- Untere Eistalbahn
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Untere Eistalbahn
Worms–GrünstadtKursbuchstrecke (DB): zuletzt 274f Streckennummer (DB): 3423 Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Legendevon Mainz von Biblis 0,0 Worms Hbf nach Alzey 1,4 Worms-Vorstadt nach Ludwigshafen 3,4 Worms-Zollhaus (früher: Zollhaus b Worms) 4,4 Worms-Weinsheim (früher: Weinsheim) 5,0 Worms-Horchheim (früher: Horchheim b Worms) 6,0 Wiesoppenheim 9,0 Heppenheim (Rheinhessen) Eisbach (Schwefelbrücke) 11,0 Offstein 11,7 ehem Landesgrenze Hessen–Bayern 12,4 Neuoffstein 13,8 Obrigheim-Colgenstein 14,8 Heidesheim (Pfalz) 15,8 Albsheim (Eis) von Monsheim von Ramsen 18,0 Grünstadt nach Neustadt (Weinstraße) Die Untere Eistalbahn - im Volksmund wahlweise auch als Wissegickel, Pfefferdüttche oder Offsteiner Schneck bezeichnet - war eine Nebenbahn, die vom rheinhessischen Worms ins pfälzische Grünstadt führte und heute zu weiten Teilen stillgelegt ist. Sie wurde im Zeitraum von 1886 bis 1900 errichtet. Ihren Namen erhielt sie, weil sie auf fast gesamter Länge dem unteren Verlauf des Eisbachs folgt; der Zusatz „untere“ rührte daher, dass der Begriff „Eistalbahn“ bereits an die 1876 eröfftete Bahnstrecke Grünstadt–Eisenberg im oberen Flussverlauf vergeben war, die 1932 bis nach Enkenbach durchgebunden wurde.
Die Tatsache, dass sie damals mit Bayern und Hessen das Gebiet zweier Länder durchquerte, hatte zur Folge, dass die beiden entsprechenden Teile von unterschiedlichen Gesellschaften betrieben wurde. Da 1909 alle pfälzischen Eisenbahn verstaatlicht wurden, bestand anschließend bis zum Jahr 1953 das Kuriosum, dass die Bahnlinie sich teils unter staatlicher sowie teils unter privater Regie befand.
1968, mittlerweile komplett unter Regie der damaligen Deutschen Bundesbahn, wurde der Personenverkehr eingestellt, ein Jahr später folgte der Güterverkehr auf dem Abschnitt Offstein–Worms Zollhaus. Letzterer fand auf dem innerhalb der Stadt Worms verbliebenen Rumpfstück 1988 sein Ende, zehn Jahre später ebenso zwischen Neuoffstein und Offstein. Zwischen Neuoffstein und Worms ist die Strecke inzwischen abgebaut. Auf dem verbliebenen Teilstück Grünstadt–Neuoffstein blieb der Güterverkehr zum Südzucker-Werk Offstein bislang erhalten.
Inhaltsverzeichnis
Verlauf
Die Strecke begann in Worms und folgte der Bahnstrecke Mainz–Ludwigshafen auf der Länge von etwa anderthalb Kilometern. In diesem Bereich befand sich der Haltepunkt Worms-Vorstadt. Anschließend bog sie rechts ab und orientierte sich am Verlauf des Eisbach. Ab Neuoffstein ist die Strecke noch vorhanden. Kurz bevor sie in die Pfälzische Nordbahn einmündet, verlässt sie dieses Flusstal wieder, um nach etwa zwei Kilometern den Bahnhof von Grünstadt zu erreichen.
Vom Wormser Hauptbahnhof zum Bahnhof Heppenheim (Rheinhessen) verlief sie innerhalb der kreisfreien Stadt Worms, Offstein ist Teil des Landkreis Alzey-Worms. Der noch vorhandene Streckenabschnitt befindet sich komplett im Landkreis Bad Dürkheim.
Geschichte
SEG-Strecke Worms-Offstein
Schon vergleichsweise früh gab es Bestrebungen, durch das untere Eistal eine Bahnstrecke in Richtung Grünstadt zu errichten. Vor allem der in Worms ansässigen Lederindustrie schwebte eine Magistrale über Kaiserslautern bis nach Pirmasens vor, dessen dort ansässige Schuhindustrie als Kunde anvisiert wurde. Ebenso sprachen die dichte Besiedlung der Gegend sowie die umfangreiche landwirtschaftliche Nutzung für einen Bahnbau. Erst die betroffenen Gemeinden entlang des Flusses konnten jedoch die Errichtung der vorgesehenen Bahnlinie erreichen, als diese im Jahr 1884 ein Komitee bildeten.
Nachdem der Bau schon begonnen hatte, erhielt im Oktober 1886 das Eisenbahnkonsortium Bank für Handel und Industrie - Herrmann Bachstein die Konzession für Bau und Betrieb der Strecke von Worms bis nach Offstein, die bereits am 12. Dezember desselben Jahres eröffnet wurde. Die Strecke wurde mit Wirkung zum 11. Februar 1895 von Bachstein in die neugegründete Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft AG (SEG) eingebracht.
Die SEG setzte 1939 auf ihrem Abschnitt der Worms-Offsteiner Eisenbahn drei Dampflokomotiven, einen Triebwagen, zehn Personen-, zwei Gepäck- und drei Güterwagen ein. Lokschuppen, Werkstatt und Betriebsleitung befanden sich in Offstein.
Verlängerung Offstein-Grünstadt durch die Nordbahn
Bereits 1893 wurde das Projekt verfolgt die Strecke bis in die Pfalz nach Grünstadt zu verlängern, wobei jedoch nicht die SEG, sondern die Pfälzische Nordbahn den Zuschlag erhielt, die den Abschnitt bis Grünstadt am 15. September 1900 eröffnete. Mit der Nebenbahn Worms-Offstein wurde ein Gemeinschaftsverkehr mit durchgehenden Zügen eingerichtet.
Nach der Verstaatlichung der pfälzischen Eisenbahnen ging der westliche Streckenteil 1909 an die Königlich Bayerische Staatseisenbahnen über, 1920 an die Deutsche Reichsbahn und ihre Nachfolger. Trotz dieser komplizierten Eigentumsverhältnisse der gesamten Strecke von Worms nach Grünstadt blieb der Gemeinschaftsverkehrs erhalten.
Ende der SEG-Betriebs
Zum 31. Dezember 1952 lief die Konzession der SEG-Bahnstrecke Worms-Offstein ab, die 1936 durch das sog. "SEG-Gesetz" zwangsweise verlängert worden war. Da die SEG die defizitäre Strecke nicht weiter betreiben wollte, übernahm daraufhin das Land Rheinland-Pfalz die Teilstrecke, da auf der unteren Eistalbahn sowohl der Personen- als auch Güterverkehr immer noch eine große Bedeutung besaß. Die Betriebsführung ging damit auf der Gesamtstrecke an die Deutsche Bundesbahn über. Letztere wurde 1969 zudem zusätzlich Eigentümerin der gesamten Infrastruktur. Ab Mitte der 1970er erfolgte der Rückbau des in Rheinhessen gelegenen Streckenabschnitts.
Der Personenverkehr wurde am 28. September 1968 insgesamt eingestellt. Bereits ein Jahr zuvor hatte die DB eine parallel führende Omnibuslinie eingerichtet. Der Güterverkehr kam im rheinhessischen Teil abschnittweise zwischen 1969 und 1988 zum Erliegen, zuletzt der nur noch als Bahnhofsgleis betriebene Abschnitt Worms–Worms-Zollhaus am 1. November 1988. Anschließend hat man die Strecke Worms–Offstein abgebaut und mittlerweile teilweise überbaut. Der Güterverkehr auf dem Abschnitt Offstein–Neuoffstein wurde am 15. Dezember 1998 eingestellt und der Abschnitt fünf Tage später stillgelegt. Lediglich auf dem Abschnitt Neuoffstein–Grünstadt findet zur Belieferung des Südzucker-Werks Neuoffstein noch gelegentlich Güterverkehr statt, die übrige Bedienung durch DB Cargo wurde am 31. Dezember 2001 eingestellt.
Die Bahnstrecke wurde bis Ende 2008 von der Südzucker AG unterhalten.[1] Am 1. Januar 2009 hat die Wincanton Rail die Strecke von der Südzucker AG übernommen.[2] Die Wincanton Rail betreibt den Güterverkehr für die Südzucker AG, jährlich werden etwa 10.000 t Kristallzucker über die Bahnstrecke transportiert.[2]
Betrieb
Im Güterverkehr diente die Bahnlinie hauptsächlich dem Transport landwirtschaftlicher Produkte. Einen großen Teil letzterer machten Gurken und vor allem Zuckerrüben aus. Von allen Strecken, die sich im Eigentum der SEG befanden, hatte die Untere Eistalbahn das höchste Güteraufkommen zu verzeichnen. Die Bedeutung des Personenverkehrs trugen hauptsächlich die Lederwerke Heyl, die sich in der Nähe des Haltepunkts Worms-Vorstadt befanden. Der Schülerverkehr hatte ebenfalls eine tragende Rolle. Um die große Nachfrage im Personenverkehr zu bewältigen, wurden sämtliche Unterwegshalte mit langen Bahnsteigen ausgestattet. Pro Tag gab es auf der Strecke zwischen sechs und zehn Zügen pro Richtung. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit betrug 25 Kilometer pro Stunde.
Literatur
- Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen, Band 1: Rheinland-Pfalz/Saarland, Freiburg 1989, ISBN 3-88255-651-X, S.253-256
- Walter Borchmeyer: 40 Jahre Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft, Essen 1935
- Hans Huth: Die Nebenbahn Worms - Offstein, Worms 2005
- Ralph Häussler, Eisenbahnen in Worms, Hamm 2003, S. 134-141
Fußnoten
- ↑ Stand 6. Dezember 2008
- ↑ a b Jochen Glatt: Thema am Samstag: Die Bahnstrecke von Grünstadt nach Worms. Vor 40 Jahren fuhr der letzte Personenzug. Untere Eistalbahn einst betrieblich zweigeteilt – Südzucker hält weiterhin an Strecke von Grünstadt zum Werk Offstein fest. In: Die Rheinpfalz Nr. 285, Unterhaardter Rundschau, Samstag, 6. Dezember 2008
Weblinks
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