- Bahnbus (Deutschland)
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Als Bahnbus wurde der Omnibus-Linienverkehr der Deutschen Bundesbahn (DB) und der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) betrieben.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ursprünglich wurde der Überlandlinienverkehr in Deutschland aus historischen Gründen meist von der Post betrieben. Dieser zunächst Kraftpost und später Postreisedienst genannte Verkehr löste die Postkutschen ab. Verträge mit den Länderbahnen beziehungsweise später mit der Deutschen Reichsbahn sicherten zu, dass parallel zu Eisenbahnstrecken keine Postbusse verkehrten.
Die Deutsche Reichsbahn begann 1933 schließlich mit der Einrichtung eigener Omnibus-Linienverkehre. Es bildeten sich dabei verschiedene Linientypen heraus:
- Erschließung von Ortschaften in welche aus wirtschaftlichen Gründen keine Eisenbahnen mehr gebaut wurden, nach dem Ersten Weltkrieg wurden in Deutschland nur noch vereinzelt neue Bahnstrecken eröffnet
- Ersatz für stillgelegte Bahnstrecken
- Ersatz für unrentable Züge mit geringer Fahrgastzahl, meist einzelne Fahrten in Tagesrandlage
- Verkehr parallel zu Bahnstrecken, aber mit verbesserter Erschließung von Ortschaften mit großer Entfernung zwischen Siedlung und Bahnstation, gegebenenfalls durch Stichfahrten
Auch auf den ersten Abschnitten der Reichsautobahnen musste die DRG auf Druck Adolf Hitlers einen Omnibus-Schnellverkehr einrichten, dazu gehörte die Strecke Frankfurt/Main – Darmstadt – Mannheim. Daraus entwickelte sich der spätere Bahnbusverkehr der Deutschen Bundesbahn. Die Linien der Deutschen Reichsbahn beziehungsweise später der Deutschen Bundesbahn durften nicht von der Kraftpost betrieben werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR, dort meistens parallel zu Bahnstrecken, neue Linien eingerichtet. In der DDR wurden diese bis 1954 von den Kraftverkehrskombinaten der Bezirke übernommen. Um 1950 hatte die Deutsche Bundesbahn auf circa 750 eigenen Linien etwa 1000 eigene Omnibusse und über 300 Busse von Fremdunternehmen auf ihrem Liniennetz im Einsatz. 1957 erreichte das Liniennetz etwa 50.000 Kilometer. Im Westen baute die Deutsche Bundesbahn ihr Bahnbusnetz weiter aus, auch jetzt meist als Ersatz für stillgelegte Strecken oder unrentable Züge.
Jede Bundesbahndirektion hatte eine Bahnbusverkehrsstelle, dieser unterstanden unter anderem die Einsatzstellen der Busse, die Kraftwagenbetriebswerke, kurz Kbw genannt. Ein Großteil der Busfahrer war verbeamtet (Ober-/Triebwagenführer K). Die Busfahrer wurden bei der Deutschen Bundesbahn auch scherzhaft Gummibahner genannt.
Viele lange Strecken wurden im Laufe der Zeit eingestellt, beziehungsweise werden nur noch auf Teilstücken bedient. Dafür stehen zum Beispiel:
- Hannover – Hameln – Kassel
- Hannover – Hameln – Lemgo – Detmold (mit über 100 Haltestellen)
- Hannover – Hildesheim – Goslar – Clausthal-Zellerfeld
- Hannover – Celle – Sprakensehl
- Hannover – Hamburg
- Bremen – Hameln und viele andere
Viele Busfahrer übernachteten am Linienendpunkt in Dienst- oder Privaträumen, um morgens ihren Dienst für die Rückfahrt wieder anzutreten. Nicht selten waren Busfahrer mit Streckenkenntnis auf über 20 Linien mit teils über 1000 Haltestellen.
Zusammenschluss
Am 18. März 1976 wurden nach langwierigen politischen Entscheidungsprozessen die Bahn- und Postbusse zur Omnibusverkehrsgemeinschaft Bahn/Post zusammengeführt, die den Übergang der Kraftpost, des späteren Postreisedienstes, auf den Bahnbusdienst der Deutschen Bundesbahn einleitete, die als Schienenersatzverkehr ein Netz parallel zu Bahnstrecken betrieb. Zuvor hatte der Postreisedienst 1974 mit 435 Millionen Fahrgästen die höchste Beförderungszahl in den 80 Jahren seines Bestehens erreicht. Ziel der Vereinigung war es, den öffentlichen Personennahverkehr mit Omnibussen wirtschaftlicher zu betreiben und bedarfsgerecht auszubauen.
Bereits in den 1970er-Jahren kamen Überlegungen auf, die Busdienste der beiden Bundesunternehmen Bahn und Post rentabler zu gestalten. Um erste Erfahrungen zu sammeln, wurden in fünf Pilotprojekten die Busdienste von Bahn und Post zusammengeführt und als privatwirtschaftliche GmbHs betrieben. So entstanden zum 1. Oktober 1976 aus den Bahnbus-Geschäftsbereichen Hannover und Köln die RVH (Regionalverkehr Hannover GmbH, heute RegioBus Hannover GmbH) und die RVK (Regionalverkehr Köln GmbH), die Autokraft GmbH (Schleswig-Holstein), die Regionalverkehr Oberbayern (RVO) und später zum 1. Januar 1982 die KVG Stade.
Auf Beschluss des Bundeskabinetts vom 25. Juni 1980 wurden zum 1. Januar 1981 alle von Bahn und Post betriebenen Busdienste bei der Deutschen Bundesbahn zusammengefasst. Es wurden in 19 Regionen auf öffentlich-rechtlicher Grundlage regionalisierte, von der übrigen Bahn-Organisation getrennte Busgesellschaften eingerichtet. Teilweise trugen diese den Namen Geschäftsbereich Bahnbus XY, teilweise bereits Namen wie Regionalverkehr XY. In der Region Allgäu übernahm erst zum 1. Juni 1985 die Regionalverkehr Schwaben-Allgäu (RVA), eine Tochtergesellschaft der Regionalverkehr Oberbayern (RVO) im Allgäu den letzten Teil des noch alleine der Bundespost unterstehenden Postreisedienstes im Bundesgebiet.
Regionalbusse
Nach und nach wurden auch die verbliebenen regionalen Bahnbus-Geschäftsbereiche der Deutschen Bundesbahn in selbstständige Regionalbus-Gesellschaften umgewandelt, verblieben aber unter dem Dach der Unternehmensgruppe Vereinigte Bundesverkehrsbetriebe (VBG). Gesellschafter der VBG waren die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Bundespost. 1994 gingen die Anteile der Deutschen Bundesbahn auf die DB AG über, 1995 die der Deutschen Bundespost auf die PDB Postdienst Beteiligungs-GmbH.
In den 1990er-Jahren wurden insgesamt vier Regionalbusunternehmen verkauft: Im Jahr 1992 wurde der Regionalbus Augsburg RBA an ein Konsortium lokaler (privater und öffentlicher) Busunternehmer und lokaler Gebietskörperschaften verkauft. Ebenso wurde 1995 mit der Regionalverkehr Köln verfahren, mit dem Unterschied, dass hier keine privaten, sondern ausschließlich öffentliche oder sich in öffentlichem Besitz befindliche Unternehmen und eine Gebietskörperschaft beteiligt wurden, dies aus der Augsburger Erfahrung heraus. 1996 wurde die Kraftverkehr GmbH (KVG) Stade und Lüneburg an die Verkehrsbetriebe Osthannoversche Eisenbahnen GmbH (OHE) mit Sitz in Celle und die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (EVB) in Zeven abgegeben. Schließlich wurde 1998 die Regionalverkehr Hannover GmbH mit der Steinhuder Meer-Bahn und einem Teil der Verkehrsbetriebe Bachstein verschmolzen um ein gemeinsames Verkehrsunternehmen für den Regionalverkehr im Großraum Hannover zu schaffen. Die daraus entstandene RegioBus Hannover gehört der Region Hannover (89,3 Prozent), dem Landkreis Nienburg (8,42 Prozent) und dem Landkreis Schaumburg (2,28 Prozent). Die Beteiligung eines privaten Unternehmers endete zum 31. Dezember 2005 und wurde durch eine Gebietskörperschaft übernommen. Die Buslinien im Raum Hildesheim und Alfeld werden als Regionalverkehr Hildesheim (RVHi) von den Stadtwerken Hildesheim betrieben, die Buslinien im Raum Hameln wurden von der KVG Hameln übernommen.
Ursprünglich sollten alle regionalen Bundesbusgesellschaften privatisiert, damit verkauft, werden. Dieser Plan wurde jedoch nach dem Rückzug der PDB Postdienst Beteiligungs-GmbH und der hundertprozentigen Übernahme der Gesellschaften durch die Deutsche Bahn nicht weiter verfolgt.
Mittlerweile werden die Busse der regionalen Busgesellschaften der Deutschen Bahn im allgemeinen Sprachgebrauch nur noch selten als Bahnbusse bezeichnet. Anders als der frühere Geschäftsbereich Bahnbus gab es keine bundesweit einheitliche Farbgebung als Corporate Design mehr. Dennoch wurden alle Busgesellschaften 2004 im Geschäftsfeld Stadtverkehr zusammengefasst und werden unter dem Dach der DB Stadtverkehr geführt, wobei die Eigenständigkeit der Unternehmen erhalten blieb. Im Zuge einer Strategie, das Auftreten der einzelnen Konzerntöchter der DB AG nach Außen hin zu vereinheitlichen, soll es in Zukunft wieder ein einheitliches Erscheinungsbild aller DB-Unternehmen in der Farbe Verkehrsrot geben. Heute gelten die Regionalbusgesellschaften der Deutschen Bahn als deren gewinnträchtigste Sparte.
Fuhrpark
Beim mit Abstand überwiegenden Teil der Fahrzeuge im Bahnbusverkehr handelte es sich um Überlandbusse. Daneben gab es Kombi- und einige Reisebusse, welche teilweise auch über eine eigene Touristiksparte zum Beispiel entlang der Romantischen Straße vermarktet, jedoch auch im Linienverkehr (überwiegend Berlinverkehr) eingesetzt wurden. Nur in wenigen Städten versahen Bahnbusse auch den Stadtverkehr.
Bei der Neugründung nach dem Krieg wurde zunächst ein bunt gemischter Fuhrpark an verbliebenen Kriegs- und Vorkriegsmodellen aller möglicher Fabrikate übernommen, der jedoch seit Anfang der 1950er-Jahre sukzessive durch zumeist größere Serien neuer Fahrzeuge ersetzt wurde. Der spätere Fuhrpark setzte sich praktisch aus Fahrzeugen aller namhaften deutschen Bushersteller zusammen, am stärksten vertreten waren Daimler-Benz, MAN, Büssing, Magirus-Deutz, Kässbohrer Setra sowie in der Anfangszeit auch Krauss-Maffei. Die Fahrzeuge wurden in den verschiedenen regionalen Geschäftsbereichen in stark unterschiedlichen Gewichtungen der Hersteller eingesetzt, so dass in einigen Regionen einzelne Hersteller sehr stark vertreten waren. Während der Lebensdauer wurden Fahrzeuge teilweise auch bundesweit umstationiert. Außerdem waren noch Reisebusse von Büssing mit Aufbauten der Firma Emmelmann aus Hannover im Einsatz. Diese wurden auch im Linienverkehr nach West-Berlin eingesetzt.
In den 1950er-Jahren liefen viele Busse noch mit Busanhängern im Linienverkehr. Exoten waren Gaubschat-Hängerzüge, deren Personenanhänger einen Übergang zum Zugfahrzeug hatten. Sie ähnelten somit einem Gelenkbus, jedoch ließen sich die Anhänger abkuppeln. Auch Busse von Henschel, Krupp und Faun waren zeitweise im Einsatz. Zeitweise waren auch Einachs-Gepäckanhänger in Betrieb, beispielsweise zwischen Hannover Hbf und Flughafen Hannover.
In kleinerer Serie waren 1953/1954 Zweiwege-Busse (Schi-Stra-Bus) des norddeutschen Herstellers NWF beschafft worden, die mit untergeschobenen Eisenbahn-Drehgestellen auch auf der Schiene gefahren werden konnten. Diese Fahrzeuge kamen in Bayern im Raum Passau und Augsburg sowie im Rheinland im Raum Koblenz zum Einsatz. Das komplizierte und zeitraubende Wechselsystem von der Schiene auf die Straße und umgekehrt bewährte sich jedoch nicht.
Mit dem Anschluss des Saarlandes an die Bundesrepublik kamen 1957 auch eine Reihe französischer Bahnbusse der Marke Berliet in die Reihen der Deutschen Bundesbahn, die nach ihrem Ausscheiden durch deutsche Fabrikate ersetzt wurden.
In den 1960er- und frühen 1970er-Jahren wurden auch eine Reihe von Reise- und Gelenkbussen der Firma Auwärter Neoplan beschafft, ebenso nochmals einige Überland-Fahrzeuge dieses Herstellers Mitte der 1980er-Jahre.
Mit dem Aufkommen der Standard-Busse Ende der 1960er-Jahre hielten diese nach und nach auch in den DB-Fuhrpark einzug, obwohl noch bis Mitte der 1970er-Jahre auch die älteren, nicht standardisierten Baumuster beschafft wurden. Mitte der 1980er-Jahre setzte sich der Bestand fast ausschließlich aus den Standard-Überlandbussen (StÜLB) der Hersteller MAN, Daimler-Benz und Magirus-Deutz zusammen, hinzu kamen noch eine kleinere Zahl von Bussen der Firmen Auwärter Neoplan und Kässbohrer Setra (die sich erst spät bzw. im Falle Kässbohrer wegen der Abhängigkeit von Daimler-Benz als Motorenlieferant nicht am Standardbus-Konzept beteiligen durften) sowie einige Reisebusse verschiedener Fabrikate.
In den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren avancierte der Setra S 215 UL zum „typischen“ Bahnbus im Überlandverkehr.
Lackierungen
Im Gegensatz zu den gelben Postbussen waren die Bahnbusse bis 1981 in Purpurrot lackiert (RAL 3004). Diese Farbe wurde jedoch bei der DB als Weinrot bezeichnet.
In der Folgezeit gab es verschiedene Farbvarianten, darunter 1982 und 1983 himbeerrot und weiß/himbeerrot, bis sich himbeerrot ab 1984 bis zum Ende des Bahnbusdienstes für die neubeschafften Fahrzeuge für einige Jahre durchsetzen konnte. Daneben gab es auch immer wieder abweichende Sonderlackierungen, besonders im Reisebusbereich. Ältere Fahrzeuge wurden nur teilweise den neuen Farbschemata entsprechend umlackiert, so dass es in den 1980er-Jahren zeitgleich mehrere Farbvarianten gab; neben alten dunkelroten, diversen Testfarbgebungen und den neuen himbeerroten Fahrzeugen verblieb ein Großteil der übernommenen Postbusse bis zu ihrer Ausmusterung in gelb und erhielten nur das DB-Logo sowie DB-Kraftfahrzeugkennzeichen.
Nach der Umwandlung in Regionalgesellschaften verblieb ebenfalls ein Großteil der übernommenen Fahrzeuge in den bisherigen Farben, so dass man bis Ende der 1990er-Jahre die noch unter Bundesbahn-Regie beschafften Busse teilweise in den alten, zuletzt meist hellroten Bahnbus-Lackierungen sehen konnte. Im Zuge der Umsetzung der konzerneinheitlichen Corporate Identity werden seit Beginn des Jahres 2008 die verschiedenen regionalen Lackierungsvarianten durch eine einheitliche, an die Lackierung von Nahverkehrszügen angepasste, verkehrsrote Lackierung ersetzt.
Bahnbus-Kursbuch
Bis etwa 1990 wurde ein zweiteiliges Bahnbus-Kursbuch herausgegeben. Die Linien beziehungsweise Strecken hatten vierstellige Nummern, von 1500 (auf Sylt) bis in die 9000er (Bayern). Das Buskursbuch ermöglichte es, deutschlandweit Verbindungen auch in kleinste Orte nachzuschlagen, zumal vereinzelt auch Linien anderer Betriebe aufgenommen waren.
Busgesellschaften
Eine Liste der verschiedenen Busgesellschaften findet sich unter DB Stadtverkehr.
Ehemalige Gesellschaften:
- Regionalbus Augsburg (RBA): verkauft an ein Konsortium lokaler Busunternehmer und Gebietskörperschaften
- Regionalverkehr Köln (RVK): verkauft an die kommunalen Verkehrsunternehmen und eine Gebietskörperschaft
- Regionalverkehr Hannover (RVH): verkauft an die kommunalen Gebietskörperschaften im Raum Hannover und an die Regionalverkehr Hildesheim und KVG Hameln
- Kraftverkehr GmbH (KVG) Stade-Lüneburg: verkauft an die Verkehrsbetriebe Osthannoversche Eisenbahnen GmbH (OHE) mit Sitz in Celle und die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (EVB) in Zeven
Literaturhinweise
- Volkhard Stern, Werner Hartung: Die Straßenfahrzeuge der Deutschen Bundesbahn - Teil 1: Bahnbusse. Brekina, Teningen 2003 (Brekina Artikel-Nummer 11012) – 111 Seiten, zahlreiche teils farbige Abbildungen: ausführliche Geschichte und Fuhrpark des Bahnbus von circa 1945 bis zum Ende
Weblinks
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