ca. 1 km parallel zur Lahntalbahn
   
Ulmbachquerung
   
Biskirchen Richtung Löhnberg
   
4,4 Bissenberg
   
7,2 Allendorf (Kreis Wetzlar)
   
Allendorf Richtung Allendorf Ost
   
8,6 Ulm (Kreis Wetzlar)
   
10,1 Holzhausen
   
Holzhausen Richtung Rodenroth
   
13,5 Wallendorf (Beilstein)
   
15,1 Beilstein (Dillkreis)

Die Ulmbachtalbahn (im Volksmund auch „Balkanexpress“) war eine Bahnstrecke, die von Stockhausen (Lahn) nach Beilstein (Dillkreis) verlief.

Die etwa 15 Kilometer lange Nebenstrecke wurde 1922 eröffnet und überwand rund 250 Meter Höhenunterschied.

Der Personenverkehr wurde bereits am 30. Mai 1976 eingestellt, der Güterverkehr am 30. Januar 1988. Anfang der 1990er-Jahre wurde die Strecke zurückgebaut und die Gleise nach Italien gebracht.

Inhaltsverzeichnis

Streckenbeschreibung

Nach Stockhausen führte das Gleis der Ulmtalbahn rund einen Kilometer parallel neben den Gleisen der Lahntalbahn her; es folgte die einzige Überquerung des Ulmbachs und ein bogenförmiger Streckenabschnitt ohne Halt durch den Ort Biskirchen. Bis Allendorf führte die eingleisige Trasse durch Felder und Wälder. Ulm (Lahn-Dill-Kreis) und Holzhausen liegen etwas unterhalb der Strecke, Beilstein hingegen hat einen Bahnhof im Ortsbereich. Insgesamt wurden 19 Brücken gebaut, um Feldwege oder Bäche zu überwinden. Die maßgebende Neigung betrug 1:45. Es konnte eine maximale Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h gefahren werden, Kreuzungsmöglichkeiten bestanden in Allendorf und Holzhausen.

Geschichte

Um die reichen Rohstoffvorkommen im Ulmtal (Erz, Basalt, Holz und Ton) abzutransportieren, beschloss man Anfang des 20. Jahrhunderts, eine Stichbahn von der Lahntalbahn hinter dem Bahnhof Stockhausen bis nach Beilstein zu bauen. Anfangs hielt man sich noch die Option offen, die Strecke über Beilstein hinaus bis nach Driedorf zur Westerwaldquerbahn zu verlängern. Der Bahnhof Beilstein wurde hierfür bereits beim Bau als Durchgangsbahnhof ausgerichtet. Allerdings verwarf man die Pläne aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und der Wirtschaftskrise Ende der 1920'er später und die Ulmtalbahn blieb eine Stichbahn.

Erste Bahn ins Ulmtal 1915

Bereits im zweiten Jahrzehnt wurde eine Schmalspurbahn mit 600 mm Spurweite ins Ulmtal gebaut. Sie verlief vom heutigen "OutdoorCenter Lahntal" zwischen Allendorf und Biskirchen bis zum Bahnhof nach Stockhausen. Ab 1915 wurde hier der Aushub und die Bodenschätze von einigen Gruben rund um Allendorf mit dem Zug nach Stockhausen gebracht um sie von dort aus mit der Lahntalbahn weiter transportieren zu können. Sie Strecke verlief - im Gegensatz zur späteren Ulmtalbahn - direkt am Ulmbach entlang. Personen- oder sonstiger Güterverkehr fand mit großer Wahrscheinlichkeit nicht statt. Der Abtransport erfolgte mit Lorenwagen mit einem Fassungsvermögen von 750 l. Mit Aufgabe der Grube "Emma" in Allendorf 1922 wurde auf der Bahn der Verkehr eingestellt und die Strecke demontiert. Heute ist vom Streckenverlauf nichts mehr zu sehen.

Die Ulmtalbahn

Der erste Streckenabschnitt Stockhausen–Allendorf konnte bereits am 1. September 1921 eröffnet werden, in den Folgejahren erreichte die Bahn 1922 Holzhausen und schließlich 1924 Beilstein, ein geplantes Bahnhofsgebäude in Bissenberg wurde nicht verwirklicht. Nach der Inbetriebnahme zog auch die Wirtschaft im Ulmtal stetig an. Die Nachfrage nach Rohstoffen aus dem Ulmtal, insbesondere Ton und Basalt sowie Holz, brachten Arbeit an die Landbevölkerung. Die Güter wurden mit der neu geschaffenen Bahn abtransportiert. Auch für die Landwirtschaft brachte die Bahn einen Aufschwung, denn nun wurden Obst und Ackererzeugnisse waggonweise in die Großstädte, vor allem Frankfurt und das Ruhrgebiet verkauft. Mit der Zunahme des Straßenverkehrs wurden die Obsttransporte auf der Schiene aus dem Ulmtal schließlich immer weniger und wurden später ganz eingestellt.

Im Zweiten Weltkrieg wurden keine größeren Schäden verzeichnet, sodass nach Kriegsende eine rasche, vollständige Betriebsaufnahme möglich war. Der Betrieb ruhte lediglich zwischen März und August 1945.

1955 wurden drei Bahnübergänge mit Blinklicht ausgestattet, nachdem es bei Biskirchen zu einem schweren Unfall mit dem Zug und einen LKW gekommen war, dessen Faherer einen herannahenden Personenzug an einem unbeschrankten Bahnübergang übersehen hatte und es in Folge dessen zu einem Zusammenprall kam, woraufhin die Lok entgleiste und den Bahndamm hinunterstürzte. Es gab mehrere Verletzte.

Am 30. Mai 1976 endete mit Wechsel zum Sommerfahrplan der planmäßige Personenverkehr auf der gesamten Strecke; obwohl die Fahrgastzahlen dies nicht unbedingt rechtfertigten. Bis zum Schluss nutzen vor allem Pendler und Schüler nach Wetzlar die Züge zu den Stoßzeien am Morgen, Mittags und abends. Vor allem in schneereichen Wintern war auf die Züge stetts Verlass. Bis zur endgültigen Stilllegung fanden hin und wieder Sonderfahren mit Personenzügen statt.

Schienenverkehr

Die Personenzüge fuhren an allen sieben Wochentagen, einige Züge endeten von Beilstein kommend in Stockhausen. Die Züge für Schichtarbeiter und Schüler fuhren durch bis nach Wetzlar, vereinzelt auch bis nach Gießen.

Zunächst befuhren kleinere Dampfloks der Baureihe 94 die Strecke mit Personenwagen der Bauart Langenschwalbach und Bi (Donnerbüchse), später wurden diese durch die Schienenbusse ersetzt. Bis zum Abzug der Dampfloks im Personenverkehr war Beilstein Lokbahnhof.

Nachdem der Personenverkehr eingestellt worden war, wurde der Verkehr vom Ulmtal nach Wetzlar durch den Bahnbus (Deutschland) übernommen, welcher heute noch unter der Linie 125 des VLD verkehrt.

Den Güterverkehr übernahmen in den letzten Betriebsjahren Loks der Baureihe 212. Zuvor war auf der Strecke ein breites Spektrum an Dampfloks im Güterverkehr zu sehen, so z. B. die Baureihen 55, 56, 86, 50 oder die BR 95. Durch den Abbau vieler Bodenschätze und Firmen, welche von der Bahn nach wie vor als Zulieferer Gebrauch machten, fand dennoch bis zum Ende ein reger Güterverkehr statt. Großzügige Gleisanlagen hierfür befanden sich in Stockhausen, Allendorf, Holzhausen und Beilstein - quasi an fast jeder Station. In Ulm war ein Ladegleis vorhanden. Trotzdem endete im Januar 1988 der Güterverkehr.

Heutige Situation

Auch die Gleisanlagen für die Ulmtalbahn in Stockhausen wurden abgebaut. Die Trasse lässt sich heute noch durch markante Geländeeinschnitte gut erkennen. Einige Gleisbette sind mit Wohnhäusern bebaut oder werden anderweitig genutzt. Die Bahnhofsgebäude in Allendorf, Holzhausen und Beilstein wurden für private Zwecke umgebaut. In Bissenberg, Ulm und Wallendorf erinnert nur noch die alte Bahnsteigkante an den einstigen Haltepunkt. Im Beilsteiner Bahnhof befand sich noch ein privates Museum über die Ulmtalbahn, welches jedoch 2011 an den dortigen Heimat und Geschichtsverein übergeben wurde. Einige Schautafeln wurden entlang der Strecke aufgestellt und geben die Geschichte der Bahnlinie wieder.

Seit 2010 wird die Trasse für den "Ulmtal-Radweg" gereinigt und vorbereitet. Mit dem ersten ca. 2,5 km lange Bauabschnitt zwischen Lahntal und Allendorf-Ort wurde am 26. Oktober 2010 begonnen. [1] Eine alte Eisenbahnunterführung wurde dafür abgerissen und wird nun durch einen Brückenneubau ersetzt.

Referenzen

  1. Bahntrasse wird Radweg: Baubeginn für den ersten Abschnitt in Allendorf. In: Wetzlarer Neue Zeitung. 27. Oktober 2010.

Literatur

  • Jochem Hellmig, Hans Hilpisch, Waldemar Rödling (Eisenbahnfreunde Kirchhain, Hrsg.): Die Ulmtalbahn. Kirchhain 1993.

Siehe auch


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